muß es durch härtere Mittel würken. Sind jene hinreichend, so nimmt die Policey ihre Zuflucht nicht zu diesen (§. 18. folg.). Es ist demnach dieß die erste Frage, die wir beantworten müssen. Was sind für Mittel möglich, die Jnnwohner des Staats zur Arbeit zu ermuntern? Wenn wir die Haupt-Regel, nach welcher die Policey die Menschen lenket, und die wir §. 24. vestgesetzet haben, zum Grunde legen, so ist es nicht schwer zu begreifen, daß die Policey alles aus dem Wege räumen müsse, was bey der Arbeit, nach den Gemüths-Verfassungen der Menschen, einigen Verdruß zu erwekken, vermögend ist. Wir wollen diesen Satz genauer bestimmen.
§. 117.
Hiezu sind verschiedene Mittel möglich. Das erste Mittel.
Die erste Bestimmung ist diese: Es ist der Po- licey nüzlich, wenn in dem Staate einem jeden, so weit es immer möglich ist, die Freyheit ge- lassen wird, seinen Unterhalt mit denjenigen Beschäftigungen zu suchen, wobey er sein Ver- gnügen findet. Diesen Satz unterstützen verschie- dene Gründe. Der erste Grund ist dieser: Es ist eine allgemeine Wahrheit, die nicht nur aus dem Begriffe vom Vergnügen folget, sondern die auch in der Erfah- rung gegründet, daß wir dieß ohne Zwang ausführen, woran wir unser Vergnügen finden. Dieß ist gewiß, und also folget, daß die Einschränkung in der Freyheit, von der hier die Rede ist, eine Hinderniß in der Aufmunterung zur Arbeit. Eine Pflicht der Policey ist es, alle diese Hinderniße aus dem Wege zu räumen. Folglich ist es auch ihre Schuldigkeit, durch vernünf- tige Veranstaltungen diese Freyheit zu bevestigen.
§. 118.
Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
muß es durch haͤrtere Mittel wuͤrken. Sind jene hinreichend, ſo nimmt die Policey ihre Zuflucht nicht zu dieſen (§. 18. folg.). Es iſt demnach dieß die erſte Frage, die wir beantworten muͤſſen. Was ſind fuͤr Mittel moͤglich, die Jnnwohner des Staats zur Arbeit zu ermuntern? Wenn wir die Haupt-Regel, nach welcher die Policey die Menſchen lenket, und die wir §. 24. veſtgeſetzet haben, zum Grunde legen, ſo iſt es nicht ſchwer zu begreifen, daß die Policey alles aus dem Wege raͤumen muͤſſe, was bey der Arbeit, nach den Gemuͤths-Verfaſſungen der Menſchen, einigen Verdruß zu erwekken, vermoͤgend iſt. Wir wollen dieſen Satz genauer beſtimmen.
§. 117.
Hiezu ſind verſchiedene Mittel moͤglich. Das erſte Mittel.
Die erſte Beſtimmung iſt dieſe: Es iſt der Po- licey nuͤzlich, wenn in dem Staate einem jeden, ſo weit es immer moͤglich iſt, die Freyheit ge- laſſen wird, ſeinen Unterhalt mit denjenigen Beſchaͤftigungen zu ſuchen, wobey er ſein Ver- gnuͤgen findet. Dieſen Satz unterſtuͤtzen verſchie- dene Gruͤnde. Der erſte Grund iſt dieſer: Es iſt eine allgemeine Wahrheit, die nicht nur aus dem Begriffe vom Vergnuͤgen folget, ſondern die auch in der Erfah- rung gegruͤndet, daß wir dieß ohne Zwang ausfuͤhren, woran wir unſer Vergnuͤgen finden. Dieß iſt gewiß, und alſo folget, daß die Einſchraͤnkung in der Freyheit, von der hier die Rede iſt, eine Hinderniß in der Aufmunterung zur Arbeit. Eine Pflicht der Policey iſt es, alle dieſe Hinderniße aus dem Wege zu raͤumen. Folglich iſt es auch ihre Schuldigkeit, durch vernuͤnf- tige Veranſtaltungen dieſe Freyheit zu beveſtigen.
