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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom Gewalt der Schlüssel.
sich nicht als einen Gesandten GOttes/ sondern als einen Gesandten auß
dem Abgrund abgibt/ wird zu andern zeiten Meldung geschehen.

Dienei uns zur Lehre/ daß wir das Werck der Absolution und Banns
ansehen/ nit mit groben Kalbs-Augen/ auch nicht mit bloß leiblichen Ver-
nunffts-Augen; dann da hats keinen Glantz noch Schein für der Welt/
darum auch der Pabst allerhand Unrath angehencket/ und vermeinet mit
Ceremonien eine Gestalt zu geben; Jst aber unvonnöthen. Sondern
mit eröffneten Augen/ tanquam actum majestaticum, eine Majestätische
Handlung/ die Christus anfangs mit einer sonderbaren Solennität des
Anhauchens und anblasens inaugurirt. Zu gleicher weiß wie bey der Tauff
Christi am Jordan alle drey Ptrsonen sich praesentirt und eingestellet/ der
Vater in einer holdseligen/ vernehmlichen Stimme/ der Sohn GOttes
in seinem angenommenen Feisch/ und der H. Geist in Taubens-Gestalt/
voce Pater, Natus corpore, Flamen ave. Alles zu dem Zweck und Ende/
der heiligen Tauff/ als einer himmlischen/ Göttlichen Handlung/ ein Anse-
hen zu machen/ selbige damit zu consecriren und zu weyhen/ als das aller-
heiligste Weyh-Wasser/ den Sünden-Unflath dadurch weg zu ätzen und zu
flötzen: Also wird auch allhie aller dreyen Meldung gethan/ des Vaters/
der seinen Sohn gesand/ Christi/ der seine Jünger angehaucht/ des H. Gei-
stes/ der ihnen durch das anblasen mitgetheilet worden. Tanquam actum
ordinatissimum & dependentem a DEO,
eine Gewalt/ die nicht auß irrdi-
schen Consilien und Angeben entstanden/ sondern die sich von Uranien
von Himmels-Burg herschreibet/ den kein Prediger nach seinem Willen
brauchen mag. Dann es gehet die Absolution des Predig-Ampts/ ordine
naturae,
nach der Absolution/ die im Himmlel geschehen. Wer Buße thut
und glaubet/ dem seind die Sünde schon vergeben/ der Herr hat seine
Sünden von ihme genommen/ 2. Sam. 12/ 13. Und wer nicht glaubet/ ist
schon gerichtet/ Joh. 3/ 8. Es wird zwar die Solution und Lösung/ die im
Himmel geschicht/ allhie der andern/ die auff Erden geschicht/ nachgesetzt/
und hat das Ansehen/ als wann GOttes Gewalt von der Menschen Ge-
walt dependiret: ist aber nur declarative zu verstehen/ und per demon-
strationem a posteriori,
gleichwie 1. Reg. 18, 24. Welcher GOtt
durch das Feur antworten wird/ der seye GOtt. Nicht als ob
das Göttliche Wesen vom Feuer herrührete/ sondern daß Gott durch das
Feuer sich geoffenbahret/ und kräfftig erwiesen: Also auch hie. Jst wider
den Hoffart des Papsts zu mercken/ dem der Spruch Hieronymi gilt/ in
cap. 16. Matth. Istum locum quidam Episcopi & Presbyteri non intel-
ligentes aliquid sibi de Pharisaeorum sumunt supercilio, ut vel damnent

inno-
B b iij

Vom Gewalt der Schluͤſſel.
ſich nicht als einen Geſandten GOttes/ ſondern als einen Geſandten auß
dem Abgrund abgibt/ wird zu andern zeiten Meldung geſchehen.

Dienei uns zur Lehre/ daß wir das Werck der Abſolution und Bañs
anſehen/ nit mit groben Kalbs-Augen/ auch nicht mit bloß leiblichen Ver-
nunffts-Augen; dann da hats keinen Glantz noch Schein fuͤr der Welt/
darum auch der Pabſt allerhand Unrath angehencket/ und vermeinet mit
Ceremonien eine Geſtalt zu geben; Jſt aber unvonnoͤthen. Sondern
mit eroͤffneten Augen/ tanquam actum majeſtaticum, eine Majeſtaͤtiſche
Handlung/ die Chriſtus anfangs mit einer ſonderbaren Solennitaͤt des
Anhauchens und anblaſens inaugurirt. Zu gleicher weiß wie bey der Tauff
Chriſti am Jordan alle drey Ptrſonen ſich præſentirt und eingeſtellet/ der
Vater in einer holdſeligen/ vernehmlichen Stimme/ der Sohn GOttes
in ſeinem angenommenen Feiſch/ und der H. Geiſt in Taubens-Geſtalt/
voce Pater, Natus corpore, Flamen ave. Alles zu dem Zweck und Ende/
der heiligen Tauff/ als einer himmliſchen/ Goͤttlichen Handlung/ ein Anſe-
hen zu machen/ ſelbige damit zu conſecriren und zu weyhen/ als das aller-
heiligſte Weyh-Waſſer/ den Suͤnden-Unflath dadurch weg zu aͤtzen und zu
floͤtzen: Alſo wird auch allhie aller dreyen Meldung gethan/ des Vaters/
der ſeinen Sohn geſand/ Chriſti/ der ſeine Juͤnger angehaucht/ des H. Gei-
ſtes/ der ihnen durch das anblaſen mitgetheilet worden. Tanquam actum
ordinatiſſimum & dependentem à DEO,
eine Gewalt/ die nicht auß irꝛdi-
ſchen Conſilien und Angeben entſtanden/ ſondern die ſich von Uranien
von Himmels-Burg herſchreibet/ den kein Prediger nach ſeinem Willen
brauchen mag. Dann es gehet die Abſolution des Predig-Ampts/ ordine
naturæ,
nach der Abſolution/ die im Himmlel geſchehen. Wer Buße thut
und glaubet/ dem ſeind die Suͤnde ſchon vergeben/ der Herr hat ſeine
Suͤnden von ihme genommen/ 2. Sam. 12/ 13. Und wer nicht glaubet/ iſt
ſchon gerichtet/ Joh. 3/ 8. Es wird zwar die Solution und Loͤſung/ die im
Himmel geſchicht/ allhie der andern/ die auff Erden geſchicht/ nachgeſetzt/
und hat das Anſehen/ als wann GOttes Gewalt von der Menſchen Ge-
walt dependiret: iſt aber nur declarativè zu verſtehen/ und per demon-
ſtrationem à poſteriori,
gleichwie 1. Reg. 18, 24. Welcher GOtt
durch das Feur antworten wird/ der ſeye GOtt. Nicht als ob
das Goͤttliche Weſen vom Feuer herruͤhrete/ ſondern daß Gott durch das
Feuer ſich geoffenbahret/ und kraͤfftig erwieſen: Alſo auch hie. Jſt wider
den Hoffart des Papſts zu mercken/ dem der Spruch Hieronymi gilt/ in
cap. 16. Matth. Iſtum locum quidam Epiſcopi & Presbyteri non intel-
ligentes aliquid ſibi de Phariſæorum ſumunt ſupercilio, ut vel damnent

