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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom verlohrnen Sohn.
res, Sonderling/ daher habt ihr auch den Nahmen Pharisaei, oder in
seiner Sprach/ Perischim, darum verweißt ihr meinen Jüngern/ Matth.
9/ 11. Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sün-
dern? und Luc. 7/ 39. Wann dieser ein Prophet wäre/ so wüßte
er/ wer und welch ein Weib das ist/ die ihn anrühret/ dann sie
ist eine Sünderin. Ja am allernächsten zielet der Herr auff diesen
Zweck; dann dieweil eben dazumahl ihme es die Pharisäer für ungut hiel-
ten/ daß er die Sünder annimmt/ und mit ihnen isset/ Luc. 15/ 2. so wil Er
ihren Unverstand damit rühmen/ und sagen: Solche Brüder seyd ihr
auch/ die ihr nicht leiden könnet/ daß man mit armen Sündern umgehet/
und sich ihrer annimmt. Nun bedencket ihr selbs/ stunde es diesem Bru-
der wohl an? lehret euch nicht die Vernunfft anders? hätte er nicht besser
gethan/ er wäre mit ihnen gegangen/ und hätte sich mit gefreuet? Ey wol-
an/ so lernet daran/ ihr Herren Pharisäer/ gleichen Hochmuhts müssig zu
gehen/ und euch dafür zu hüten.

Zu wünschen wäre nun abermahl/ daß auch die Werckheiligen Or-
dens-Leute im Papstthumm für diesen Spiegel stünden/ und sich darinnen
befchaueten. Dann bey ihnen herrschet die philautia im höchsten Grad/
und kan sich deren keiner erwehren/ wie fast er wil. Da stincket allen das
Maul nach der Apotheosi, Canonisation und Vergötterung/ da gloriret
man mit den Catalogis Sanctorum, und Heiligen-Registern/ und gloria
miraculorum,
mit dem Wunder-Ruhm. Ostendant, schreibet Thom.
Bzov.
der dem Zeug Jsraelis Hohn spricht: l. 7. c. 1. Protestantes, an in-
ter eos, ex quo nobiscum societatem diviserunt, talis sit seties Sancto-
rum? quod attinet ad populum, sunt quidem in Ecclesia Catholica plu-
rimi mali, sed ex haereticis nullus est bonus.
Das ist; Es weisen uns
die Protestirende/ ob unter ihnen/ seit sie sich von uns getren-
net/ auch eine solche Reyh der Heiligen seye? was das gemeine
Volck anbelanget/ seynd zwar in der Catholischen Kirchen
viel Böse/ aber unter den Ketzern ist keiner gut. So ist ihre
separatio und Entfernung von der Welt offenbahr/ daß sie den Weib-
ern nachfegen/ lassen sie nicht in ihre Klöster/ seind gute Soldaten hinter
dem Ofen. Wir seynd in die Welt/ als in einen Kampff-Platz getret-
ten/ so lauffen sie auß der Welt/ und verkriechen sich in die Klöster; heisset
das gekämpffet/ Glauben gehalten/ daß man die Crone der Gerechtigkeit
erlange? Paulus gibt es nicht zu/ und nennet es eine selbst-erwehlte Geist-
lichkeit und Gottesdienst.

Wann

Vom verlohrnen Sohn.
res, Sonderling/ daher habt ihr auch den Nahmen Phariſæi, oder in
ſeiner Sprach/ Periſchim, darum verweißt ihr meinen Juͤngern/ Matth.
9/ 11. Warum iſſet euer Meiſter mit den Zoͤllnern und Suͤn-
dern? und Luc. 7/ 39. Wann dieſer ein Prophet waͤre/ ſo wuͤßte
er/ wer und welch ein Weib das iſt/ die ihn anruͤhret/ dann ſie
iſt eine Suͤnderin. Ja am allernaͤchſten zielet der Herr auff dieſen
Zweck; dann dieweil eben dazumahl ihme es die Phariſaͤer fuͤr ungut hiel-
ten/ daß er die Suͤnder annim̃t/ und mit ihnen iſſet/ Luc. 15/ 2. ſo wil Er
ihren Unverſtand damit ruͤhmen/ und ſagen: Solche Bruͤder ſeyd ihr
auch/ die ihr nicht leiden koͤnnet/ daß man mit armen Suͤndern umgehet/
und ſich ihrer annimmt. Nun bedencket ihr ſelbs/ ſtunde es dieſem Bru-
der wohl an? lehret euch nicht die Vernunfft anders? haͤtte er nicht beſſer
gethan/ er waͤre mit ihnen gegangen/ und haͤtte ſich mit gefreuet? Ey wol-
an/ ſo lernet daran/ ihr Herren Phariſaͤer/ gleichen Hochmuhts muͤſſig zu
gehen/ und euch dafuͤr zu huͤten.