§. 118.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0478"n="458"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,</hi></fw><lb/>
muß es durch haͤrtere Mittel wuͤrken. Sind jene<lb/>
hinreichend, ſo nimmt die Policey ihre Zuflucht nicht<lb/>
zu dieſen (§. 18. folg.). Es iſt demnach dieß die<lb/>
erſte Frage, die wir beantworten muͤſſen. Was ſind<lb/>
fuͤr Mittel moͤglich, die Jnnwohner des Staats zur<lb/>
Arbeit zu ermuntern? Wenn wir die Haupt-Regel,<lb/>
nach welcher die Policey die Menſchen lenket, und<lb/>
die wir §. 24. veſtgeſetzet haben, zum Grunde legen,<lb/>ſo iſt es nicht ſchwer zu begreifen, <hirendition="#fr">daß die Policey<lb/>
alles aus dem Wege raͤumen muͤſſe, was bey<lb/>
der Arbeit, nach den Gemuͤths-Verfaſſungen<lb/>
der Menſchen, einigen Verdruß zu erwekken,<lb/>
vermoͤgend iſt.</hi> Wir wollen dieſen Satz genauer<lb/>
beſtimmen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 117.</head><lb/><noteplace="left">Hiezu ſind<lb/>
verſchiedene<lb/>
Mittel<lb/>
moͤglich.<lb/>
Das erſte<lb/>
Mittel.</note><p>Die erſte Beſtimmung iſt dieſe: <hirendition="#fr">Es iſt der Po-<lb/>
licey nuͤzlich, wenn in dem Staate einem jeden,<lb/>ſo weit es immer moͤglich iſt, die Freyheit ge-<lb/>
laſſen wird, ſeinen Unterhalt mit denjenigen<lb/>
Beſchaͤftigungen zu ſuchen, wobey er ſein Ver-<lb/>
gnuͤgen findet.</hi> Dieſen Satz unterſtuͤtzen verſchie-<lb/>
dene Gruͤnde. Der erſte Grund iſt dieſer: Es iſt eine<lb/>
allgemeine Wahrheit, die nicht nur aus dem Begriffe<lb/>
vom Vergnuͤgen folget, ſondern die auch in der Erfah-<lb/>
rung gegruͤndet, daß wir dieß ohne Zwang ausfuͤhren,<lb/>
woran wir unſer Vergnuͤgen finden. Dieß iſt gewiß,<lb/>
und alſo folget, daß die Einſchraͤnkung in der Freyheit,<lb/>
von der hier die Rede iſt, eine Hinderniß in der<lb/>
Aufmunterung zur Arbeit. Eine Pflicht der Policey<lb/>
iſt es, alle dieſe Hinderniße aus dem Wege zu raͤumen.<lb/>
Folglich iſt es auch ihre Schuldigkeit, durch vernuͤnf-<lb/>
tige Veranſtaltungen dieſe Freyheit zu beveſtigen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 118.</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[458/0478]
Der Policey-Wiſſenſchaft 2 Abſchnitt,
muß es durch haͤrtere Mittel wuͤrken. Sind jene
hinreichend, ſo nimmt die Policey ihre Zuflucht nicht
zu dieſen (§. 18. folg.). Es iſt demnach dieß die
erſte Frage, die wir beantworten muͤſſen. Was ſind
fuͤr Mittel moͤglich, die Jnnwohner des Staats zur
Arbeit zu ermuntern? Wenn wir die Haupt-Regel,
nach welcher die Policey die Menſchen lenket, und
die wir §. 24. veſtgeſetzet haben, zum Grunde legen,
ſo iſt es nicht ſchwer zu begreifen, daß die Policey
alles aus dem Wege raͤumen muͤſſe, was bey
der Arbeit, nach den Gemuͤths-Verfaſſungen
der Menſchen, einigen Verdruß zu erwekken,
vermoͤgend iſt. Wir wollen dieſen Satz genauer
beſtimmen.
§. 117.
Die erſte Beſtimmung iſt dieſe: Es iſt der Po-
licey nuͤzlich, wenn in dem Staate einem jeden,
ſo weit es immer moͤglich iſt, die Freyheit ge-
laſſen wird, ſeinen Unterhalt mit denjenigen
Beſchaͤftigungen zu ſuchen, wobey er ſein Ver-
gnuͤgen findet. Dieſen Satz unterſtuͤtzen verſchie-
dene Gruͤnde. Der erſte Grund iſt dieſer: Es iſt eine
allgemeine Wahrheit, die nicht nur aus dem Begriffe
vom Vergnuͤgen folget, ſondern die auch in der Erfah-
rung gegruͤndet, daß wir dieß ohne Zwang ausfuͤhren,
woran wir unſer Vergnuͤgen finden. Dieß iſt gewiß,
und alſo folget, daß die Einſchraͤnkung in der Freyheit,
von der hier die Rede iſt, eine Hinderniß in der
Aufmunterung zur Arbeit. Eine Pflicht der Policey
iſt es, alle dieſe Hinderniße aus dem Wege zu raͤumen.
Folglich iſt es auch ihre Schuldigkeit, durch vernuͤnf-
tige Veranſtaltungen dieſe Freyheit zu beveſtigen.
§. 118.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/478>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.