Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbereitung
wenn dessen Unterthanen in dem Stande seyn sollen,
ihre järlichen Einkünfte zu erhalten und vernünftig
zu vermehren. Dieß giebt uns den dritten Theil der
Cameralwissenschaft, welcher die Policeiwissen-
schaft
genennet wird.

Anm. Die Griechen verstehen durch das Wort
politeia diejenigen Gesetze eines Staats, worauf
dessen Schönheit und Wohlseyn beruhet. Der
Staat ist alsdenn schön, und dessen Wohlseyn ist
bevestiget, wenn dessen Unterthanen in einer blü-
henden Nahrung stehen. Dieß ist genug, die
Ursache zu entdekken, warum man den dritten
Theil der Cameralwissenschaft diesen vorzüglichen
Namen gegeben hat.

§. 36.
Dessen Ab-
theilung.

Wenn wir diese Beschreibung der Policeiwissen-
schaft mit dem vergleichen, was wir in dem §. 28.
abgehandelt haben, so können wir leicht einsehen,
daß sich die Policeiwissenschaft vornemlich beschäf-
tiget

Fürs erste, mit der Bevölkerung des Staats.
Fürs andere, mit der Einrichtung der Schulen
und Universitäten.
Fürs dritte, mit der politischen Einrichtung des
Kirchenwesens.
Fürs vierte, mit der Aufmunterung der Untertha-
nen zur Arbeit.
Fürs fünfte, mit der Einrichtung des Staats, die
Gesundheit der Unterthanen zu erhalten.
Fürs

Vorbereitung
wenn deſſen Unterthanen in dem Stande ſeyn ſollen,
ihre jaͤrlichen Einkuͤnfte zu erhalten und vernuͤnftig
zu vermehren. Dieß giebt uns den dritten Theil der
Cameralwiſſenſchaft, welcher die Policeiwiſſen-
ſchaft
genennet wird.

Anm. Die Griechen verſtehen durch das Wort
πολιτέια diejenigen Geſetze eines Staats, worauf
deſſen Schoͤnheit und Wohlſeyn beruhet. Der
Staat iſt alsdenn ſchoͤn, und deſſen Wohlſeyn iſt
beveſtiget, wenn deſſen Unterthanen in einer bluͤ-
henden Nahrung ſtehen. Dieß iſt genug, die
Urſache zu entdekken, warum man den dritten
Theil der Cameralwiſſenſchaft dieſen vorzuͤglichen
Namen gegeben hat.

§. 36.
Deſſen Ab-
theilung.

Wenn wir dieſe Beſchreibung der Policeiwiſſen-
ſchaft mit dem vergleichen, was wir in dem §. 28.
abgehandelt haben, ſo koͤnnen wir leicht einſehen,
daß ſich die Policeiwiſſenſchaft vornemlich beſchaͤf-
tiget

