Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Cammer-Wesens 2. Abschnitt,
§. 47.
Die andere
Haupt-
Regel.

Die andere Haupt-Regel, aus welcher die Cam-
mer-Regalien können gefolgert werden, ist diese:

Was, wenn das Nahrungs-Geschäfte der
Unterthanen bestehen soll, in einem Lande
nöthig ist, und dem freyen Handel der
Unterthanen zur Beförderung der Nah-
rung kann entzogen werden, dieß wird
nicht nur mit Rechte, sondern auch der
Vernunft gemäß, zur Cammer gezogen.

Jst es alsdenn nöthig, wenn das Nahrungs-Geschäfte
der Unterthanen bestehen soll, so ist der Staat ver-
bunden, für dessen Erhaltung zu sorgen (§. 1. 2. der
Polic.). Auch dieß erfodert das Cammer-Jnteresse
(§. 21.). Solte es nun möglich seyn, daß das Nah-
rungs-Geschäfte der Unterthanen hiedurch könne er-
leichtert werden, wenn der Handel mit diesen Dingen
zur Cammer gezogen wird, so wird eine solche Einrich-
tung von der Wohlfahrt des Staats erfodert. Daher
ist es nicht nur Rechtens, sondern auch der Vernunft
gemäß, aus diesem Handel ein Cammer-Regal zu
machen. Man wird es uns auch leicht verwilligen,
daß solche Einrichtungen geschickte Mittel werden kön-
nen, einige Jnnwohner im Staate ohne Nachtheil der
übrigen zu ernähren. Dieß ist ein sicherer Grund,
der unsere Gedanken noch mehr bevestiget (§. 29.
der Pol.).

§. 48.
Diese wird
auf den Holz-
Handel an-
gewendet.

Es wird uns nicht schwer fallen besondere Fälle zu
entdekken, auf welche diese allgemeine Regel zum
Nutzen des Staats kann angewendet werden. Der
wichtigste von diesen ist der Holz-Handel. Es ist
eine unläugbare Wahrheit, daß ohne Holz das Nah-
rungs-Geschäfte der Unterthanen nicht bestehen könne.
Jch will es beweisen, daß dieser Handel ohne das

Nah-
Des Cammer-Weſens 2. Abſchnitt,
§. 47.
Die andere
Haupt-
Regel.

Die andere Haupt-Regel, aus welcher die Cam-
mer-Regalien koͤnnen gefolgert werden, iſt dieſe:

Was, wenn das Nahrungs-Geſchaͤfte der
Unterthanen beſtehen ſoll, in einem Lande
noͤthig iſt, und dem freyen Handel der
Unterthanen zur Befoͤrderung der Nah-
rung kann entzogen werden, dieß wird
nicht nur mit Rechte, ſondern auch der
Vernunft gemaͤß, zur Cammer gezogen.

Jſt es alsdenn noͤthig, wenn das Nahrungs-Geſchaͤfte
der Unterthanen beſtehen ſoll, ſo iſt der Staat ver-
bunden, fuͤr deſſen Erhaltung zu ſorgen (§. 1. 2. der
Polic.). Auch dieß erfodert das Cammer-Jntereſſe
(§. 21.). Solte es nun moͤglich ſeyn, daß das Nah-
rungs-Geſchaͤfte der Unterthanen hiedurch koͤnne er-
leichtert werden, wenn der Handel mit dieſen Dingen
zur Cammer gezogen wird, ſo wird eine ſolche Einrich-
tung von der Wohlfahrt des Staats erfodert. Daher
iſt es nicht nur Rechtens, ſondern auch der Vernunft
gemaͤß, aus dieſem Handel ein Cammer-Regal zu
machen. Man wird es uns auch leicht verwilligen,
daß ſolche Einrichtungen geſchickte Mittel werden koͤn-
nen, einige Jnnwohner im Staate ohne Nachtheil der
uͤbrigen zu ernaͤhren. Dieß iſt ein ſicherer Grund,
der unſere Gedanken noch mehr beveſtiget (§. 29.
der Pol.).

§. 48.
Dieſe wird
auf den Holz-
Handel an-
gewendet.

Es wird uns nicht ſchwer fallen beſondere Faͤlle zu
entdekken, auf welche dieſe allgemeine Regel zum
Nutzen des Staats kann angewendet werden. Der
wichtigſte von dieſen iſt der Holz-Handel. Es iſt
eine unlaͤugbare Wahrheit, daß ohne Holz das Nah-
rungs-Geſchaͤfte der Unterthanen nicht beſtehen koͤnne.
Jch will es beweiſen, daß dieſer Handel ohne das

