Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom Gewalt der Schlüssel. andere tragen Feur-Eymer und Spritzen herzu. Bey einreissender Pesthütet und siehet sich jederman vor. Also will Gott der Herr auch haben/ daß man dem Aergernuß wehre/ demselben fürkomme/ und sich darfür hüte/ welches geschehen soll 1. per amputationem & evitationem scandali, daß man sich wohl fürsehe/ und alle Gelegenheit meide. Jst eben der Rath/ den der Herr Christus gibt/ Matth. 5/ 30. So aber dei- ne rechte Hand oder dein Fuß dich ärgert/ so haue ihn ab/ es ist dir besser/ daß eines deiner Glieder verderbe/ und nicht der gantzt Leib in die Hölle geworffen werde. Aergert dich dein Aug/ so reiß es auß/ und wirff es von dir/ etc. Jst eine Gleichnuß/ genom- men von einem Chiruigo oder Wund-Artzt/ bey welchem es heisset. Ense recidendum est, ne pars sincera trahatur. Man muß ein Glied abhauen/ daß nicht ein anders gesundes damit ange- leyder M m ij
Vom Gewalt der Schluͤſſel. andere tragen Feur-Eymer und Spritzen herzu. Bey einreiſſender Peſthuͤtet und ſiehet ſich jederman vor. Alſo will Gott der Herr auch haben/ daß man dem Aergernuß wehre/ demſelben fuͤrkomme/ und ſich darfuͤr huͤte/ welches geſchehen ſoll 1. per amputationem & evitationem ſcandali, daß man ſich wohl fuͤrſehe/ und alle Gelegenheit meide. Jſt eben der Rath/ den der Herr Chriſtus gibt/ Matth. 5/ 30. So aber dei- ne rechte Hand oder dein Fuß dich aͤrgert/ ſo haue ihn ab/ es iſt dir beſſer/ daß eines deiner Glieder verderbe/ und nicht der gantzt Leib in die Hoͤlle geworffen werde. Aergert dich dein Aug/ ſo reiß es auß/ und wirff es von dir/ ꝛc. Jſt eine Gleichnuß/ genom- men von einem Chiruigo oder Wund-Artzt/ bey welchem es heiſſet. Enſe recidendum eſt, ne pars ſincera trahatur. Man muß ein Glied abhauen/ daß nicht ein anders geſundes damit ange- leyder M m ij
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Vom Gewalt der Schluͤſſel.
andere tragen Feur-Eymer und Spritzen herzu. Bey einreiſſender Peſt
huͤtet und ſiehet ſich jederman vor. Alſo will Gott der Herr auch haben/
daß man dem Aergernuß wehre/ demſelben fuͤrkomme/ und ſich darfuͤr
huͤte/ welches geſchehen ſoll 1. per amputationem & evitationem ſcandali,
daß man ſich wohl fuͤrſehe/ und alle Gelegenheit meide. Jſt
eben der Rath/ den der Herr Chriſtus gibt/ Matth. 5/ 30. So aber dei-
ne rechte Hand oder dein Fuß dich aͤrgert/ ſo haue ihn ab/ es iſt
dir beſſer/ daß eines deiner Glieder verderbe/ und nicht der gantzt
Leib in die Hoͤlle geworffen werde. Aergert dich dein Aug/ ſo
reiß es auß/ und wirff es von dir/ ꝛc. Jſt eine Gleichnuß/ genom-
men von einem Chiruigo oder Wund-Artzt/ bey welchem es heiſſet.
Enſe recidendum eſt, ne pars ſincera trahatur.
Man muß ein Glied abhauen/ daß nicht ein anders geſundes damit ange-
ſtecket werde. Welches aber nicht ſchlechter dings dem Buchſtaben nach
zu verſtehen/ ſondern eigentlich und ſonderlich von dem innerlichen Aerger-
nuß/ de mortificatione carnis, von der Toͤdtung des Fleiſches/ von wel-
cher der Anfang gemacht werden muß; aber auch von dem aͤuſſerlichen
Aergernuß: Aergert dich/ ſagt der Herr/ deine Hand/ das iſt/ dein
guter nutzlicher Freund/ amicus utilis, der oder die jenige/ ſo dir ſonſt zur
Hand gehen/ dir beytragen/ ſeynd aber mit Jrꝛthum und falſcher Lehr be-
hafft/ ſo haue ſie ab/ gehe ihrer muͤſſig. Wann einer von fremden Orten
kommt/ da die Peſt regiert/ ſo ſagt man unter dem Thor/ wo er herkomme?
Alſo ſollen wir auch falſche Religion nicht einladen/ weil es gemeiniglich
Gefahr damit hat. Ein Fuͤncklein iſt zwar klein/ aber es wird endlich eine
groſſe Brunſt darauß/ daß man nicht mehr wehren kan. Aergert dich
dein Aug/ das iſt/ dein Rath/ dein Freund/ den du ſo hoch liebeſt als dein
Aug/ dein Præceptor/ dein guter Geſell/ dein Neben-Magd/ ſo laß Freund
Freund/ Weib Weib ſeyn/ und liebe GOtt mehr. Ein beruͤhmter fuͤr-
nehmer Theologus, als er auff eine Zeit einem adelichen Studenten einen
Verweiß gethan/ wegen ſeines depouchirens/ und derſelbe ſich entſchuldi-
get/ er koͤnne nicht anderſt/ er muͤſſe zur Burſt/ ſie agirten ihn ſonſt/ er ſeye
wie ein ſprenglicht Voͤgelein/ ſingular, ein Leut-Scheu/ der mit niemand
umgehen mag; ſagte zu ihm: ey/ er laß ſie nur agiren/ es wird die Zeit
kommen/ daß ihr bey Fuͤrſten und Herren in groſſem Anſehen ſeyd/ jene
aber als Trabanten euch auffwarten muͤſſen. Ach wann das junge Leute
glaubten/ und irgend ein Spott-Wort uͤber ſich ergehen lieſſen/ wann ſie
gedaͤchten/ es ſeye beſſer/ hie Feind und ab/ als in Ewigkeit in der Hoͤllen
ein Geſell zu ſeyn/ es ſolte wohl manchmahl beſſer ſtehen und gehen/ als
leyder
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