Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 7. Andere Ammoniaksalze.
wenige Stunden lang zuweilen sogar eine kürzere Zeit in eine so
schwache Lösung eingetaucht wird, dasz jede Drüse nur
Gran (0,00000328 Milligr.) absorbiren kann, so ist dies doch genug,
den Tentakel zur Bewegung anzuregen, so dasz er dicht eingebogen
wird, wie es auch zuweilen die Scheibe wird. In der allgemeinen
Zusammenfassung dieses Capitels sollen noch einige wenige Bemer-
kungen hinzugefügt werden, welche zeigen, dasz die Wirksamkeit
solcher äuszerst minutiöser Dosen nicht so unglaublich ist, als es
auf den ersten Blick erscheinen musz.

Schwefelsaures Ammoniak. -- Die wenigen Versuche mit die-
sem und den folgenden fünf Ammoniaksalzen wurden einfach in der Ab-
sicht unternommen, zu ermitteln, ob sie Einbiegung veranlaszten. Halbe
Minims einer Lösung von einem Theile schwefelsauren Ammoniaks auf
437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sieben Blättern gelegt,
so dasz jedes Gran oder 0,0675 Milligr. erhielt. Nach 1 Stunde
waren bei fünf von ihnen die Tentakeln, ebenso wie die Blattscheibe eines,
stark eingebogen. Die Blätter wurden später nicht weiter beobachtet.

Citronensaures Ammoniak. -- Halbe Minims einer Lösung von
einem Theile auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sechs
Blättern gelegt. In 1 Stunde waren die kurzen äuszeren Tentakeln um
die Scheibe herum ein wenig eingebogen, während die Drüsen auf den
Scheiben geschwärzt waren. Nach 3 Stunden 25 Minuten war bei einem
Blatte die Scheibe eingebogen, aber bei keinem die äuszeren Tentakeln.
Alle sechs Blätter blieben während des Tages in nahezu demselben Zu-
stande, indessen wurden die submarginalen Tentakeln etwas mehr ein-
gebogen. Nach 23 Stunden waren bei dreien der Blätter die Scheiben
etwas eingebogen, und die submarginalen Tentakeln von allen beträchtlich
eingebogen, aber bei keinem waren die zwei, drei oder vier äuszeren
Reihen afficirt. Ich habe selten diesem ähnliche Fälle gesehen, ausge-
nommen in Folge der Wirkung einer Abkochung von Gras. Die Drüsen
auf den Scheiben der obigen Blätter waren, anstatt wie nach der ersten
Stunde beinahe schwarz zu sein, nun nach 23 Stunden sehr blasz. Ich
versuchte zunächst an vier Blättern halbe Minims einer schwächeren Lösung
von einem Theile auf 1312 Theile Wasser (1 Gran auf 3 Unzen), so dasz
ein jedes Gran oder 0,0225 Milligr. erhielt. Nach 2 Stunden 18
Minuten waren die Drüsen auf der Scheibe sehr dunkel gefärbt; nach 24
Stunden waren zwei der Blätter in leichtem Grade afficirt, die andern
beiden durchaus gar nicht.

Essigsaures Ammoniak. -- Halbe Minims einer Lösung von
ungefähr einem Theile auf 109 Theile Wasser wurden auf die Scheiben
zweier Blätter gebracht, auf welche in 5 Stunden 30 Minuten eine Ein-
wirkung erfolgte; nach 23 Stunden war jeder einzelne Tentakel dicht
eingebogen.

Oxalsaures Ammoniak. -- Halbe Minims einer Lösung von
einem Theile auf 218 Theile Wasser wurden auf zwei Blätter gebracht,

Cap. 7. Andere Ammoniaksalze.
wenige Stunden lang zuweilen sogar eine kürzere Zeit in eine so
schwache Lösung eingetaucht wird, dasz jede Drüse nur
Gran (0,00000328 Milligr.) absorbiren kann, so ist dies doch genug,
den Tentakel zur Bewegung anzuregen, so dasz er dicht eingebogen
wird, wie es auch zuweilen die Scheibe wird. In der allgemeinen
Zusammenfassung dieses Capitels sollen noch einige wenige Bemer-
kungen hinzugefügt werden, welche zeigen, dasz die Wirksamkeit
solcher äuszerst minutiöser Dosen nicht so unglaublich ist, als es
auf den ersten Blick erscheinen musz.

Schwefelsaures Ammoniak. — Die wenigen Versuche mit die-
sem und den folgenden fünf Ammoniaksalzen wurden einfach in der Ab-
sicht unternommen, zu ermitteln, ob sie Einbiegung veranlaszten. Halbe
Minims einer Lösung von einem Theile schwefelsauren Ammoniaks auf
437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sieben Blättern gelegt,
so dasz jedes Gran oder 0,0675 Milligr. erhielt. Nach 1 Stunde
waren bei fünf von ihnen die Tentakeln, ebenso wie die Blattscheibe eines,
stark eingebogen. Die Blätter wurden später nicht weiter beobachtet.

