Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.
Pragmata inferni, höllische Fündlein/ List und Tück/ consilia syncretica, wird
Πράγματα inferni, hoͤlliſche Fuͤndlein/ Liſt und Tuͤck/ conſilia ſyncretica, wird
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Die Dreyzehende Predigt
So iſt das unſer Troſt allein/
Daß wir zuſammen ins gemein/
Dich anruffen O treuer GOtt/
Um Rettung auß der Angſt und Noth.
Πράγματα inferni, hoͤlliſche Fuͤndlein/ Liſt und Tuͤck/ conſilia ſyncretica,
Herodiana, da iſt die Bett-Glock die beſte Glock/ die ſolche Ungewitter
vertreiben und wegleiten kan. Pragmata in terris comitialia, da von den
Feinden der Warheit Practicken vorgehen/ und heimlich ein Bad zuge-
richtet wird/ das Uhrwerck gehet noch in den Raͤdern/ biß jederman hoͤren
wird/ was die Glock geſchlagen. Scheinet als ob es uͤber die arme Kirch
wuͤrde gehen/ die muͤſſe das Bad außtrincken: Zwar man verdienet es
nicht beſſer/ Gluͤck/ wolfeile Zeiten gebaͤhren Sicherheit/ allerhand Untu-
genden und Laſter. Die Papiſten halten ihre aͤuſſerliche Battologiam
mit groſſer devotion und aͤuſſerlicher Andacht/ dadurch ſie viel Leute ver-
fuͤhren/ wir ſchlaffen auff beeden Ohren/ wie die Juͤnger/ die Chriſtus am
Oelberg zur Gebetts-Symphoni invitirt und auffmuntert. Aber jene
werden unſere Oelberger verdammen. Jm gegentheil und vielmehr hoͤ-
ret man unchriſtliches/ teuffeliſches Fluchen und Schwoͤren/ da oft eine
gantze Haußhaltung zu ſammen fluchet/ und wie die Alten ſungen/ zwitzern
hernach die Jungen. Wozu kom̃t der ſchnoͤde Mißbrauch der Weyhe-
nacht/ Schwoͤrtags/ und Ammeiſter Unifahrt/ da man ſich toll und voll
ſaufft/ uñ hernach die ſymphoniam diabolicam anſtim̃t/ anfangt zuſam̃en
jaͤhlen und ſchreyen. O Teuffels Muſic! darauff nichts anders folgen
kan/ als Zetter/ Mordio/ Feurio in der Hoͤllen! Pragmata œconomica,
da fallen taͤglich Sachen vor/ die entweder als ſuͤndlich abzubetten/ oder
als gut zu erbetten/ oder/ als fuͤr andere zur Fuͤrbitt. Da gehoͤret Gebett
zu/ ſoll es von ſtatten gehen. Wie dann ein Chriſt ohne Gebett nicht das ge-
ringſte ſoll anfangen/ und anderer Leute mit-Gebett pflegen. Aber wo
bleibt das? wo zum Exempel die Krancken? das liebe Adeliche Toͤchter-
lein kom̃t alle Tag fuͤr die Cantzel/ klopffet an/ und bittet um die Sympho-
niam. GOtt hat es uns vorgelegt zur Prob unſers Chriſtenthums/ aber
wer achtets? man hoͤrets auß Gewonheit. Wo bleiben die innerliche
Hertzens-Seufftzer und Stoß-Gebettlein? wo ſpricht einer den andern
um ſeine Fuͤrbitt an? Aber eben das verrahtet unſere ἀσέβειαν, und iſt ein
clar Argument/ daß alles erfroren/ Glaube/ Liebe/ Andacht/ Gebett. Nun
es mangelt an ſagen/ an lehren/ an erinnern nichts/ auch nicht an Anſtalt
und Ordnung der offentlichen Bett-Stunden. Der Mund der Lehrer
wird
Scheid-
und Abſag-
Brieff.
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