Wie lange soll die Mesch stehen. Einige sagen eine, einige zwey, andere drey, wiederum andere vier Stunden. So viel ist gewiß, stehet sie zu lan- ge, so nimmt das Wasser das Saure aus den Hülsen mit an sich. Diese Hülsen werden die Trebern ge- nennet. Daher sagt man: das Vier wird Treber- sauer. Stehet sie nicht lange genug, so nimmt das Wasser nicht alles verdünnte Mehl an sich. Dieß be- weiset die Fettigkeit der Trebern, und daher ist es wider die Haupt-Regel der Wirthschaft. Jch habe es in der Erfahrung gefunden, daß die Zeit von vier Stunden zu lang, und die von einer Stunde zu kurz. Die Zeit von zwey Stunden ist die sicherste.
§. 354.
Die fünfte Regel.
Die fünfte Regel: Man muß die Mesch fil- triren, das ist, man muß das Wasser, was das dünngemachte Mehl in sich genommen hat, durch ei- nen Körper seigen, der nur das klare und helle durchläst.
§. 355.
Wie diese anzuwenden.
Will man die Mesche aus dem Mesch-Buttich fil- triren, so wird man einige Hindernisse finden. Man kann auf dem Boden des Mesch-Buttichs das Gestel- le zum Filtriren nicht anbringen. Denn in diesem soll die Mesche durchgearbeitet werden, folglich muß der Boden vest und eben seyn. Daher macht man dieß Gestelle in einen andern Buttich, der unten ei- nen Zapfen hat, und den man daher den Stell- Buttich nennet. Jn diesen wird die Mesch aus dem Mesch Buttich getragen. Jn diesem läst man die Me- sche so lange ruhen, bis sie sich gesetzet hat. Man gießet nach und nach heißes Wasser auf, bis es ge-
nug
Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt
§. 353.
Das dritte.
Wie lange ſoll die Meſch ſtehen. Einige ſagen eine, einige zwey, andere drey, wiederum andere vier Stunden. So viel iſt gewiß, ſtehet ſie zu lan- ge, ſo nimmt das Waſſer das Saure aus den Huͤlſen mit an ſich. Dieſe Huͤlſen werden die Trebern ge- nennet. Daher ſagt man: das Vier wird Treber- ſauer. Stehet ſie nicht lange genug, ſo nimmt das Waſſer nicht alles verduͤnnte Mehl an ſich. Dieß be- weiſet die Fettigkeit der Trebern, und daher iſt es wider die Haupt-Regel der Wirthſchaft. Jch habe es in der Erfahrung gefunden, daß die Zeit von vier Stunden zu lang, und die von einer Stunde zu kurz. Die Zeit von zwey Stunden iſt die ſicherſte.
§. 354.
Die fuͤnfte Regel.
Die fuͤnfte Regel: Man muß die Meſch fil- triren, das iſt, man muß das Waſſer, was das duͤnngemachte Mehl in ſich genommen hat, durch ei- nen Koͤrper ſeigen, der nur das klare und helle durchlaͤſt.
§. 355.
Wie dieſe anzuwenden.
