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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Drosera rotundifolia. Cap. 10.
Auch die Zellwandungen der Stiele gestatten verschiedenen Impulsen,
durch sie hindurchzugehen und damit Bewegung, vermehrte Absonde-
rung und Zusammenballung zu veranlassen. Im Ganzen stimmt die
Ansicht, dasz die Wände gewisser Zellen sich zusammenziehen, wobei
zu derselben Zeit etwas von der eingeschlossenen Flüssigkeit nach
auszen gedrängt wird, vielleicht am besten mit den beobachteten
Thatsachen überein. Wird diese Ansicht verworfen, so ist die nächst-
wahrscheinlichste die, dasz der flüssige Inhalt der Zellen in Folge
einer Änderung in seinem molecularen Zustande zusammenschrumpft,
dem dann ein Zusammenschlieszen der Wandungen folgt. Wie dem
auch sei, die Bewegung kann kaum der Elasticität der Wandungen
in Verbindung mit einem vorausgehenden Spannungszustande zuge-
schrieben werden.

In Bezug auf die Natur des motorischen Impulses, welcher von
den Drüsen aus die Stiele hinab und quer über die Scheibe gesandt
wird, scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dasz er mit jenem
Einflusse nahe verwandt ist, welcher das Protoplasma innerhalb der
Zellen der Drüsen und Tentakeln sich zusammenzuballen verursacht.
Wir haben gesehen, dasz beide Kräfte in den Drüsen ihren Ursprung
nehmen und innerhalb weniger Secunden derselben Zeit von den Drüsen
weiter gehen und auch durch die nämlichen Ursachen erregt werden.
Die Zusammenballung des Protoplasma dauert beinahe so lange, als
die Tentakeln eingebogen bleiben, selbst wenn dies länger als eine
Woche dauern sollte; aber das Protoplasma wird an der Beugungs-
stelle, kurz ehe sich die Tentakeln wieder ausstrecken, wieder aufge-
löst, woraus hervorgeht, dasz die anregende Ursache des Processes
der Zusammenballung dann völlig aufgehört hat. Wird das Blatt
der Einwirkung der Kohlensäure ausgesetzt, so bewirkt dies, dasz der
letzterwähnte Procesz, sowie der motorische Impuls die Tentakeln
sehr langsam hinabgeht. Wir wissen, dasz der Procesz des Zusammen-
ballens beim Durchschreiten der Zellwände aufgehalten wird, und
haben guten Grund zu glauben, dasz dies auch für den motorischen
Impuls gilt; denn hierdurch wird uns die Verschiedenheit in der
Schnelligkeit der Übermittelung in einer longitudinalen und queren
Richtung über die Scheibe verständlich. Unter einer starken Ver-
gröszerung ist das erste Zeichen der Zusammenballung das Erscheinen
einer Wolke und bald danach von äuszerst feinen Körnchen in der
homogenen purpurnen Flüssigkeit innerhalb der Zellen; und dies ist

Drosera rotundifolia. Cap. 10.
Auch die Zellwandungen der Stiele gestatten verschiedenen Impulsen,
durch sie hindurchzugehen und damit Bewegung, vermehrte Absonde-
rung und Zusammenballung zu veranlassen. Im Ganzen stimmt die
Ansicht, dasz die Wände gewisser Zellen sich zusammenziehen, wobei
zu derselben Zeit etwas von der eingeschlossenen Flüssigkeit nach
auszen gedrängt wird, vielleicht am besten mit den beobachteten
Thatsachen überein. Wird diese Ansicht verworfen, so ist die nächst-
wahrscheinlichste die, dasz der flüssige Inhalt der Zellen in Folge
einer Änderung in seinem molecularen Zustande zusammenschrumpft,
dem dann ein Zusammenschlieszen der Wandungen folgt. Wie dem
auch sei, die Bewegung kann kaum der Elasticität der Wandungen
in Verbindung mit einem vorausgehenden Spannungszustande zuge-
schrieben werden.

