Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Andere Predigt
meinem Namen/ da bin ich mitten unter ihnen. Seind lauter
mächtige Worte. Wo zween oder drey (verstehe collegialiter) versamlet
sind; schließt aber dadurch mehr oder weniger nicht auß. Er borgt den
Hebräern ihr Sprichwort ab/ cum duo sedent, & colloquia de lege ha-
Heins. ex-
erc. ad
Matth. 18.
p.
57.
bent, quiescit super cos schechina, divinitas, damit anzudeuten/ wieviel
er auff die brüderliche Einigkeit halte/ und so Er seine gnädige Gegenwart
verspricht/ wo zween oder drey versamlet seind/ wieviel mehr/ wo mehr zu-
sammen kommen. ean sumphonesosi, verstehe im Beten/ wo es eine schöne
Harmoni und consonanz gibt/ wie in der Music/ wo ein sumphonia, und
Zusammenstimmung in choro, foro, & thoro, im Lehr-Wehr-und Nehr-
stand. Wann ein reicher Mann für den Schuld-Thurn kommt/ und die
Gefangene alle zusammen heulen/ laßt er sich ehe bewegen/ als wann einer
allein eine Steuer begehret. Und also nicht wo in collegiis blutdurstige
consilia geschmiedet/ und rebellische Gedancken geführet werden/ wo man
in der Haußhaltung sich zweyt/ wo Ehegatten im Streit leben/ wo
Knechte und Mägde Hader und Zanck erregen/ wo man fluchet und
schwöret. Jn meinem Nahmen/ auff mein Geheiß/ Befehl/ nach
meiner verordneten Regul/ und Richtschnur/ zum rechten Zweck/ zur Ehre
meines Nahmens. Wer anders die Sach angreifft/ der verdräht den
Schlüssel/ er brauchet ihn in des Teuffels Nahmen. Da bin ich/ (ver-
stehe nach meiner Substantz und Wesen) nicht allein nach der Gnaden-
Würckung/ auch nicht allein nach der Gottheit/ wie es Piscator glossirt,
(nicht mit dem Leib/ der jetzt allein im Himmel ist/ sondern mit
der Gnade des H. Geistes) sondern auch nach meiner angenommenen
Menschheit; massen das Wort Jch nomen officiale & mediatorium,
ein Ampts-Nahme/ der sich beziehet in sein Mittler-Ampt/ dann er sagt
v. 19. wo zween unter euch eins werden/ warum es ist das sie bit-
ten wollen/ das soll ihnen wiederfahren. Woher das? dann wo
zween oder drey versamlet sind in meinem Nahmen/ da bin ich
mitten unter ihnen. Jst also Christi Gegenwart die Ursach der Er-
hörung des Gebetts/ die aber rühret her von dem Mittler-Ampt Christi.
Nun gestehet das Gegentheil selbs/ daß Christus nach beeden Naturen
das Mittler-Ampt verrichte. In medio, mitten unter ihnen. Gleich
wie ich jetzt aequaliter mitten unter euch stehe/ und keinem näher bin als
dem andern/ ob sich schon Petrus schwerlich versündiget/ so absentire ich
mich doch nicht von ihm/ stehe nicht ferner von ihme als von Johanne/
mediatorie, als ein Schieds-Mann/ und den Frieden-Mitbringer/ hospi-
taliter & quietorie,
als ein Gast-Herr in einem Hauß unter guten Freun-

den/

Die Andere Predigt
meinem Namen/ da bin ich mitten unter ihnen. Seind lauter
maͤchtige Worte. Wo zween oder drey (verſtehe collegialiter) verſamlet
ſind; ſchließt aber dadurch mehr oder weniger nicht auß. Er borgt den
Hebraͤern ihr Sprichwort ab/ cum duo ſedent, & colloquia de lege ha-
Heinſ. ex-
erc. ad
Matth. 18.
p.
