Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom Gewalt der Schlüssel. König/ der Mittler und Fürsprech/ Jch sage euch/ wo zween untereuch eins werden/ etc. Dieweil aber Christus nicht unterschieden ist von seinen beeden Naturen/ als welcher ex on kai aper, so fragt sichs nun weiter/ nach welcher Natur es Christus geredet und verstanden/ wann er gesagt: Jch; von der Göttlichen Natur ist kein Zweiffel/ ob aber auch nach der Menschlichen? da will es sich stossen. Aber Antwort: Ja freylich/ und in alle wege/ und gründen wir diese unsere Antwort nicht auff das bloße Wort/ Jch/ gar wol wissende/ daß dasselbe nicht allezeit Christum nach beeden Naturen bedeutet/ als wann zum Exempel der HErr gesagt: Ehe dann Abraham war/ bin ich/ Joh. 8, 58. als damit er allein siehet auff seine ewige Gottheit. Jtem wann er Joh. 6, 38. zu den Juden sagt: Jch bin vom Himmel kommen/ da redet Er ja nicht von seiner Mensch- heit/ als welche Er nicht vom Himmel herab gebracht; sondern wir grün- den dasselbe auff den Context, und die darin begriffene praedicata officia- lia, sonderlich auff die vorhergehende Wort: Jch sage euch/ wo zween unter euch eins werden auff Erden/ warum es ist/ das sie bitten wollen/ das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Jch als Advocat, will es ohnfehlbarlich bey meinem Vater außbringen und erbetten. Ergo, wo zween oder drey versamlet seind in meinem Namen/ und reciproce tanquam per regressum demonstrati- vum, weil ich mitten unter ihnen/ wil ich es dahin vermittlen/ daß sie ihrer Bitt sollen gewähret werden. Nach welcher Natur nun Christus der Mittler ist zwischen GOtt und den Menschen/ unser Advocat und Für- sprech/ nach derselben ist er auch mitten unter uns. Nun gestehet Gegen- theil selbs/ daß Christus der Mittler seye nach beeden Naturen. Ergo ist der Schluß richtig. St. Paulus brauchet gar kräfftige Wort von die- sem Geheimnuß/ Hebr. 10, 19. So wir dann nun haben die Freu- digkeit zum Eingang in das Heilige (das ist/ in den Himmel/ da unser himmlischer Vater wohnet) durch das Blut JEsu/ welchen (Weg) Er (Christus) uns zubereitet hat zum neuen und lebendi- gen Weg/ durch den Fürhang/ das ist/ durch sein Fleisch. So laßt uns hinzu gehen mit warhafftigem Hertzen und völligem Glauben. als wolt er sagen: Gleich wie im Alten Testament ins Al- lerheiligste der Hohepriester allein eingehen durffte/ der durch den Fürhang eingegangen; Also ist nun derselbe Weg allen geistlichen Priestern berei- tet/ hinzugehen für GOtt/ unsere Noth zu klagen/ und das Hertz außzu- schütten. Wie aber? immediate? Nein/ sondern durch einen Fürhang/ das Zehender Theil. S s
Vom Gewalt der Schluͤſſel. Koͤnig/ der Mittler und Fuͤrſprech/ Jch ſage euch/ wo zween untereuch eins werden/ ꝛc. Dieweil aber Chriſtus nicht unterſchieden iſt von ſeinen beeden Naturen/ als welcher ἐξ ὧν καὶ ἅπερ, ſo fragt ſichs nun weiter/ nach welcher Natur es Chriſtus geredet und verſtanden/ wann er geſagt: Jch; von der Goͤttlichen Natur iſt kein Zweiffel/ ob aber auch nach der Menſchlichen? da will es ſich ſtoſſen. Aber Antwort: Ja freylich/ und in alle wege/ und gruͤnden wir dieſe unſere Antwort nicht auff das bloße Wort/ Jch/ gar wol wiſſende/ daß daſſelbe nicht allezeit Chriſtum nach beeden Naturen bedeutet/ als wann zum Exempel der HErꝛ geſagt: Ehe dann Abraham war/ bin ich/ Joh. 8, 58. als damit er allein ſiehet auff ſeine ewige Gottheit. Jtem wann er Joh. 6, 38. zu den Juden ſagt: Jch bin vom Himmel kommen/ da redet Er ja nicht von ſeiner Menſch- heit/ als welche Er nicht vom Himmel herab gebracht; ſondern wir gruͤn- den daſſelbe auff den Context, und die darin begriffene prædicata officia- lia, ſonderlich auff die vorhergehende Wort: Jch ſage euch/ wo zween unter euch eins werden auff Erden/ warum es iſt/ das ſie bitten wollen/ das ſoll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Jch als Advocat, will es ohnfehlbarlich bey meinem Vater außbringen und erbetten. Ergò, wo