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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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zu den Cameralwissenschaften
einen Vorzug. Sie schlüssen: Durch unsere Ge-
schlicklichkeiten können wir nichts verdienen, wenn wir
krank sind, und daß sich unsere Geschicklichkeiten in dem
Erwerb des zeitlichen Vermögens würksam beweisen,
dieses gründet sich mehrentheils in den Meinungen der
Menschen. Diese zu erwecken stehet nicht allemahl in
unserer Gewalt. Ein Capital im Gegentheil kann sich
würksam beweisen, wir mögen krank oder gesund seyn.
Die Menschen mögen diese oder jene Meinung fassen.

§. 12.

Viele, die diese Gründe in Erwegung ziehen, werdenBeweiß, daß
das Capital
vorzuziehen
sey.

diesen Ausspruch geben: es sey am sichersten, wenn wir
uns um beyde Quellen bekümmern. Jch finde kein
Bedenken zu glauben, daß diese einen allgemeinen Bey-
fall erhalten werden. Es bleibet aber dennoch diese
Frage übrig: wenn beyde Quellen gegen einander ge-
halten werden, welche ist von diesen die sicherste? Jch
werde genöthiget in Ansehung der järlichen Einkünfte
das Capital der ersten Quelle vorzuziehen. Jch gründe
dieses Urtheil in folgendem Schlusse: Je mehrere Zu-
fälle möglich sind, welche die Quelle unserer järlichen
Einkünfte verstopffen und zernichten können, je
leichter diese Zufälle können würklich werden, und je
weniger es in unserer Gewalt stehet, die Würklichwer-
dung solcher Zufälle zu verhindern; desto weni-
ger können wir auf unsere järlichen Einkünfte Rech-
nung machen. Wenn wir unsere järlichen Einkünfte
durch unsere Geschicklichkeit erwerben wollen, so sind
mehrere Zufälle möglich, die diese Quelle verstopffen und
zernichten können, diese Zufälle können leichter würklich
werden, und es stehet weniger in unserer Gewalt die
Würklichwerdung solcher Zufälle zu verhindern, als
wenn wir ein Capital besitzen, das unsere järlichen Ein-
künfte würken soll. Wir können demnach bey einem

Ca-

zu den Cameralwiſſenſchaften
einen Vorzug. Sie ſchluͤſſen: Durch unſere Ge-
ſchlicklichkeiten koͤnnen wir nichts verdienen, wenn wir
krank ſind, und daß ſich unſere Geſchicklichkeiten in dem
Erwerb des zeitlichen Vermoͤgens wuͤrkſam beweiſen,
dieſes gruͤndet ſich mehrentheils in den Meinungen der
Menſchen. Dieſe zu erwecken ſtehet nicht allemahl in
unſerer Gewalt. Ein Capital im Gegentheil kann ſich
wuͤrkſam beweiſen, wir moͤgen krank oder geſund ſeyn.
Die Menſchen moͤgen dieſe oder jene Meinung faſſen.

§. 12.

Viele, die dieſe Gruͤnde in Erwegung ziehen, werdenBeweiß, daß
das Capital
vorzuziehen
ſey.

dieſen Ausſpruch geben: es ſey am ſicherſten, wenn wir
uns um beyde Quellen bekuͤmmern. Jch finde kein
Bedenken zu glauben, daß dieſe einen allgemeinen Bey-
fall erhalten werden. Es bleibet aber dennoch dieſe
Frage uͤbrig: wenn beyde Quellen gegen einander ge-
halten werden, welche iſt von dieſen die ſicherſte? Jch
werde genoͤthiget in Anſehung der jaͤrlichen Einkuͤnfte
das Capital der erſten Quelle vorzuziehen. Jch gruͤnde
dieſes Urtheil in folgendem Schluſſe: Je mehrere Zu-
faͤlle moͤglich ſind, welche die Quelle unſerer jaͤrlichen
Einkuͤnfte verſtopffen und zernichten koͤnnen, je
leichter dieſe Zufaͤlle koͤnnen wuͤrklich werden, und je
weniger es in unſerer Gewalt ſtehet, die Wuͤrklichwer-
dung ſolcher Zufaͤlle zu verhindern; deſto weni-
ger koͤnnen wir auf unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte Rech-
nung machen. Wenn wir unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte
durch unſere Geſchicklichkeit erwerben wollen, ſo ſind
mehrere Zufaͤlle moͤglich, die dieſe Quelle verſtopffen und
zernichten koͤnnen, dieſe Zufaͤlle koͤnnen leichter wuͤrklich
werden, und es ſtehet weniger in unſerer Gewalt die
Wuͤrklichwerdung ſolcher Zufaͤlle zu verhindern, als
wenn wir ein Capital beſitzen, das unſere jaͤrlichen Ein-
kuͤnfte wuͤrken ſoll. Wir koͤnnen demnach bey einem

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[13/0033] zu den Cameralwiſſenſchaften einen Vorzug. Sie ſchluͤſſen: Durch unſere Ge- ſchlicklichkeiten koͤnnen wir nichts verdienen, wenn wir krank ſind, und daß ſich unſere Geſchicklichkeiten in dem Erwerb des zeitlichen Vermoͤgens wuͤrkſam beweiſen, dieſes gruͤndet ſich mehrentheils in den Meinungen der Menſchen. Dieſe zu erwecken ſtehet nicht allemahl in unſerer Gewalt. Ein Capital im Gegentheil kann ſich wuͤrkſam beweiſen, wir moͤgen krank oder geſund ſeyn. Die Menſchen moͤgen dieſe oder jene Meinung faſſen. §. 12. Viele, die dieſe Gruͤnde in Erwegung ziehen, werden dieſen Ausſpruch geben: es ſey am ſicherſten, wenn wir uns um beyde Quellen bekuͤmmern. Jch finde kein Bedenken zu glauben, daß dieſe einen allgemeinen Bey- fall erhalten werden. Es bleibet aber dennoch dieſe Frage uͤbrig: wenn beyde Quellen gegen einander ge- halten werden, welche iſt von dieſen die ſicherſte? Jch werde genoͤthiget in Anſehung der jaͤrlichen Einkuͤnfte das Capital der erſten Quelle vorzuziehen. Jch gruͤnde dieſes Urtheil in folgendem Schluſſe: Je mehrere Zu- faͤlle moͤglich ſind, welche die Quelle unſerer jaͤrlichen Einkuͤnfte verſtopffen und zernichten koͤnnen, je leichter dieſe Zufaͤlle koͤnnen wuͤrklich werden, und je weniger es in unſerer Gewalt ſtehet, die Wuͤrklichwer- dung ſolcher Zufaͤlle zu verhindern; deſto weni- ger koͤnnen wir auf unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte Rech- nung machen. Wenn wir unſere jaͤrlichen Einkuͤnfte durch unſere Geſchicklichkeit erwerben wollen, ſo ſind mehrere Zufaͤlle moͤglich, die dieſe Quelle verſtopffen und zernichten koͤnnen, dieſe Zufaͤlle koͤnnen leichter wuͤrklich werden, und es ſtehet weniger in unſerer Gewalt die Wuͤrklichwerdung ſolcher Zufaͤlle zu verhindern, als wenn wir ein Capital beſitzen, das unſere jaͤrlichen Ein- kuͤnfte wuͤrken ſoll. Wir koͤnnen demnach bey einem Ca- Beweiß, daß das Capital vorzuziehen ſey.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/33>, abgerufen am 13.11.2024.