Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Dritte Predigt
Die Dritte Predigt/
Von des verlohrnen Sohns Gottlosigkeit.

GEliebte in Christo. Ob wol die ateknia, der Kinder-
Mangel oder die Erblosigkeit kümmerlich und beschwer-
lich/ bey Gottlosen Leuten eine Göttliche gerechte Straff/
und ein Zeichen Göttlicher Ungnad/ als bey Absalon/
2. Sam. 18. der seinen eigenen Vater durchächtet und ver-
folget; bey Frommen und Gottsförchtigen aber ein schmirtz-
endes und weh-thuendes Creutz/ als wann Abraham/ Hanna eine lange
Zeit ohne Kinder hingehen/ Job dieselbe in einer Nacht verlieret/ Hißkias
ohne Kinder gestorben wäre/ wo ihm nicht durch ein extraordinari mira-
cul
ein Sohn/ wiewol ein böser Sohn/ wäre beschehret worden/ dann
darum wars ihm zu thun/ in seinem ernstlichen Gebet/ 2. Reg. 20. daß er
einen Stul-Erben haben möchte; sintemal Manasses erst im dritten
Jahr nach seiner Kranckheit gezeuget worden. Ob wol/ sag ich/ die
ateknia, die Erblosigkeit ein kümmerlicher und fast unseliger Zustand/ so
ist er doch nicht ohn allen Trost/ wann wir bedencken die grosse Gefahr/
so Eltern mit ihnen zu besorgen/ und zwar 1. die gemeine Gefahr/
wann allgemeine Straffen und Noth fürhanden/ und es sonderlich an
dem seyn wil/ daß der erzörnte Gott sein Wort und Kirch wendet/ da
dann die Kinder mit eingeflochten seind; darum Luc. 23. die Unfrucht-
baren/ und die Leibe/ die nicht gebohren/ und die Brüste/ die nicht gesäuget
haben/ selig gepriesen werden. 2. Wegen der special- und sonder-
baren Gefahr; es möchte irgend das Kind des Vaters Namenstinck-
end machen/ nach den alten Sprich-Wörtern/ Chomez ben jajin, He-
roum filii noxae,
fürnehmer Leut Kinder gerathen selten wol. Die Ex-
empel beweisens/ was hat Noah an Cham/ Jsaac an Esau/ Jacob an
Simeon/ Levi/ Ruben erlebet? Die Söhne Eli und Samuels/ Davids
Absalon machten eitel Hertzenleid; Von M. Antonino, einem tugendsa-
men Kaiser schreibet ein H[i]storicus, felix Imperator, nisi filios habuisset,
hätte unser Kayser keine Kinder gehabt/ er wäre ein glückseliger Mann
gewesen. Sonderlich aber 3. wegen der ewigen Seelen Gefahr/
wann ein mancher frommer Vater sich besorgen müßte/ es werde sein un-
gerathener Sohn/ oder ungerathene Tochter der Höllen dermal eins zu
theil werden/ und im Außgang erfahren müssen/ er hab ein Höllen-Brand

und
Die Dritte Predigt
Die Dritte Predigt/
Von des verlohrnen Sohns Gottloſigkeit.

GEliebte in Chriſto. Ob wol die ἀτεκνία, der Kinder-
Mangel oder die Erbloſigkeit kuͤmmerlich und beſchwer-
lich/ bey Gottloſen Leuten eine Goͤttliche gerechte Straff/
und ein Zeichen Goͤttlicher Ungnad/ als bey Abſalon/
2. Sam. 18. der ſeinen eigenen Vater durchaͤchtet und ver-
folget; bey From̃en und Gottsfoͤrchtigen aber ein ſchmirtz-
endes und weh-thuendes Creutz/ als wann Abraham/ Hanna eine lange
Zeit ohne Kinder hingehen/ Job dieſelbe in einer Nacht verlieret/ Hißkias
ohne Kinder geſtorben waͤre/ wo ihm nicht durch ein extraordinari mira-
cul
ein Sohn/ wiewol ein boͤſer Sohn/ waͤre beſchehret worden/ dann
darum wars ihm zu thun/ in ſeinem ernſtlichen Gebet/ 2. Reg. 20. daß er
einen Stul-Erben haben moͤchte; ſintemal Manaſſes erſt im dritten
Jahr nach ſeiner Kranckheit gezeuget worden. Ob wol/ ſag ich/ die
ἀτεκνία, die Erbloſigkeit ein kuͤmmerlicher und faſt unſeliger Zuſtand/ ſo
iſt er doch nicht ohn allen Troſt/ wann wir bedencken die groſſe Gefahr/
ſo Eltern mit ihnen zu beſorgen/ und zwar 1. die gemeine Gefahr/
wann allgemeine Straffen und Noth fuͤrhanden/ und es ſonderlich an
dem ſeyn wil/ daß der erzoͤrnte Gott ſein Wort und Kirch wendet/ da
