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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom verlohrnen Sohn.
Voller Schrecken/ Forcht/ Scham und Verzweiffelung an ihm selbs.
Da hieß es auch bey ihm: Ach HErr/ wann du wilt Sünde zu-
rechnen/ wer kan für dir bestehen? Er lag da als damnatus & reus,
als ein Malefitz-Person und armer Sünder/ dem das Leben ab-
gesprochen worden/ deren etliche/ wie die Exempel es bezeugen/ einen Fuß-
fall gethan/ oder auch gar auß Forcht gestorben. Er ligt da in pulvere,
im Staub/ tanquam victima & holocaustum, als der sich selbs
als ein Brand-Opffer darwirfft/ und das Opffer eines durchs
Gesetz zerknirschten und zerschlagenen/ wie Wachs zerschmoltzenen Hertz-
ens Gott dem Herrn dargibt/ auß guter glaubiger Hoffnung auff
Göttliche Gnade und heiligem Verlangen nach der Vergebung/ mit
thätlicher Befleissigung des neuen Gehorsams. Wir wollen M. L. zu
ihm in die Schule gehen/ und die Art rechter Buße ihm ablernen.
Gott gebe seines Heiligen Geistes Gnad/ daß es nutzlich und fruchtbar-
lich Jhme zur Ehre/ uns zur Lehre geschehen mag/ Amen.

SO erzeiget sich nun/ Geliebte im Herrn/ bey dem' verlohrnen
Sohn I. in intellectu agnitio & sensus doloris, eine hertzliche
Erkantnuß und schmertzliche Bereuung seiner Sünd-
en. Ein Malefitz Person/ ehe man ihr das Leben abkündet/ meynet nicht/
daß ihr Verbrechen so groß/ und des Todes würdig/ aber wann der Her-
renknecht des Todes Urtheil ihr anzeiget/ und die Pfarrer zu ihr geschicket
werden/ da gehet ihr das Gewissen auff/ und wird reg gemacht: Also da
der verlohrne Sohn sich für den Feur-Spiegel des Gesetzes stellet/ der
ihne mit seinem Fluch ins Hertz gebrennet/ da erkante er allererst sein Un-
recht/ und sagt: peccavi, Jch habe gesündiget. O HErr/ deine
Pfeile stecken in mir/ und deine Hand drucket mich/ ich empfin-
de/ daß nichts gesundes in meinem Leibe für deinem Dräuen/
und ist kein Friede in meinen Gebeinen für meiner Sünde.
Meine Sünde gehen über mein Haupt/ wie eine schwere Last
sind sie mir zu schwer worden. Meine Wunden stincken und
eytern/ etc. ich gehe krumm und sehr gebuckt/ den gantzen Tag
gehe ich traurig etc. Psalm. 38. Zahnweh ist ein grosses Wehe/ aber
das Gewissens-Wehe ist noch darüber: Der Stachel der Sünden/ wann
er recht angehet/ ist unerträglich. Schröcklich ist es/ wann ein grosses
Kriegs-Heer auff eine Stadt zuzeucht/ aber viel schröcklicher/ wann die
Sünden nach einander in der Schlacht-Ordnung auffziehen/ wie in
dem 50. Psalm der Gottlosen Sünden nacheinander erzehlet werden.

Das
Zehender Theil. L

Vom verlohrnen Sohn.
Voller Schrecken/ Forcht/ Scham und Verzweiffelung an ihm ſelbs.
Da hieß es auch bey ihm: Ach HErꝛ/ wann du wilt Suͤnde zu-
rechnen/ wer kan fuͤr dir beſtehen? Er lag da als damnatus & reus,
als ein Malefitz-Perſon und armer Suͤnder/ dem das Leben ab-
geſprochen worden/ deren etliche/ wie die Exempel es bezeugen/ einen Fuß-
fall gethan/ oder auch gar auß Forcht geſtorben. Er ligt da in pulvere,
im Staub/ tanquam victima & holocauſtum, als der ſich ſelbs
als ein Brand-Opffer darwirfft/ und das Opffer eines durchs
Geſetz zerknirſchten und zerſchlagenen/ wie Wachs zerſchmoltzenen Hertz-
ens Gott dem Herrn dargibt/ auß guter glaubiger Hoffnung auff
Goͤttliche Gnade und heiligem Verlangen nach der Vergebung/ mit
thaͤtlicher Befleiſſigung des neuen Gehorſams. Wir wollen M. L. zu
ihm in die Schule gehen/ und die Art rechter Buße ihm ablernen.
Gott gebe ſeines Heiligen Geiſtes Gnad/ daß es nutzlich und fruchtbar-
lich Jhme zur Ehre/ uns zur Lehre geſchehen mag/ Amen.