In Bezug auf die Natur des motorischen Impulses, welcher von
den Drüsen aus die Stiele hinab und quer über die Scheibe gesandt
wird, scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dasz er mit jenem
Einflusse nahe verwandt ist, welcher das Protoplasma innerhalb der
Zellen der Drüsen und Tentakeln sich zusammenzuballen verursacht.
Wir haben gesehen, dasz beide Kräfte in den Drüsen ihren Ursprung
nehmen und innerhalb weniger Secunden derselben Zeit von den Drüsen
weiter gehen und auch durch die nämlichen Ursachen erregt werden.
Die Zusammenballung des Protoplasma dauert beinahe so lange, als
die Tentakeln eingebogen bleiben, selbst wenn dies länger als eine
Woche dauern sollte; aber das Protoplasma wird an der Beugungs-
stelle, kurz ehe sich die Tentakeln wieder ausstrecken, wieder aufge-
löst, woraus hervorgeht, dasz die anregende Ursache des Processes
der Zusammenballung dann völlig aufgehört hat. Wird das Blatt
der Einwirkung der Kohlensäure ausgesetzt, so bewirkt dies, dasz der
letzterwähnte Procesz, sowie der motorische Impuls die Tentakeln
sehr langsam hinabgeht. Wir wissen, dasz der Procesz des Zusammen-
ballens beim Durchschreiten der Zellwände aufgehalten wird, und
haben guten Grund zu glauben, dasz dies auch für den motorischen
Impuls gilt; denn hierdurch wird uns die Verschiedenheit in der
Schnelligkeit der Übermittelung in einer longitudinalen und queren
Richtung über die Scheibe verständlich. Unter einer starken Ver-
gröszerung ist das erste Zeichen der Zusammenballung das Erscheinen
einer Wolke und bald danach von äuszerst feinen Körnchen in der
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[234/0248] Drosera rotundifolia. Cap. 10. Auch die Zellwandungen der Stiele gestatten verschiedenen Impulsen, durch sie hindurchzugehen und damit Bewegung, vermehrte Absonde- rung und Zusammenballung zu veranlassen. Im Ganzen stimmt die Ansicht, dasz die Wände gewisser Zellen sich zusammenziehen, wobei zu derselben Zeit etwas von der eingeschlossenen Flüssigkeit nach auszen gedrängt wird, vielleicht am besten mit den beobachteten Thatsachen überein. Wird diese Ansicht verworfen, so ist die nächst- wahrscheinlichste die, dasz der flüssige Inhalt der Zellen in Folge einer Änderung in seinem molecularen Zustande zusammenschrumpft, dem dann ein Zusammenschlieszen der Wandungen folgt. Wie dem auch sei, die Bewegung kann kaum der Elasticität der Wandungen in Verbindung mit einem vorausgehenden Spannungszustande zuge- schrieben werden. In Bezug auf die Natur des motorischen Impulses, welcher von den Drüsen aus die Stiele hinab und quer über die Scheibe gesandt wird, scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dasz er mit jenem Einflusse nahe verwandt ist, welcher das Protoplasma innerhalb der Zellen der Drüsen und Tentakeln sich zusammenzuballen verursacht. Wir haben gesehen, dasz beide Kräfte in den Drüsen ihren Ursprung nehmen und innerhalb weniger Secunden derselben Zeit von den Drüsen weiter gehen und auch durch die nämlichen Ursachen erregt werden. Die Zusammenballung des Protoplasma dauert beinahe so lange, als die Tentakeln eingebogen bleiben, selbst wenn dies länger als eine Woche dauern sollte; aber das Protoplasma wird an der Beugungs- stelle, kurz ehe sich die Tentakeln wieder ausstrecken, wieder aufge- löst, woraus hervorgeht, dasz die anregende Ursache des Processes der Zusammenballung dann völlig aufgehört hat. Wird das Blatt der Einwirkung der Kohlensäure ausgesetzt, so bewirkt dies, dasz der letzterwähnte Procesz, sowie der motorische Impuls die Tentakeln sehr langsam hinabgeht. Wir wissen, dasz der Procesz des Zusammen- ballens beim Durchschreiten der Zellwände aufgehalten wird, und haben guten Grund zu glauben, dasz dies auch für den motorischen Impuls gilt; denn hierdurch wird uns die Verschiedenheit in der Schnelligkeit der Übermittelung in einer longitudinalen und queren Richtung über die Scheibe verständlich. Unter einer starken Ver- gröszerung ist das erste Zeichen der Zusammenballung das Erscheinen einer Wolke und bald danach von äuszerst feinen Körnchen in der homogenen purpurnen Flüssigkeit innerhalb der Zellen; und dies ist

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/248>, abgerufen am 27.11.2024.