Zu wuͤnſchen waͤre nun abermahl/ daß auch die Werckheiligen Or-
dens-Leute im Papſtthum̃ fuͤr dieſen Spiegel ſtuͤnden/ und ſich darinnen
befchaueten. Dann bey ihnen herꝛſchet die ϕιλαυτία im hoͤchſten Grad/
und kan ſich deren keiner erwehren/ wie faſt er wil. Da ſtincket allen das
Maul nach der Apotheoſi, Canoniſation und Vergoͤtterung/ da gloriret
man mit den Catalogis Sanctorum, und Heiligen-Regiſtern/ und gloriâ
miraculorum,
mit dem Wunder-Ruhm. Oſtendant, ſchreibet Thom.
Bzov.
der dem Zeug Jſraelis Hohn ſpricht: l. 7. c. 1. Proteſtantes, an in-
ter eos, ex quo nobiſcum ſocietatem diviſerunt, talis ſit ſeties Sancto-
rum? quod attinet ad populum, ſunt quidem in Eccleſia Catholica plu-
rimi mali, ſed ex hæreticis nullus eſt bonus.
Das iſt; Es weiſen uns
die Proteſtirende/ ob unter ihnen/ ſeit ſie ſich von uns getren-
net/ auch eine ſolche Reyh der Heiligen ſeye? was das gemeine
Volck anbelanget/ ſeynd zwar in der Catholiſchen Kirchen
viel Boͤſe/ aber unter den Ketzern iſt keiner gut. So iſt ihre
ſeparatio und Entfernung von der Welt offenbahr/ daß ſie den Weib-
ern nachfegen/ laſſen ſie nicht in ihre Kloͤſter/ ſeind gute Soldaten hinter
dem Ofen. Wir ſeynd in die Welt/ als in einen Kampff-Platz getret-
ten/ ſo lauffen ſie auß der Welt/ und verkriechen ſich in die Kloͤſter; heiſſet
das gekaͤmpffet/ Glauben gehalten/ daß man die Crone der Gerechtigkeit
erlange? Paulus gibt es nicht zu/ und nennet es eine ſelbſt-erwehlte Geiſt-
lichkeit und Gottesdienſt.

Wann
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[167/0185] Vom verlohrnen Sohn. res, Sonderling/ daher habt ihr auch den Nahmen Phariſæi, oder in ſeiner Sprach/ Periſchim, darum verweißt ihr meinen Juͤngern/ Matth. 9/ 11. Warum iſſet euer Meiſter mit den Zoͤllnern und Suͤn- dern? und Luc. 7/ 39. Wann dieſer ein Prophet waͤre/ ſo wuͤßte er/ wer und welch ein Weib das iſt/ die ihn anruͤhret/ dann ſie iſt eine Suͤnderin. Ja am allernaͤchſten zielet der Herr auff dieſen Zweck; dann dieweil eben dazumahl ihme es die Phariſaͤer fuͤr ungut hiel- ten/ daß er die Suͤnder annim̃t/ und mit ihnen iſſet/ Luc. 15/ 2. ſo wil Er ihren Unverſtand damit ruͤhmen/ und ſagen: Solche Bruͤder ſeyd ihr auch/ die ihr nicht leiden koͤnnet/ daß man mit armen Suͤndern umgehet/ und ſich ihrer annimmt. Nun bedencket ihr ſelbs/ ſtunde es dieſem Bru- der wohl an? lehret euch nicht die Vernunfft anders? haͤtte er nicht beſſer gethan/ er waͤre mit ihnen gegangen/ und haͤtte ſich mit gefreuet? Ey wol- an/ ſo lernet daran/ ihr Herren Phariſaͤer/ gleichen Hochmuhts muͤſſig zu gehen/ und euch dafuͤr zu huͤten. Zu wuͤnſchen waͤre nun abermahl/ daß auch die Werckheiligen Or- dens-Leute im Papſtthum̃ fuͤr dieſen Spiegel ſtuͤnden/ und ſich darinnen befchaueten. Dann bey ihnen herꝛſchet die ϕιλαυτία im hoͤchſten Grad/ und kan ſich deren keiner erwehren/ wie faſt er wil. Da ſtincket allen das Maul nach der Apotheoſi, Canoniſation und Vergoͤtterung/ da gloriret man mit den Catalogis Sanctorum, und Heiligen-Regiſtern/ und gloriâ miraculorum, mit dem Wunder-Ruhm. Oſtendant, ſchreibet Thom. Bzov. der dem Zeug Jſraelis Hohn ſpricht: l. 7. c. 1. Proteſtantes, an in- ter eos, ex quo nobiſcum ſocietatem diviſerunt, talis ſit ſeties Sancto- rum? quod attinet ad populum, ſunt quidem in Eccleſia Catholica plu- rimi mali, ſed ex hæreticis nullus eſt bonus. Das iſt; Es weiſen uns die Proteſtirende/ ob unter ihnen/ ſeit ſie ſich von uns getren- net/ auch eine ſolche Reyh der Heiligen ſeye? was das gemeine Volck anbelanget/ ſeynd zwar in der Catholiſchen Kirchen viel Boͤſe/ aber unter den Ketzern iſt keiner gut. So iſt ihre ſeparatio und Entfernung von der Welt offenbahr/ daß ſie den Weib- ern nachfegen/ laſſen ſie nicht in ihre Kloͤſter/ ſeind gute Soldaten hinter dem Ofen. Wir ſeynd in die Welt/ als in einen Kampff-Platz getret- ten/ ſo lauffen ſie auß der Welt/ und verkriechen ſich in die Kloͤſter; heiſſet das gekaͤmpffet/ Glauben gehalten/ daß man die Crone der Gerechtigkeit erlange? Paulus gibt es nicht zu/ und nennet es eine ſelbſt-erwehlte Geiſt- lichkeit und Gottesdienſt. Wann

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/185>, abgerufen am 26.11.2024.