men ein bestimmtes Werk hervorzubringen, sind von verschiedener Art. Wir wollen diese, so weit es uns möglich ist, beschreiben. Wir müssen die Natur dieser Dinge aus ihren Würkungen erklären (§. 2.). Alle Dinge können in Bewegung gesetzet werden, und in dem sie sich bewegen, so beweisen sie in ihren Würkungen die innere Beschaffenheit ihrer Kraft. Dieß giebt uns einen Grund, eine gewisse Art von Dingen anzuneh- men, deren Kraft nichts würken kann, als was sich aus dem wiederstehen erklären läst. Jch glaube nicht zu irren, wenn ich sage, daß diese Dinge dieß machen, was wir die Erde nennen.
Anmerkung. Jn der Scheidekunst nennt man dieß die Erde, was von einem Körper übrig bleibet, wenn er der Würkung des stärksten Feuers unter- worfen ist, folglich dieß, was der grösten Gewalt des Feuers widerstehet *). Man stelle mit diesem zurückgebliebenem alle mögliche Versuche an, man wird von diesem keine anderen Würkungen warnehmen, als die sich aus dem Widerstehen erklä- ren lassen. Jch weiß es, daß man die Erde in schmelzbare und unschmelzbare Erde eintheilet, das ist, in Erde, welche das Feuer flüßig und zu Glaß machen kann, und in Erde, welche beständig dicht bleibet, und nicht schmelzet. Es giebt mir aber dieß keinen Grund, den von der Erde gebildeten Begrif zu ändern. Die schmelzbare Erde ist schon mit an- dern Dingen vermischt, und wir nennen sie eine Erde, weil wir von ihr die Erd-Eigenschafft zuerst und vornemlich empfinden. Es ist dieß in der Scheidekunst eine Gewonheit, daß wir eine Sache von dem benennen, was uns von ihr zuerst und vor- nemlich in die Sinne fällt.
*)Jch beziehe mich bey dieser Erklärung auf des Ma- nuer, und des Teichmeyers Chymie.
§. 9.
C 4
Beſchaffenheit derjenigen Dinge, in welche ꝛc.
men ein beſtimmtes Werk hervorzubringen, ſind von verſchiedener Art. Wir wollen dieſe, ſo weit es uns moͤglich iſt, beſchreiben. Wir muͤſſen die Natur dieſer Dinge aus ihren Wuͤrkungen erklaͤren (§. 2.). Alle Dinge koͤnnen in Bewegung geſetzet werden, und in dem ſie ſich bewegen, ſo beweiſen ſie in ihren Wuͤrkungen die innere Beſchaffenheit ihrer Kraft. Dieß giebt uns einen Grund, eine gewiſſe Art von Dingen anzuneh- men, deren Kraft nichts wuͤrken kann, als was ſich aus dem wiederſtehen erklaͤren laͤſt. Jch glaube nicht zu irren, wenn ich ſage, daß dieſe Dinge dieß machen, was wir die Erde nennen.
Anmerkung. Jn der Scheidekunſt nennt man dieß die Erde, was von einem Koͤrper uͤbrig bleibet, wenn er der Wuͤrkung des ſtaͤrkſten Feuers unter- worfen iſt, folglich dieß, was der groͤſten Gewalt des Feuers widerſtehet *). Man ſtelle mit dieſem zuruͤckgebliebenem alle moͤgliche Verſuche an, man wird von dieſem keine anderen Wuͤrkungen warnehmen, als die ſich aus dem Widerſtehen erklaͤ- ren laſſen. Jch weiß es, daß man die Erde in ſchmelzbare und unſchmelzbare Erde eintheilet, das iſt, in Erde, welche das Feuer fluͤßig und zu Glaß machen kann, und in Erde, welche beſtaͤndig dicht bleibet, und nicht ſchmelzet. Es giebt mir aber dieß keinen Grund, den von der Erde gebildeten Begrif zu aͤndern. Die ſchmelzbare Erde iſt ſchon mit an- dern Dingen vermiſcht, und wir nennen ſie eine Erde, weil wir von ihr die Erd-Eigenſchafft zuerſt und vornemlich empfinden. Es iſt dieß in der Scheidekunſt eine Gewonheit, daß wir eine Sache von dem benennen, was uns von ihr zuerſt und vor- nemlich in die Sinne faͤllt.
*)Jch beziehe mich bey dieſer Erklaͤrung auf des Ma- nuer, und des Teichmeyers Chymie.
§. 9.
C 4
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Beſchaffenheit derjenigen Dinge, in welche ꝛc.
men ein beſtimmtes Werk hervorzubringen, ſind von
verſchiedener Art. Wir wollen dieſe, ſo weit es uns
moͤglich iſt, beſchreiben. Wir muͤſſen die Natur dieſer
Dinge aus ihren Wuͤrkungen erklaͤren (§. 2.). Alle
Dinge koͤnnen in Bewegung geſetzet werden, und in dem
ſie ſich bewegen, ſo beweiſen ſie in ihren Wuͤrkungen
die innere Beſchaffenheit ihrer Kraft. Dieß giebt uns
einen Grund, eine gewiſſe Art von Dingen anzuneh-
men, deren Kraft nichts wuͤrken kann, als was ſich aus
dem wiederſtehen erklaͤren laͤſt. Jch glaube nicht zu
irren, wenn ich ſage, daß dieſe Dinge dieß machen,
was wir die Erde nennen.
Anmerkung. Jn der Scheidekunſt nennt man
dieß die Erde, was von einem Koͤrper uͤbrig bleibet,
wenn er der Wuͤrkung des ſtaͤrkſten Feuers unter-
worfen iſt, folglich dieß, was der groͤſten Gewalt
des Feuers widerſtehet
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. Man ſtelle mit dieſem
zuruͤckgebliebenem alle moͤgliche Verſuche an,
man wird von dieſem keine anderen Wuͤrkungen
warnehmen, als die ſich aus dem Widerſtehen erklaͤ-
ren laſſen. Jch weiß es, daß man die Erde in
ſchmelzbare und unſchmelzbare Erde eintheilet, das
iſt, in Erde, welche das Feuer fluͤßig und zu Glaß
machen kann, und in Erde, welche beſtaͤndig dicht
bleibet, und nicht ſchmelzet. Es giebt mir aber dieß
keinen Grund, den von der Erde gebildeten Begrif
zu aͤndern. Die ſchmelzbare Erde iſt ſchon mit an-
dern Dingen vermiſcht, und wir nennen ſie eine
Erde, weil wir von ihr die Erd-Eigenſchafft zuerſt
und vornemlich empfinden. Es iſt dieß in der
Scheidekunſt eine Gewonheit, daß wir eine Sache
von dem benennen, was uns von ihr zuerſt und vor-
nemlich in die Sinne faͤllt.
*⁾ Jch beziehe mich bey dieſer Erklaͤrung auf des Ma-
nuer, und des Teichmeyers Chymie.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/59>, abgerufen am 27.11.2024.
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