Die dritte Regel: Sind beyde Punkte vestgese- tzet, so ist |die Summe der Einnahme nach diesen Capiteln der Ausgabe zu vertheilen, mit Beob- achtung dieser Lehre: Das nothwendige ist dem vorzuziehen, was weniger nothwendig ist.
Man wird es nicht fodern, daß ich diese Regeln be- sonders beweise. Sie sind unmittelbare Folgen aus den allgemeinen Wirthschafts-Regeln, die bereits in der Sitten-Lehre vollständig sind bewiesen worden. Siehe §. der Sitten-Lehre.
§. 120.
Die Anwen- dung der lez- ten Regul wird genau- er untersu- chet.
Die Fälle, welche bey der Anwendung der dritten Regel vorkommen können, sind genauer zu untersu- chen. Wenn die Einnahme nach den Classen der Aus- gaben ist vertheilet worden, so sind drey Fälle möglich. Die Einnahme ist entweder der Ausgabe gleich, oder es bleibt bey der Einnahme ein Ueberschuß: Oder die Einnahme ist kleiner als die, welche von der Aus- gabe erfodert wird. Jn dem andern Falle wird ge- fraget: Wo soll der Ueberschuß bleiben? Wir wollen diese Frage in dem folgenden nach den Regeln der Klugheit beantworten. Jn dem dritten Falle wird gefragt: Wie soll man diesen Mangel erse- tzen? Es ist kein anderer Weg, diesen Mangel zu ersetzen, möglich, als daß man die Ausgabe vermin- dert, oder die Einnahme vermehret. Jst der letzte Weg nicht möglich, so muß man seine Zuflucht zu dem ersten nehmen. Daher werden alle Classen der Ausgaben aufs neue untersuchet, und eine gemein- schaftliche Berathschlagung bestimmt diejenigen Falle, wo nach Beschaffenheit der vorkommenden Umstände bey der Ausgabe etwas könne ersparet werden. Will man den ersten Weg erwählen, so kann man entwe- der neue Quellen zu fürstlichen Einkünften entdekken,
oder
Des Cammer-Weſens 4 Abſchnitt, von der
Die dritte Regel: Sind beyde Punkte veſtgeſe- tzet, ſo iſt |die Summe der Einnahme nach dieſen Capiteln der Ausgabe zu vertheilen, mit Beob- achtung dieſer Lehre: Das nothwendige iſt dem vorzuziehen, was weniger nothwendig iſt.
Man wird es nicht fodern, daß ich dieſe Regeln be- ſonders beweiſe. Sie ſind unmittelbare Folgen aus den allgemeinen Wirthſchafts-Regeln, die bereits in der Sitten-Lehre vollſtaͤndig ſind bewieſen worden. Siehe §. der Sitten-Lehre.
§. 120.
Die Anwen- dung der lez- ten Regul wird genau- er unterſu- chet.
Die Faͤlle, welche bey der Anwendung der dritten Regel vorkommen koͤnnen, ſind genauer zu unterſu- chen. Wenn die Einnahme nach den Claſſen der Aus- gaben iſt vertheilet worden, ſo ſind drey Faͤlle moͤglich. Die Einnahme iſt entweder der Ausgabe gleich, oder es bleibt bey der Einnahme ein Ueberſchuß: Oder die Einnahme iſt kleiner als die, welche von der Aus- gabe erfodert wird. Jn dem andern Falle wird ge- fraget: Wo ſoll der Ueberſchuß bleiben? Wir wollen dieſe Frage in dem folgenden nach den Regeln der Klugheit beantworten. Jn dem dritten Falle wird gefragt: Wie ſoll man dieſen Mangel erſe- tzen? Es iſt kein anderer Weg, dieſen Mangel zu erſetzen, moͤglich, als daß man die Ausgabe vermin- dert, oder die Einnahme vermehret. Jſt der letzte Weg nicht moͤglich, ſo muß man ſeine Zuflucht zu dem erſten nehmen. Daher werden alle Claſſen der Ausgaben aufs neue unterſuchet, und eine gemein- ſchaftliche Berathſchlagung beſtimmt diejenigen Falle, wo nach Beſchaffenheit der vorkommenden Umſtaͤnde bey der Ausgabe etwas koͤnne erſparet werden. Will man den erſten Weg erwaͤhlen, ſo kann man entwe- der neue Quellen zu fuͤrſtlichen Einkuͤnften entdekken,
oder
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Des Cammer-Weſens 4 Abſchnitt, von der
Die dritte Regel: Sind beyde Punkte veſtgeſe-
tzet, ſo iſt |die Summe der Einnahme nach dieſen
Capiteln der Ausgabe zu vertheilen, mit Beob-
achtung dieſer Lehre: Das nothwendige iſt dem
vorzuziehen, was weniger nothwendig iſt.
Man wird es nicht fodern, daß ich dieſe Regeln be-
ſonders beweiſe. Sie ſind unmittelbare Folgen aus
den allgemeinen Wirthſchafts-Regeln, die bereits in
der Sitten-Lehre vollſtaͤndig ſind bewieſen worden.
Siehe §. der Sitten-Lehre.
§. 120.
Die Faͤlle, welche bey der Anwendung der dritten
Regel vorkommen koͤnnen, ſind genauer zu unterſu-
chen. Wenn die Einnahme nach den Claſſen der Aus-
gaben iſt vertheilet worden, ſo ſind drey Faͤlle moͤglich.
Die Einnahme iſt entweder der Ausgabe gleich, oder
es bleibt bey der Einnahme ein Ueberſchuß: Oder
die Einnahme iſt kleiner als die, welche von der Aus-
gabe erfodert wird. Jn dem andern Falle wird ge-
fraget: Wo ſoll der Ueberſchuß bleiben? Wir
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wird gefragt: Wie ſoll man dieſen Mangel erſe-
tzen? Es iſt kein anderer Weg, dieſen Mangel zu
erſetzen, moͤglich, als daß man die Ausgabe vermin-
dert, oder die Einnahme vermehret. Jſt der letzte
Weg nicht moͤglich, ſo muß man ſeine Zuflucht zu
dem erſten nehmen. Daher werden alle Claſſen der
Ausgaben aufs neue unterſuchet, und eine gemein-
ſchaftliche Berathſchlagung beſtimmt diejenigen Falle,
wo nach Beſchaffenheit der vorkommenden Umſtaͤnde
bey der Ausgabe etwas koͤnne erſparet werden. Will
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/674>, abgerufen am 13.11.2024.
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