Buttiche durch einen Zapfen, der an der Seite des Buttichs sitzet, das Wasser ablaufen. Die eine Seite des Buttichs wird also gemacht, daß er kann geöffnet werden. Diese wird geöffnet, die Mate- rie wird herausgenommen, und alsdenn in einem andern Buttiche eingemescht. Hällt man in die- sem Falle diese Arbeit für überflüßig, so wird man es sich gefallen lassen, daß man eine unvollkomme- ne Stärke bekommt.
§. 463.
So weit der Wirth. Die dritte Arbeit muß die Natur besorgen. Die Mesche bleibt in diesem Zu- stande einige Tage stehen. Nach einigen Tagen, und zwar insgemein am dritten Tage entstehet in ihr eine Bewegung, die nach und nach so stark zunimmt, daß die Masse des eingemeschten Gewächses in die Höhe schwillet, und sich auf die Oberfläche des Wassers se- tzet, welches sich insgemein in dem fünsten oder sechsten Tage ereignet. Nach einigen Tagen sinket es wieder nieder. Das Wasser stehet wieder oben, ist helle, aber doch gelblich gefärbt. Jn diesem Zustan- de befindet es sich mehrentheils in dem neunten Tage.
Anmerk. Diese Bewegung wird von vielen für eine Gährung gehalten. Jch glaube es aber nicht, daß sie eine würkliche Gährung ist. Die Natur des Mehls ist nicht verändert worden. Dieß aber hätte geschehen müssen, wäre es eine würkli- che Gährung gewesen. Es ist vielmehr ein bloßes Aufbrausen, wovon Boerhaav in seiner Chymie handelt.
§. 464.
Nunmehr hat die Natur das ihrige verrichtet, der Künstler muß das Werk und die Scheidung zur
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von der weiſſen Staͤrke.
Buttiche durch einen Zapfen, der an der Seite des Buttichs ſitzet, das Waſſer ablaufen. Die eine Seite des Buttichs wird alſo gemacht, daß er kann geoͤffnet werden. Dieſe wird geoͤffnet, die Mate- rie wird herausgenommen, und alsdenn in einem andern Buttiche eingemeſcht. Haͤllt man in die- ſem Falle dieſe Arbeit fuͤr uͤberfluͤßig, ſo wird man es ſich gefallen laſſen, daß man eine unvollkomme- ne Staͤrke bekommt.
§. 463.
So weit der Wirth. Die dritte Arbeit muß die Natur beſorgen. Die Meſche bleibt in dieſem Zu- ſtande einige Tage ſtehen. Nach einigen Tagen, und zwar insgemein am dritten Tage entſtehet in ihr eine Bewegung, die nach und nach ſo ſtark zunimmt, daß die Maſſe des eingemeſchten Gewaͤchſes in die Hoͤhe ſchwillet, und ſich auf die Oberflaͤche des Waſſers ſe- tzet, welches ſich insgemein in dem fuͤnſten oder ſechſten Tage ereignet. Nach einigen Tagen ſinket es wieder nieder. Das Waſſer ſtehet wieder oben, iſt helle, aber doch gelblich gefaͤrbt. Jn dieſem Zuſtan- de befindet es ſich mehrentheils in dem neunten Tage.
Anmerk. Dieſe Bewegung wird von vielen fuͤr eine Gaͤhrung gehalten. Jch glaube es aber nicht, daß ſie eine wuͤrkliche Gaͤhrung iſt. Die Natur des Mehls iſt nicht veraͤndert worden. Dieß aber haͤtte geſchehen muͤſſen, waͤre es eine wuͤrkli- che Gaͤhrung geweſen. Es iſt vielmehr ein bloßes Aufbrauſen, wovon Boerhaav in ſeiner Chymie handelt.
§. 464.
Nunmehr hat die Natur das ihrige verrichtet, der Kuͤnſtler muß das Werk und die Scheidung zur
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von der weiſſen Staͤrke.
Buttiche durch einen Zapfen, der an der Seite des
Buttichs ſitzet, das Waſſer ablaufen. Die eine
Seite des Buttichs wird alſo gemacht, daß er kann
geoͤffnet werden. Dieſe wird geoͤffnet, die Mate-
rie wird herausgenommen, und alsdenn in einem
andern Buttiche eingemeſcht. Haͤllt man in die-
ſem Falle dieſe Arbeit fuͤr uͤberfluͤßig, ſo wird man
es ſich gefallen laſſen, daß man eine unvollkomme-
ne Staͤrke bekommt.
§. 463.
So weit der Wirth. Die dritte Arbeit muß die
Natur beſorgen. Die Meſche bleibt in dieſem Zu-
ſtande einige Tage ſtehen. Nach einigen Tagen, und
zwar insgemein am dritten Tage entſtehet in ihr eine
Bewegung, die nach und nach ſo ſtark zunimmt, daß
die Maſſe des eingemeſchten Gewaͤchſes in die Hoͤhe
ſchwillet, und ſich auf die Oberflaͤche des Waſſers ſe-
tzet, welches ſich insgemein in dem fuͤnſten oder
ſechſten Tage ereignet. Nach einigen Tagen ſinket es
wieder nieder. Das Waſſer ſtehet wieder oben, iſt
helle, aber doch gelblich gefaͤrbt. Jn dieſem Zuſtan-
de befindet es ſich mehrentheils in dem neunten Tage.
3) Das Auf-
brauſen.
Anmerk. Dieſe Bewegung wird von vielen fuͤr
eine Gaͤhrung gehalten. Jch glaube es aber nicht,
daß ſie eine wuͤrkliche Gaͤhrung iſt. Die Natur
des Mehls iſt nicht veraͤndert worden. Dieß
aber haͤtte geſchehen muͤſſen, waͤre es eine wuͤrkli-
che Gaͤhrung geweſen. Es iſt vielmehr ein bloßes
Aufbrauſen, wovon Boerhaav in ſeiner Chymie
handelt.
§. 464.
Nunmehr hat die Natur das ihrige verrichtet, der
Kuͤnſtler muß das Werk und die Scheidung zur
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4) Das Aus-
treten.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/327>, abgerufen am 29.12.2024.
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