Nah-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0612" n="592"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Cammer-We&#x017F;ens 2. Ab&#x017F;chnitt,</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 47.</head><lb/>
              <note place="left">Die andere<lb/>
Haupt-<lb/>
Regel.</note>
              <p>Die andere Haupt-Regel, aus welcher die Cam-<lb/>
mer-Regalien ko&#x0364;nnen gefolgert werden, i&#x017F;t die&#x017F;e:</p><lb/>
              <list>
                <item> <hi rendition="#fr">Was, wenn das Nahrungs-Ge&#x017F;cha&#x0364;fte der<lb/>
Unterthanen be&#x017F;tehen &#x017F;oll, in einem Lande<lb/>
no&#x0364;thig i&#x017F;t, und dem freyen Handel der<lb/>
Unterthanen zur Befo&#x0364;rderung der Nah-<lb/>
rung kann entzogen werden, dieß wird<lb/>
nicht nur mit Rechte, &#x017F;ondern auch der<lb/>
Vernunft gema&#x0364;ß, zur Cammer gezogen.</hi> </item>
              </list><lb/>
              <p>J&#x017F;t es alsdenn no&#x0364;thig, wenn das Nahrungs-Ge&#x017F;cha&#x0364;fte<lb/>
der Unterthanen be&#x017F;tehen &#x017F;oll, &#x017F;o i&#x017F;t der Staat ver-<lb/>
bunden, fu&#x0364;r de&#x017F;&#x017F;en Erhaltung zu &#x017F;orgen (§. 1. 2. der<lb/>
Polic.). Auch dieß erfodert das Cammer-Jntere&#x017F;&#x017F;e<lb/>
(§. 21.). Solte es nun mo&#x0364;glich &#x017F;eyn, daß das Nah-<lb/>
rungs-Ge&#x017F;cha&#x0364;fte der Unterthanen hiedurch ko&#x0364;nne er-<lb/>
leichtert werden, wenn der Handel mit die&#x017F;en Dingen<lb/>
zur Cammer gezogen wird, &#x017F;o wird eine &#x017F;olche Einrich-<lb/>
tung von der Wohlfahrt des Staats erfodert. Daher<lb/>
i&#x017F;t es nicht nur Rechtens, &#x017F;ondern auch der Vernunft<lb/>
gema&#x0364;ß, aus die&#x017F;em Handel ein Cammer-Regal zu<lb/>
machen. Man wird es uns auch leicht verwilligen,<lb/>
daß &#x017F;olche Einrichtungen ge&#x017F;chickte Mittel werden ko&#x0364;n-<lb/>
nen, einige Jnnwohner im Staate ohne Nachtheil der<lb/>
u&#x0364;brigen zu erna&#x0364;hren. Dieß i&#x017F;t ein &#x017F;icherer Grund,<lb/>
der un&#x017F;ere Gedanken noch mehr beve&#x017F;tiget (§. 29.<lb/>
der Pol.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 48.</head><lb/>
              <note place="left">Die&#x017F;e wird<lb/>
auf den Holz-<lb/>
Handel an-<lb/>
gewendet.</note>
              <p>Es wird uns nicht &#x017F;chwer fallen be&#x017F;ondere Fa&#x0364;lle zu<lb/>
entdekken, auf welche die&#x017F;e allgemeine Regel zum<lb/>
Nutzen des Staats kann angewendet werden. Der<lb/>
wichtig&#x017F;te von die&#x017F;en i&#x017F;t der Holz-Handel. Es i&#x017F;t<lb/>
eine unla&#x0364;ugbare Wahrheit, daß ohne Holz das Nah-<lb/>
rungs-Ge&#x017F;cha&#x0364;fte der Unterthanen nicht be&#x017F;tehen ko&#x0364;nne.<lb/>
Jch will es bewei&#x017F;en, daß die&#x017F;er Handel ohne das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Nah-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[592/0612] Des Cammer-Weſens 2. Abſchnitt, §. 47. Die andere Haupt-Regel, aus welcher die Cam- mer-Regalien koͤnnen gefolgert werden, iſt dieſe: Was, wenn das Nahrungs-Geſchaͤfte der Unterthanen beſtehen ſoll, in einem Lande noͤthig iſt, und dem freyen Handel der Unterthanen zur Befoͤrderung der Nah- rung kann entzogen werden, dieß wird nicht nur mit Rechte, ſondern auch der Vernunft gemaͤß, zur Cammer gezogen. Jſt es alsdenn noͤthig, wenn das Nahrungs-Geſchaͤfte der Unterthanen beſtehen ſoll, ſo iſt der Staat ver- bunden, fuͤr deſſen Erhaltung zu ſorgen (§. 1. 2. der Polic.). Auch dieß erfodert das Cammer-Jntereſſe (§. 21.). Solte es nun moͤglich ſeyn, daß das Nah- rungs-Geſchaͤfte der Unterthanen hiedurch koͤnne er- leichtert werden, wenn der Handel mit dieſen Dingen zur Cammer gezogen wird, ſo wird eine ſolche Einrich- tung von der Wohlfahrt des Staats erfodert. Daher iſt es nicht nur Rechtens, ſondern auch der Vernunft gemaͤß, aus dieſem Handel ein Cammer-Regal zu machen. Man wird es uns auch leicht verwilligen, daß ſolche Einrichtungen geſchickte Mittel werden koͤn- nen, einige Jnnwohner im Staate ohne Nachtheil der uͤbrigen zu ernaͤhren. Dieß iſt ein ſicherer Grund, der unſere Gedanken noch mehr beveſtiget (§. 29. der Pol.). §. 48. Es wird uns nicht ſchwer fallen beſondere Faͤlle zu entdekken, auf welche dieſe allgemeine Regel zum Nutzen des Staats kann angewendet werden. Der wichtigſte von dieſen iſt der Holz-Handel. Es iſt eine unlaͤugbare Wahrheit, daß ohne Holz das Nah- rungs-Geſchaͤfte der Unterthanen nicht beſtehen koͤnne. Jch will es beweiſen, daß dieſer Handel ohne das Nah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/612
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/612>, abgerufen am 13.11.2024.