Die Kälte widerstehet der Gährung. Dahero istBesonderer Vortheil. sie ein sicheres Mittel, diese Gährung zu hemmen, wenn man die gährenden Säfte in eine kältere Luft bringet. Da hiedurch die innere Bewegung vermin- dert wird, so müssen die Unreinigkeiten, vermöge ih- rer Schwere niederschlagen, und der Wein wird klar und helle.
§. 373.
Wir kommen auf den lezten Punkt. Das Bier5) Worauf bey der Gäh- rung zu se- hen. soll gähren, es stehet in der Gährung. Was haben wir in dieser Zeit zu thun, wenn der Erfolg glück- lich seyn soll? Das erste ist: der gährende Saft muß in der Zeit, da er gähren soll, in Ruhe stehen, denn wird dieser Saft gerüttelt, so zertheilet sich der Gescht auf der Oberfläche, und vermischt sich mit dem Safte. Dieß verursachet einmahl, daß die geisti- gen Theile, welche die Gährung gebieret, verrau- chen, fürs andere, daß das Bier trübe und mehr Gescht als Wein wird. Das andere, das Gefäße, in welchem der gährende Saft ist, muß nicht ganz verstopft werden. Denn geschiehet dieß, so wird der Zugang der Luft verhindert. Dieser aber ist ein nothwendiges Stück.
§. 374.
Jst das Bier gut gebrauet, so wird es sich auchWie das Bier zu war- ten. halten. Es ist unnöthig und fast schädlich, wenn man zu diesem Endzwekke Mittel anwenden will. Es ist nur nöthig, daß wir das aus dem Wege räu- men, was das Bier verderben kann. Wer das ge- nau überleget, was wir bis hieher von dem Bier abge- handelt haben, der wird es uns, ohne daß wir es weitläuftig beweisen, leicht verwilligen, daß es hier auf folgende Stükke ankomme.
Das
R 2
von dem Bierbrauen.
§. 372.
Die Kaͤlte widerſtehet der Gaͤhrung. Dahero iſtBeſonderer Vortheil. ſie ein ſicheres Mittel, dieſe Gaͤhrung zu hemmen, wenn man die gaͤhrenden Saͤfte in eine kaͤltere Luft bringet. Da hiedurch die innere Bewegung vermin- dert wird, ſo muͤſſen die Unreinigkeiten, vermoͤge ih- rer Schwere niederſchlagen, und der Wein wird klar und helle.
§. 373.
Wir kommen auf den lezten Punkt. Das Bier5) Worauf bey der Gaͤh- rung zu ſe- hen. ſoll gaͤhren, es ſtehet in der Gaͤhrung. Was haben wir in dieſer Zeit zu thun, wenn der Erfolg gluͤck- lich ſeyn ſoll? Das erſte iſt: der gaͤhrende Saft muß in der Zeit, da er gaͤhren ſoll, in Ruhe ſtehen, denn wird dieſer Saft geruͤttelt, ſo zertheilet ſich der Geſcht auf der Oberflaͤche, und vermiſcht ſich mit dem Safte. Dieß verurſachet einmahl, daß die geiſti- gen Theile, welche die Gaͤhrung gebieret, verrau- chen, fuͤrs andere, daß das Bier truͤbe und mehr Geſcht als Wein wird. Das andere, das Gefaͤße, in welchem der gaͤhrende Saft iſt, muß nicht ganz verſtopft werden. Denn geſchiehet dieß, ſo wird der Zugang der Luft verhindert. Dieſer aber iſt ein nothwendiges Stuͤck.
§. 374.
Jſt das Bier gut gebrauet, ſo wird es ſich auchWie das Bier zu war- ten. halten. Es iſt unnoͤthig und faſt ſchaͤdlich, wenn man zu dieſem Endzwekke Mittel anwenden will. Es iſt nur noͤthig, daß wir das aus dem Wege raͤu- men, was das Bier verderben kann. Wer das ge- nau uͤberleget, was wir bis hieher von dem Bier abge- handelt haben, der wird es uns, ohne daß wir es weitlaͤuftig beweiſen, leicht verwilligen, daß es hier auf folgende Stuͤkke ankomme.