dann die Kinder mit eingeflochten ſeind; darum Luc. 23. die Unfrucht-
baren/ und die Leibe/ die nicht gebohren/ und die Bruͤſte/ die nicht geſaͤuget
haben/ ſelig geprieſen werden. 2. Wegen der ſpecial- und ſonder-
baren Gefahr; es moͤchte irgend das Kind des Vaters Namenſtinck-
end machen/ nach den alten Sprich-Woͤrtern/ Chomez ben jajin, He-
roum filii noxæ,
fuͤrnehmer Leut Kinder gerathen ſelten wol. Die Ex-
empel beweiſens/ was hat Noah an Cham/ Jſaac an Eſau/ Jacob an
Simeon/ Levi/ Ruben erlebet? Die Soͤhne Eli und Samuels/ Davids
Abſalon machten eitel Hertzenleid; Von M. Antonino, einem tugendſa-
men Kaiſer ſchreibet ein H[i]ſtoricus, felix Imperator, niſi filios habuiſſet,
haͤtte unſer Kayſer keine Kinder gehabt/ er waͤre ein gluͤckſeliger Mann
geweſen. Sonderlich aber 3. wegen der ewigen Seelen Gefahr/
wann ein mancher frommer Vater ſich beſorgen muͤßte/ es werde ſein un-
gerathener Sohn/ oder ungerathene Tochter der Hoͤllen dermal eins zu
theil werden/ und im Außgang erfahren muͤſſen/ er hab ein Hoͤllen-Brand

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0038" n="20"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Dritte Predigt</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Dritte Predigt/<lb/>
Von des verlohrnen Sohns Gottlo&#x017F;igkeit.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to. Ob wol die &#x1F00;&#x03C4;&#x03B5;&#x03BA;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B1;, der Kinder-<lb/>
Mangel oder die Erblo&#x017F;igkeit ku&#x0364;mmerlich und be&#x017F;chwer-<lb/>
lich/ bey Gottlo&#x017F;en Leuten eine Go&#x0364;ttliche gerechte Straff/<lb/>
und ein Zeichen Go&#x0364;ttlicher Ungnad/ als bey Ab&#x017F;alon/<lb/>
2. <hi rendition="#aq">Sam.</hi> 18. der &#x017F;einen eigenen Vater durcha&#x0364;chtet und ver-<lb/>
folget; bey From&#x0303;en und Gottsfo&#x0364;rchtigen aber ein &#x017F;chmirtz-<lb/>
endes und weh-thuendes Creutz/ als wann Abraham/ Hanna eine lange<lb/>
Zeit ohne Kinder hingehen/ Job die&#x017F;elbe in einer Nacht verlieret/ Hißkias<lb/>
ohne Kinder ge&#x017F;torben wa&#x0364;re/ wo ihm nicht durch ein <hi rendition="#aq">extraordinari mira-<lb/>
cul</hi> ein Sohn/ wiewol ein bo&#x0364;&#x017F;er Sohn/ wa&#x0364;re be&#x017F;chehret worden/ dann<lb/>
darum wars ihm zu thun/ in &#x017F;einem ern&#x017F;tlichen Gebet/ 2. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 20. daß er<lb/>
einen Stul-Erben haben mo&#x0364;chte; &#x017F;intemal Mana&#x017F;&#x017F;es er&#x017F;t im dritten<lb/>
Jahr nach &#x017F;einer Kranckheit gezeuget worden. Ob wol/ &#x017F;ag ich/ die<lb/>
&#x1F00;&#x03C4;&#x03B5;&#x03BA;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B1;, die Erblo&#x017F;igkeit ein ku&#x0364;mmerlicher und fa&#x017F;t un&#x017F;eliger Zu&#x017F;tand/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t er doch nicht ohn allen Tro&#x017F;t/ wann wir bedencken die gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr/<lb/>
&#x017F;o Eltern mit ihnen zu be&#x017F;orgen/ und zwar 1. die gemeine Gefahr/<lb/>
wann allgemeine Straffen und Noth fu&#x0364;rhanden/ und es &#x017F;onderlich an<lb/>
dem &#x017F;eyn wil/ daß der erzo&#x0364;rnte <hi rendition="#k">Gott</hi> &#x017F;ein Wort und Kirch wendet/ da<lb/>
dann die Kinder mit eingeflochten &#x017F;eind; darum Luc. 23. die Unfrucht-<lb/>
baren/ und die Leibe/ die nicht gebohren/ und die Bru&#x0364;&#x017F;te/ die nicht ge&#x017F;a&#x0364;uget<lb/>
haben/ &#x017F;elig geprie&#x017F;en werden. 2. Wegen der &#x017F;pecial- und &#x017F;onder-<lb/>
baren Gefahr; es mo&#x0364;chte irgend das Kind des Vaters Namen&#x017F;tinck-<lb/>
