nerey, als auch bey der Brauerey verschiedene Stükke bezahlen, und also beyde Gewerke nutzbarer machen.
§. 434.
Fürs andere, wodurch die saure Gäh- rung zu be- fördern. Das erste.
So weit von dem ersten Punkte. Der andere soll die Mittel untersuchen, wodurch die saure Gäh- rung befördert wird. Das erste ist das Ferment. Worin bestehet diese Gähre, und woher wird sie ge- nommen? Die Beantwortung der andern Frage wird von der Beantwortung der ersten abhangen. Wenn man die Natur des Eßigs untersuchet, und mit dieser die Erfahrung vergleichet, so wird es nicht schwer werden, diesen Satz zu beweisen. Nichts kann ein Ferment zum Eßig geben, als worin ein Wein Stein-Salz, und alle Säfte der Erd-Gewächse, in welchen sich das Wein-Stein-Salz vorzüglich würksam beweiset, geben ein gutes Ferment zum Es- sig. Aus diesem ist es zu begreifen, warum folgende Dinge ein Ferment zum Eßig. 1) Die sauren He- fen, oder die sogenannte Wein-Mutter von säuerli- chem Weine. 2) Die Eßig-Hefen aus den alten Fäs- sern, die mit sehr scharfen Eßig gesättiget sind. 3) Den zu zarten Pulver gestossenen Wein-Stein, von saurem Wein. 4) Der Eßig selbst, der zum höch- sten Grad der Säure gebracht worden. 5) Die al- ten hölzernen Fässer, die lange Zeit mit scharfen Eßig angefüllet gelegen. 6) Die öfterswiederhohlte Vermischung der Hefen mit ihrem eigenen Weine. 7) Die Stiele, die Stengel, die Hülsen der Kirschen, der Johannis-Beere und Wein-Trauben, und deren herumgeschlungene kleine Ranken, damit sich die Wein- Reben anhangen, wie auch alle dergleichen säuerliche herbe Theile der Gewächse. 8) Der Sauerteig aus Rokken-Mehle *). Man kann aus diesen Dingen verschiedene Zusammensetzungen machen, die sich aber doch nicht bey allen Flüßigkeiten, in gleichem Grade
würksam
Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt,
nerey, als auch bey der Brauerey verſchiedene Stuͤkke bezahlen, und alſo beyde Gewerke nutzbarer machen.
§. 434.
Fuͤrs andere, wodurch die ſaure Gaͤh- rung zu be- foͤrdern. Das erſte.
So weit von dem erſten Punkte. Der andere ſoll die Mittel unterſuchen, wodurch die ſaure Gaͤh- rung befoͤrdert wird. Das erſte iſt das Ferment. Worin beſtehet dieſe Gaͤhre, und woher wird ſie ge- nommen? Die Beantwortung der andern Frage wird von der Beantwortung der erſten abhangen. Wenn man die Natur des Eßigs unterſuchet, und mit dieſer die Erfahrung vergleichet, ſo wird es nicht ſchwer werden, dieſen Satz zu beweiſen. Nichts kann ein Ferment zum Eßig geben, als worin ein Wein Stein-Salz, und alle Saͤfte der Erd-Gewaͤchſe, in welchen ſich das Wein-Stein-Salz vorzuͤglich wuͤrkſam beweiſet, geben ein gutes Ferment zum Eſ- ſig. Aus dieſem iſt es zu begreifen, warum folgende Dinge ein Ferment zum Eßig. 1) Die ſauren He- fen, oder die ſogenannte Wein-Mutter von ſaͤuerli- chem Weine. 2) Die Eßig-Hefen aus den alten Faͤſ- ſern, die mit ſehr ſcharfen Eßig geſaͤttiget ſind. 3) Den zu zarten Pulver geſtoſſenen Wein-Stein, von ſaurem Wein. 4) Der Eßig ſelbſt, der zum hoͤch- ſten Grad der Saͤure gebracht worden. 5) Die al- ten hoͤlzernen Faͤſſer, die lange Zeit mit ſcharfen Eßig angefuͤllet gelegen. 6) Die oͤfterswiederhohlte Vermiſchung der Hefen mit ihrem eigenen Weine. 7) Die Stiele, die Stengel, die Huͤlſen der Kirſchen, der Johannis-Beere und Wein-Trauben, und deren herumgeſchlungene kleine Ranken, damit ſich die Wein- Reben anhangen, wie auch alle dergleichen ſaͤuerliche herbe Theile der Gewaͤchſe. 8) Der Sauerteig aus Rokken-Mehle *). Man kann aus dieſen Dingen verſchiedene Zuſammenſetzungen machen, die ſich aber doch nicht bey allen Fluͤßigkeiten, in gleichem Grade
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[292/0312]
Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt,
nerey, als auch bey der Brauerey verſchiedene Stuͤkke
bezahlen, und alſo beyde Gewerke nutzbarer machen.
§. 434.
So weit von dem erſten Punkte. Der andere
ſoll die Mittel unterſuchen, wodurch die ſaure Gaͤh-
rung befoͤrdert wird. Das erſte iſt das Ferment.
Worin beſtehet dieſe Gaͤhre, und woher wird ſie ge-
nommen? Die Beantwortung der andern Frage
wird von der Beantwortung der erſten abhangen.
Wenn man die Natur des Eßigs unterſuchet, und
mit dieſer die Erfahrung vergleichet, ſo wird es nicht
ſchwer werden, dieſen Satz zu beweiſen. Nichts
kann ein Ferment zum Eßig geben, als worin ein
Wein Stein-Salz, und alle Saͤfte der Erd-Gewaͤchſe,
in welchen ſich das Wein-Stein-Salz vorzuͤglich
wuͤrkſam beweiſet, geben ein gutes Ferment zum Eſ-
ſig. Aus dieſem iſt es zu begreifen, warum folgende
Dinge ein Ferment zum Eßig. 1) Die ſauren He-
fen, oder die ſogenannte Wein-Mutter von ſaͤuerli-
chem Weine. 2) Die Eßig-Hefen aus den alten Faͤſ-
ſern, die mit ſehr ſcharfen Eßig geſaͤttiget ſind. 3)
Den zu zarten Pulver geſtoſſenen Wein-Stein, von
ſaurem Wein. 4) Der Eßig ſelbſt, der zum hoͤch-
ſten Grad der Saͤure gebracht worden. 5) Die al-
ten hoͤlzernen Faͤſſer, die lange Zeit mit ſcharfen
Eßig angefuͤllet gelegen. 6) Die oͤfterswiederhohlte
Vermiſchung der Hefen mit ihrem eigenen Weine.
7) Die Stiele, die Stengel, die Huͤlſen der Kirſchen,
der Johannis-Beere und Wein-Trauben, und deren
herumgeſchlungene kleine Ranken, damit ſich die Wein-
Reben anhangen, wie auch alle dergleichen ſaͤuerliche
herbe Theile der Gewaͤchſe. 8) Der Sauerteig aus
Rokken-Mehle
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verſchiedene Zuſammenſetzungen machen, die ſich aber
doch nicht bey allen Fluͤßigkeiten, in gleichem Grade
wuͤrkſam
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/312>, abgerufen am 27.11.2024.
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