Einmahl: Daß zur Zeugung der Milch weder ei- ne vollkommene Gährung, noch eine Verfau- lung erfodert werde. Denn wäre das erste, so könnte das Alkali nicht mehr so träge seyn, wie es in den vegetabilien ist, es müste diejenige Flüchtigkeit angenommen haben, die es in den Thieren hat. u. s. f. Wäre das andere, so mü- ste das Oel stinken. u. s. f.
§. 254.
Fürs andere: Die Milch sey nichts anders, alsund Erklä- rung. der durch das Kauen, Niederschlukken und Wie- derkauen der Thiere aus den Vegetabilien aus- gedrukter fetter und durch die reibende Bewe- gung mit Wasser vermischter Saft.
Anmerk. Jst die Erklärung von der Milch nicht vollständig, so ist sie doch wenigstens eine rich- tige Beschreibung, die dasjenige in sich fasset, was wir zu unserer gegenwärtigen Absicht nöthig haben. Wir wollen noch einige Gründe beybringen, die diese unsere Gedanken bevestigen können.
Einmahl: Wäre die Milch schon würklich der durch die völlige Verdauung zubereiteter Dau- ungs-Saft der Thiere, wie wäre es möglich, daß die Milch noch den Geschmack von den Vegeta- bilien an sich haben könnte, aus welchen sie ist ge- preßt worden. Diesen Geschmack lehret die Er- fahrung.
Fürs andere: Wäre die Milch der vollkommen ausgearbeiter Dauungs-Saft der Thiere; wie wäre es möglich, daß die Milch denen Thieren, welchen die Natur vor thierischen Materien ei- nen Abscheu eingepflanzet hat, und die ihren Un-
terhalt
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von der Viehzucht.
Einmahl: Daß zur Zeugung der Milch weder ei- ne vollkommene Gaͤhrung, noch eine Verfau- lung erfodert werde. Denn waͤre das erſte, ſo koͤnnte das Alkali nicht mehr ſo traͤge ſeyn, wie es in den vegetabilien iſt, es muͤſte diejenige Fluͤchtigkeit angenommen haben, die es in den Thieren hat. u. ſ. f. Waͤre das andere, ſo muͤ- ſte das Oel ſtinken. u. ſ. f.
§. 254.
Fuͤrs andere: Die Milch ſey nichts anders, alsund Erklaͤ- rung. der durch das Kauen, Niederſchlukken und Wie- derkauen der Thiere aus den Vegetabilien aus- gedrukter fetter und durch die reibende Bewe- gung mit Waſſer vermiſchter Saft.
Anmerk. Jſt die Erklaͤrung von der Milch nicht vollſtaͤndig, ſo iſt ſie doch wenigſtens eine rich- tige Beſchreibung, die dasjenige in ſich faſſet, was wir zu unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht noͤthig haben. Wir wollen noch einige Gruͤnde beybringen, die dieſe unſere Gedanken beveſtigen koͤnnen.
Einmahl: Waͤre die Milch ſchon wuͤrklich der durch die voͤllige Verdauung zubereiteter Dau- ungs-Saft der Thiere, wie waͤre es moͤglich, daß die Milch noch den Geſchmack von den Vegeta- bilien an ſich haben koͤnnte, aus welchen ſie iſt ge- preßt worden. Dieſen Geſchmack lehret die Er- fahrung.
Fuͤrs andere: Waͤre die Milch der vollkommen ausgearbeiter Dauungs-Saft der Thiere; wie waͤre es moͤglich, daß die Milch denen Thieren, welchen die Natur vor thieriſchen Materien ei- nen Abſcheu eingepflanzet hat, und die ihren Un-
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von der Viehzucht.
Einmahl: Daß zur Zeugung der Milch weder ei-
ne vollkommene Gaͤhrung, noch eine Verfau-
lung erfodert werde. Denn waͤre das erſte,
ſo koͤnnte das Alkali nicht mehr ſo traͤge ſeyn,
wie es in den vegetabilien iſt, es muͤſte diejenige
Fluͤchtigkeit angenommen haben, die es in den
Thieren hat. u. ſ. f. Waͤre das andere, ſo muͤ-
ſte das Oel ſtinken. u. ſ. f.
§. 254.
Fuͤrs andere: Die Milch ſey nichts anders, als
der durch das Kauen, Niederſchlukken und Wie-
derkauen der Thiere aus den Vegetabilien aus-
gedrukter fetter und durch die reibende Bewe-
gung mit Waſſer vermiſchter Saft.
Anmerk. Jſt die Erklaͤrung von der Milch
nicht vollſtaͤndig, ſo iſt ſie doch wenigſtens eine rich-
tige Beſchreibung, die dasjenige in ſich faſſet, was
wir zu unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht noͤthig haben.
Wir wollen noch einige Gruͤnde beybringen, die
dieſe unſere Gedanken beveſtigen koͤnnen.
Einmahl: Waͤre die Milch ſchon wuͤrklich der
durch die voͤllige Verdauung zubereiteter Dau-
ungs-Saft der Thiere, wie waͤre es moͤglich, daß
die Milch noch den Geſchmack von den Vegeta-
bilien an ſich haben koͤnnte, aus welchen ſie iſt ge-
preßt worden. Dieſen Geſchmack lehret die Er-
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Fuͤrs andere: Waͤre die Milch der vollkommen
ausgearbeiter Dauungs-Saft der Thiere; wie
waͤre es moͤglich, daß die Milch denen Thieren,
welchen die Natur vor thieriſchen Materien ei-
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/201>, abgerufen am 28.02.2025.
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