natürlich im Naturzustande in einer gewissen Ausdehnung aus diesem Vermögen, Pollen zu verdauen, Nutzen ziehen, da zahllose Körner aus den Ried- und andern Gräsern, den Sauerampfern, Fichtenbäumen und andern vom Winde befruchteten Pflanzen, welche gewöhnlich in derselben Örtlichkeit wachsen, unvermeidlich von der die vielen Drü- sen umgebenden klebrigen Absonderung werden gefangen werden.
Leim. -- Diese Substanz ist aus zwei eiweiszartigen Körpern, einem in Alkohol löslichen und einem darin unlöslichen, zusammen- gesetzt13. Es wurde etwas Leim einfach durch Auswaschen von Weizenmehl in Wasser dargestellt. Zunächst wurde ein provisorischer Versuch mit verhältnismäszig groszen Stücken, die auf zwei Blätter gelegt wurden, angestellt; die Blätter waren nach 21 Stunden dicht eingebogen und blieben es vier Tage lang, als eines abstarb, während die Drüsen des andern äuszerst intensiv geschwärzt waren; doch wurde es nicht weiter beobachtet. Es wurden nun kleinere Stückchen auf zwei Blätter gelegt; diese wurden in zwei Tagen nur unbedeutend eingebogen, wurden es aber später viel stärker. Ihre Absonderung war nicht so stark sauer wie die der durch Casein gereizten Blätter. Nachdem die Stückchen Leim drei Tage auf den Blättern gelegen hatten, waren sie viel durchsichtiger als andere, ebenso lange Zeit in Wasser liegen gelassene Stückchen. Nach sieben Tagen breiteten sich beide Blätter wieder aus, der Leim schien aber kaum irgendwie an Grösze reducirt zu sein. Die Drüsen, welche mit ihm in Berührung gewesen waren, waren äuszerst schwarz. Es wurden nun noch klei- nere Stückchen halb faulen Leims auf zwei Blättern versucht; diese waren in 24 Stunden ordentlich eingebogen, und gänzlich so in vier Tagen, die Drüsen in Berührung mit der Substanz stark geschwärzt. Nach fünf Tagen fieng ein Blatt an sich wieder auszubreiten und nach acht Tagen waren beide vollständig ausgebreitet, wobei noch etwas Leim auf ihren Scheiben zurückgeblieben war. Weiter wurden vier kleine Schnittchen getrockneten Leimes, die eben nur in Wasser getaucht waren, versucht, und diese wirkten etwas verschieden von frischem Leim. Das eine Blatt war in drei Tagen beinahe vollstän- dig wieder ausgebreitet, und die andern drei Blätter in vier Tagen. Die Schnittchen waren bedeutend aufgeweicht, beinahe verflüssigt,
pollenfressender Diptern; s. Journal of Horticult. Soc. of London, Vol. IV. 1874, p. 158.
13 Watt's Diction. of Chemistry, Vol. II. 1872, p. 873.
Drosera rotundifolia. Cap. 6.
natürlich im Naturzustande in einer gewissen Ausdehnung aus diesem Vermögen, Pollen zu verdauen, Nutzen ziehen, da zahllose Körner aus den Ried- und andern Gräsern, den Sauerampfern, Fichtenbäumen und andern vom Winde befruchteten Pflanzen, welche gewöhnlich in derselben Örtlichkeit wachsen, unvermeidlich von der die vielen Drü- sen umgebenden klebrigen Absonderung werden gefangen werden.
