Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Cap. 6. Verdauung. in einigen wenigen Tropfen Glycerin liegen gelassen. Etwas von diesemAuszug wurde dann einem kleinen Theil Salzsäure von verschiedenen Stärkegraden (meist ein Theil auf 400 Theile Wasser) zugesetzt; und in diese Mischung wurden sehr kleine Würfel von Eiweisz gelegt4. In zweien von diesen Versuchen trat nicht die geringste Wirkung auf das Eiweisz ein; im dritten aber war der Versuch erfolgreich. Denn in einem, zwei Würfel enthaltenden Gefäsz waren beide in 3 Stunden an Grösze reducirt; und nach 24 Stunden waren nur noch blosze Streifen ungelösten Eiweiszes übrig. In einem zweiten Gefäsz, welches zwei äuszerst kleine zerfetzte Stückchen Eiweisz enthielt, waren beide gleichfalls in 3 Stunden an ihrer Grösze reducirt und nach 24 Stunden vollständig verschwunden. Ich fügte dann ein wenig schwacher Salz- säure beiden Gefässen zu und legte frische Eiweiszwürfel in dieselben; die Flüssigkeit wirkte aber nicht auf diese. Diese letztere Thatsache wird nach der hohen Autorität von Schiff5 insofern verständlich, als er, wie er meint, nachgewiesen hat, und zwar im Gegensatz zu der von einigen Physiologen vertretenen Ansicht, dasz eine bestimmte geringe Menge von Pepsin während des Actes der Verdauung zerstört wird. Enthielt daher, wie es doch wahrscheinlich ist, meine Lösung eine äuszerst kleine Menge dieses Ferments, so wird dies durch die Auflösung der zuerst in die Lösung gethanenen Eiweiszwürfel aufge- braucht worden und keines mehr übrig geblieben sein, als die Salz- säure zugesetzt wurde. Die Zerstörung des Ferments während des Processes der Verdauung oder seine Absorption nach der Verwandlung des Eiweiszes in Peptone dürfte es auch erklären, dasz unter den drei letzten Versuchsreihen nur die eine erfolgreich war. Verdauung gerösteten Fleisches. -- Würfel mässig ge- 4 Als Controlversuch wurden Stückchen Eiweisz in Glycerin mit Salzsäure von derselben Stärke gebracht; nach zwei Tagen war, wie sich hätte erwarten lassen, das Eiweisz nicht im Allermindesten afficirt. 5 Lecons phys. de la Digestion, 1867. Tom. II. p. 114--126.
Cap. 6. Verdauung. in einigen wenigen Tropfen Glycerin liegen gelassen. Etwas von diesemAuszug wurde dann einem kleinen Theil Salzsäure von verschiedenen Stärkegraden (meist ein Theil auf 400 Theile Wasser) zugesetzt; und in diese Mischung wurden sehr kleine Würfel von Eiweisz gelegt4. In zweien von diesen Versuchen trat nicht die geringste Wirkung auf das Eiweisz ein; im dritten aber war der Versuch erfolgreich. Denn in einem, zwei Würfel enthaltenden Gefäsz waren beide in 3 Stunden an Grösze reducirt; und nach 24 Stunden waren nur noch blosze Streifen ungelösten Eiweiszes übrig. In einem zweiten Gefäsz, welches zwei äuszerst kleine zerfetzte Stückchen Eiweisz enthielt, waren beide gleichfalls in 3 Stunden an ihrer Grösze reducirt und nach 24 Stunden vollständig verschwunden. Ich fügte dann ein wenig schwacher Salz- säure beiden Gefässen zu und legte frische Eiweiszwürfel in dieselben; die Flüssigkeit wirkte aber nicht auf diese. Diese letztere Thatsache wird nach der hohen Autorität von Schiff5 insofern verständlich, als er, wie er meint, nachgewiesen hat, und zwar im Gegensatz zu der von einigen Physiologen vertretenen Ansicht, dasz eine bestimmte geringe Menge von Pepsin während des Actes der Verdauung zerstört wird. Enthielt daher, wie es doch wahrscheinlich ist, meine Lösung eine äuszerst kleine Menge dieses Ferments, so wird dies durch die Auflösung der zuerst in die Lösung gethanenen Eiweiszwürfel aufge- braucht worden und keines mehr übrig geblieben sein, als die Salz- säure zugesetzt wurde. Die Zerstörung des Ferments während des Processes der Verdauung oder seine Absorption nach der Verwandlung des Eiweiszes in Peptone dürfte es auch erklären, dasz unter den drei letzten Versuchsreihen nur die eine erfolgreich war. Verdauung gerösteten Fleisches. — Würfel mässig ge- 4 Als Controlversuch wurden Stückchen Eiweisz in Glycerin mit Salzsäure von derselben Stärke gebracht; nach zwei Tagen war, wie sich hätte erwarten lassen, das Eiweisz nicht im Allermindesten afficirt. 5 Leçons phys. de la Digestion, 1867. Tom. II. p. 114—126.
