Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Stadt-Wirthschaft 3 Abschnitt,
Fürs andere: Sind sie nicht wohl geröstet, so ist
niemand im Stande, die Stiele vom Bast selbst
abzusondern, und folglich bekommt man keine
feine Leinwand davon, sondern nur grobe.
Fürs dritte: Auch ist sehr nöthig, diese lange
Ranken zu zerschneiden, sonsten sind sie schwer
zu schwingen, und unbehülflich beym Hecheln.
Fürs vierte: Auf diese Art können die, welche
eine große Menge Hopfen-Gärten, und kein
Erdreich, Lein daselbst zu bauen, besitzen, ihre
Hopfen-Ranken zu grober Leinwand brauchen,
und wenn solches nicht völlig zureichet, kann
es doch das Jahr über etliche Pfund Lein ein-
zukaufen, ersparen.
§. 553.
Erinuerung
bey der er-
sten,

Jch nehme mir die Freyheit, bey diesen Anmer-
kungen etwas zu erinnern. Vielleicht ist es nicht ohne
Nutzen. Es kann, wenn man zugleich mit auf den
§. 342. 349. und 550. siehet, zum Nachdenken, das
Nutzen bringet, Gelegenheit geben.

Jn Ansehung der ersten Anmerkung scheinet es
mir unmöglich zu seyn, daß eine so lange Zeit sollte
erfodert werden, wenn man die Hopfen-Ranken im
ordentlichen Wasser rösten will. Dieß müste noth-
wendig mehr eine Bestimmung zur Fäulniß, als eine
Auflösung in der cohaesion der Fäden würken. Man
röste den Flachs im Thau, Regen und unter dem
Schnee, so wird allemahl mehrere Zeit erfodert, als
wenn er im Wasser geröstet wird. Jndessen bleibt es
eine Wahrheit, daß der beschriebene Weg der beste
sey, die Ranken zu rösten. Es ist auch der beste
Weg bey dem Flachs rösten. Man zergliedere den
Thau, den Regen, den Schnee, so wird man es bald

merken,
Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt,
Fuͤrs andere: Sind ſie nicht wohl geroͤſtet, ſo iſt
niemand im Stande, die Stiele vom Baſt ſelbſt
abzuſondern, und folglich bekommt man keine
feine Leinwand davon, ſondern nur grobe.
Fuͤrs dritte: Auch iſt ſehr noͤthig, dieſe lange
Ranken zu zerſchneiden, ſonſten ſind ſie ſchwer
zu ſchwingen, und unbehuͤlflich beym Hecheln.
Fuͤrs vierte: Auf dieſe Art koͤnnen die, welche
eine große Menge Hopfen-Gaͤrten, und kein
Erdreich, Lein daſelbſt zu bauen, beſitzen, ihre
Hopfen-Ranken zu grober Leinwand brauchen,
und wenn ſolches nicht voͤllig zureichet, kann
es doch das Jahr uͤber etliche Pfund Lein ein-
zukaufen, erſparen.
§. 553.
Erinuerung
bey der er-
ſten,

Jch nehme mir die Freyheit, bey dieſen Anmer-
kungen etwas zu erinnern. Vielleicht iſt es nicht ohne
Nutzen. Es kann, wenn man zugleich mit auf den
§. 342. 349. und 550. ſiehet, zum Nachdenken, das
Nutzen bringet, Gelegenheit geben.

Jn Anſehung der erſten Anmerkung ſcheinet es
mir unmoͤglich zu ſeyn, daß eine ſo lange Zeit ſollte
erfodert werden, wenn man die Hopfen-Ranken im
ordentlichen Waſſer roͤſten will. Dieß muͤſte noth-
wendig mehr eine Beſtimmung zur Faͤulniß, als eine
Aufloͤſung in der cohaeſion der Faͤden wuͤrken. Man
roͤſte den Flachs im Thau, Regen und unter dem
Schnee, ſo wird allemahl mehrere Zeit erfodert, als
wenn er im Waſſer geroͤſtet wird. Jndeſſen bleibt es
eine Wahrheit, daß der beſchriebene Weg der beſte
ſey, die Ranken zu roͤſten. Es iſt auch der beſte
Weg bey dem Flachs roͤſten. Man zergliedere den
Thau, den Regen, den Schnee, ſo wird man es bald