Leim. — Diese Substanz ist aus zwei eiweiszartigen Körpern, einem in Alkohol löslichen und einem darin unlöslichen, zusammen- gesetzt13. Es wurde etwas Leim einfach durch Auswaschen von Weizenmehl in Wasser dargestellt. Zunächst wurde ein provisorischer Versuch mit verhältnismäszig groszen Stücken, die auf zwei Blätter gelegt wurden, angestellt; die Blätter waren nach 21 Stunden dicht eingebogen und blieben es vier Tage lang, als eines abstarb, während die Drüsen des andern äuszerst intensiv geschwärzt waren; doch wurde es nicht weiter beobachtet. Es wurden nun kleinere Stückchen auf zwei Blätter gelegt; diese wurden in zwei Tagen nur unbedeutend eingebogen, wurden es aber später viel stärker. Ihre Absonderung war nicht so stark sauer wie die der durch Casëin gereizten Blätter. Nachdem die Stückchen Leim drei Tage auf den Blättern gelegen hatten, waren sie viel durchsichtiger als andere, ebenso lange Zeit in Wasser liegen gelassene Stückchen. Nach sieben Tagen breiteten sich beide Blätter wieder aus, der Leim schien aber kaum irgendwie an Grösze reducirt zu sein. Die Drüsen, welche mit ihm in Berührung gewesen waren, waren äuszerst schwarz. Es wurden nun noch klei- nere Stückchen halb faulen Leims auf zwei Blättern versucht; diese waren in 24 Stunden ordentlich eingebogen, und gänzlich so in vier Tagen, die Drüsen in Berührung mit der Substanz stark geschwärzt. Nach fünf Tagen fieng ein Blatt an sich wieder auszubreiten und nach acht Tagen waren beide vollständig ausgebreitet, wobei noch etwas Leim auf ihren Scheiben zurückgeblieben war. Weiter wurden vier kleine Schnittchen getrockneten Leimes, die eben nur in Wasser getaucht waren, versucht, und diese wirkten etwas verschieden von frischem Leim. Das eine Blatt war in drei Tagen beinahe vollstän- dig wieder ausgebreitet, und die andern drei Blätter in vier Tagen. Die Schnittchen waren bedeutend aufgeweicht, beinahe verflüssigt,
pollenfressender Diptern; s. Journal of Horticult. Soc. of London, Vol. IV. 1874, p. 158.
13 Watt’s Diction. of Chemistry, Vol. II. 1872, p. 873.
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Drosera rotundifolia. Cap. 6.
natürlich im Naturzustande in einer gewissen Ausdehnung aus diesem
Vermögen, Pollen zu verdauen, Nutzen ziehen, da zahllose Körner
aus den Ried- und andern Gräsern, den Sauerampfern, Fichtenbäumen
und andern vom Winde befruchteten Pflanzen, welche gewöhnlich in
derselben Örtlichkeit wachsen, unvermeidlich von der die vielen Drü-
sen umgebenden klebrigen Absonderung werden gefangen werden.
Leim. — Diese Substanz ist aus zwei eiweiszartigen Körpern,
einem in Alkohol löslichen und einem darin unlöslichen, zusammen-
gesetzt 13. Es wurde etwas Leim einfach durch Auswaschen von
Weizenmehl in Wasser dargestellt. Zunächst wurde ein provisorischer
Versuch mit verhältnismäszig groszen Stücken, die auf zwei Blätter
gelegt wurden, angestellt; die Blätter waren nach 21 Stunden dicht
eingebogen und blieben es vier Tage lang, als eines abstarb, während
die Drüsen des andern äuszerst intensiv geschwärzt waren; doch
wurde es nicht weiter beobachtet. Es wurden nun kleinere Stückchen
auf zwei Blätter gelegt; diese wurden in zwei Tagen nur unbedeutend
eingebogen, wurden es aber später viel stärker. Ihre Absonderung
war nicht so stark sauer wie die der durch Casëin gereizten Blätter.
Nachdem die Stückchen Leim drei Tage auf den Blättern gelegen
hatten, waren sie viel durchsichtiger als andere, ebenso lange Zeit in
Wasser liegen gelassene Stückchen. Nach sieben Tagen breiteten sich
beide Blätter wieder aus, der Leim schien aber kaum irgendwie an
Grösze reducirt zu sein. Die Drüsen, welche mit ihm in Berührung
gewesen waren, waren äuszerst schwarz. Es wurden nun noch klei-
nere Stückchen halb faulen Leims auf zwei Blättern versucht; diese
waren in 24 Stunden ordentlich eingebogen, und gänzlich so in vier
Tagen, die Drüsen in Berührung mit der Substanz stark geschwärzt.
Nach fünf Tagen fieng ein Blatt an sich wieder auszubreiten und
nach acht Tagen waren beide vollständig ausgebreitet, wobei noch
etwas Leim auf ihren Scheiben zurückgeblieben war. Weiter wurden
vier kleine Schnittchen getrockneten Leimes, die eben nur in Wasser
getaucht waren, versucht, und diese wirkten etwas verschieden von
frischem Leim. Das eine Blatt war in drei Tagen beinahe vollstän-
dig wieder ausgebreitet, und die andern drei Blätter in vier Tagen.
Die Schnittchen waren bedeutend aufgeweicht, beinahe verflüssigt,
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13 Watt’s Diction. of Chemistry, Vol. II. 1872, p. 873.
12 pollenfressender Diptern; s. Journal of Horticult. Soc. of London, Vol. IV. 1874,
p. 158.
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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/118>, abgerufen am 23.07.2024.
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