Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.vom verlohrnen Sohn. dieser dein Sohn kommet/ das schöne liebe Jünckerlein/ der ehrbare Ge-sell/ etc. Darum auch Jacob ehe alle seine zehen Söhne in Egypten läßt/ biß auff den eintzigen Benjamin. Folget nun II. Ingratitudo, die Undanckbarkeit. Wie hat sich 1. Per gratiarum intermissionem, in dem er des Dancks ver- 2. Per superbiam & inobedientiam, die Hoffart blieb nicht steckt
vom verlohrnen Sohn. dieſer dein Sohn kommet/ das ſchoͤne liebe Juͤnckerlein/ der ehrbare Ge-ſell/ ꝛc. Darum auch Jacob ehe alle ſeine zehen Soͤhne in Egypten laͤßt/ biß auff den eintzigen Benjamin. Folget nun II. Ingratitudo, die Undanckbarkeit. Wie hat ſich 1. Per gratiarum intermiſſionem, in dem er des Dancks ver- 2. Per ſuperbiam & inobedientiam, die Hoffart blieb nicht ſteckt
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vom verlohrnen Sohn.
dieſer dein Sohn kommet/ das ſchoͤne liebe Juͤnckerlein/ der ehrbare Ge-
ſell/ ꝛc. Darum auch Jacob ehe alle ſeine zehen Soͤhne in Egypten laͤßt/
biß auff den eintzigen Benjamin.
Folget nun II. Ingratitudo, die Undanckbarkeit. Wie hat ſich
aber dieſer ſchoͤne Juncker erzeiget? als wie ein undanckbarer Geſell ge-
gen Gott zuforderſt im Himmel/ und gegen ſeinem lieben frommen Va-
ter/ wie er ſelbs bekennet/ ich hab geſuͤndiget im Himmel und fuͤr dir.
Und zwar war er undanckbar
1. Per gratiarum intermiſſionem, in dem er des Dancks ver-
geſſen; Wie ſolte doch dieſer Menſch Gott gedancket haben/ ſeinen
gluͤckſeligen Stand gegen andern ſeines Alters Juͤnglinge und Jung-
frauen verglichen und gedacht haben? ſihe/ Gttt hat dich zum Junckern
gemacht/ du haͤtteſt wohl auch eines Bauren Sohn werden koͤnnen; du
biſt reich/ haͤtteſt aber auch gar wohl ein armes Wayſen- und Bettel-
Kind ſeyn koͤnnen; du haſt eine ſchoͤne geſunde und grade Leibes pro-
portion, da ein anderer ein Krippel/ blind und lahm; Gott hat dir ein
faͤhig ing_ nium gegeben ſchoͤne Kuͤnſte zu lernen/ deſſen ein anderer ent-
rathen muß. Der jenige Gott/ der dir diß alles gegeben/ kan dirs auch
bald wieder nehmen/ fortunam reverenter habe, haſt du ein groſſes
Gluͤck/ wiſſe/ es hat auch ſein Tuͤck. Das alles hat er gedencken und
fuͤr Lieb gegen Gott brennen ſollen, aber er achtet alles nicht/ und mey-
net/ es muͤſſe eben ſo ſeyn/ Gott ſeye es ihm ſchuldig/ macht deswegen
ſein computum bey Zeit auff ſeines Vaters Guͤter/ dencket/ da kan es
ihm nicht fehlen.
2. Per ſuperbiam & inobedientiam, die Hoffart blieb nicht
auß bey ſo hohen Gaben/ ſeine Natur iſt gantz verderbt; er trotzet
Gott nicht nur/ ſondern ſpiegelt ſich auch in ſeinen Gaben/ er wußt zeit-
lich/ daß er einen reichen Vater hatte/ und machte ſeinen Concept fein bey
zeiten auff ſeines Vaters Gut; es hats ihm ein Schalck geſagt/ daß er
einen guten Kopff habe/ ſchoͤn von Leib ſeye/ und ihm alles wohl anſtehe.
Deſſen uͤberhebt er ſich. Divitiarum morbus eſt ſuperbia, ſagt Auguſt.
grandis animus, qui inter divitias illo morbo non laborat. Omne
pomum, omne gramen, omne frumentum, omnelignum habet ver-
mem ſuum, alius vermismali, alius pyri, alius fabæ, alius tritici, ver-
mis divitiarum ſuperbia; das iſt: Der Reichen Kranckheit iſt
Hochmuth/ es iſt ein ſeltzames Wildpret/ wer bey groſſem
Reichthum daran nicht danieder liget; ein jedes Obs/ Graß/
Frucht/ Holtz hat ſeinen Wurm in ſich/ ein anderer Wurm
ſteckt
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