Will man die Meſche aus dem Meſch-Buttich fil- triren, ſo wird man einige Hinderniſſe finden. Man kann auf dem Boden des Meſch-Buttichs das Geſtel- le zum Filtriren nicht anbringen. Denn in dieſem ſoll die Meſche durchgearbeitet werden, folglich muß der Boden veſt und eben ſeyn. Daher macht man dieß Geſtelle in einen andern Buttich, der unten ei- nen Zapfen hat, und den man daher den Stell- Buttich nennet. Jn dieſen wird die Meſch aus dem Meſch Buttich getragen. Jn dieſem laͤſt man die Me- ſche ſo lange ruhen, bis ſie ſich geſetzet hat. Man gießet nach und nach heißes Waſſer auf, bis es ge-
nug
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0270"n="250"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 353.</head><lb/><noteplace="left">Das dritte.</note><p>Wie lange ſoll die Meſch ſtehen. Einige ſagen<lb/>
eine, einige zwey, andere drey, wiederum andere<lb/>
vier Stunden. So viel iſt gewiß, ſtehet ſie zu lan-<lb/>
ge, ſo nimmt das Waſſer das Saure aus den Huͤlſen<lb/>
mit an ſich. Dieſe Huͤlſen werden die Trebern ge-<lb/>
nennet. Daher ſagt man: das Vier wird Treber-<lb/>ſauer. Stehet ſie nicht lange genug, ſo nimmt das<lb/>
Waſſer nicht alles verduͤnnte Mehl an ſich. Dieß be-<lb/>
weiſet die Fettigkeit der Trebern, und daher iſt es<lb/>
wider die Haupt-Regel der Wirthſchaft. Jch habe es<lb/>
in der Erfahrung gefunden, daß die Zeit von vier<lb/>
Stunden zu lang, und die von einer Stunde zu kurz.<lb/>
Die Zeit von zwey Stunden iſt die ſicherſte.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 354.</head><lb/><noteplace="left">Die fuͤnfte<lb/>
Regel.</note><p>Die <hirendition="#fr">fuͤnfte Regel: Man muß die Meſch fil-<lb/>
triren,</hi> das iſt, man muß das Waſſer, was das<lb/>
duͤnngemachte Mehl in ſich genommen hat, durch ei-<lb/>
nen Koͤrper ſeigen, der nur das klare und helle<lb/>
durchlaͤſt.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 355.</head><lb/><noteplace="left">Wie dieſe<lb/>
anzuwenden.</note><p>Will man die Meſche aus dem Meſch-Buttich fil-<lb/>
triren, ſo wird man einige Hinderniſſe finden. Man<lb/>
kann auf dem Boden des Meſch-Buttichs das Geſtel-<lb/>
le zum Filtriren nicht anbringen. Denn in dieſem<lb/>ſoll die Meſche durchgearbeitet werden, folglich muß<lb/>
der Boden veſt und eben ſeyn. Daher macht man<lb/>
dieß Geſtelle in einen andern Buttich, der unten ei-<lb/>
nen Zapfen hat, und den man daher den <hirendition="#fr">Stell-<lb/>
Buttich</hi> nennet. Jn dieſen wird die Meſch aus dem<lb/>
Meſch Buttich getragen. Jn dieſem laͤſt man die Me-<lb/>ſche ſo lange ruhen, bis ſie ſich geſetzet hat. Man<lb/>
gießet nach und nach heißes Waſſer auf, bis es ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nug</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[250/0270]
Der Stadt-Wirthſchaft 2 Abſchnitt
§. 353.
Wie lange ſoll die Meſch ſtehen. Einige ſagen
eine, einige zwey, andere drey, wiederum andere
vier Stunden. So viel iſt gewiß, ſtehet ſie zu lan-
ge, ſo nimmt das Waſſer das Saure aus den Huͤlſen
mit an ſich. Dieſe Huͤlſen werden die Trebern ge-
nennet. Daher ſagt man: das Vier wird Treber-
ſauer. Stehet ſie nicht lange genug, ſo nimmt das
Waſſer nicht alles verduͤnnte Mehl an ſich. Dieß be-
weiſet die Fettigkeit der Trebern, und daher iſt es
wider die Haupt-Regel der Wirthſchaft. Jch habe es
in der Erfahrung gefunden, daß die Zeit von vier
Stunden zu lang, und die von einer Stunde zu kurz.
Die Zeit von zwey Stunden iſt die ſicherſte.
§. 354.
Die fuͤnfte Regel: Man muß die Meſch fil-
triren, das iſt, man muß das Waſſer, was das
duͤnngemachte Mehl in ſich genommen hat, durch ei-
nen Koͤrper ſeigen, der nur das klare und helle
durchlaͤſt.
§. 355.
Will man die Meſche aus dem Meſch-Buttich fil-
triren, ſo wird man einige Hinderniſſe finden. Man
kann auf dem Boden des Meſch-Buttichs das Geſtel-
le zum Filtriren nicht anbringen. Denn in dieſem
ſoll die Meſche durchgearbeitet werden, folglich muß
der Boden veſt und eben ſeyn. Daher macht man
dieß Geſtelle in einen andern Buttich, der unten ei-
nen Zapfen hat, und den man daher den Stell-
Buttich nennet. Jn dieſen wird die Meſch aus dem
Meſch Buttich getragen. Jn dieſem laͤſt man die Me-
ſche ſo lange ruhen, bis ſie ſich geſetzet hat. Man
gießet nach und nach heißes Waſſer auf, bis es ge-
nug
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/270>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.