Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. einen Dienst daran. Führen einen trefflichen Schein in externa sancti-monia primae tabulae, in dem äusserlichen Gottesdienst; Sie prangen mit Gelübden der Armut/ und seind die reichsten; des Gehorsams/ und seind der Götzen Knecht; der Keuschheit/ und brennen für bösen Begierden; leiden/ hägen/ und wollen behaupten offentliche lupanaria und Huren-Häuser. Bernhardus wünschet/ man möchte die Wände der Clausen auffbrechen/ so würde man ärgere Greuel finden/ als dorten Ezech. 9. was und wieviel stumme Sünden gehen da vor/ Concubinen halten ist bey ihnen ehrlicher/ dann ein Eheweib haben. Wie vor zeiten die Pharisäer die Eltern spo- lirt/ so haben diese die Kinder spolirt. Jhr machet euch Gewissen über Fleisch essen/ saufft euch unterdessen bodenvoll Weins/ grad als wann der Wein und andere gemeine Speisen nicht so wohl die Lust reitzten als das Fleisch. Jn der andern Taffel führet ihr abermahl einen Schein caecae obedientiae, humilitatis, castitatis, des blinden Gehorsams/ Demuth und Keuschheit/ ihr laßt keine Weiber zu euch; diligentiae & oeconomiae, des sonderbaren Fleißes und guter Haußhaltung: unter dessen regieret Hochmuht/ Geitz und Triegerey mit hellem Hauffen bey euch. Von der Mönchen Leben bedörffen wir nicht die alte Klagen in onere & planctu Ecclesiae, Gersonis, Cassandri, und anderer redlicher Papisten. Wir ha- ben neue Klagen von den Jesuiten selbs: Man lese Alphonsum de Vargas c. 24. Joh. Marianam de Regimine Societatis Jesu, &c. Wie sie vor der Leute Augen Allmosen geben/ ist bekant. Und das seind nicht so wohl per- sonal Untugenden/ daß man sagen möchte/ es gebe allenthalben böse Leu- te/ sondern es seind peccata genialia, die der gantzen Gesellschafft gemein/ wer sich zu ihnen begibt/ muß von dergleichen eine Profession machen. Wir überlassen aber diese dem Gericht GOttes/ und bitten für die verführ- ten/ daß GOtt sich ihrer in Gnaden erbarmen wolle. Es seind aber auch unter uns nicht alle Schäfflein/ nach dem sie gebauet/ Zehender Theil. Z
Vom verlohrnen Sohn. einen Dienſt daran. Fuͤhren einen trefflichen Schein in externa ſancti-monia primæ tabulæ, in dem aͤuſſerlichen Gottesdienſt; Sie prangen mit Geluͤbden der Armut/ und ſeind die reichſten; des Gehorſams/ und ſeind der Goͤtzen Knecht; der Keuſchheit/ und brennen fuͤr boͤſen Begierden; leiden/ haͤgen/ und wollen behaupten offentliche lupanaria und Huren-Haͤuſer. Bernhardus wuͤnſchet/ man moͤchte die Waͤnde der Clauſen auffbrechen/ ſo wuͤrde man aͤrgere Greuel finden/ als dorten Ezech. 9. was und wieviel ſtumme Suͤnden gehen da vor/ Concubinen halten iſt bey ihnen ehrlicher/ dann ein Eheweib haben. Wie vor zeiten die Phariſaͤer die Eltern ſpo- lirt/ ſo haben dieſe die Kinder ſpolirt. Jhr machet euch Gewiſſen uͤber Fleiſch eſſen/ ſaufft euch unterdeſſen bodenvoll Weins/ grad als wann der Wein und andere gemeine Speiſen nicht ſo wohl die Luſt reitzten als das Fleiſch. Jn der andern Taffel fuͤhret ihr abermahl einen Schein cæcæ obedientiæ, humilitatis, caſtitatis, des blinden Gehorſams/ Demuth und Keuſchheit/ ihr laßt keine Weiber zu euch; diligentiæ & œconomiæ, des ſonderbaren Fleißes und guter Haußhaltung: unter deſſen regieret Hochmuht/ Geitz und Triegerey mit hellem Hauffen bey euch. Von der Moͤnchen Leben bedoͤrffen wir nicht die alte Klagen in onere & planctu Eccleſiæ, Gerſonis, Caſſandri, und anderer redlicher Papiſten. Wir ha- ben neue Klagen von den Jeſuiten ſelbs: Man leſe Alphonſum de Vargas c. 24. Joh. Marianam de Regimine Societatis Jeſu, &c. Wie ſie vor der Leute Augen Allmoſen geben/ iſt bekant. Und das ſeind nicht ſo wohl per- ſonal Untugenden/ daß man ſagen moͤchte/ es gebe allenthalben boͤſe Leu- te/ ſondern es ſeind peccata genialia, die der gantzen Geſellſchafft gemein/ wer ſich zu ihnen begibt/ muß von dergleichen eine Profeſſion machen. Wir uͤberlaſſen aber dieſe dem Gericht GOttes/ und bitten fuͤr die verfuͤhr- ten/ daß GOtt ſich ihrer in Gnaden erbarmen wolle. Es ſeind aber auch unter uns nicht alle Schaͤfflein/ nach dem ſie gebauet/ Zehender Theil. Z
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Vom verlohrnen Sohn.
