Chatoul-Güther ohne Nachtheil des Staats und der Unterthanen möglich. Wir wollen zuerst diejenigen Mittel untersuchen, welche insgemein zur Erreichung dieser Absicht vorgeschlagen werden, und alsdenn die- jenigen, welche nüzlich sind, vestsetzen. Das erste Mittel, was insgemein angegeben wird, ist die An- kaufung liegender Güther von dem, was von den jährlichen fürstlichen Einkünften ersparet wird. Jch nehme mir die unschuldige Freyheit hie- bey zu erinnern,
einmahl, daß es nicht allemahl der Staats-Klug- heit gemäß sey, wenn man einen Fürsten den Rath giebet, liegende Güther als Chatoul-Gü- ther anzukaufen.
Jch bilde, diesen Gedanken zu beweisen, folgenden Schluß: Was sehr leicht ein Mittel werden kann, die jährlichen Einkünfte der Unterthanen, und die jähr- lichen fürstlichen Einkünfte zu schwächen, dieß kann auch sehr leicht dem Staate schädlich werden. (§. 15. und folg. des Vorb.). Wenn ein Fürst liegende Gü- ther kauft, und aus diesen Chatoul-Güther macht, so kann dieß sehr leicht ein Mittel werden, das die an- gegebenen Würkungen hervorbringet. Dieß wird man uns aus dem verwilligen, was wir von der Land-und Stadt-Wirthschaft, wie auch in der Policey von der Aufmunterung der Unterthanen zur Arbeit abgehan- delt haben. Ja auch die Schwächung der Steuern und Accise beweiset es. Folglich muß man uns auch die Folge verwilligen, die wir aus diesen Sätzen gezo- gen haben.
Anmerk. Man durchsuche die Länder, in welchen man diesem Rathe, der scheinbar vernünf- tig ist, Folge leistet, und man wird es bald merken, daß die Erfahrung mit unsern Gedanken einstim-
mig
Des Cammer-Weſens 1. Abſchnitt, von den
Chatoul-Guͤther ohne Nachtheil des Staats und der Unterthanen moͤglich. Wir wollen zuerſt diejenigen Mittel unterſuchen, welche insgemein zur Erreichung dieſer Abſicht vorgeſchlagen werden, und alsdenn die- jenigen, welche nuͤzlich ſind, veſtſetzen. Das erſte Mittel, was insgemein angegeben wird, iſt die An- kaufung liegender Guͤther von dem, was von den jaͤhrlichen fuͤrſtlichen Einkuͤnften erſparet wird. Jch nehme mir die unſchuldige Freyheit hie- bey zu erinnern,
einmahl, daß es nicht allemahl der Staats-Klug- heit gemaͤß ſey, wenn man einen Fuͤrſten den Rath giebet, liegende Guͤther als Chatoul-Guͤ- ther anzukaufen.
Jch bilde, dieſen Gedanken zu beweiſen, folgenden Schluß: Was ſehr leicht ein Mittel werden kann, die jaͤhrlichen Einkuͤnfte der Unterthanen, und die jaͤhr- lichen fuͤrſtlichen Einkuͤnfte zu ſchwaͤchen, dieß kann auch ſehr leicht dem Staate ſchaͤdlich werden. (§. 15. und folg. des Vorb.). Wenn ein Fuͤrſt liegende Guͤ- ther kauft, und aus dieſen Chatoul-Guͤther macht, ſo kann dieß ſehr leicht ein Mittel werden, das die an- gegebenen Wuͤrkungen hervorbringet. Dieß wird man uns aus dem verwilligen, was wir von der Land-und Stadt-Wirthſchaft, wie auch in der Policey von der Aufmunterung der Unterthanen zur Arbeit abgehan- delt haben. Ja auch die Schwaͤchung der Steuern und Acciſe beweiſet es. Folglich muß man uns auch die Folge verwilligen, die wir aus dieſen Saͤtzen gezo- gen haben.
Anmerk. Man durchſuche die Laͤnder, in welchen man dieſem Rathe, der ſcheinbar vernuͤnf- tig iſt, Folge leiſtet, und man wird es bald merken, daß die Erfahrung mit unſern Gedanken einſtim-
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Des Cammer-Weſens 1. Abſchnitt, von den
Chatoul-Guͤther ohne Nachtheil des Staats und der
Unterthanen moͤglich. Wir wollen zuerſt diejenigen
Mittel unterſuchen, welche insgemein zur Erreichung
dieſer Abſicht vorgeſchlagen werden, und alsdenn die-
jenigen, welche nuͤzlich ſind, veſtſetzen. Das erſte
Mittel, was insgemein angegeben wird, iſt die An-
kaufung liegender Guͤther von dem, was von
den jaͤhrlichen fuͤrſtlichen Einkuͤnften erſparet
wird. Jch nehme mir die unſchuldige Freyheit hie-
bey zu erinnern,
einmahl, daß es nicht allemahl der Staats-Klug-
heit gemaͤß ſey, wenn man einen Fuͤrſten den
Rath giebet, liegende Guͤther als Chatoul-Guͤ-
ther anzukaufen.
Jch bilde, dieſen Gedanken zu beweiſen, folgenden
Schluß: Was ſehr leicht ein Mittel werden kann,
die jaͤhrlichen Einkuͤnfte der Unterthanen, und die jaͤhr-
lichen fuͤrſtlichen Einkuͤnfte zu ſchwaͤchen, dieß kann
auch ſehr leicht dem Staate ſchaͤdlich werden. (§. 15.
und folg. des Vorb.). Wenn ein Fuͤrſt liegende Guͤ-
ther kauft, und aus dieſen Chatoul-Guͤther macht,
ſo kann dieß ſehr leicht ein Mittel werden, das die an-
gegebenen Wuͤrkungen hervorbringet. Dieß wird man
uns aus dem verwilligen, was wir von der Land-und
Stadt-Wirthſchaft, wie auch in der Policey von der
Aufmunterung der Unterthanen zur Arbeit abgehan-
delt haben. Ja auch die Schwaͤchung der Steuern
und Acciſe beweiſet es. Folglich muß man uns auch
die Folge verwilligen, die wir aus dieſen Saͤtzen gezo-
gen haben.
Anmerk. Man durchſuche die Laͤnder, in
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/578>, abgerufen am 09.11.2024.
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