57.
bent, quieſcit ſuper cos ſchechina, divinitas, damit anzudeuten/ wieviel
er auff die bruͤderliche Einigkeit halte/ und ſo Er ſeine gnaͤdige Gegenwart
verſpricht/ wo zween oder drey verſamlet ſeind/ wieviel mehr/ wo mehr zu-
ſammen kommen. ἐὰν συμφωνήσωσι, verſtehe im Beten/ wo es eine ſchoͤne
Harmoni und conſonanz gibt/ wie in der Muſic/ wo ein συμφωνία, und
Zuſammenſtimmung in choro, foro, & thoro, im Lehr-Wehr-und Nehr-
ſtand. Wann ein reicher Mann fuͤr den Schuld-Thurn kommt/ und die
Gefangene alle zuſammen heulen/ laßt er ſich ehe bewegen/ als wann einer
allein eine Steuer begehret. Und alſo nicht wo in collegiis blutdurſtige
conſilia geſchmiedet/ und rebelliſche Gedancken gefuͤhret werden/ wo man
in der Haußhaltung ſich zweyt/ wo Ehegatten im Streit leben/ wo
Knechte und Maͤgde Hader und Zanck erregen/ wo man fluchet und
ſchwoͤret. Jn meinem Nahmen/ auff mein Geheiß/ Befehl/ nach
meiner verordneten Regul/ und Richtſchnur/ zum rechten Zweck/ zur Ehre
meines Nahmens. Wer anders die Sach angreifft/ der verdraͤht den
Schluͤſſel/ er brauchet ihn in des Teuffels Nahmen. Da bin ich/ (ver-
ſtehe nach meiner Subſtantz und Weſen) nicht allein nach der Gnaden-
Wuͤrckung/ auch nicht allein nach der Gottheit/ wie es Piſcator gloſſirt,
(nicht mit dem Leib/ der jetzt allein im Himmel iſt/ ſondern mit
der Gnade des H. Geiſtes) ſondern auch nach meiner angenommenen
Menſchheit; maſſen das Wort Jch nomen officiale & mediatorium,
ein Ampts-Nahme/ der ſich beziehet in ſein Mittler-Ampt/ dann er ſagt
v. 19. wo zween unter euch eins werden/ warum es iſt das ſie bit-
ten wollen/ das ſoll ihnen wiederfahren. Woher das? dann wo
zween oder drey verſamlet ſind in meinem Nahmen/ da bin ich
mitten unter ihnen. Jſt alſo Chriſti Gegenwart die Urſach der Er-
hoͤrung des Gebetts/ die aber ruͤhret her von dem Mittler-Ampt Chriſti.
Nun geſtehet das Gegentheil ſelbs/ daß Chriſtus nach beeden Naturen
das Mittler-Ampt verrichte. In medio, mitten unter ihnen. Gleich
wie ich jetzt æqualiter mitten unter euch ſtehe/ und keinem naͤher bin als
dem andern/ ob ſich ſchon Petrus ſchwerlich verſuͤndiget/ ſo abſentire ich
mich doch nicht von ihm/ ſtehe nicht ferner von ihme als von Johanne/
mediatoriè, als ein Schieds-Mann/ und den Frieden-Mitbringer/ hoſpi-
taliter & quietoriè,
als ein Gaſt-Herꝛ in einem Hauß unter guten Freun-

den/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Andere Predigt</hi></fw><lb/>
meinem Namen/ da bin ich mitten unter ihnen. Seind lauter<lb/>
ma&#x0364;chtige Worte. Wo zween oder drey (ver&#x017F;tehe <hi rendition="#aq">collegialiter</hi>) ver&#x017F;amlet<lb/>
&#x017F;ind; &#x017F;chließt aber dadurch mehr oder weniger nicht auß. Er borgt den<lb/>
Hebra&#x0364;ern ihr Sprichwort ab/ <hi rendition="#aq">cum duo &#x017F;edent, &amp; colloquia de lege ha-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hein&#x017F;. ex-<lb/>
erc. ad<lb/>
Matth. 18.<lb/>
p.</hi> 57.</note><hi rendition="#aq">bent, quie&#x017F;cit &#x017F;uper cos &#x017F;chechina, divinitas,</hi> damit anzudeuten/ wieviel<lb/>
er auff die bru&#x0364;derliche Einigkeit halte/ und &#x017F;o Er &#x017F;eine gna&#x0364;dige Gegenwart<lb/>
