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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
sich dadurch das Vorstellen in der gantzen Gemein/ enopion panton, vor al-
len/ 1. Tim. 5, 20. sunakhthenton umon, in der Versamlung/ 1. Cor. 5, 4. Al-
ler massen wie solches Vorstellen in der ersten Kirchen auch üblich gewesen,
Daher sagt Tertullianus: Coimus in coetum & congregationem, & ad
DEUM quasi manu facta precationibus oramus, ibidem etiam ex horta-
tiones, castigationes & censura Divina,
das ist: Wir kommen zu-
sammen in die Gemeine/ und betten zu GOtt gleichsam mit
gesamter Hand/ daselbst geschehen alle Erinnerungen/ Züch-
tigungen und Straffen. Wills noch nicht helffen/ oder trifft die
Sache gantze Gemeinden an/ und ist das malum Epidemicum, ein anste-
ckendes/ um sich fressendes ärgerliches Verbrechen/ so wird als dann durch
die Kirche verstanden Legitimum Concilium, vel Synedrium Novi Testa-
menti,
ein gantzes gültiges Concilium oder Kirchen-Versamlung. Dann
zu gleicher weiß wie die schwersten Sachen/ sonderlich was die Verände-
rung der Religion betrifft/ die falschen Propheten/ für das Synedrium ge-
bracht werden/ Johan. 12. in welchem auch Christus verurtheilt worden.
Also seynd an desselben statt die Concilia, Kirchen-Räth auffkommen/
welche hier ins gemein quoad genus, ihren Grund der Einsatzung haben/
und in praxi auch von den Aposteln geübet worden/ Act. 15. Sollen aber
solche Concilia just seyn/ so müssen sie im Nahmen Christi angestellet wer-
den/ als dann haben sie allererst die Verheissung/ Matth. 18. Wo zween
oder drey versamlet seind in meinem Nahmen/ da bin ich mit-
ten unter ihnen. Das Concilium zu Jerusalem war auch praesente
Christo,
in Gegenwart Christi/ aber nicht in seinem Nahmen/ sondern
wider Jhn angestellet. Es heißt aber im Nahmen Christi nach
allen Ursachen/ daß es Christus für sein Concilium und Rath erkenne/
nach der Form und Norm/ Gestalt und Anstalt des ersten Apostolischen
Concilii. Welches 1. ratione causae efficientis, der Haupt Ursach nach/
convocirt und zusammen beruffen worden von der gantzen Gemeine/ die
sich unterredeten/ wer pan plethos, die gantze Gemeine seye. Die deci-
den
ten und Außsprecher waren alle Apostel und fratres ins gemein/ da
hat sich keiner keines Vorsitzes angemaßt/ es heißt: Wir/ die Apostel
und Aeltesten und Brüder/ Act. 15, 23. Solte jemand die Praesiden-
tia,
der Vorsitz gestattet worden seyn/ so gebührete sie vielmehr Jacobo/ als
einem anderen. Die Materia, davon gehandelt ward/ wie das Aerger-
nuß in der Gemein zu Antiochia eingerissen/ der Streit zwischen Paulo
und Barnaba eins theils/ und den Pharisäischen Brüdern andern theils.
Die Norm war GOttes Wort/ davon Paulus sagt Gal. 1. Wann

ein
Zehender Theil. P p

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
ſich dadurch das Vorſtellen in der gantzen Gemein/ ἐνώπιον πάντων, vor al-
len/ 1. Tim. 5, 20. συναχθέντων ὑμῶν, in der Verſamlung/ 1. Cor. 5, 4. Al-
ler maſſen wie ſolches Vorſtellen in der erſten Kirchen auch uͤblich geweſen,
Daher ſagt Tertullianus: Coimus in cœtum & congregationem, & ad
DEUM quaſi manu facta precationibus oramus, ibidem etiam ex horta-
tiones, caſtigationes & cenſura Divina,
das iſt: Wir kommen zu-
ſammen in die Gemeine/ und betten zu GOtt gleichſam mit
geſamter Hand/ daſelbſt geſchehen alle Erinnerungen/ Zuͤch-
tigungen und Straffen. Wills noch nicht helffen/ oder trifft die
Sache gantze Gemeinden an/ und iſt das malum Epidemicum, ein anſte-
ckendes/ um ſich freſſendes aͤrgerliches Verbrechen/ ſo wird als dann durch
die Kirche verſtanden Legitimum Concilium, vel Synedrium Novi Teſta-
menti,
ein gantzes guͤltiges Concilium oder Kirchen-Verſamlung. Dann
zu gleicher weiß wie die ſchwerſten Sachen/ ſonderlich was die Veraͤnde-
rung der Religion betrifft/ die falſchen Propheten/ fuͤr das Synedrium ge-
bracht werden/ Johan. 12. in welchem auch Chriſtus verurtheilt worden.
Alſo ſeynd an deſſelben ſtatt die Concilia, Kirchen-Raͤth auffkommen/
welche hier ins gemein quoad genus, ihren Grund der Einſatzung haben/
und in praxi auch von den Apoſteln geuͤbet worden/ Act. 15. Sollen aber
ſolche Concilia juſt ſeyn/ ſo muͤſſen ſie im Nahmen Chriſti angeſtellet wer-
den/ als dann haben ſie allererſt die Verheiſſung/ Matth. 18. Wo zween
oder drey verſamlet ſeind in meinem Nahmen/ da bin ich mit-
ten unter ihnen. Das Concilium zu Jeruſalem war auch præſente
Chriſto,
in Gegenwart Chriſti/ aber nicht in ſeinem Nahmen/ ſondern
wider Jhn angeſtellet. Es heißt aber im Nahmen Chriſti nach
allen Urſachen/ daß es Chriſtus fuͤr ſein Concilium und Rath erkenne/
nach der Form und Norm/ Geſtalt und Anſtalt des erſten Apoſtoliſchen
Concilii. Welches 1. ratione cauſæ efficientis, der Haupt Urſach nach/
convocirt und zuſammen beruffen worden von der gantzen Gemeine/ die
ſich unterredeten/ wer πᾶν πλῆϑος, die gantze Gemeine ſeye. Die deci-
den
ten und Außſprecher waren alle Apoſtel und fratres ins gemein/ da
hat ſich keiner keines Vorſitzes angemaßt/ es heißt: Wir/ die Apoſtel
und Aelteſten und Bruͤder/ Act. 15, 23. Solte jemand die Præſiden-
tia,
der Vorſitz geſtattet worden ſeyn/ ſo gebuͤhrete ſie vielmehr Jacobo/ als
einem anderen. Die Materia, davon gehandelt ward/ wie das Aerger-
nuß in der Gemein zu Antiochia eingeriſſen/ der Streit zwiſchen Paulo
und Barnaba eins theils/ und den Phariſaͤiſchen Bruͤdern andern theils.
Die Norm war GOttes Wort/ davon Paulus ſagt Gal. 1. Wann