Citronensaures Ammoniak. — Halbe Minims einer Lösung von
einem Theile auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sechs
Blättern gelegt. In 1 Stunde waren die kurzen äuszeren Tentakeln um
die Scheibe herum ein wenig eingebogen, während die Drüsen auf den
Scheiben geschwärzt waren. Nach 3 Stunden 25 Minuten war bei einem
Blatte die Scheibe eingebogen, aber bei keinem die äuszeren Tentakeln.
Alle sechs Blätter blieben während des Tages in nahezu demselben Zu-
stande, indessen wurden die submarginalen Tentakeln etwas mehr ein-
gebogen. Nach 23 Stunden waren bei dreien der Blätter die Scheiben
etwas eingebogen, und die submarginalen Tentakeln von allen beträchtlich
eingebogen, aber bei keinem waren die zwei, drei oder vier äuszeren
Reihen afficirt. Ich habe selten diesem ähnliche Fälle gesehen, ausge-
nommen in Folge der Wirkung einer Abkochung von Gras. Die Drüsen
auf den Scheiben der obigen Blätter waren, anstatt wie nach der ersten
Stunde beinahe schwarz zu sein, nun nach 23 Stunden sehr blasz. Ich
versuchte zunächst an vier Blättern halbe Minims einer schwächeren Lösung
von einem Theile auf 1312 Theile Wasser (1 Gran auf 3 Unzen), so dasz
ein jedes Gran oder 0,0225 Milligr. erhielt. Nach 2 Stunden 18
Minuten waren die Drüsen auf der Scheibe sehr dunkel gefärbt; nach 24
Stunden waren zwei der Blätter in leichtem Grade afficirt, die andern
beiden durchaus gar nicht.

Essigsaures Ammoniak. — Halbe Minims einer Lösung von
ungefähr einem Theile auf 109 Theile Wasser wurden auf die Scheiben
zweier Blätter gebracht, auf welche in 5 Stunden 30 Minuten eine Ein-
wirkung erfolgte; nach 23 Stunden war jeder einzelne Tentakel dicht
eingebogen.