einen Dienſt daran. Fuͤhren einen trefflichen Schein in externa ſancti-
monia primæ tabulæ, in dem aͤuſſerlichen Gottesdienſt; Sie prangen mit
Geluͤbden der Armut/ und ſeind die reichſten; des Gehorſams/ und ſeind der
Goͤtzen Knecht; der Keuſchheit/ und brennen fuͤr boͤſen Begierden; leiden/
haͤgen/ und wollen behaupten offentliche lupanaria und Huren-Haͤuſer.
Bernhardus wuͤnſchet/ man moͤchte die Waͤnde der Clauſen auffbrechen/ ſo
wuͤrde man aͤrgere Greuel finden/ als dorten Ezech. 9. was und wieviel
ſtumme Suͤnden gehen da vor/ Concubinen halten iſt bey ihnen ehrlicher/
dann ein Eheweib haben. Wie vor zeiten die Phariſaͤer die Eltern ſpo-
lirt/ ſo haben dieſe die Kinder ſpolirt. Jhr machet euch Gewiſſen uͤber
Fleiſch eſſen/ ſaufft euch unterdeſſen bodenvoll Weins/ grad als wann der
Wein und andere gemeine Speiſen nicht ſo wohl die Luſt reitzten als das
Fleiſch. Jn der andern Taffel fuͤhret ihr abermahl einen Schein cæcæ
obedientiæ, humilitatis, caſtitatis, des blinden Gehorſams/ Demuth
und Keuſchheit/ ihr laßt keine Weiber zu euch; diligentiæ & œconomiæ,
des ſonderbaren Fleißes und guter Haußhaltung: unter deſſen regieret
Hochmuht/ Geitz und Triegerey mit hellem Hauffen bey euch. Von der
Moͤnchen Leben bedoͤrffen wir nicht die alte Klagen in onere & planctu
Eccleſiæ, Gerſonis, Caſſandri, und anderer redlicher Papiſten. Wir ha-
ben neue Klagen von den Jeſuiten ſelbs: Man leſe Alphonſum de Vargas
c. 24. Joh. Marianam de Regimine Societatis Jeſu, &c. Wie ſie vor der
Leute Augen Allmoſen geben/ iſt bekant. Und das ſeind nicht ſo wohl per-
ſonal Untugenden/ daß man ſagen moͤchte/ es gebe allenthalben boͤſe Leu-
te/ ſondern es ſeind peccata genialia, die der gantzen Geſellſchafft gemein/
wer ſich zu ihnen begibt/ muß von dergleichen eine Profeſſion machen.
Wir uͤberlaſſen aber dieſe dem Gericht GOttes/ und bitten fuͤr die verfuͤhr-
ten/ daß GOtt ſich ihrer in Gnaden erbarmen wolle.
Es ſeind aber auch unter uns nicht alle Schaͤfflein/ nach dem ſie
Wolle tragen. Ach Gott der theure Nahme dein/ wie muß er manches
Schalcks Deckel ſeyn! Wer ſagt nicht de gloria DEI, von der Ehre
GOttes? Nicht uns Herr/ nicht uns/ ſondern deinem Nahmen ſey
die Ehre; Allein Gott in der Hoͤhe ſey Ehr/ ꝛc. Man prediget/ aber ein
mancher ihm ſelbs/ es gibt offt mehr Meel-Sorger als Seel-Sorger/ der
ſacer denarius und Beicht-Pfenning machet manchem blinde Augen.
Man gehet in die Kirche/ gebrauchet die Sacramenta/ verehret das Pre-
dig-Ampt mit neuem Jahr und Martinalien/ gibt Allmoſen/ vermachet/
etwas ad pias cauſas; aber ein mancher machet es auch/ wie Herodes/
welcher/ nach dem er aͤrger dann kein Teuffel gelebet/ hernach den Tempel
gebauet/
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