merken,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0372" n="352"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Stadt-Wirth&#x017F;chaft 3 Ab&#x017F;chnitt,</hi> </fw><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere:</hi> Sind &#x017F;ie nicht wohl gero&#x0364;&#x017F;tet, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
niemand im Stande, die Stiele vom Ba&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
abzu&#x017F;ondern, und folglich bekommt man keine<lb/>
feine Leinwand davon, &#x017F;ondern nur grobe.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs dritte:</hi> Auch i&#x017F;t &#x017F;ehr no&#x0364;thig, die&#x017F;e lange<lb/>
Ranken zu zer&#x017F;chneiden, &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chwer<lb/>
zu &#x017F;chwingen, und unbehu&#x0364;lflich beym Hecheln.</item><lb/>
                <item><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs vierte:</hi> Auf die&#x017F;e Art ko&#x0364;nnen die, welche<lb/>
eine große Menge Hopfen-Ga&#x0364;rten, und kein<lb/>
Erdreich, Lein da&#x017F;elb&#x017F;t zu bauen, be&#x017F;itzen, ihre<lb/>
Hopfen-Ranken zu grober Leinwand brauchen,<lb/>
und wenn &#x017F;olches nicht vo&#x0364;llig zureichet, kann<lb/>
es doch das Jahr u&#x0364;ber etliche Pfund Lein ein-<lb/>
zukaufen, er&#x017F;paren.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 553.</head><lb/>
              <note place="left">Erinuerung<lb/>
bey der er-<lb/>
&#x017F;ten,</note>
              <p>Jch nehme mir die Freyheit, bey die&#x017F;en Anmer-<lb/>
kungen etwas zu erinnern. Vielleicht i&#x017F;t es nicht ohne<lb/>
Nutzen. Es kann, wenn man zugleich mit auf den<lb/>
§. 342. 349. und 550. &#x017F;iehet, zum Nachdenken, das<lb/>
Nutzen bringet, Gelegenheit geben.</p><lb/>
              <p>Jn An&#x017F;ehung <hi rendition="#fr">der er&#x017F;ten Anmerkung</hi> &#x017F;cheinet es<lb/>
mir unmo&#x0364;glich zu &#x017F;eyn, daß eine &#x017F;o lange Zeit &#x017F;ollte<lb/>
erfodert werden, wenn man die Hopfen-Ranken im<lb/>
ordentlichen Wa&#x017F;&#x017F;er ro&#x0364;&#x017F;ten will. Dieß mu&#x0364;&#x017F;te noth-<lb/>
wendig mehr eine Be&#x017F;timmung zur Fa&#x0364;ulniß, als eine<lb/>
Auflo&#x0364;&#x017F;ung in der <hi rendition="#aq">cohae&#x017F;ion</hi> der Fa&#x0364;den wu&#x0364;rken. Man<lb/>
ro&#x0364;&#x017F;te den Flachs im Thau, Regen und unter dem<lb/>
Schnee, &#x017F;o wird allemahl mehrere Zeit erfodert, als<lb/>
wenn er im Wa&#x017F;&#x017F;er gero&#x0364;&#x017F;tet wird. Jnde&#x017F;&#x017F;en bleibt es<lb/>
eine Wahrheit, daß der be&#x017F;chriebene Weg der be&#x017F;te<lb/>
&#x017F;ey, die Ranken zu ro&#x0364;&#x017F;ten. Es i&#x017F;t auch der be&#x017F;te<lb/>
Weg bey dem Flachs ro&#x0364;&#x017F;ten. Man zergliedere den<lb/>
Thau, den Regen, den Schnee, &#x017F;o wird man es bald<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">merken,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0372] Der Stadt-Wirthſchaft 3 Abſchnitt, Fuͤrs andere: Sind ſie nicht wohl geroͤſtet, ſo iſt niemand im Stande, die Stiele vom Baſt ſelbſt abzuſondern, und folglich bekommt man keine feine Leinwand davon, ſondern nur grobe. Fuͤrs dritte: Auch iſt ſehr noͤthig, dieſe lange Ranken zu zerſchneiden, ſonſten ſind ſie ſchwer zu ſchwingen, und unbehuͤlflich beym Hecheln. Fuͤrs vierte: Auf dieſe Art koͤnnen die, welche eine große Menge Hopfen-Gaͤrten, und kein Erdreich, Lein daſelbſt zu bauen, beſitzen, ihre Hopfen-Ranken zu grober Leinwand brauchen, und wenn ſolches nicht voͤllig zureichet, kann es doch das Jahr uͤber etliche Pfund Lein ein- zukaufen, erſparen. §. 553. Jch nehme mir die Freyheit, bey dieſen Anmer- kungen etwas zu erinnern. Vielleicht iſt es nicht ohne Nutzen. Es kann, wenn man zugleich mit auf den §. 342. 349. und 550. ſiehet, zum Nachdenken, das Nutzen bringet, Gelegenheit geben. Jn Anſehung der erſten Anmerkung ſcheinet es mir unmoͤglich zu ſeyn, daß eine ſo lange Zeit ſollte erfodert werden, wenn man die Hopfen-Ranken im ordentlichen Waſſer roͤſten will. Dieß muͤſte noth- wendig mehr eine Beſtimmung zur Faͤulniß, als eine Aufloͤſung in der cohaeſion der Faͤden wuͤrken. Man roͤſte den Flachs im Thau, Regen und unter dem Schnee, ſo wird allemahl mehrere Zeit erfodert, als wenn er im Waſſer geroͤſtet wird. Jndeſſen bleibt es eine Wahrheit, daß der beſchriebene Weg der beſte ſey, die Ranken zu roͤſten. Es iſt auch der beſte Weg bey dem Flachs roͤſten. Man zergliedere den Thau, den Regen, den Schnee, ſo wird man es bald merken,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/372
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/372>, abgerufen am 18.12.2024.