Das
R 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0279"n="259"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von dem Bierbrauen.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 372.</head><lb/><p>Die Kaͤlte widerſtehet der Gaͤhrung. Dahero iſt<noteplace="right">Beſonderer<lb/>
Vortheil.</note><lb/>ſie ein ſicheres Mittel, dieſe Gaͤhrung zu hemmen,<lb/>
wenn man die gaͤhrenden Saͤfte in eine kaͤltere Luft<lb/>
bringet. Da hiedurch die innere Bewegung vermin-<lb/>
dert wird, ſo muͤſſen die Unreinigkeiten, vermoͤge ih-<lb/>
rer Schwere niederſchlagen, und der Wein wird klar<lb/>
und helle.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 373.</head><lb/><p>Wir kommen auf den lezten Punkt. Das Bier<noteplace="right">5) Worauf<lb/>
bey der Gaͤh-<lb/>
rung zu ſe-<lb/>
hen.</note><lb/>ſoll gaͤhren, es ſtehet in der Gaͤhrung. Was haben<lb/>
wir in dieſer Zeit zu thun, wenn der Erfolg gluͤck-<lb/>
lich ſeyn ſoll? Das <hirendition="#fr">erſte</hi> iſt: der gaͤhrende Saft<lb/>
muß in der Zeit, da er gaͤhren ſoll, in Ruhe ſtehen,<lb/>
denn wird dieſer Saft geruͤttelt, ſo zertheilet ſich der<lb/>
Geſcht auf der Oberflaͤche, und vermiſcht ſich mit dem<lb/>
Safte. Dieß verurſachet <hirendition="#fr">einmahl,</hi> daß die geiſti-<lb/>
gen Theile, welche die Gaͤhrung gebieret, verrau-<lb/>
chen, <hirendition="#fr">fuͤrs andere,</hi> daß das Bier truͤbe und mehr<lb/>
Geſcht als Wein wird. Das <hirendition="#fr">andere,</hi> das Gefaͤße,<lb/>
in welchem der gaͤhrende Saft iſt, muß nicht ganz<lb/>
verſtopft werden. Denn geſchiehet dieß, ſo wird der<lb/>
Zugang der Luft verhindert. Dieſer aber iſt ein<lb/>
nothwendiges Stuͤck.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 374.</head><lb/><p>Jſt das Bier gut gebrauet, ſo wird es ſich auch<noteplace="right">Wie das<lb/>
Bier zu war-<lb/>
ten.</note><lb/>
halten. Es iſt unnoͤthig und faſt ſchaͤdlich, wenn<lb/>
man zu dieſem Endzwekke Mittel anwenden will.<lb/>
Es iſt nur noͤthig, daß wir das aus dem Wege raͤu-<lb/>
men, was das Bier verderben kann. Wer das ge-<lb/>
nau uͤberleget, was wir bis hieher von dem Bier abge-<lb/>
handelt haben, der wird es uns, ohne daß wir es<lb/>
weitlaͤuftig beweiſen, leicht verwilligen, daß es hier auf<lb/>
folgende Stuͤkke ankomme.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[259/0279]
von dem Bierbrauen.
§. 372.
Die Kaͤlte widerſtehet der Gaͤhrung. Dahero iſt
ſie ein ſicheres Mittel, dieſe Gaͤhrung zu hemmen,
wenn man die gaͤhrenden Saͤfte in eine kaͤltere Luft
bringet. Da hiedurch die innere Bewegung vermin-
dert wird, ſo muͤſſen die Unreinigkeiten, vermoͤge ih-
rer Schwere niederſchlagen, und der Wein wird klar
und helle.
Beſonderer
Vortheil.
§. 373.
Wir kommen auf den lezten Punkt. Das Bier
ſoll gaͤhren, es ſtehet in der Gaͤhrung. Was haben
wir in dieſer Zeit zu thun, wenn der Erfolg gluͤck-
lich ſeyn ſoll? Das erſte iſt: der gaͤhrende Saft
muß in der Zeit, da er gaͤhren ſoll, in Ruhe ſtehen,
denn wird dieſer Saft geruͤttelt, ſo zertheilet ſich der
Geſcht auf der Oberflaͤche, und vermiſcht ſich mit dem
Safte. Dieß verurſachet einmahl, daß die geiſti-
gen Theile, welche die Gaͤhrung gebieret, verrau-
chen, fuͤrs andere, daß das Bier truͤbe und mehr
Geſcht als Wein wird. Das andere, das Gefaͤße,
in welchem der gaͤhrende Saft iſt, muß nicht ganz
verſtopft werden. Denn geſchiehet dieß, ſo wird der
Zugang der Luft verhindert. Dieſer aber iſt ein
nothwendiges Stuͤck.
5) Worauf
bey der Gaͤh-
rung zu ſe-
hen.
§. 374.
Jſt das Bier gut gebrauet, ſo wird es ſich auch
halten. Es iſt unnoͤthig und faſt ſchaͤdlich, wenn
man zu dieſem Endzwekke Mittel anwenden will.
Es iſt nur noͤthig, daß wir das aus dem Wege raͤu-
men, was das Bier verderben kann. Wer das ge-
nau uͤberleget, was wir bis hieher von dem Bier abge-
handelt haben, der wird es uns, ohne daß wir es
weitlaͤuftig beweiſen, leicht verwilligen, daß es hier auf
folgende Stuͤkke ankomme.
Wie das
Bier zu war-
ten.
Das
R 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/279>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.