zween oder drey verſamlet ſeind in meinem Namen/ und reciprocè tanquam per regreſſum demonſtrati- vum, weil ich mitten unter ihnen/ wil ich es dahin vermittlen/ daß ſie ihrer Bitt ſollen gewaͤhret werden. Nach welcher Natur nun Chriſtus der Mittler iſt zwiſchen GOtt und den Menſchen/ unſer Advocat und Fuͤr- ſprech/ nach derſelben iſt er auch mitten unter uns. Nun geſtehet Gegen- theil ſelbs/ daß Chriſtus der Mittler ſeye nach beeden Naturen. Ergò iſt der Schluß richtig. St. Paulus brauchet gar kraͤfftige Wort von die- ſem Geheimnuß/ Hebr. 10, 19. So wir dann nun haben die Freu- digkeit zum Eingang in das Heilige (das iſt/ in den Himmel/ da unſer himmliſcher Vater wohnet) durch das Blut JEſu/ welchen (Weg) Er (Chriſtus) uns zubereitet hat zum neuen und lebendi- gen Weg/ durch den Fuͤrhang/ das iſt/ durch ſein Fleiſch. So laßt uns hinzu gehen mit warhafftigem Hertzen und voͤlligem Glauben. als wolt er ſagen: Gleich wie im Alten Teſtament ins Al- lerheiligſte der Hoheprieſter allein eingehen durffte/ der durch den Fuͤrhang eingegangen; Alſo iſt nun derſelbe Weg allen geiſtlichen Prieſtern berei- tet/ hinzugehen fuͤr GOtt/ unſere Noth zu klagen/ und das Hertz außzu- ſchuͤtten. Wie aber? immediatè? Nein/ ſondern durch einen Fuͤrhang/ das Zehender Theil. S s
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Vom Gewalt der Schluͤſſel.
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euch eins werden/ ꝛc. Dieweil aber Chriſtus nicht unterſchieden iſt
von ſeinen beeden Naturen/ als welcher ἐξ ὧν καὶ ἅπερ, ſo fragt ſichs nun
weiter/ nach welcher Natur es Chriſtus geredet und verſtanden/ wann er
geſagt: Jch; von der Goͤttlichen Natur iſt kein Zweiffel/ ob aber auch nach
der Menſchlichen? da will es ſich ſtoſſen. Aber Antwort: Ja freylich/ und
in alle wege/ und gruͤnden wir dieſe unſere Antwort nicht auff das bloße
Wort/ Jch/ gar wol wiſſende/ daß daſſelbe nicht allezeit Chriſtum nach
beeden Naturen bedeutet/ als wann zum Exempel der HErꝛ geſagt: Ehe
dann Abraham war/ bin ich/ Joh. 8, 58. als damit er allein ſiehet
auff ſeine ewige Gottheit. Jtem wann er Joh. 6, 38. zu den Juden ſagt:
Jch bin vom Himmel kommen/ da redet Er ja nicht von ſeiner Menſch-
heit/ als welche Er nicht vom Himmel herab gebracht; ſondern wir gruͤn-
den daſſelbe auff den Context, und die darin begriffene prædicata officia-
lia, ſonderlich auff die vorhergehende Wort: Jch ſage euch/ wo zween
unter euch eins werden auff Erden/ warum es iſt/ das ſie bitten
wollen/ das ſoll ihnen widerfahren von meinem Vater im
Himmel. Jch als Advocat, will es ohnfehlbarlich bey meinem Vater
außbringen und erbetten. Ergò, wo zween oder drey verſamlet ſeind in
meinem Namen/ und reciprocè tanquam per regreſſum demonſtrati-
vum, weil ich mitten unter ihnen/ wil ich es dahin vermittlen/ daß ſie ihrer
Bitt ſollen gewaͤhret werden. Nach welcher Natur nun Chriſtus der
Mittler iſt zwiſchen GOtt und den Menſchen/ unſer Advocat und Fuͤr-
ſprech/ nach derſelben iſt er auch mitten unter uns. Nun geſtehet Gegen-
theil ſelbs/ daß Chriſtus der Mittler ſeye nach beeden Naturen. Ergò iſt
der Schluß richtig. St. Paulus brauchet gar kraͤfftige Wort von die-
ſem Geheimnuß/ Hebr. 10, 19. So wir dann nun haben die Freu-
digkeit zum Eingang in das Heilige (das iſt/ in den Himmel/ da
unſer himmliſcher Vater wohnet) durch das Blut JEſu/ welchen
(Weg) Er (Chriſtus) uns zubereitet hat zum neuen und lebendi-
gen Weg/ durch den Fuͤrhang/ das iſt/ durch ſein Fleiſch. So
laßt uns hinzu gehen mit warhafftigem Hertzen und voͤlligem
Glauben. als wolt er ſagen: Gleich wie im Alten Teſtament ins Al-
lerheiligſte der Hoheprieſter allein eingehen durffte/ der durch den Fuͤrhang
eingegangen; Alſo iſt nun derſelbe Weg allen geiſtlichen Prieſtern berei-
tet/ hinzugehen fuͤr GOtt/ unſere Noth zu klagen/ und das Hertz außzu-
ſchuͤtten. Wie aber? immediatè? Nein/ ſondern durch einen Fuͤrhang/
das
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