Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbereitung
nomico tam principum quam priuatorum, verfertiget
hat, wie auch auf das Project der Oecono-
mie in Form einer Wissenschaft, nebst einem
unmaßgeblichen Bedenken, wie diese Wissen-
schaft beydes in Theorie und Praxi mit meh-
rerm Fleiß und Nutzen getrieben werden kön-
ne,
entworfen von Anastasio Sincero, Frankfurth
und Leipzig 1616.

§. 4.
Die Gründe
des andern
werden un-
tersuchet,

Andere, die uns dieß verwilligen, daß eine wissen-
schaftliche und philosophische Abhandlung der Haus-
haltungskunst oder der Cameralwissenschaften nöthig
und nützlich sey, fallen auf dieses Vorurtheil, es sey
eine solche Abhandlung unmöglich. Sie unterstützen
ihre Gedanken mit diesem Grunde, weil sich in diesen
Dingen unendlich viel Umstände einmischen, die wir
nicht vorher sehen und aus den Begriffen beurtheilen
können. Vielleicht wollen sie dieß noch hiedurch
glaubwürdiger machen, weil von vielen, die einen
Versuch gemacht haben, eine solche Wissenschaft zu
entwerffen, dergleichen Dinge sind vorgetragen worden,
die theils mit der Erfahrung nicht zusammen stimmen,
theils auch in der Anwendung nicht brauchbar sind. Wir
wollen antworten: Wir müssen in diesem Vortrage
die Gründe von dem daraus gezogenen Schlusse unter-
scheiden. Die angegebenen Gründe sind nicht völlig
zu verwerfen. Einmahl ist es wahr, und ich kann
es aus meiner eigenen Erfahrung beweisen, daß sich
in der Anwendung der öconomischen Wissenschaft un-
endlich viele Umstände zeigen, die wir nicht vorher ha-
ben einsehen können, und die es erfodern, daß wir das
einmahl gemachte Project wo nicht völlig, doch in ge-
wissen Bestimmungen verändern müssen. Jch zähle
unter diese Umstände, die verschiedenen Gemüthsver-
fassungen und Fähigkeiten der Menschen, durch welche

wir

Vorbereitung
nomico tam principum quam priuatorum, verfertiget
hat, wie auch auf das Project der Oecono-
mie in Form einer Wiſſenſchaft, nebſt einem
unmaßgeblichen Bedenken, wie dieſe Wiſſen-
ſchaft beydes in Theorie und Praxi mit meh-
rerm Fleiß und Nutzen getrieben werden koͤn-
ne,
entworfen von Anaſtaſio Sincero, Frankfurth
und Leipzig 1616.

§. 4.
Die Gruͤnde
des andern
werden un-
terſuchet,

Andere, die uns dieß verwilligen, daß eine wiſſen-
ſchaftliche und philoſophiſche Abhandlung der Haus-
haltungskunſt oder der Cameralwiſſenſchaften noͤthig
und nuͤtzlich ſey, fallen auf dieſes Vorurtheil, es ſey
eine ſolche Abhandlung unmoͤglich. Sie unterſtuͤtzen
ihre Gedanken mit dieſem Grunde, weil ſich in dieſen
Dingen unendlich viel Umſtaͤnde einmiſchen, die wir
nicht vorher ſehen und aus den Begriffen beurtheilen
koͤnnen. Vielleicht wollen ſie dieß noch hiedurch
glaubwuͤrdiger machen, weil von vielen, die einen
Verſuch gemacht haben, eine ſolche Wiſſenſchaft zu
entwerffen, dergleichen Dinge ſind vorgetragen worden,
die theils mit der Erfahrung nicht zuſammen ſtimmen,
theils auch in der Anwendung nicht brauchbar ſind. Wir
wollen antworten: Wir muͤſſen in dieſem Vortrage
die Gruͤnde von dem daraus gezogenen Schluſſe unter-
ſcheiden. Die angegebenen Gruͤnde ſind nicht voͤllig
zu verwerfen. Einmahl iſt es wahr, und ich kann
es aus meiner eigenen Erfahrung beweiſen, daß ſich
in der Anwendung der oͤconomiſchen Wiſſenſchaft un-
endlich viele Umſtaͤnde zeigen, die wir nicht vorher ha-
ben einſehen koͤnnen, und die es erfodern, daß wir das
einmahl gemachte Project wo nicht voͤllig, doch in ge-
wiſſen Beſtimmungen veraͤndern muͤſſen. Jch zaͤhle
unter dieſe Umſtaͤnde, die verſchiedenen Gemuͤthsver-
faſſungen und Faͤhigkeiten der Menſchen, durch welche