ver&#x017F;pricht/ wo zween oder drey ver&#x017F;amlet &#x017F;eind/ wieviel mehr/ wo mehr zu-<lb/>
&#x017F;ammen kommen. &#x1F10;&#x1F70;&#x03BD; &#x03C3;&#x03C5;&#x03BC;&#x03C6;&#x03C9;&#x03BD;&#x03AE;&#x03C3;&#x03C9;&#x03C3;&#x03B9;, ver&#x017F;tehe im Beten/ wo es eine &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/><hi rendition="#aq">Harmoni</hi> und <hi rendition="#aq">con&#x017F;onanz</hi> gibt/ wie in der Mu&#x017F;ic/ wo ein &#x03C3;&#x03C5;&#x03BC;&#x03C6;&#x03C9;&#x03BD;&#x03AF;&#x03B1;, und<lb/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;timmung <hi rendition="#aq">in choro, foro, &amp; thoro,</hi> im Lehr-Wehr-und Nehr-<lb/>
&#x017F;tand. Wann ein reicher Mann fu&#x0364;r den Schuld-Thurn kommt/ und die<lb/>
Gefangene alle zu&#x017F;ammen heulen/ laßt er &#x017F;ich ehe bewegen/ als wann einer<lb/>
allein eine Steuer begehret. Und al&#x017F;o nicht wo <hi rendition="#aq">in collegiis</hi> blutdur&#x017F;tige<lb/><hi rendition="#aq">con&#x017F;ilia</hi> ge&#x017F;chmiedet/ und rebelli&#x017F;che Gedancken gefu&#x0364;hret werden/ wo man<lb/>
in der Haußhaltung &#x017F;ich zweyt/ wo Ehegatten im Streit leben/ wo<lb/>
Knechte und Ma&#x0364;gde Hader und Zanck erregen/ wo man fluchet und<lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;ret. Jn meinem Nahmen/ auff mein Geheiß/ Befehl/ nach<lb/>
meiner verordneten Regul/ und Richt&#x017F;chnur/ zum rechten Zweck/ zur Ehre<lb/>
meines Nahmens. Wer anders die Sach angreifft/ der verdra&#x0364;ht den<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/ er brauchet ihn in des Teuffels Nahmen. Da bin ich/ (ver-<lb/>
&#x017F;tehe nach meiner Sub&#x017F;tantz und We&#x017F;en) nicht allein nach der Gnaden-<lb/>
Wu&#x0364;rckung/ auch nicht allein nach der Gottheit/ wie es <hi rendition="#aq">Pi&#x017F;cator glo&#x017F;&#x017F;i</hi>rt,<lb/>
(nicht mit dem Leib/ der jetzt allein im Himmel i&#x017F;t/ &#x017F;ondern mit<lb/>
der Gnade des H. Gei&#x017F;tes) &#x017F;ondern auch nach meiner angenommenen<lb/>
Men&#x017F;chheit; ma&#x017F;&#x017F;en das Wort Jch <hi rendition="#aq">nomen officiale &amp; mediatorium,</hi><lb/>
ein Ampts-Nahme/ der &#x017F;ich beziehet in &#x017F;ein Mittler-Ampt/ dann er &#x017F;agt<lb/>
v. 19. wo zween unter euch eins werden/ warum es i&#x017F;t das &#x017F;ie bit-<lb/>
ten wollen/ das &#x017F;oll ihnen wiederfahren. Woher das? dann wo<lb/>
zween oder drey ver&#x017F;amlet &#x017F;ind in meinem Nahmen/ da bin ich<lb/>
mitten unter ihnen. J&#x017F;t al&#x017F;o Chri&#x017F;ti Gegenwart die Ur&#x017F;ach der Er-<lb/>
ho&#x0364;rung des Gebetts/ die aber ru&#x0364;hret her von dem Mittler-Ampt Chri&#x017F;ti.<lb/>
Nun ge&#x017F;tehet das Gegentheil &#x017F;elbs/ daß Chri&#x017F;tus nach beeden Naturen<lb/>
das Mittler-Ampt verrichte. <hi rendition="#aq">In medio,</hi> mitten unter ihnen. Gleich<lb/>
wie ich jetzt <hi rendition="#aq">æqualiter</hi> mitten unter euch &#x017F;tehe/ und keinem na&#x0364;her bin als<lb/>
dem andern/ ob &#x017F;ich &#x017F;chon Petrus &#x017F;chwerlich ver&#x017F;u&#x0364;ndiget/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">ab&#x017F;enti</hi>re ich<lb/>
