Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. eigentlich libellus conscientiae, so dermal eins am Jüngsten Gericht sollauffgethan werden/ Apoc. 20, 11. darinnen stunden seine delicta, Verbrech- en nachemander geschrieben/ und hieß: Jtem war er seinen Eltern und Präceptoren in seiner Jugend ungehorsam/ und trug ihnen heimlich ab; Jtem hieng er sich an böse Gesellschafft; Jtem spiegelte er sich in seinen Gaben; Jtem war er ein Schlingel/ Gassen-Tretter/ Doppler/ Löffler/ etc. Jtem brauchte er seine Talenta nicht recht/ und war Gott undanckbar; Jtem trotzte und pochte er seinen Vater/ ohne Scheu und Stirn/ er schnellte ihm vor die Nasen/ und wolte ihn bey lebendigem Leib erben; Jtem lebte er asotos, unmässig/ in Hoffart wie ein Pfau/ in Unzucht wie ein Hund/ in Säufferey und Füllerey wie ein Schwein; Jtem er war ein Sabbath-Schänder/ Flucher/ Schwörer/ ein Stäncker und Venus- Kind; Summa/ er war ein böser Bub. Es präsentiret ihm aber dieses Buch gleichsam als in einer mappa, in gantz greßlicher Gestalt/ und zeig- te ihm/ wie man sonst pflegt zu sagen/ den Teuffel im Glaß/ als ein feind- seliges Kriegs- ja schändliches/ greuliches Laster-Heer. III. Sitzen auch dabey personae offensae, wann Stand-Recht ge- Zeit- Zehender Theil. J
Vom verlohrnen Sohn. eigentlich libellus conſcientiæ, ſo dermal eins am Juͤngſten Gericht ſollauffgethan werden/ Apoc. 20, 11. darinnen ſtunden ſeine delicta, Verbrech- en nachemander geſchrieben/ und hieß: Jtem war er ſeinen Eltern und Praͤceptoren in ſeiner Jugend ungehorſam/ und trug ihnen heimlich ab; Jtem hieng er ſich an boͤſe Geſellſchafft; Jtem ſpiegelte er ſich in ſeinen Gaben; Jtem war er ein Schlingel/ Gaſſen-Tretter/ Doppler/ Loͤffler/ ꝛc. Jtem brauchte er ſeine Talenta nicht recht/ und war Gott undanckbar; Jtem trotzte und pochte er ſeinen Vater/ ohne Scheu und Stirn/ er ſchnellte ihm vor die Naſen/ und wolte ihn bey lebendigem Leib erben; Jtem lebte er ἀσώτως, unmaͤſſig/ in Hoffart wie ein Pfau/ in Unzucht wie ein Hund/ in Saͤufferey und Fuͤllerey wie ein Schwein; Jtem er war ein Sabbath-Schaͤnder/ Flucher/ Schwoͤrer/ ein Staͤncker und Venus- Kind; Summa/ er war ein boͤſer Bub. Es praͤſentiret ihm aber dieſes Buch gleichſam als in einer mappa, in gantz greßlicher Geſtalt/ und zeig- te ihm/ wie man ſonſt pflegt zu ſagen/ den Teuffel im Glaß/ als ein feind- ſeliges Kriegs- ja ſchaͤndliches/ greuliches Laſter-Heer. III. Sitzen auch dabey perſonæ offenſæ, wann Stand-Recht ge- Zeit- Zehender Theil. J
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Vom verlohrnen Sohn.
eigentlich libellus conſcientiæ, ſo dermal eins am Juͤngſten Gericht ſoll
auffgethan werden/ Apoc. 20, 11. darinnen ſtunden ſeine delicta, Verbrech-
en nachemander geſchrieben/ und hieß: Jtem war er ſeinen Eltern und
Praͤceptoren in ſeiner Jugend ungehorſam/ und trug ihnen heimlich ab;
Jtem hieng er ſich an boͤſe Geſellſchafft; Jtem ſpiegelte er ſich in ſeinen
Gaben; Jtem war er ein Schlingel/ Gaſſen-Tretter/ Doppler/ Loͤffler/ ꝛc.
Jtem brauchte er ſeine Talenta nicht recht/ und war Gott undanckbar;
Jtem trotzte und pochte er ſeinen Vater/ ohne Scheu und Stirn/ er
ſchnellte ihm vor die Naſen/ und wolte ihn bey lebendigem Leib erben;
Jtem lebte er ἀσώτως, unmaͤſſig/ in Hoffart wie ein Pfau/ in Unzucht
wie ein Hund/ in Saͤufferey und Fuͤllerey wie ein Schwein; Jtem er war
ein Sabbath-Schaͤnder/ Flucher/ Schwoͤrer/ ein Staͤncker und Venus-
Kind; Summa/ er war ein boͤſer Bub. Es praͤſentiret ihm aber dieſes
Buch gleichſam als in einer mappa, in gantz greßlicher Geſtalt/ und zeig-
te ihm/ wie man ſonſt pflegt zu ſagen/ den Teuffel im Glaß/ als ein feind-
ſeliges Kriegs- ja ſchaͤndliches/ greuliches Laſter-Heer.
III. Sitzen auch dabey perſonæ offenſæ, wann Stand-Recht ge-
halten wird/ befinden ſich irgends auch dabey die Perſonen/ ſo beleidiget
worden/ als der Baur/ dem das Pferd geſtohlen/ der Handwercks-Geſell
ſo gepluͤndert/ oder das Weibs-Bild ſo geſchaͤndet und genothzuͤchtiget
worden. Alſo auch allhie iſt I. der beleidigte Gott/ der Allmaͤchtige/ der
laßt ſich per συγκατά_ ασιν gleichſam von ſeinem Thron herunter/ fangt an
zu klagen und zu ſagen auß Eſa. 1/ 18. Komm/ laß uns mit einander
rechten; was haſtu doch Fehls an mir gebabt/ daß du von mir
gewichen/ und dich an die Huren gehaͤnget/ du undanckbarer
Menſch? Jer. 2/ 5. Was hab ich dir gethan? und womit hab ich dich
beleidiget? das ſage mir/ Mich. 6/ 3. Hab ich dich nicht von ehrlichen El-
tern laſſen gebohren werden/ und in Adelichen Stamme geſetzt? Du haͤt-
teſt auch wol ein Bauren Sohn werden koͤnnen? Hab ich dir nicht Leib
und Seel/ ſchoͤne/ grade und geſunde Glieder gegeben/ da du auch wol ein
Krippel haͤtteſt werden koͤnnen? Hab ich dir nicht reiche Eltern beſchehret/
da du eines blut-armeu Bettlers Kind haͤtteſt werden moͤgen? Hab ich
nicht durch die Beſchneidung dich in meinen Bund/ Kirche und zu mei-
nem Gnaden-Kind auffgenommen/ da du ein Fremdling auß der Vor-
haut haͤtteſt werden koͤnnen? Danckeſtu nun alſo deinem Gott/ O du
undanckbarer Geſell? Ein Ochs kennet ja ſeinen Herꝛn/ und ein
Eſel die Krippe ſeines Herꝛn/ aber du wilt nicht kennen noch
vernehmen/ was ich dir Gutes gethan/ Eſa. 1. Das haſtu eine
Zeit-
Zehender Theil. J
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