Oxalsaures Ammoniak. — Halbe Minims einer Lösung von
einem Theile auf 218 Theile Wasser wurden auf zwei Blätter gebracht,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0163" n="149"/><fw place="top" type="header">Cap. 7. Andere Ammoniaksalze.</fw><lb/>
wenige Stunden lang zuweilen sogar eine kürzere Zeit in eine so<lb/>
schwache Lösung eingetaucht wird, dasz jede Drüse nur <formula notation="TeX">\frac {1}{19760000}</formula><lb/>
Gran (0,00000328 Milligr.) absorbiren kann, so ist dies doch genug,<lb/>
den Tentakel zur Bewegung anzuregen, so dasz er dicht eingebogen<lb/>
wird, wie es auch zuweilen die Scheibe wird. In der allgemeinen<lb/>
Zusammenfassung dieses Capitels sollen noch einige wenige Bemer-<lb/>
kungen hinzugefügt werden, welche zeigen, dasz die Wirksamkeit<lb/>
solcher äuszerst minutiöser Dosen nicht so unglaublich ist, als es<lb/>
auf den ersten Blick erscheinen musz.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Schwefelsaures Ammoniak.</hi> &#x2014; Die wenigen Versuche mit die-<lb/>
sem und den folgenden fünf Ammoniaksalzen wurden einfach in der Ab-<lb/>
sicht unternommen, zu ermitteln, ob sie Einbiegung veranlaszten. Halbe<lb/>
Minims einer Lösung von einem Theile schwefelsauren Ammoniaks auf<lb/>
437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sieben Blättern gelegt,<lb/>
so dasz jedes <formula notation="TeX">\frac {1}{960}</formula> Gran oder 0,0675 Milligr. erhielt. Nach 1 Stunde<lb/>
waren bei fünf von ihnen die Tentakeln, ebenso wie die Blattscheibe eines,<lb/>
stark eingebogen. Die Blätter wurden später nicht weiter beobachtet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Citronensaures Ammoniak.</hi> &#x2014; Halbe Minims einer Lösung von<lb/>
einem Theile auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sechs<lb/>
Blättern gelegt. In 1 Stunde waren die kurzen äuszeren Tentakeln um<lb/>
die Scheibe herum ein wenig eingebogen, während die Drüsen auf den<lb/>
Scheiben geschwärzt waren. Nach 3 Stunden 25 Minuten war bei einem<lb/>
Blatte die Scheibe eingebogen, aber bei keinem die äuszeren Tentakeln.<lb/>
Alle sechs Blätter blieben während des Tages in nahezu demselben Zu-<lb/>
stande, indessen wurden die submarginalen Tentakeln etwas mehr ein-<lb/>
gebogen. Nach 23 Stunden waren bei dreien der Blätter die Scheiben<lb/>
etwas eingebogen, und die submarginalen Tentakeln von allen beträchtlich<lb/>
eingebogen, aber bei keinem waren die zwei, drei oder vier äuszeren<lb/>
Reihen afficirt. Ich habe selten diesem ähnliche Fälle gesehen, ausge-<lb/>
nommen in Folge der Wirkung einer Abkochung von Gras. Die Drüsen<lb/>
auf den Scheiben der obigen Blätter waren, anstatt wie nach der ersten<lb/>
Stunde beinahe schwarz zu sein, nun nach 23 Stunden sehr blasz. Ich<lb/>
versuchte zunächst an vier Blättern halbe Minims einer schwächeren Lösung<lb/>
von einem Theile auf 1312 Theile Wasser (1 Gran auf 3 Unzen), so dasz<lb/>
ein jedes <formula notation="TeX">\frac {1}{2880}</formula> Gran oder 0,0225 Milligr. erhielt. Nach 2 Stunden 18<lb/>
Minuten waren die Drüsen auf der Scheibe sehr dunkel gefärbt; nach 24<lb/>
Stunden waren zwei der Blätter in leichtem Grade afficirt, die andern<lb/>
beiden durchaus gar nicht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Essigsaures Ammoniak.</hi> &#x2014; Halbe Minims einer Lösung von<lb/>
ungefähr einem Theile auf 109 Theile Wasser wurden auf die Scheiben<lb/>
zweier Blätter gebracht, auf welche in 5 Stunden 30 Minuten eine Ein-<lb/>
wirkung erfolgte; nach 23 Stunden war jeder einzelne Tentakel dicht<lb/>
eingebogen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Oxalsaures Ammoniak.</hi> &#x2014; Halbe Minims einer Lösung von<lb/>
einem Theile auf 218 Theile Wasser wurden auf zwei Blätter gebracht,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0163] Cap. 7. Andere Ammoniaksalze. wenige Stunden lang zuweilen sogar eine kürzere Zeit in eine so schwache Lösung eingetaucht wird, dasz jede Drüse nur [FORMEL] Gran (0,00000328 Milligr.) absorbiren kann, so ist dies doch genug, den Tentakel zur Bewegung anzuregen, so dasz er dicht eingebogen wird, wie es auch zuweilen die Scheibe wird. In der allgemeinen Zusammenfassung dieses Capitels sollen noch einige wenige Bemer- kungen hinzugefügt werden, welche zeigen, dasz die Wirksamkeit solcher äuszerst minutiöser Dosen nicht so unglaublich ist, als es auf den ersten Blick erscheinen musz. Schwefelsaures Ammoniak. — Die wenigen Versuche mit die- sem und den folgenden fünf Ammoniaksalzen wurden einfach in der Ab- sicht unternommen, zu ermitteln, ob sie Einbiegung veranlaszten. Halbe Minims einer Lösung von einem Theile schwefelsauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sieben Blättern gelegt, so dasz jedes [FORMEL] Gran oder 0,0675 Milligr. erhielt. Nach 1 Stunde waren bei fünf von ihnen die Tentakeln, ebenso wie die Blattscheibe eines, stark eingebogen. Die Blätter wurden später nicht weiter beobachtet. Citronensaures Ammoniak. — Halbe Minims einer Lösung von einem Theile auf 437 Theile Wasser wurden auf die Scheiben von sechs Blättern gelegt. In 1 Stunde waren die kurzen äuszeren Tentakeln um die Scheibe herum ein wenig eingebogen, während die Drüsen auf den Scheiben geschwärzt waren. Nach 3 Stunden 25 Minuten war bei einem Blatte die Scheibe eingebogen, aber bei keinem die äuszeren Tentakeln. Alle sechs Blätter blieben während des Tages in nahezu demselben Zu- stande, indessen wurden die submarginalen Tentakeln etwas mehr ein- gebogen. Nach 23 Stunden waren bei dreien der Blätter die Scheiben etwas eingebogen, und die submarginalen Tentakeln von allen beträchtlich eingebogen, aber bei keinem waren die zwei, drei oder vier äuszeren Reihen afficirt. Ich habe selten diesem ähnliche Fälle gesehen, ausge- nommen in Folge der Wirkung einer Abkochung von Gras. Die Drüsen auf den Scheiben der obigen Blätter waren, anstatt wie nach der ersten Stunde beinahe schwarz zu sein, nun nach 23 Stunden sehr blasz. Ich versuchte zunächst an vier Blättern halbe Minims einer schwächeren Lösung von einem Theile auf 1312 Theile Wasser (1 Gran auf 3 Unzen), so dasz ein jedes [FORMEL] Gran oder 0,0225 Milligr. erhielt. Nach 2 Stunden 18 Minuten waren die Drüsen auf der Scheibe sehr dunkel gefärbt; nach 24 Stunden waren zwei der Blätter in leichtem Grade afficirt, die andern beiden durchaus gar nicht. Essigsaures Ammoniak. — Halbe Minims einer Lösung von ungefähr einem Theile auf 109 Theile Wasser wurden auf die Scheiben zweier Blätter gebracht, auf welche in 5 Stunden 30 Minuten eine Ein- wirkung erfolgte; nach 23 Stunden war jeder einzelne Tentakel dicht eingebogen. Oxalsaures Ammoniak. — Halbe Minims einer Lösung von einem Theile auf 218 Theile Wasser wurden auf zwei Blätter gebracht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/163
Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/163>, abgerufen am 04.12.2024.