SO erzeiget ſich nun/ Geliebte im Herrn/ bey dem’ verlohrnen
Sohn I. in intellectu agnitio & ſenſus doloris, eine hertzliche
Erkantnuß und ſchmertzliche Bereuung ſeiner Suͤnd-
en. Ein Malefitz Perſon/ ehe man ihr das Leben abkuͤndet/ meynet nicht/
daß ihr Verbrechen ſo groß/ und des Todes wuͤrdig/ aber wann der Her-
renknecht des Todes Urtheil ihr anzeiget/ und die Pfarrer zu ihr geſchicket
werden/ da gehet ihr das Gewiſſen auff/ und wird reg gemacht: Alſo da
der verlohrne Sohn ſich fuͤr den Feur-Spiegel des Geſetzes ſtellet/ der
ihne mit ſeinem Fluch ins Hertz gebrennet/ da erkante er allererſt ſein Un-
recht/ und ſagt: peccavi, Jch habe geſuͤndiget. O HErꝛ/ deine
Pfeile ſtecken in mir/ und deine Hand drucket mich/ ich empfin-
de/ daß nichts geſundes in meinem Leibe fuͤr deinem Draͤuen/
und iſt kein Friede in meinen Gebeinen fuͤr meiner Suͤnde.
Meine Suͤnde gehen uͤber mein Haupt/ wie eine ſchwere Laſt
ſind ſie mir zu ſchwer worden. Meine Wunden ſtincken und
eytern/ ꝛc. ich gehe krum̃ und ſehr gebuckt/ den gantzen Tag
gehe ich traurig ꝛc. Pſalm. 38. Zahnweh iſt ein groſſes Wehe/ aber
das Gewiſſens-Wehe iſt noch daruͤber: Der Stachel der Suͤnden/ wann
er recht angehet/ iſt unertraͤglich. Schroͤcklich iſt es/ wann ein groſſes
Kriegs-Heer auff eine Stadt zuzeucht/ aber viel ſchroͤcklicher/ wann die
Suͤnden nach einander in der Schlacht-Ordnung auffziehen/ wie in
dem 50. Pſalm der Gottloſen Suͤnden nacheinander erzehlet werden.

Das
Zehender Theil. L
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[81/0099] Vom verlohrnen Sohn. Voller Schrecken/ Forcht/ Scham und Verzweiffelung an ihm ſelbs. Da hieß es auch bey ihm: Ach HErꝛ/ wann du wilt Suͤnde zu- rechnen/ wer kan fuͤr dir beſtehen? Er lag da als damnatus & reus, als ein Malefitz-Perſon und armer Suͤnder/ dem das Leben ab- geſprochen worden/ deren etliche/ wie die Exempel es bezeugen/ einen Fuß- fall gethan/ oder auch gar auß Forcht geſtorben. Er ligt da in pulvere, im Staub/ tanquam victima & holocauſtum, als der ſich ſelbs als ein Brand-Opffer darwirfft/ und das Opffer eines durchs Geſetz zerknirſchten und zerſchlagenen/ wie Wachs zerſchmoltzenen Hertz- ens Gott dem Herrn dargibt/ auß guter glaubiger Hoffnung auff Goͤttliche Gnade und heiligem Verlangen nach der Vergebung/ mit thaͤtlicher Befleiſſigung des neuen Gehorſams. Wir wollen M. L. zu ihm in die Schule gehen/ und die Art rechter Buße ihm ablernen. Gott gebe ſeines Heiligen Geiſtes Gnad/ daß es nutzlich und fruchtbar- lich Jhme zur Ehre/ uns zur Lehre geſchehen mag/ Amen. SO erzeiget ſich nun/ Geliebte im Herrn/ bey dem’ verlohrnen Sohn I. in intellectu agnitio & ſenſus doloris, eine hertzliche Erkantnuß und ſchmertzliche Bereuung ſeiner Suͤnd- en. Ein Malefitz Perſon/ ehe man ihr das Leben abkuͤndet/ meynet nicht/ daß ihr Verbrechen ſo groß/ und des Todes wuͤrdig/ aber wann der Her- renknecht des Todes Urtheil ihr anzeiget/ und die Pfarrer zu ihr geſchicket werden/ da gehet ihr das Gewiſſen auff/ und wird reg gemacht: Alſo da der verlohrne Sohn ſich fuͤr den Feur-Spiegel des Geſetzes ſtellet/ der ihne mit ſeinem Fluch ins Hertz gebrennet/ da erkante er allererſt ſein Un- recht/ und ſagt: peccavi, Jch habe geſuͤndiget. O HErꝛ/ deine Pfeile ſtecken in mir/ und deine Hand drucket mich/ ich empfin- de/ daß nichts geſundes in meinem Leibe fuͤr deinem Draͤuen/ und iſt kein Friede in meinen Gebeinen fuͤr meiner Suͤnde. Meine Suͤnde gehen uͤber mein Haupt/ wie eine ſchwere Laſt ſind ſie mir zu ſchwer worden. Meine Wunden ſtincken und eytern/ ꝛc. ich gehe krum̃ und ſehr gebuckt/ den gantzen Tag gehe ich traurig ꝛc. Pſalm. 38. Zahnweh iſt ein groſſes Wehe/ aber das Gewiſſens-Wehe iſt noch daruͤber: Der Stachel der Suͤnden/ wann er recht angehet/ iſt unertraͤglich. Schroͤcklich iſt es/ wann ein groſſes Kriegs-Heer auff eine Stadt zuzeucht/ aber viel ſchroͤcklicher/ wann die Suͤnden nach einander in der Schlacht-Ordnung auffziehen/ wie in dem 50. Pſalm der Gottloſen Suͤnden nacheinander erzehlet werden. Das Zehender Theil. L

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/99>, abgerufen am 23.11.2024.