end machen/ nach den alten Sprich-Wo&#x0364;rtern/ <hi rendition="#aq">Chomez ben jajin, He-<lb/>
roum filii noxæ,</hi> fu&#x0364;rnehmer Leut Kinder gerathen &#x017F;elten wol. Die Ex-<lb/>
empel bewei&#x017F;ens/ was hat Noah an Cham/ J&#x017F;aac an E&#x017F;au/ Jacob an<lb/>
Simeon/ Levi/ Ruben erlebet? Die So&#x0364;hne Eli und Samuels/ Davids<lb/>
Ab&#x017F;alon machten eitel Hertzenleid; Von <hi rendition="#aq">M. Antonino,</hi> einem tugend&#x017F;a-<lb/>
men Kai&#x017F;er &#x017F;chreibet ein <hi rendition="#aq">H<supplied>i</supplied>&#x017F;toricus, felix Imperator, ni&#x017F;i filios habui&#x017F;&#x017F;et,</hi><lb/>
ha&#x0364;tte un&#x017F;er Kay&#x017F;er keine Kinder gehabt/ er wa&#x0364;re ein glu&#x0364;ck&#x017F;eliger Mann<lb/>
gewe&#x017F;en. Sonderlich aber 3. wegen der ewigen Seelen Gefahr/<lb/>
wann ein mancher frommer Vater &#x017F;ich be&#x017F;orgen mu&#x0364;ßte/ es werde &#x017F;ein un-<lb/>
gerathener Sohn/ oder ungerathene Tochter der Ho&#x0364;llen dermal eins zu<lb/>
theil werden/ und im Außgang erfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ er hab ein Ho&#x0364;llen-Brand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0038] Die Dritte Predigt Die Dritte Predigt/ Von des verlohrnen Sohns Gottloſigkeit. GEliebte in Chriſto. Ob wol die ἀτεκνία, der Kinder- Mangel oder die Erbloſigkeit kuͤmmerlich und beſchwer- lich/ bey Gottloſen Leuten eine Goͤttliche gerechte Straff/ und ein Zeichen Goͤttlicher Ungnad/ als bey Abſalon/ 2. Sam. 18. der ſeinen eigenen Vater durchaͤchtet und ver- folget; bey From̃en und Gottsfoͤrchtigen aber ein ſchmirtz- endes und weh-thuendes Creutz/ als wann Abraham/ Hanna eine lange Zeit ohne Kinder hingehen/ Job dieſelbe in einer Nacht verlieret/ Hißkias ohne Kinder geſtorben waͤre/ wo ihm nicht durch ein extraordinari mira- cul ein Sohn/ wiewol ein boͤſer Sohn/ waͤre beſchehret worden/ dann darum wars ihm zu thun/ in ſeinem ernſtlichen Gebet/ 2. Reg. 20. daß er einen Stul-Erben haben moͤchte; ſintemal Manaſſes erſt im dritten Jahr nach ſeiner Kranckheit gezeuget worden. Ob wol/ ſag ich/ die ἀτεκνία, die Erbloſigkeit ein kuͤmmerlicher und faſt unſeliger Zuſtand/ ſo iſt er doch nicht ohn allen Troſt/ wann wir bedencken die groſſe Gefahr/ ſo Eltern mit ihnen zu beſorgen/ und zwar 1. die gemeine Gefahr/ wann allgemeine Straffen und Noth fuͤrhanden/ und es ſonderlich an dem ſeyn wil/ daß der erzoͤrnte Gott ſein Wort und Kirch wendet/ da dann die Kinder mit eingeflochten ſeind; darum Luc. 23. die Unfrucht- baren/ und die Leibe/ die nicht gebohren/ und die Bruͤſte/ die nicht geſaͤuget haben/ ſelig geprieſen werden. 2. Wegen der ſpecial- und ſonder- baren Gefahr; es moͤchte irgend das Kind des Vaters Namenſtinck- end machen/ nach den alten Sprich-Woͤrtern/ Chomez ben jajin, He- roum filii noxæ, fuͤrnehmer Leut Kinder gerathen ſelten wol. Die Ex- empel beweiſens/ was hat Noah an Cham/ Jſaac an Eſau/ Jacob an Simeon/ Levi/ Ruben erlebet? Die Soͤhne Eli und Samuels/ Davids Abſalon machten eitel Hertzenleid; Von M. Antonino, einem tugendſa- men Kaiſer ſchreibet ein Hiſtoricus, felix Imperator, niſi filios habuiſſet, haͤtte unſer Kayſer keine Kinder gehabt/ er waͤre ein gluͤckſeliger Mann geweſen. Sonderlich aber 3. wegen der ewigen Seelen Gefahr/ wann ein mancher frommer Vater ſich beſorgen muͤßte/ es werde ſein un- gerathener Sohn/ oder ungerathene Tochter der Hoͤllen dermal eins zu theil werden/ und im Außgang erfahren muͤſſen/ er hab ein Hoͤllen-Brand und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/38
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/38>, abgerufen am 21.12.2024.