let sind. Ob Brachfelder nöthig sind? Die, wel- che diese Frage bejahen, gründen ihre Meynung theils in dem, weil die Ruhe der Felder nöthig sey; Theils in dem, weil man mit der Arbeit nicht würde herum kommen können; Theils in dem, weil die Brachfelder zur Weide erfordert werden. Dieß sind gewöhnliche Meynungen, die uns unsere Väter bey- gebracht haben. Will man diesen wiedersprechen, so muß man diesen Vorwurf befürchten: die gelehrte Wirthschaft lasse sich nicht allemahl im Felde anwen- den. Doch es wird auch wohl in diesem Falle gelten, was in allen Fällen gültig ist, daß vernünftige Grün- de hinreichen, die Meynungen, welche die Gewohn- heit eingeführet hat, zu entkräften. Jch habe Grün- de, zu glauben, daß alle Gründe, mit welchen man die angeführet Meynung unterstützen will, zu schwach sind, uns zu einem Beyfall zu zwingen, und die Er- fahrung bekräftiget dieses. Der andere und dritte Grund wird durch dieß entkräftet, was wir bereits in dem Beweise des §. 94. angemerket haben. Wir wollen uns demnach nur noch mit dem ersten Grunde beschäftigen.
§. 99.
Was heist die so nöthige Ruhe der Felder? ManOb dieß die Ruhe der Felder er- fordert? bilde sich von diesem einen deutlichen Begriff, und alsdenn vergleiche man dieß, was dieser Begriff er- fordert, mit der Erfahrung, so wird man sich bald von dem Ungrunde dieses Gedankens überzeugen. Die Felder sollen ruhen, das ist, sie sollen in einem Sommer keine Früchte tragen, damit sich die Kräfte der Luft in demselben wiederum sammlen können. Dieses ist nöthig (§. 37). Sollte es aber wohl durch die Ruhe der Felder können gewürket werden? Man lasse das Feld in einem Sommer ruhen, so hat man es entweder umgerissen, oder man hat es liegen
lassen.
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verſchiedenen Werken der Natur uͤberhaupt.
let ſind. Ob Brachfelder noͤthig ſind? Die, wel- che dieſe Frage bejahen, gruͤnden ihre Meynung theils in dem, weil die Ruhe der Felder noͤthig ſey; Theils in dem, weil man mit der Arbeit nicht wuͤrde herum kommen koͤnnen; Theils in dem, weil die Brachfelder zur Weide erfordert werden. Dieß ſind gewoͤhnliche Meynungen, die uns unſere Vaͤter bey- gebracht haben. Will man dieſen wiederſprechen, ſo muß man dieſen Vorwurf befuͤrchten: die gelehrte Wirthſchaft laſſe ſich nicht allemahl im Felde anwen- den. Doch es wird auch wohl in dieſem Falle gelten, was in allen Faͤllen guͤltig iſt, daß vernuͤnftige Gruͤn- de hinreichen, die Meynungen, welche die Gewohn- heit eingefuͤhret hat, zu entkraͤften. Jch habe Gruͤn- de, zu glauben, daß alle Gruͤnde, mit welchen man die angefuͤhret Meynung unterſtuͤtzen will, zu ſchwach ſind, uns zu einem Beyfall zu zwingen, und die Er- fahrung bekraͤftiget dieſes. Der andere und dritte Grund wird durch dieß entkraͤftet, was wir bereits in dem Beweiſe des §. 94. angemerket haben. Wir wollen uns demnach nur noch mit dem erſten Grunde beſchaͤftigen.
§. 99.
Was heiſt die ſo noͤthige Ruhe der Felder? ManOb dieß die Ruhe der Felder er- fordert? bilde ſich von dieſem einen deutlichen Begriff, und alsdenn vergleiche man dieß, was dieſer Begriff er- fordert, mit der Erfahrung, ſo wird man ſich bald von dem Ungrunde dieſes Gedankens uͤberzeugen. Die Felder ſollen ruhen, das iſt, ſie ſollen in einem Sommer keine Fruͤchte tragen, damit ſich die Kraͤfte der Luft in demſelben wiederum ſammlen koͤnnen. Dieſes iſt noͤthig (§. 37). Sollte es aber wohl durch die Ruhe der Felder koͤnnen gewuͤrket werden? Man laſſe das Feld in einem Sommer ruhen, ſo hat man es entweder umgeriſſen, oder man hat es liegen
laſſen.
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verſchiedenen Werken der Natur uͤberhaupt.
let ſind. Ob Brachfelder noͤthig ſind? Die, wel-
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theils in dem, weil die Ruhe der Felder noͤthig ſey;
Theils in dem, weil man mit der Arbeit nicht wuͤrde
herum kommen koͤnnen; Theils in dem, weil die
Brachfelder zur Weide erfordert werden. Dieß ſind
gewoͤhnliche Meynungen, die uns unſere Vaͤter bey-
gebracht haben. Will man dieſen wiederſprechen, ſo
muß man dieſen Vorwurf befuͤrchten: die gelehrte
Wirthſchaft laſſe ſich nicht allemahl im Felde anwen-
den. Doch es wird auch wohl in dieſem Falle gelten,
was in allen Faͤllen guͤltig iſt, daß vernuͤnftige Gruͤn-
de hinreichen, die Meynungen, welche die Gewohn-
heit eingefuͤhret hat, zu entkraͤften. Jch habe Gruͤn-
de, zu glauben, daß alle Gruͤnde, mit welchen man
die angefuͤhret Meynung unterſtuͤtzen will, zu ſchwach
ſind, uns zu einem Beyfall zu zwingen, und die Er-
fahrung bekraͤftiget dieſes. Der andere und dritte
Grund wird durch dieß entkraͤftet, was wir bereits
in dem Beweiſe des §. 94. angemerket haben. Wir
wollen uns demnach nur noch mit dem erſten Grunde
beſchaͤftigen.
§. 99.
Was heiſt die ſo noͤthige Ruhe der Felder? Man
bilde ſich von dieſem einen deutlichen Begriff, und
alsdenn vergleiche man dieß, was dieſer Begriff er-
fordert, mit der Erfahrung, ſo wird man ſich bald
von dem Ungrunde dieſes Gedankens uͤberzeugen.
Die Felder ſollen ruhen, das iſt, ſie ſollen in einem
Sommer keine Fruͤchte tragen, damit ſich die Kraͤfte
der Luft in demſelben wiederum ſammlen koͤnnen.
Dieſes iſt noͤthig (§. 37). Sollte es aber wohl durch
die Ruhe der Felder koͤnnen gewuͤrket werden? Man
laſſe das Feld in einem Sommer ruhen, ſo hat man
es entweder umgeriſſen, oder man hat es liegen
laſſen.
Ob dieß die
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Felder er-
fordert?
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/109>, abgerufen am 27.07.2024.
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