Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Land-Wirthschaft 3 Abschnitt
§. 281.
Wie der Ort,
wo diese jun-
gen gehalten
werden, müs-
se beschaffen
seyn.

Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich diesen Er-
findungs-Weg auch denen vorschlage, welche so wohl
die innere als auch die äußere Beschaffenheit des Orts
bestimmen wollen, in welchen dergleichen Thiere müssen
aufgezogen und vermehret werden. Jn der Wildniß
leben sie ihrer Natur gemäß. Durch diese lernen sie,
was ihnen schädlich ist. Sie leitet diese Thiere zu den
Gebrauch derjenigen Mittel, durch welche sie sich erhal-
ten, und wider ihre Feinde beschützen können. Man
betrachte diese Umstände, und man wird es bald mer-
ken, welche Beschaffenheir der Luft und der Witte-
rung, welche Art der Thiere, und welche Art von Un-
geziefer ihnen nachtheilig sind. Man wird auch leicht
diejenigen Mittel entdekken, die stark genug sind, die
Thiere, die wir ziehen wollen, wider diese Anfälle zu
bedekken, und sie von dem, was ihnen schädlich ist, zu
befreyen.

§. 282.
Anwendung
dieser Lehre.

Einem Wirthe, der Geschicklichkeit genug besitzet,
die Würkungen der Natur zu betrachten, wird es nicht
schwer fallen, diese allgemeine Lehre auf besondere Fäl-
le anzuwenden. Jch will nur einen znr Erläuterung
anmerken. Jn Ansehung des Feder-Viehes, das der
Gewohnheit gemäß in den Wirthschaften gehalten
wird, ist nichts so nützlich und so einträglich, als die Zucht
der Truthüner, die auch Jndianische, oder Calcut-
sche Hüner genennet werden. Diese bezahlet den Auf-
wand mit einem merklichen Vortheile, wenn sie glück-
lich gehet, und wenn die Anzahl der Hüner, die zu die-
ser Absicht gehalten werden, groß genug ist, dieser
Zucht eine besondere Wärterin zu setzen. Wo ist der
Grund von dem, daß es bey dieser Zucht so selten
glücklich gehet? Es ist dieß eine gewöhnliche Klage

der
Der Land-Wirthſchaft 3 Abſchnitt
§. 281.
Wie der Ort,
wo dieſe jun-
gen gehalten
werden, muͤſ-
ſe beſchaffen
ſeyn.

Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich dieſen Er-
findungs-Weg auch denen vorſchlage, welche ſo wohl
die innere als auch die aͤußere Beſchaffenheit des Orts
beſtimmen wollen, in welchen dergleichen Thiere muͤſſen
aufgezogen und vermehret werden. Jn der Wildniß
leben ſie ihrer Natur gemaͤß. Durch dieſe lernen ſie,
was ihnen ſchaͤdlich iſt. Sie leitet dieſe Thiere zu den
Gebrauch derjenigen Mittel, durch welche ſie ſich erhal-
ten, und wider ihre Feinde beſchuͤtzen koͤnnen. Man
betrachte dieſe Umſtaͤnde, und man wird es bald mer-
ken, welche Beſchaffenheir der Luft und der Witte-
rung, welche Art der Thiere, und welche Art von Un-
geziefer ihnen nachtheilig ſind. Man wird auch leicht
diejenigen Mittel entdekken, die ſtark genug ſind, die
Thiere, die wir ziehen wollen, wider dieſe Anfaͤlle zu
bedekken, und ſie von dem, was ihnen ſchaͤdlich iſt, zu
befreyen.

§. 282.
Anwendung
dieſer Lehre.

Einem Wirthe, der Geſchicklichkeit genug beſitzet,
die Wuͤrkungen der Natur zu betrachten, wird es nicht
ſchwer fallen, dieſe allgemeine Lehre auf beſondere Faͤl-
le anzuwenden. Jch will nur einen znr Erlaͤuterung
anmerken. Jn Anſehung des Feder-Viehes, das der
Gewohnheit gemaͤß in den Wirthſchaften gehalten
wird, iſt nichts ſo nuͤtzlich und ſo eintraͤglich, als die Zucht
der Truthuͤner, die auch Jndianiſche, oder Calcut-
ſche Huͤner genennet werden. Dieſe bezahlet den Auf-
wand mit einem merklichen Vortheile, wenn ſie gluͤck-
lich gehet, und wenn die Anzahl der Huͤner, die zu die-
ſer Abſicht gehalten werden, groß genug iſt, dieſer
Zucht eine beſondere Waͤrterin zu ſetzen. Wo iſt der
Grund von dem, daß es bey dieſer Zucht ſo ſelten
gluͤcklich gehet? Es iſt dieß eine gewoͤhnliche Klage