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Zehender Theil. P p
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[297/0315] Vom Gewalt der Schluͤſſel. ſich dadurch das Vorſtellen in der gantzen Gemein/ ἐνώπιον πάντων, vor al- len/ 1. Tim. 5, 20. συναχθέντων ὑμῶν, in der Verſamlung/ 1. Cor. 5, 4. Al- ler maſſen wie ſolches Vorſtellen in der erſten Kirchen auch uͤblich geweſen, Daher ſagt Tertullianus: Coimus in cœtum & congregationem, & ad DEUM quaſi manu facta precationibus oramus, ibidem etiam ex horta- tiones, caſtigationes & cenſura Divina, das iſt: Wir kommen zu- ſammen in die Gemeine/ und betten zu GOtt gleichſam mit geſamter Hand/ daſelbſt geſchehen alle Erinnerungen/ Zuͤch- tigungen und Straffen. Wills noch nicht helffen/ oder trifft die Sache gantze Gemeinden an/ und iſt das malum Epidemicum, ein anſte- ckendes/ um ſich freſſendes aͤrgerliches Verbrechen/ ſo wird als dann durch die Kirche verſtanden Legitimum Concilium, vel Synedrium Novi Teſta- menti, ein gantzes guͤltiges Concilium oder Kirchen-Verſamlung. Dann zu gleicher weiß wie die ſchwerſten Sachen/ ſonderlich was die Veraͤnde- rung der Religion betrifft/ die falſchen Propheten/ fuͤr das Synedrium ge- bracht werden/ Johan. 12. in welchem auch Chriſtus verurtheilt worden. Alſo ſeynd an deſſelben ſtatt die Concilia, Kirchen-Raͤth auffkommen/ welche hier ins gemein quoad genus, ihren Grund der Einſatzung haben/ und in praxi auch von den Apoſteln geuͤbet worden/ Act. 15. Sollen aber ſolche Concilia juſt ſeyn/ ſo muͤſſen ſie im Nahmen Chriſti angeſtellet wer- den/ als dann haben ſie allererſt die Verheiſſung/ Matth. 18. Wo zween oder drey verſamlet ſeind in meinem Nahmen/ da bin ich mit- ten unter ihnen. Das Concilium zu Jeruſalem war auch præſente Chriſto, in Gegenwart Chriſti/ aber nicht in ſeinem Nahmen/ ſondern wider Jhn angeſtellet. Es heißt aber im Nahmen Chriſti nach allen Urſachen/ daß es Chriſtus fuͤr ſein Concilium und Rath erkenne/ nach der Form und Norm/ Geſtalt und Anſtalt des erſten Apoſtoliſchen Concilii. Welches 1. ratione cauſæ efficientis, der Haupt Urſach nach/ convocirt und zuſammen beruffen worden von der gantzen Gemeine/ die ſich unterredeten/ wer πᾶν πλῆϑος, die gantze Gemeine ſeye. Die deci- denten und Außſprecher waren alle Apoſtel und fratres ins gemein/ da hat ſich keiner keines Vorſitzes angemaßt/ es heißt: Wir/ die Apoſtel und Aelteſten und Bruͤder/ Act. 15, 23. Solte jemand die Præſiden- tia, der Vorſitz geſtattet worden ſeyn/ ſo gebuͤhrete ſie vielmehr Jacobo/ als einem anderen. Die Materia, davon gehandelt ward/ wie das Aerger- nuß in der Gemein zu Antiochia eingeriſſen/ der Streit zwiſchen Paulo und Barnaba eins theils/ und den Phariſaͤiſchen Bruͤdern andern theils. Die Norm war GOttes Wort/ davon Paulus ſagt Gal. 1. Wann ein Zehender Theil. P p

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/315>, abgerufen am 24.11.2024.