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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
mit feurigen Flügeln empor geflogen. So fleucht der Teuffel das Creutz.
Das beste ist der Löß-Schlüssel/ wann der fürhanden/ so rüstet man sich
auß nach der Lehre Pauli/ Eph. 6, 13. mit dem Harnisch GOttes/ mit
dem Krebs der Gerechtigkeit/ mit dem Evangelio des Friedens/ mit dem
Schild des Glaubens/ damit kan man dem Teuffel unter Augen gehen;
dann dieser Schlüssel ist auch der Schlüssel zum Zeughauß GOttes.
Wir habens in der Erfahrenheit/ daß da vor diesem und noch im Papst-
thum alles voll Gespenster geweßt/ und der rechte Teuffels-Bann durch
Lutherum wieder in die Kirche gekommen/ haben sie sich von uns weg
getrollt. 3. Clavis bona, ein Schlüssel von unerschöpfflicher Gü-
te/ Preiß und Würde/ nicht nur dieweil er die herrlichste Gnaden-
Güter mit sich bringet/ die wir nicht einmahl recht verstehen. Aber O wie
würden die bösen Geister so froh seyn/ wann sie sich dessen zu getrösten hät-
ten/ daß er sie auch angieng! O wie würden die verdamten Seelen/ Cain/
Judas/ der reiche Schlemmer/ die Finger darnach schlecken/ solte es ihnen
so gut werden; Sondern auch dieweil er aprosopoleptos, & in omnes
aequalis,
allen und jeden gemein/ allen gegönnet/ alle angehet/ niemand auß-
geschlossen/ ein unparteyischer Allemans-Schlüssel: Dann hie stehet
verbum mandati & promissionis, das Wort des Befehls und der Ver-
heissung/ welchen ihr die Sünde erlasset/ denen seynd sie erlassen.
Warlich ich sage euch/ was ihr auff Erden lösen werdet/ soll
auch im Himmel loß seyn. Welches seynd nun die welche? Alle die/
zu welchen ich euch/ als universales Legatos, und allgemeine Welt-Bot-
ten/ außsende/ zu predigen Vergebung der Sünden/ allen Creaturen/
Marc. 16, 15. allen Völckern/ Luc. 24, 47. Ursach/ ihr seyd ja keine Hertzen-
kündiger/ ihr wisset nicht/ wer erwehlet/ oder nicht erwehlet. Darum soll
er bey allen gültig und kräfftig seyn/ ob er schon etliche reprobos und zeit-
glaubige würde antreffen. 4. Clavis unica ac indivisa, ein einiger
und untheilbarer Schlüssel. Es seynd nicht zween absonderliche
Schlüssel/ deren einen Christus allein in der Faust und droben im Himmel
behalten/ und einen andern blossen ohnmächtigen Krafft- und Trost-losen
Wort-Schlüssel/ so er dem Predig-Ampt angehencket; sondern ich wil/
sagt Christus/ dir/ dir Petro den Schlüssel des Himmelreichs geben/ eben
den Schlüssel/ den ich habe. Apoc. 1, 18. meinen Schlüssel. Gleich wie
deine Tauff meine Tauff/ dein Wort mein Wort/ dein Mund mein
Mund/ Matth. 10, 20. also auch dein Schlüssel mein Schlüssel. Wie-
wol der Unterscheid wol zu beobachten/ daß derselbige einige Schlüssel
auff Seiten Christi ein HErren-Schlüssel/ auff Seiten des Kirchen-

dieners
G g iij

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
mit feurigen Fluͤgeln empor geflogen. So fleucht der Teuffel das Creutz.
Das beſte iſt der Loͤß-Schluͤſſel/ wann der fuͤrhanden/ ſo ruͤſtet man ſich
auß nach der Lehre Pauli/ Eph. 6, 13. mit dem Harniſch GOttes/ mit
dem Krebs der Gerechtigkeit/ mit dem Evangelio des Friedens/ mit dem
Schild des Glaubens/ damit kan man dem Teuffel unter Augen gehen;
dann dieſer Schluͤſſel iſt auch der Schluͤſſel zum Zeughauß GOttes.
Wir habens in der Erfahrenheit/ daß da vor dieſem und noch im Papſt-
thum alles voll Geſpenſter geweßt/ und der rechte Teuffels-Bann durch
Lutherum wieder in die Kirche gekommen/ haben ſie ſich von uns weg
getrollt. 3. Clavis bona, ein Schluͤſſel von unerſchoͤpfflicher Guͤ-
te/ Preiß und Wuͤrde/ nicht nur dieweil er die herꝛlichſte Gnaden-
Guͤter mit ſich bringet/ die wir nicht einmahl recht verſtehen. Aber O wie
wuͤrden die boͤſen Geiſter ſo froh ſeyn/ wann ſie ſich deſſen zu getroͤſten haͤt-
ten/ daß er ſie auch angieng! O wie wuͤrden die verdamten Seelen/ Cain/
Judas/ der reiche Schlemmer/ die Finger darnach ſchlecken/ ſolte es ihnen
ſo gut werden; Sondern auch dieweil er ἀπροσωπὀληπτος, & in omnes
æqualis,
allen und jeden gemein/ allen gegoͤnnet/ alle angehet/ niemand auß-
geſchloſſen/ ein unparteyiſcher Allemans-Schluͤſſel: Dann hie ſtehet
verbum mandati & promiſſionis, das Wort des Befehls und der Ver-
heiſſung/ welchen ihr die Suͤnde erlaſſet/ denen ſeynd ſie erlaſſen.
Warlich ich ſage euch/ was ihr auff Erden loͤſen werdet/ ſoll
auch im Himmel loß ſeyn. Welches ſeynd nun die welche? Alle die/
zu welchen ich euch/ als univerſales Legatos, und allgemeine Welt-Bot-
ten/ außſende/ zu predigen Vergebung der Suͤnden/ allen Creaturen/
Marc. 16, 15. allen Voͤlckern/ Luc. 24, 47. Urſach/ ihr ſeyd ja keine Hertzen-
kuͤndiger/ ihr wiſſet nicht/ wer erwehlet/ oder nicht erwehlet. Darum ſoll
er bey allen guͤltig und kraͤfftig ſeyn/ ob er ſchon etliche reprobos und zeit-
glaubige wuͤrde antreffen. 4. Clavis unica ac indiviſa, ein einiger
und untheilbarer Schluͤſſel. Es ſeynd nicht zween abſonderliche
Schluͤſſel/ deren einen Chriſtus allein in der Fauſt und droben im Himmel
behalten/ und einen andern bloſſen ohnmaͤchtigen Krafft- und Troſt-loſen
Wort-Schluͤſſel/ ſo er dem Predig-Ampt angehencket; ſondern ich wil/
ſagt Chriſtus/ dir/ dir Petro den Schluͤſſel des Himmelreichs geben/ eben
den Schluͤſſel/ den ich habe. Apoc. 1, 18. meinen Schluͤſſel. Gleich wie
deine Tauff meine Tauff/ dein Wort mein Wort/ dein Mund mein
Mund/ Matth. 10, 20. alſo auch dein Schluͤſſel mein Schluͤſſel. Wie-
wol der Unterſcheid wol zu beobachten/ daß derſelbige einige Schluͤſſel
auff Seiten Chriſti ein HErren-Schluͤſſel/ auff Seiten des Kirchen-

