Will man eine solche Erde herauf bringen, die völ- lig unfruchtbar ist, so kann der Saame im Anfange keine Nahrung bekommen. Jst dieß, wie will er wachsen.
§. 159.
Man muß nicht zu tief akkern, damit man keineErfahrung. todte Erde herauf bringet. Dieß ist eine Meynung, die in der Wirthschaft beynahe durch die Verjährung das Bürger-Recht erhalten hat. Und ich weiß es nicht, ob ich ihr einen Beyfall geben, oder ob ich sie verlassen soll. Herr Kretschmar, Tull, und ver- schiedene Stükke in den ökonomischen Nachrichten geben uns Gründe, diese Meynung zu verwerfen. Sie sind, wie ich es glaube, vernünftig. Sie stim- men mit der Erfahrung überein, wenn sie nur in ei- nigen Stükken eingeschränket werden. Jch will eini- ge Erfahrungen zum Grunde setzen, und es alsdenn versuchen, ob ich diese Sache auf bestimmte Regeln bringen kann. Man nehme einen Akker, auf dem in verschiedenen Gegenden Bäume stehen. Man lasse diesen nach der gewöhnlichen Art akkern. Man rot- te die Bäume aus, und aisdenn lasse man den Akker besäen. Die Frucht wird sich auf den Stellen, wo die Bäume gestanden haben, merklich von den übri- gen unterscheiden. Der Saame hat sich besser be- stokket, die Helmen sind größer, und sie sind reicher an Körnern, wie die übrigen.
§. 160.
Lasset ein Stück Feld durchaus einen SchuhEine andere. tief akkern, und ein anderes, was mit diesem von ei- nerley Güte ist, nach der gewöhnlichen Art. Besäet beyde Felder mit einerley Saamen, z. E. mit Gärste zu einerley Zeit. Jenes, wenn ihr es zur Saat ak-
kern
von dem Akkerbau.
Will man eine ſolche Erde herauf bringen, die voͤl- lig unfruchtbar iſt, ſo kann der Saame im Anfange keine Nahrung bekommen. Jſt dieß, wie will er wachſen.
§. 159.
Man muß nicht zu tief akkern, damit man keineErfahrung. todte Erde herauf bringet. Dieß iſt eine Meynung, die in der Wirthſchaft beynahe durch die Verjaͤhrung das Buͤrger-Recht erhalten hat. Und ich weiß es nicht, ob ich ihr einen Beyfall geben, oder ob ich ſie verlaſſen ſoll. Herr Kretſchmar, Tull, und ver- ſchiedene Stuͤkke in den oͤkonomiſchen Nachrichten geben uns Gruͤnde, dieſe Meynung zu verwerfen. Sie ſind, wie ich es glaube, vernuͤnftig. Sie ſtim- men mit der Erfahrung uͤberein, wenn ſie nur in ei- nigen Stuͤkken eingeſchraͤnket werden. Jch will eini- ge Erfahrungen zum Grunde ſetzen, und es alsdenn verſuchen, ob ich dieſe Sache auf beſtimmte Regeln bringen kann. Man nehme einen Akker, auf dem in verſchiedenen Gegenden Baͤume ſtehen. Man laſſe dieſen nach der gewoͤhnlichen Art akkern. Man rot- te die Baͤume aus, und aisdenn laſſe man den Akker beſaͤen. Die Frucht wird ſich auf den Stellen, wo die Baͤume geſtanden haben, merklich von den uͤbri- gen unterſcheiden. Der Saame hat ſich beſſer be- ſtokket, die Helmen ſind groͤßer, und ſie ſind reicher an Koͤrnern, wie die uͤbrigen.
§. 160.