Fuͤrs erſte, mit der Bevoͤlkerung des Staats.
Fuͤrs andere, mit der Einrichtung der Schulen
und Univerſitaͤten.
Fuͤrs dritte, mit der politiſchen Einrichtung des
Kirchenweſens.
Fuͤrs vierte, mit der Aufmunterung der Untertha-
nen zur Arbeit.
Fuͤrs fuͤnfte, mit der Einrichtung des Staats, die
Geſundheit der Unterthanen zu erhalten.
Fuͤrs
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0048" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbereitung</hi></fw><lb/>
wenn de&#x017F;&#x017F;en Unterthanen in dem Stande &#x017F;eyn &#x017F;ollen,<lb/>
ihre ja&#x0364;rlichen Einku&#x0364;nfte zu erhalten und vernu&#x0364;nftig<lb/>
zu vermehren. Dieß giebt uns den dritten Theil der<lb/>
Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, welcher die <hi rendition="#fr">Policeiwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft</hi> genennet wird.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Anm.</hi> Die Griechen ver&#x017F;tehen durch das Wort<lb/>
&#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C4;&#x03AD;&#x03B9;&#x03B1; diejenigen Ge&#x017F;etze eines Staats, worauf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;nheit und Wohl&#x017F;eyn beruhet. Der<lb/>
Staat i&#x017F;t alsdenn &#x017F;cho&#x0364;n, und de&#x017F;&#x017F;en Wohl&#x017F;eyn i&#x017F;t<lb/>
beve&#x017F;tiget, wenn de&#x017F;&#x017F;en Unterthanen in einer blu&#x0364;-<lb/>
henden Nahrung &#x017F;tehen. Dieß i&#x017F;t genug, die<lb/>
Ur&#x017F;ache zu entdekken, warum man den dritten<lb/>
Theil der Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft die&#x017F;en vorzu&#x0364;glichen<lb/>
Namen gegeben hat.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 36.</head><lb/>
          <note place="left">De&#x017F;&#x017F;en Ab-<lb/>
theilung.</note>
          <p>Wenn wir die&#x017F;e Be&#x017F;chreibung der Policeiwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft mit dem vergleichen, was wir in dem §. 28.<lb/>
abgehandelt haben, &#x017F;o ko&#x0364;nnen wir leicht ein&#x017F;ehen,<lb/>
daß &#x017F;ich die Policeiwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft vornemlich be&#x017F;cha&#x0364;f-<lb/>
tiget</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs er&#x017F;te,</hi> mit der Bevo&#x0364;lkerung des Staats.</item><lb/>
            <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere,</hi> mit der Einrichtung der Schulen<lb/>
und Univer&#x017F;ita&#x0364;ten.</item><lb/>
            <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs dritte,</hi> mit der politi&#x017F;chen Einrichtung des<lb/>
Kirchenwe&#x017F;ens.</item><lb/>
            <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs vierte,</hi> mit der Aufmunterung der Untertha-<lb/>
nen zur Arbeit.</item><lb/>
            <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs fu&#x0364;nfte,</hi> mit der Einrichtung des Staats, die<lb/>
Ge&#x017F;undheit der Unterthanen zu erhalten.</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0048] Vorbereitung wenn deſſen Unterthanen in dem Stande ſeyn ſollen, ihre jaͤrlichen Einkuͤnfte zu erhalten und vernuͤnftig zu vermehren. Dieß giebt uns den dritten Theil der Cameralwiſſenſchaft, welcher die Policeiwiſſen- ſchaft genennet wird. Anm. Die Griechen verſtehen durch das Wort πολιτέια diejenigen Geſetze eines Staats, worauf deſſen Schoͤnheit und Wohlſeyn beruhet. Der Staat iſt alsdenn ſchoͤn, und deſſen Wohlſeyn iſt beveſtiget, wenn deſſen Unterthanen in einer bluͤ- henden Nahrung ſtehen. Dieß iſt genug, die Urſache zu entdekken, warum man den dritten Theil der Cameralwiſſenſchaft dieſen vorzuͤglichen Namen gegeben hat. §. 36. Wenn wir dieſe Beſchreibung der Policeiwiſſen- ſchaft mit dem vergleichen, was wir in dem §. 28. abgehandelt haben, ſo koͤnnen wir leicht einſehen, daß ſich die Policeiwiſſenſchaft vornemlich beſchaͤf- tiget Fuͤrs erſte, mit der Bevoͤlkerung des Staats. Fuͤrs andere, mit der Einrichtung der Schulen und Univerſitaͤten. Fuͤrs dritte, mit der politiſchen Einrichtung des Kirchenweſens. Fuͤrs vierte, mit der Aufmunterung der Untertha- nen zur Arbeit. Fuͤrs fuͤnfte, mit der Einrichtung des Staats, die Geſundheit der Unterthanen zu erhalten. Fuͤrs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/48
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/48>, abgerufen am 13.11.2024.