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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Vom verlohrnen Sohn.
anfangen zu trutzen/ oder ihm irgends eine Schand-Pehck und Hure mit-
gebracht/ ich meyne/ er würde schlecht willkomm geweßt/ und wie eine Sau
ins Juden Hauß kommen seyn. Nein/ das thut er nicht/ sondern er er-
scheinet in wahrer hertzlicher Buße und glaubigem Vertrauen. Ach so
wage es ja niemand auff GOttes Barmhertzigkeit zu sündigen. Dann
so barmhertzig Er ist gegen den Frommen und Bußfertigen/ so zornig ist Er
auch über die Gott- und ruchlosen Sünder/ Syr. 16. 12. Er ist zwar die
Liebe selbst/ aber wie der Jmmen König Stachel-Jmmen um sich her hat/
so hat seine Majestät Feuer/ Schwerdt/ Hunger/ Theurung/ Pestilentz und
den Teuffel selbs/ damit Er straffet. Derohalben wann man zu ihm sich
nahen will/ muß es geschehen 1. contritione, mit wahrer Reue/ Warumm
wilt du/ O Mensch/ den Reichthum der Güte/ Gedult und
Langmuth GOttes verachten? weistu nicht/ daß dich GOt-
tes Güte zur Buße leitet. Rom. 2, 4. Dann eben darum scheinet die
hertzliche Barmhertzigkeit Gottes gegen uns in Teutschland hart zu halten/
und will die unersättliche/ unbarmhertzige Kriegs-Furi nicht nachlassen/
daß wir dadurch sollen zur Buße kommen. Wer da nicht will/ über den
wird dies Justitiae, der Tag der strengen Gerechtigkeit Gottes plötzlich kom-
men/ damit dann auch die Barmhertzigkeit ein Ende nimmt. Jetzt zwar
hat sie noch kein Ende/ aber alsdann werden ihrer viel an jenem Tag bey
Jhme anklopffen/ und nicht hinein gelassen werden/ weil die Thür bereits
verschlossen. 2. Jm Glauben; Aristoteles soll auch geruffen haben: o Ens
entium miserere mei,
O du Ding aller Dinge erbarme dich mein;
deßgleichen Servetus, als er Anno 1553. zu Genff wegen seiner Gottsläste-
rung verbrandt worden/ o misericordia, misericordia, O Barmher-
tzigkeit/ Barmhertzigkeit! Chemnit. LL. de DEO edit. in fol. p. 34.
aber es hat sie wenig geholffen/ weil jener als ein blinder Heyd/ dieser aber
als ein Ertz-Ketzer im Unglauben gestorben. Kommen wir aber im Glau-
ben/ so sollen wir willkomm seyn/ mit den Armen der Göttlichen Barmher-
tzigkeit umfasset/ von der gantzen Hoch-Heiligen Drey-Einigkeit und allen
heiligen Engeln umarmet und geküsset werden/ da wird uns Gutes und
Barmhertzigkeit in jenem Leben nachlauffen/ wie sie uns in diesem Leben
vorgeloffen/ was wir hie Tröpffleins weiß/ das werden wir dorten
Stroms-weiß geniessen; was wir hie nur erblicket/ das werden wir dort
von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekommen; hier ist die poogeusis und
der Vorschmack/ dort aber der völlige Genuß und Guß. GOtt erhalte
uns alle mit seiner Gnade zum Ewigen Leben/ daß wir hie schmecken die
Süssigkeit seiner Gnade/ dort aber davon trincken/ und mit Wollust als
mit einem Strom geträncket werden/ Amen.