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Cap. 6. Verdauung.
in einigen wenigen Tropfen Glycerin liegen gelassen. Etwas von diesem
Auszug wurde dann einem kleinen Theil Salzsäure von verschiedenen
Stärkegraden (meist ein Theil auf 400 Theile Wasser) zugesetzt; und
in diese Mischung wurden sehr kleine Würfel von Eiweisz gelegt 4.
In zweien von diesen Versuchen trat nicht die geringste Wirkung auf
das Eiweisz ein; im dritten aber war der Versuch erfolgreich. Denn
in einem, zwei Würfel enthaltenden Gefäsz waren beide in 3 Stunden
an Grösze reducirt; und nach 24 Stunden waren nur noch blosze
Streifen ungelösten Eiweiszes übrig. In einem zweiten Gefäsz, welches
zwei äuszerst kleine zerfetzte Stückchen Eiweisz enthielt, waren beide
gleichfalls in 3 Stunden an ihrer Grösze reducirt und nach 24 Stunden
vollständig verschwunden. Ich fügte dann ein wenig schwacher Salz-
säure beiden Gefässen zu und legte frische Eiweiszwürfel in dieselben;
die Flüssigkeit wirkte aber nicht auf diese. Diese letztere Thatsache
wird nach der hohen Autorität von Schiff 5 insofern verständlich,
als er, wie er meint, nachgewiesen hat, und zwar im Gegensatz zu
der von einigen Physiologen vertretenen Ansicht, dasz eine bestimmte
geringe Menge von Pepsin während des Actes der Verdauung zerstört
wird. Enthielt daher, wie es doch wahrscheinlich ist, meine Lösung
eine äuszerst kleine Menge dieses Ferments, so wird dies durch die
Auflösung der zuerst in die Lösung gethanenen Eiweiszwürfel aufge-
braucht worden und keines mehr übrig geblieben sein, als die Salz-
säure zugesetzt wurde. Die Zerstörung des Ferments während des
Processes der Verdauung oder seine Absorption nach der Verwandlung
des Eiweiszes in Peptone dürfte es auch erklären, dasz unter den drei
letzten Versuchsreihen nur die eine erfolgreich war.
Verdauung gerösteten Fleisches. — Würfel mässig ge-
rösteten Fleisches von ungefähr [FORMEL] Zoll (1,27 Mm.) wurden auf fünf
Blätter gelegt, welche in 12 Stunden dicht eingebogen waren. Nach
48 Stunden öffnete ich ein Blatt sanft; das Fleisch bestand jetzt nur
noch aus einer äuszerst kleinen in der Mitte gelegenen Kugel, welche
theilweise verdaut und von einer dicken Hülle durchscheinender klebri-
ger Flüssigkeit umgeben war. Das Ganze wurde, ohne es sehr zu
stören, entfernt und unter das Mikroskop gebracht. Im centralen
4 Als Controlversuch wurden Stückchen Eiweisz in Glycerin mit Salzsäure von
derselben Stärke gebracht; nach zwei Tagen war, wie sich hätte erwarten lassen,
das Eiweisz nicht im Allermindesten afficirt.
5 Leçons phys. de la Digestion, 1867. Tom. II. p. 114—126.
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