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[197/0215] Vom Gewalt der Schluͤſſel. ſich nicht als einen Geſandten GOttes/ ſondern als einen Geſandten auß dem Abgrund abgibt/ wird zu andern zeiten Meldung geſchehen. Dienei uns zur Lehre/ daß wir das Werck der Abſolution und Bañs anſehen/ nit mit groben Kalbs-Augen/ auch nicht mit bloß leiblichen Ver- nunffts-Augen; dann da hats keinen Glantz noch Schein fuͤr der Welt/ darum auch der Pabſt allerhand Unrath angehencket/ und vermeinet mit Ceremonien eine Geſtalt zu geben; Jſt aber unvonnoͤthen. Sondern mit eroͤffneten Augen/ tanquam actum majeſtaticum, eine Majeſtaͤtiſche Handlung/ die Chriſtus anfangs mit einer ſonderbaren Solennitaͤt des Anhauchens und anblaſens inaugurirt. Zu gleicher weiß wie bey der Tauff Chriſti am Jordan alle drey Ptrſonen ſich præſentirt und eingeſtellet/ der Vater in einer holdſeligen/ vernehmlichen Stimme/ der Sohn GOttes in ſeinem angenommenen Feiſch/ und der H. Geiſt in Taubens-Geſtalt/ voce Pater, Natus corpore, Flamen ave. Alles zu dem Zweck und Ende/ der heiligen Tauff/ als einer himmliſchen/ Goͤttlichen Handlung/ ein Anſe- hen zu machen/ ſelbige damit zu conſecriren und zu weyhen/ als das aller- heiligſte Weyh-Waſſer/ den Suͤnden-Unflath dadurch weg zu aͤtzen und zu floͤtzen: Alſo wird auch allhie aller dreyen Meldung gethan/ des Vaters/ der ſeinen Sohn geſand/ Chriſti/ der ſeine Juͤnger angehaucht/ des H. Gei- ſtes/ der ihnen durch das anblaſen mitgetheilet worden. Tanquam actum ordinatiſſimum & dependentem à DEO, eine Gewalt/ die nicht auß irꝛdi- ſchen Conſilien und Angeben entſtanden/ ſondern die ſich von Uranien von Himmels-Burg herſchreibet/ den kein Prediger nach ſeinem Willen brauchen mag. Dann es gehet die Abſolution des Predig-Ampts/ ordine naturæ, nach der Abſolution/ die im Himmlel geſchehen. Wer Buße thut und glaubet/ dem ſeind die Suͤnde ſchon vergeben/ der Herr hat ſeine Suͤnden von ihme genommen/ 2. Sam. 12/ 13. Und wer nicht glaubet/ iſt ſchon gerichtet/ Joh. 3/ 8. Es wird zwar die Solution und Loͤſung/ die im Himmel geſchicht/ allhie der andern/ die auff Erden geſchicht/ nachgeſetzt/ und hat das Anſehen/ als wann GOttes Gewalt von der Menſchen Ge- walt dependiret: iſt aber nur declarativè zu verſtehen/ und per demon- ſtrationem à poſteriori, gleichwie 1. Reg. 18, 24. Welcher GOtt durch das Feur antworten wird/ der ſeye GOtt. Nicht als ob das Goͤttliche Weſen vom Feuer herruͤhrete/ ſondern daß Gott durch das Feuer ſich geoffenbahret/ und kraͤfftig erwieſen: Alſo auch hie. Jſt wider den Hoffart des Papſts zu mercken/ dem der Spruch Hieronymi gilt/ in cap. 16. Matth. Iſtum locum quidam Epiſcopi & Presbyteri non intel- ligentes aliquid ſibi de Phariſæorum ſumunt ſupercilio, ut vel damnent inno- B b iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/215>, abgerufen am 24.11.2024.