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0224" n="204"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Land-Wirth&#x017F;chaft 3 Ab&#x017F;chnitt</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 281.</head><lb/>
              <note place="left">Wie der Ort,<lb/>
wo die&#x017F;e jun-<lb/>
gen gehalten<lb/>
werden, mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e be&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;eyn.</note>
              <p>Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich die&#x017F;en Er-<lb/>
findungs-Weg auch denen vor&#x017F;chlage, welche &#x017F;o wohl<lb/>
die innere als auch die a&#x0364;ußere Be&#x017F;chaffenheit des Orts<lb/>
be&#x017F;timmen wollen, in welchen dergleichen Thiere mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
aufgezogen und vermehret werden. Jn der Wildniß<lb/>
leben &#x017F;ie ihrer Natur gema&#x0364;ß. Durch die&#x017F;e lernen &#x017F;ie,<lb/>
was ihnen &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t. Sie leitet die&#x017F;e Thiere zu den<lb/>
Gebrauch derjenigen Mittel, durch welche &#x017F;ie &#x017F;ich erhal-<lb/>
ten, und wider ihre Feinde be&#x017F;chu&#x0364;tzen ko&#x0364;nnen. Man<lb/>
betrachte die&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde, und man wird es bald mer-<lb/>
ken, welche Be&#x017F;chaffenheir der Luft und der Witte-<lb/>
rung, welche Art der Thiere, und welche Art von Un-<lb/>
geziefer ihnen nachtheilig &#x017F;ind. Man wird auch leicht<lb/>
diejenigen Mittel entdekken, die &#x017F;tark genug &#x017F;ind, die<lb/>
Thiere, die wir ziehen wollen, wider die&#x017F;e Anfa&#x0364;lle zu<lb/>
bedekken, und &#x017F;ie von dem, was ihnen &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t, zu<lb/>
befreyen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 282.</head><lb/>
              <note place="left">Anwendung<lb/>
die&#x017F;er Lehre.</note>
              <p>Einem Wirthe, der Ge&#x017F;chicklichkeit genug be&#x017F;itzet,<lb/>
die Wu&#x0364;rkungen der Natur zu betrachten, wird es nicht<lb/>
&#x017F;chwer fallen, die&#x017F;e allgemeine Lehre auf be&#x017F;ondere Fa&#x0364;l-<lb/>
le anzuwenden. Jch will nur einen znr Erla&#x0364;uterung<lb/>
anmerken. Jn An&#x017F;ehung des Feder-Viehes, das der<lb/>
Gewohnheit gema&#x0364;ß in den Wirth&#x017F;chaften gehalten<lb/>
wird, i&#x017F;t nichts &#x017F;o nu&#x0364;tzlich und &#x017F;o eintra&#x0364;glich, als die Zucht<lb/>
der <hi rendition="#fr">Truthu&#x0364;ner,</hi> die auch Jndiani&#x017F;che, oder Calcut-<lb/>
&#x017F;che Hu&#x0364;ner genennet werden. Die&#x017F;e bezahlet den Auf-<lb/>
wand mit einem merklichen Vortheile, wenn &#x017F;ie glu&#x0364;ck-<lb/>
lich gehet, und wenn die Anzahl der Hu&#x0364;ner, die zu die-<lb/>
&#x017F;er Ab&#x017F;icht gehalten werden, groß genug i&#x017F;t, die&#x017F;er<lb/>
Zucht eine be&#x017F;ondere Wa&#x0364;rterin zu &#x017F;etzen. Wo i&#x017F;t der<lb/>
Grund von dem, daß es bey die&#x017F;er Zucht &#x017F;o &#x017F;elten<lb/>
glu&#x0364;cklich gehet? Es i&#x017F;t dieß eine gewo&#x0364;hnliche Klage<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0224] Der Land-Wirthſchaft 3 Abſchnitt §. 281. Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich dieſen Er- findungs-Weg auch denen vorſchlage, welche ſo wohl die innere als auch die aͤußere Beſchaffenheit des Orts beſtimmen wollen, in welchen dergleichen Thiere muͤſſen aufgezogen und vermehret werden. Jn der Wildniß leben ſie ihrer Natur gemaͤß. Durch dieſe lernen ſie, was ihnen ſchaͤdlich iſt. Sie leitet dieſe Thiere zu den Gebrauch derjenigen Mittel, durch welche ſie ſich erhal- ten, und wider ihre Feinde beſchuͤtzen koͤnnen. Man betrachte dieſe Umſtaͤnde, und man wird es bald mer- ken, welche Beſchaffenheir der Luft und der Witte- rung, welche Art der Thiere, und welche Art von Un- geziefer ihnen nachtheilig ſind. Man wird auch leicht diejenigen Mittel entdekken, die ſtark genug ſind, die Thiere, die wir ziehen wollen, wider dieſe Anfaͤlle zu bedekken, und ſie von dem, was ihnen ſchaͤdlich iſt, zu befreyen. §. 282. Einem Wirthe, der Geſchicklichkeit genug beſitzet, die Wuͤrkungen der Natur zu betrachten, wird es nicht ſchwer fallen, dieſe allgemeine Lehre auf beſondere Faͤl- le anzuwenden. Jch will nur einen znr Erlaͤuterung anmerken. Jn Anſehung des Feder-Viehes, das der Gewohnheit gemaͤß in den Wirthſchaften gehalten wird, iſt nichts ſo nuͤtzlich und ſo eintraͤglich, als die Zucht der Truthuͤner, die auch Jndianiſche, oder Calcut- ſche Huͤner genennet werden. Dieſe bezahlet den Auf- wand mit einem merklichen Vortheile, wenn ſie gluͤck- lich gehet, und wenn die Anzahl der Huͤner, die zu die- ſer Abſicht gehalten werden, groß genug iſt, dieſer Zucht eine beſondere Waͤrterin zu ſetzen. Wo iſt der Grund von dem, daß es bey dieſer Zucht ſo ſelten gluͤcklich gehet? Es iſt dieß eine gewoͤhnliche Klage der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/224
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/224>, abgerufen am 13.11.2024.