Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. eigenem Vermögen/ man müsse für sich Achtung geben/ daß man seinenCredit erhalte/ und sich nicht mit anderer verachteter Leute Gemeinschafft besudele. Welches alles aber endlich auff die Ehr- und Gunst-Sucht hinauß laufft/ und die apotheosin oder selbst-Vergötterung zum Zweck vor sich hat. Was sagt aber Christus von diesem Pharisaismo und Heiligen-Stoltz? ter- Zehender Theil. Y
Vom verlohrnen Sohn. eigenem Vermoͤgen/ man muͤſſe fuͤr ſich Achtung geben/ daß man ſeinenCredit erhalte/ und ſich nicht mit anderer verachteter Leute Gemeinſchafft beſudele. Welches alles aber endlich auff die Ehr- und Gunſt-Sucht hinauß laufft/ und die ἀποϑἑωσιν oder ſelbſt-Vergoͤtterung zum Zweck vor ſich hat. Was ſagt aber Chriſtus von dieſem Phariſaiſmo und Heiligen-Stoltz? ter- Zehender Theil. Y
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Vom verlohrnen Sohn.
eigenem Vermoͤgen/ man muͤſſe fuͤr ſich Achtung geben/ daß man ſeinen
Credit erhalte/ und ſich nicht mit anderer verachteter Leute Gemeinſchafft
beſudele. Welches alles aber endlich auff die Ehr- und Gunſt-Sucht
hinauß laufft/ und die ἀποϑἑωσιν oder ſelbſt-Vergoͤtterung zum Zweck vor
ſich hat.
Was ſagt aber Chriſtus von dieſem Phariſaiſmo und Heiligen-Stoltz?
Antwort: Luc. 16, 15. GOtt kennet ihre Hertzen/ dann was hoch
iſt unter den Menſchen/ das iſt ein Greuel fuͤr GOtt. 1. Pet. 5.
GOtt widerſtrebet den Hoffaͤrtigen. Er hat ja ein gantzes Heer
wider die hoffaͤrtige Stadt Jeruſalem geſchickt/ und ihr den Garauß ge-
macht. Hochmuht iſt die rechte Lueifers Art/ welche die H. Engel vom
Himmel geſtuͤrtzet/ und zu leidigen Teuffeln gemacht. Wie ſo; moͤchte je-
mand ſagen/ iſts dann allerdings unrecht ſich freuen uͤber ſeine wohl ver-
richtete Arbeit? darff ein Menſch nicht ſeine Tugenden/ ſonderlich ſeine
Patienten ruͤhmen? Man ſoll ja das Liecht guter Wercke leuchten laſſen
fuͤr den Menſchen/ Allmoſen geben offentlich/ und mit gutem Exempel vor-
gehen. Sagt doch Samuel 1. Sam. 12. antwortet wider mich fuͤr
dem HErꝛn und ſeinem Geſalbten/ ob ich jemands Ochſen oder
Eſel genommen habe? ob ich jemand habe Gewalt und Un-
recht gethan? ob ich von jemands Hand hab ein Geſchenck ge-
nommen/ und mir die Augen blenden laſſen? und Hiskias
2. Reg. 3, 3. Ach HErꝛ/ gedencke doch/ daß ich fuͤr dir treulich
gewandelt habe/ und mit rechtſchaffenem Hertzen/ und habe
gethan/ das dir wohlgefaͤllet. Paulus ſagt 2. Cor. 1/ 12. Unſer
Ruhm iſt der/ nemlich das Zeugnuß unſers Gewiſſens/ daß wir
in Einfaͤltigkeit und Goͤttlicher Lauterkeit auff der Welt ge-
wandelt haben. Antwort: Man muß einen Unterſcheid machen in-
ter fora & corda, unter den weltlichen Gerichten/ und unter dem
Gericht des Hertzens fuͤr GOtt. Fuͤr Gott ruͤhme ſich ja nie-
mand in circo juſtificationis, in dem Handel der Rechtfertigung/ dann
da heißt es: Jch armer Menſch gar nichts bin/ Gottes Sohn iſt worden
mein Gewinn; aber fuͤr den Menſchen iſt es erlaubet/ nicht Ruhm ſuchen/
und damit pralen/ ſondern wanns noth iſt/ ſich damit vertheidigen. Fuͤr
Gott mag man ſich auch wohl ruͤhmen/ aber nicht bey Gott und wider
Gott/ zwiſchen ihm und mir allein. Da ſehe ein jeder wohl zu/ daß er ſich
nicht darauff verlaſſe/ als muͤßte ihm Gott deßwegen den Himmel geben.
Dann da gehoͤret ein anderer Ruhm zu/ welchen ich bey mir nicht finde/
ſondern allein bey Chriſto. Darnach muß man auch die Hertzen un
ter-
Zehender Theil. Y
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