mich doch nicht von ihm/ &#x017F;tehe nicht ferner von ihme als von Johanne/<lb/><hi rendition="#aq">mediatoriè,</hi> als ein Schieds-Mann/ und den Frieden-Mitbringer/ <hi rendition="#aq">ho&#x017F;pi-<lb/>
taliter &amp; quietoriè,</hi> als ein Ga&#x017F;t-Her&#xA75B; in einem Hauß unter guten Freun-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0222] Die Andere Predigt meinem Namen/ da bin ich mitten unter ihnen. Seind lauter maͤchtige Worte. Wo zween oder drey (verſtehe collegialiter) verſamlet ſind; ſchließt aber dadurch mehr oder weniger nicht auß. Er borgt den Hebraͤern ihr Sprichwort ab/ cum duo ſedent, & colloquia de lege ha- bent, quieſcit ſuper cos ſchechina, divinitas, damit anzudeuten/ wieviel er auff die bruͤderliche Einigkeit halte/ und ſo Er ſeine gnaͤdige Gegenwart verſpricht/ wo zween oder drey verſamlet ſeind/ wieviel mehr/ wo mehr zu- ſammen kommen. ἐὰν συμφωνήσωσι, verſtehe im Beten/ wo es eine ſchoͤne Harmoni und conſonanz gibt/ wie in der Muſic/ wo ein συμφωνία, und Zuſammenſtimmung in choro, foro, & thoro, im Lehr-Wehr-und Nehr- ſtand. Wann ein reicher Mann fuͤr den Schuld-Thurn kommt/ und die Gefangene alle zuſammen heulen/ laßt er ſich ehe bewegen/ als wann einer allein eine Steuer begehret. Und alſo nicht wo in collegiis blutdurſtige conſilia geſchmiedet/ und rebelliſche Gedancken gefuͤhret werden/ wo man in der Haußhaltung ſich zweyt/ wo Ehegatten im Streit leben/ wo Knechte und Maͤgde Hader und Zanck erregen/ wo man fluchet und ſchwoͤret. Jn meinem Nahmen/ auff mein Geheiß/ Befehl/ nach meiner verordneten Regul/ und Richtſchnur/ zum rechten Zweck/ zur Ehre meines Nahmens. Wer anders die Sach angreifft/ der verdraͤht den Schluͤſſel/ er brauchet ihn in des Teuffels Nahmen. Da bin ich/ (ver- ſtehe nach meiner Subſtantz und Weſen) nicht allein nach der Gnaden- Wuͤrckung/ auch nicht allein nach der Gottheit/ wie es Piſcator gloſſirt, (nicht mit dem Leib/ der jetzt allein im Himmel iſt/ ſondern mit der Gnade des H. Geiſtes) ſondern auch nach meiner angenommenen Menſchheit; maſſen das Wort Jch nomen officiale & mediatorium, ein Ampts-Nahme/ der ſich beziehet in ſein Mittler-Ampt/ dann er ſagt v. 19. wo zween unter euch eins werden/ warum es iſt das ſie bit- ten wollen/ das ſoll ihnen wiederfahren. Woher das? dann wo zween oder drey verſamlet ſind in meinem Nahmen/ da bin ich mitten unter ihnen. Jſt alſo Chriſti Gegenwart die Urſach der Er- hoͤrung des Gebetts/ die aber ruͤhret her von dem Mittler-Ampt Chriſti. Nun geſtehet das Gegentheil ſelbs/ daß Chriſtus nach beeden Naturen das Mittler-Ampt verrichte. In medio, mitten unter ihnen. Gleich wie ich jetzt æqualiter mitten unter euch ſtehe/ und keinem naͤher bin als dem andern/ ob ſich ſchon Petrus ſchwerlich verſuͤndiget/ ſo abſentire ich mich doch nicht von ihm/ ſtehe nicht ferner von ihme als von Johanne/ mediatoriè, als ein Schieds-Mann/ und den Frieden-Mitbringer/ hoſpi- taliter & quietoriè, als ein Gaſt-Herꝛ in einem Hauß unter guten Freun- den/ Heinſ. ex- erc. ad Matth. 18. p. 57.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/222
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/222>, abgerufen am 23.11.2024.