wir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0026" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorbereitung</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">nomico tam principum quam priuatorum,</hi></hi> verfertiget<lb/>
hat, <hi rendition="#fr">wie auch auf das Project der Oecono-<lb/>
mie in Form einer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, neb&#x017F;t einem<lb/>
unmaßgeblichen Bedenken, wie die&#x017F;e Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft beydes in Theorie und Praxi mit meh-<lb/>
rerm Fleiß und Nutzen getrieben werden ko&#x0364;n-<lb/>
ne,</hi> entworfen von <hi rendition="#fr">Ana&#x017F;ta&#x017F;io Sincero,</hi> Frankfurth<lb/>
und Leipzig 1616.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.</head><lb/>
          <note place="left">Die Gru&#x0364;nde<lb/>
des andern<lb/>
werden un-<lb/>
ter&#x017F;uchet,</note>
          <p>Andere, die uns dieß verwilligen, daß eine wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaftliche und philo&#x017F;ophi&#x017F;che Abhandlung der Haus-<lb/>
haltungskun&#x017F;t oder der Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften no&#x0364;thig<lb/>
und nu&#x0364;tzlich &#x017F;ey, fallen auf die&#x017F;es Vorurtheil, es &#x017F;ey<lb/>
eine &#x017F;olche Abhandlung unmo&#x0364;glich. Sie unter&#x017F;tu&#x0364;tzen<lb/>
ihre Gedanken mit die&#x017F;em Grunde, weil &#x017F;ich in die&#x017F;en<lb/>
Dingen unendlich viel Um&#x017F;ta&#x0364;nde einmi&#x017F;chen, die wir<lb/>
nicht vorher &#x017F;ehen und aus den Begriffen beurtheilen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Vielleicht wollen &#x017F;ie dieß noch hiedurch<lb/>
glaubwu&#x0364;rdiger machen, weil von vielen, die einen<lb/>
Ver&#x017F;uch gemacht haben, eine &#x017F;olche Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft zu<lb/>
entwerffen, dergleichen Dinge &#x017F;ind vorgetragen worden,<lb/>
die theils mit der Erfahrung nicht zu&#x017F;ammen &#x017F;timmen,<lb/>
theils auch in der Anwendung nicht brauchbar &#x017F;ind. Wir<lb/>
wollen antworten: Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in die&#x017F;em Vortrage<lb/>
die Gru&#x0364;nde von dem daraus gezogenen Schlu&#x017F;&#x017F;e unter-<lb/>
&#x017F;cheiden. Die angegebenen Gru&#x0364;nde &#x017F;ind nicht vo&#x0364;llig<lb/>
zu verwerfen. <hi rendition="#fr">Einmahl</hi> i&#x017F;t es wahr, und ich kann<lb/>
es aus meiner eigenen Erfahrung bewei&#x017F;en, daß &#x017F;ich<lb/>
in der Anwendung der o&#x0364;conomi&#x017F;chen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft un-<lb/>
endlich viele Um&#x017F;ta&#x0364;nde zeigen, die wir nicht vorher ha-<lb/>
ben ein&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, und die es erfodern, daß wir das<lb/>
einmahl gemachte Project wo nicht vo&#x0364;llig, doch in ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;timmungen vera&#x0364;ndern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Jch za&#x0364;hle<lb/>
unter die&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde, die ver&#x017F;chiedenen Gemu&#x0364;thsver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ungen und Fa&#x0364;higkeiten der Men&#x017F;chen, durch welche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0026] Vorbereitung nomico tam principum quam priuatorum, verfertiget hat, wie auch auf das Project der Oecono- mie in Form einer Wiſſenſchaft, nebſt einem unmaßgeblichen Bedenken, wie dieſe Wiſſen- ſchaft beydes in Theorie und Praxi mit meh- rerm Fleiß und Nutzen getrieben werden koͤn- ne, entworfen von Anaſtaſio Sincero, Frankfurth und Leipzig 1616. §. 4. Andere, die uns dieß verwilligen, daß eine wiſſen- ſchaftliche und philoſophiſche Abhandlung der Haus- haltungskunſt oder der Cameralwiſſenſchaften noͤthig und nuͤtzlich ſey, fallen auf dieſes Vorurtheil, es ſey eine ſolche Abhandlung unmoͤglich. Sie unterſtuͤtzen ihre Gedanken mit dieſem Grunde, weil ſich in dieſen Dingen unendlich viel Umſtaͤnde einmiſchen, die wir nicht vorher ſehen und aus den Begriffen beurtheilen koͤnnen. Vielleicht wollen ſie dieß noch hiedurch glaubwuͤrdiger machen, weil von vielen, die einen Verſuch gemacht haben, eine ſolche Wiſſenſchaft zu entwerffen, dergleichen Dinge ſind vorgetragen worden, die theils mit der Erfahrung nicht zuſammen ſtimmen, theils auch in der Anwendung nicht brauchbar ſind. Wir wollen antworten: Wir muͤſſen in dieſem Vortrage die Gruͤnde von dem daraus gezogenen Schluſſe unter- ſcheiden. Die angegebenen Gruͤnde ſind nicht voͤllig zu verwerfen. Einmahl iſt es wahr, und ich kann es aus meiner eigenen Erfahrung beweiſen, daß ſich in der Anwendung der oͤconomiſchen Wiſſenſchaft un- endlich viele Umſtaͤnde zeigen, die wir nicht vorher ha- ben einſehen koͤnnen, und die es erfodern, daß wir das einmahl gemachte Project wo nicht voͤllig, doch in ge- wiſſen Beſtimmungen veraͤndern muͤſſen. Jch zaͤhle unter dieſe Umſtaͤnde, die verſchiedenen Gemuͤthsver- faſſungen und Faͤhigkeiten der Menſchen, durch welche wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/26
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/26>, abgerufen am 22.12.2024.