nicht geringer Vortheil zu gewinnen sey, wenn man nur die Kunst verstehet, feinen Zwirn durch alle Grade zu machen. Wer diesen Vortheil er- langen will, der bereite den Flachs oder auch die Brennnesseln nach den zuvor angegebenen Regeln. Er erspare kein Geld Leute zu bekommen, die eben fein regelmäßig spinnen können. Von der Blei- che wollen wir in dem folgenden handeln. Der Erfolg wird ihm seine Mühe reichlich bezahlen.
§. 560.
Von der Zu- bereitung des Gatns zum Weber- kuhl.
Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Hände des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge- kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und steifen Wesen zu befreyen, das es durch das Spin- nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl in diese Lauge einige Stükke Seife, um das Garn etwas klebrig zu machen, daß die Fäden durch den Weberstuhl genauer können verbunden werden; ich will diese Ar- beit nicht verwerfen. Sie scheinet zum Theil nöthig zu seyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn- nesseln nach oben vestgesezten Regeln zum Spinnen bereitet hat, so glaube ich nicht, daß diese Arbeit zu loben sey. Jch würde meine Zuflucht zu der geisti- gen Gährung nehmen. Wie denn? Man lege das Garn in einen cylinder-förmigen Buttich, Diese Schichte unterscheide man durch kleine dazwischen ge- steckte Hölzer. Diese haben eine gedoppelte Absicht. Einmahl einen leeren Raum zwischen diese Geschich- te zu bestimmen. Fürs andere, zu verhindern, daß das Garn nicht alsdenn, wenn die Gährung erfol- get, zu weit in die Höhe gehet. Diesen Buttich fülle man mit lauwarmen Covent, und diesen setze man vermittelst der Hefen in die Gährung. Viel- leicht wird man es erfahren, daß dieß die verlangten
Folgen
Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
nicht geringer Vortheil zu gewinnen ſey, wenn man nur die Kunſt verſtehet, feinen Zwirn durch alle Grade zu machen. Wer dieſen Vortheil er- langen will, der bereite den Flachs oder auch die Brennneſſeln nach den zuvor angegebenen Regeln. Er erſpare kein Geld Leute zu bekommen, die eben fein regelmaͤßig ſpinnen koͤnnen. Von der Blei- che wollen wir in dem folgenden handeln. Der Erfolg wird ihm ſeine Muͤhe reichlich bezahlen.
§. 560.
Von der Zu- bereitung des Gatns zum Weber- kuhl.
Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Haͤnde des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge- kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und ſteifen Weſen zu befreyen, das es durch das Spin- nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl in dieſe Lauge einige Stuͤkke Seife, um das Garn etwas klebrig zu machen, daß die Faͤden durch den Weberſtuhl genauer koͤnnen verbunden werden; ich will dieſe Ar- beit nicht verwerfen. Sie ſcheinet zum Theil noͤthig zu ſeyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn- neſſeln nach oben veſtgeſezten Regeln zum Spinnen bereitet hat, ſo glaube ich nicht, daß dieſe Arbeit zu loben ſey. Jch wuͤrde meine Zuflucht zu der geiſti- gen Gaͤhrung nehmen. Wie denn? Man lege das Garn in einen cylinder-foͤrmigen Buttich, Dieſe Schichte unterſcheide man durch kleine dazwiſchen ge- ſteckte Hoͤlzer. Dieſe haben eine gedoppelte Abſicht. Einmahl einen leeren Raum zwiſchen dieſe Geſchich- te zu beſtimmen. Fuͤrs andere, zu verhindern, daß das Garn nicht alsdenn, wenn die Gaͤhrung erfol- get, zu weit in die Hoͤhe gehet. Dieſen Buttich fuͤlle man mit lauwarmen Covent, und dieſen ſetze man vermittelſt der Hefen in die Gaͤhrung. Viel- leicht wird man es erfahren, daß dieß die verlangten
Folgen
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Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
nicht geringer Vortheil zu gewinnen ſey, wenn
man nur die Kunſt verſtehet, feinen Zwirn durch
alle Grade zu machen. Wer dieſen Vortheil er-
langen will, der bereite den Flachs oder auch die
Brennneſſeln nach den zuvor angegebenen Regeln.
Er erſpare kein Geld Leute zu bekommen, die eben
fein regelmaͤßig ſpinnen koͤnnen. Von der Blei-
che wollen wir in dem folgenden handeln. Der
Erfolg wird ihm ſeine Muͤhe reichlich bezahlen.
§. 560.
Jnsgemein wird das Garn, ehe es in die Haͤnde
des Webers kommt, wiederum in einer Lauge ge-
kocht, und geklopft, um es von dem unreinen und
ſteifen Weſen zu befreyen, das es durch das Spin-
nen bekommen hat. (§. 559.) Man wirft auch wohl
in dieſe Lauge einige Stuͤkke Seife, um das Garn etwas
klebrig zu machen, daß die Faͤden durch den Weberſtuhl
genauer koͤnnen verbunden werden; ich will dieſe Ar-
beit nicht verwerfen. Sie ſcheinet zum Theil noͤthig
zu ſeyn. Wenn man aber den Flachs oder die Brenn-
neſſeln nach oben veſtgeſezten Regeln zum Spinnen
bereitet hat, ſo glaube ich nicht, daß dieſe Arbeit zu
loben ſey. Jch wuͤrde meine Zuflucht zu der geiſti-
gen Gaͤhrung nehmen. Wie denn? Man lege das
Garn in einen cylinder-foͤrmigen Buttich, Dieſe
Schichte unterſcheide man durch kleine dazwiſchen ge-
ſteckte Hoͤlzer. Dieſe haben eine gedoppelte Abſicht.
Einmahl einen leeren Raum zwiſchen dieſe Geſchich-
te zu beſtimmen. Fuͤrs andere, zu verhindern, daß
das Garn nicht alsdenn, wenn die Gaͤhrung erfol-
get, zu weit in die Hoͤhe gehet. Dieſen Buttich
fuͤlle man mit lauwarmen Covent, und dieſen ſetze
man vermittelſt der Hefen in die Gaͤhrung. Viel-
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/378>, abgerufen am 21.11.2024.
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