Laſſet ein Stuͤck Feld durchaus einen SchuhEine andere. tief akkern, und ein anderes, was mit dieſem von ei- nerley Guͤte iſt, nach der gewoͤhnlichen Art. Beſaͤet beyde Felder mit einerley Saamen, z. E. mit Gaͤrſte zu einerley Zeit. Jenes, wenn ihr es zur Saat ak-
kern
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0143"n="123"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von dem Akkerbau.</hi></fw><lb/><p>Will man eine ſolche Erde herauf bringen, die voͤl-<lb/>
lig unfruchtbar iſt, ſo kann der Saame im Anfange<lb/>
keine Nahrung bekommen. Jſt dieß, wie will er<lb/>
wachſen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 159.</head><lb/><p>Man muß nicht zu tief akkern, damit man keine<noteplace="right">Erfahrung.</note><lb/>
todte Erde herauf bringet. Dieß iſt eine Meynung,<lb/>
die in der Wirthſchaft beynahe durch die Verjaͤhrung<lb/>
das Buͤrger-Recht erhalten hat. Und ich weiß es<lb/>
nicht, ob ich ihr einen Beyfall geben, oder ob ich ſie<lb/>
verlaſſen ſoll. Herr <hirendition="#fr">Kretſchmar, Tull,</hi> und ver-<lb/>ſchiedene Stuͤkke in den oͤkonomiſchen Nachrichten<lb/>
geben uns Gruͤnde, dieſe Meynung zu verwerfen.<lb/>
Sie ſind, wie ich es glaube, vernuͤnftig. Sie ſtim-<lb/>
men mit der Erfahrung uͤberein, wenn ſie nur in ei-<lb/>
nigen Stuͤkken eingeſchraͤnket werden. Jch will eini-<lb/>
ge Erfahrungen zum Grunde ſetzen, und es alsdenn<lb/>
verſuchen, ob ich dieſe Sache auf beſtimmte Regeln<lb/>
bringen kann. Man nehme einen Akker, auf dem in<lb/>
verſchiedenen Gegenden Baͤume ſtehen. Man laſſe<lb/>
dieſen nach der gewoͤhnlichen Art akkern. Man rot-<lb/>
te die Baͤume aus, und aisdenn laſſe man den Akker<lb/>
beſaͤen. Die Frucht wird ſich auf den Stellen, wo<lb/>
die Baͤume geſtanden haben, merklich von den uͤbri-<lb/>
gen unterſcheiden. Der Saame hat ſich beſſer be-<lb/>ſtokket, die Helmen ſind groͤßer, und ſie ſind reicher<lb/>
an Koͤrnern, wie die uͤbrigen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 160.</head><lb/><p>Laſſet ein Stuͤck Feld durchaus einen Schuh<noteplace="right">Eine andere.</note><lb/>
tief akkern, und ein anderes, was mit dieſem von ei-<lb/>
nerley Guͤte iſt, nach der gewoͤhnlichen Art. Beſaͤet<lb/>
beyde Felder mit einerley Saamen, z. E. mit Gaͤrſte<lb/>
zu einerley Zeit. Jenes, wenn ihr es zur Saat ak-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">kern</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[123/0143]
von dem Akkerbau.
Will man eine ſolche Erde herauf bringen, die voͤl-
lig unfruchtbar iſt, ſo kann der Saame im Anfange
keine Nahrung bekommen. Jſt dieß, wie will er
wachſen.
§. 159.
Man muß nicht zu tief akkern, damit man keine
todte Erde herauf bringet. Dieß iſt eine Meynung,
die in der Wirthſchaft beynahe durch die Verjaͤhrung
das Buͤrger-Recht erhalten hat. Und ich weiß es
nicht, ob ich ihr einen Beyfall geben, oder ob ich ſie
verlaſſen ſoll. Herr Kretſchmar, Tull, und ver-
ſchiedene Stuͤkke in den oͤkonomiſchen Nachrichten
geben uns Gruͤnde, dieſe Meynung zu verwerfen.
Sie ſind, wie ich es glaube, vernuͤnftig. Sie ſtim-
men mit der Erfahrung uͤberein, wenn ſie nur in ei-
nigen Stuͤkken eingeſchraͤnket werden. Jch will eini-
ge Erfahrungen zum Grunde ſetzen, und es alsdenn
verſuchen, ob ich dieſe Sache auf beſtimmte Regeln
bringen kann. Man nehme einen Akker, auf dem in
verſchiedenen Gegenden Baͤume ſtehen. Man laſſe
dieſen nach der gewoͤhnlichen Art akkern. Man rot-
te die Baͤume aus, und aisdenn laſſe man den Akker
beſaͤen. Die Frucht wird ſich auf den Stellen, wo
die Baͤume geſtanden haben, merklich von den uͤbri-
gen unterſcheiden. Der Saame hat ſich beſſer be-
ſtokket, die Helmen ſind groͤßer, und ſie ſind reicher
an Koͤrnern, wie die uͤbrigen.
Erfahrung.
§. 160.
Laſſet ein Stuͤck Feld durchaus einen Schuh
tief akkern, und ein anderes, was mit dieſem von ei-
nerley Guͤte iſt, nach der gewoͤhnlichen Art. Beſaͤet
beyde Felder mit einerley Saamen, z. E. mit Gaͤrſte
zu einerley Zeit. Jenes, wenn ihr es zur Saat ak-
kern
Eine andere.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/143>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.