dieners
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[237/0255] Vom Gewalt der Schluͤſſel. mit feurigen Fluͤgeln empor geflogen. So fleucht der Teuffel das Creutz. Das beſte iſt der Loͤß-Schluͤſſel/ wann der fuͤrhanden/ ſo ruͤſtet man ſich auß nach der Lehre Pauli/ Eph. 6, 13. mit dem Harniſch GOttes/ mit dem Krebs der Gerechtigkeit/ mit dem Evangelio des Friedens/ mit dem Schild des Glaubens/ damit kan man dem Teuffel unter Augen gehen; dann dieſer Schluͤſſel iſt auch der Schluͤſſel zum Zeughauß GOttes. Wir habens in der Erfahrenheit/ daß da vor dieſem und noch im Papſt- thum alles voll Geſpenſter geweßt/ und der rechte Teuffels-Bann durch Lutherum wieder in die Kirche gekommen/ haben ſie ſich von uns weg getrollt. 3. Clavis bona, ein Schluͤſſel von unerſchoͤpfflicher Guͤ- te/ Preiß und Wuͤrde/ nicht nur dieweil er die herꝛlichſte Gnaden- Guͤter mit ſich bringet/ die wir nicht einmahl recht verſtehen. Aber O wie wuͤrden die boͤſen Geiſter ſo froh ſeyn/ wann ſie ſich deſſen zu getroͤſten haͤt- ten/ daß er ſie auch angieng! O wie wuͤrden die verdamten Seelen/ Cain/ Judas/ der reiche Schlemmer/ die Finger darnach ſchlecken/ ſolte es ihnen ſo gut werden; Sondern auch dieweil er ἀπροσωπὀληπτος, & in omnes æqualis, allen und jeden gemein/ allen gegoͤnnet/ alle angehet/ niemand auß- geſchloſſen/ ein unparteyiſcher Allemans-Schluͤſſel: Dann hie ſtehet verbum mandati & promiſſionis, das Wort des Befehls und der Ver- heiſſung/ welchen ihr die Suͤnde erlaſſet/ denen ſeynd ſie erlaſſen. Warlich ich ſage euch/ was ihr auff Erden loͤſen werdet/ ſoll auch im Himmel loß ſeyn. Welches ſeynd nun die welche? Alle die/ zu welchen ich euch/ als univerſales Legatos, und allgemeine Welt-Bot- ten/ außſende/ zu predigen Vergebung der Suͤnden/ allen Creaturen/ Marc. 16, 15. allen Voͤlckern/ Luc. 24, 47. Urſach/ ihr ſeyd ja keine Hertzen- kuͤndiger/ ihr wiſſet nicht/ wer erwehlet/ oder nicht erwehlet. Darum ſoll er bey allen guͤltig und kraͤfftig ſeyn/ ob er ſchon etliche reprobos und zeit- glaubige wuͤrde antreffen. 4. Clavis unica ac indiviſa, ein einiger und untheilbarer Schluͤſſel. Es ſeynd nicht zween abſonderliche Schluͤſſel/ deren einen Chriſtus allein in der Fauſt und droben im Himmel behalten/ und einen andern bloſſen ohnmaͤchtigen Krafft- und Troſt-loſen Wort-Schluͤſſel/ ſo er dem Predig-Ampt angehencket; ſondern ich wil/ ſagt Chriſtus/ dir/ dir Petro den Schluͤſſel des Himmelreichs geben/ eben den Schluͤſſel/ den ich habe. Apoc. 1, 18. meinen Schluͤſſel. Gleich wie deine Tauff meine Tauff/ dein Wort mein Wort/ dein Mund mein Mund/ Matth. 10, 20. alſo auch dein Schluͤſſel mein Schluͤſſel. Wie- wol der Unterſcheid wol zu beobachten/ daß derſelbige einige Schluͤſſel auff Seiten Chriſti ein HErren-Schluͤſſel/ auff Seiten des Kirchen- dieners G g iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/255>, abgerufen am 22.11.2024.