Die
Q ij

Vom verlohrnen Sohn.
anfangen zu trutzen/ oder ihm irgends eine Schand-Pehck und Hure mit-
gebracht/ ich meyne/ er wuͤrde ſchlecht willkom̃ geweßt/ und wie eine Sau
ins Juden Hauß kommen ſeyn. Nein/ das thut er nicht/ ſondern er er-
ſcheinet in wahrer hertzlicher Buße und glaubigem Vertrauen. Ach ſo
wage es ja niemand auff GOttes Barmhertzigkeit zu ſuͤndigen. Dann
ſo barmhertzig Er iſt gegen den Frommen und Bußfertigen/ ſo zornig iſt Er
auch uͤber die Gott- und ruchloſen Suͤnder/ Syr. 16. 12. Er iſt zwar die
Liebe ſelbſt/ aber wie der Jmmen Koͤnig Stachel-Jmmen um ſich her hat/
ſo hat ſeine Majeſtaͤt Feuer/ Schwerdt/ Hunger/ Theurung/ Peſtilentz und
den Teuffel ſelbs/ damit Er ſtraffet. Derohalben wann man zu ihm ſich
nahen will/ muß es geſchehen 1. contritione, mit wahrer Reue/ Warum̃
wilt du/ O Menſch/ den Reichthum der Guͤte/ Gedult und
Langmuth GOttes verachten? weiſtu nicht/ daß dich GOt-
tes Guͤte zur Buße leitet. Rom. 2, 4. Dann eben darum ſcheinet die
hertzliche Barmhertzigkeit Gottes gegen uns in Teutſchland hart zu halten/
und will die unerſaͤttliche/ unbarmhertzige Kriegs-Furi nicht nachlaſſen/
daß wir dadurch ſollen zur Buße kommen. Wer da nicht will/ uͤber den
wird dies Juſtitiæ, der Tag der ſtrengen Gerechtigkeit Gottes ploͤtzlich kom-
men/ damit dann auch die Barmhertzigkeit ein Ende nim̃t. Jetzt zwar
hat ſie noch kein Ende/ aber alsdann werden ihrer viel an jenem Tag bey
Jhme anklopffen/ und nicht hinein gelaſſen werden/ weil die Thuͤr bereits
verſchloſſen. 2. Jm Glauben; Ariſtoteles ſoll auch geruffen haben: ô Ens
entium miſerere mei,
O du Ding aller Dinge erbarme dich mein;
deßgleichen Servetus, als er Anno 1553. zu Genff wegen ſeiner Gottslaͤſte-
rung verbrandt worden/ ô miſericordia, miſericordia, O Barmher-
tzigkeit/ Barmhertzigkeit! Chemnit. LL. de DEO edit. in fol. p. 34.
aber es hat ſie wenig geholffen/ weil jener als ein blinder Heyd/ dieſer aber
als ein Ertz-Ketzer im Unglauben geſtorben. Kommen wir aber im Glau-
ben/ ſo ſollen wir willkom̃ ſeyn/ mit den Armen der Goͤttlichen Barmher-
tzigkeit umfaſſet/ von der gantzen Hoch-Heiligen Drey-Einigkeit und allen
heiligen Engeln umarmet und gekuͤſſet werden/ da wird uns Gutes und
Barmhertzigkeit in jenem Leben nachlauffen/ wie ſie uns in dieſem Leben
vorgeloffen/ was wir hie Troͤpffleins weiß/ das werden wir dorten
Stroms-weiß genieſſen; was wir hie nur erblicket/ das werden wir dort
von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen bekommen; hier iſt die ποόγευσις und
der Vorſchmack/ dort aber der voͤllige Genuß und Guß. GOtt erhalte
uns alle mit ſeiner Gnade zum Ewigen Leben/ daß wir hie ſchmecken die
Suͤſſigkeit ſeiner Gnade/ dort aber davon trincken/ und mit Wolluſt als
mit einem Strom getraͤncket werden/ Amen.

Die
Q ij
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[123/0141] Vom verlohrnen Sohn. anfangen zu trutzen/ oder ihm irgends eine Schand-Pehck und Hure mit- gebracht/ ich meyne/ er wuͤrde ſchlecht willkom̃ geweßt/ und wie eine Sau ins Juden Hauß kommen ſeyn. Nein/ das thut er nicht/ ſondern er er- ſcheinet in wahrer hertzlicher Buße und glaubigem Vertrauen. Ach ſo wage es ja niemand auff GOttes Barmhertzigkeit zu ſuͤndigen. Dann ſo barmhertzig Er iſt gegen den Frommen und Bußfertigen/ ſo zornig iſt Er auch uͤber die Gott- und ruchloſen Suͤnder/ Syr. 16. 12. Er iſt zwar die Liebe ſelbſt/ aber wie der Jmmen Koͤnig Stachel-Jmmen um ſich her hat/ ſo hat ſeine Majeſtaͤt Feuer/ Schwerdt/ Hunger/ Theurung/ Peſtilentz und den Teuffel ſelbs/ damit Er ſtraffet. Derohalben wann man zu ihm ſich nahen will/ muß es geſchehen 1. contritione, mit wahrer Reue/ Warum̃ wilt du/ O Menſch/ den Reichthum der Guͤte/ Gedult und Langmuth GOttes verachten? weiſtu nicht/ daß dich GOt- tes Guͤte zur Buße leitet. Rom. 2, 4. Dann eben darum ſcheinet die hertzliche Barmhertzigkeit Gottes gegen uns in Teutſchland hart zu halten/ und will die unerſaͤttliche/ unbarmhertzige Kriegs-Furi nicht nachlaſſen/ daß wir dadurch ſollen zur Buße kommen. Wer da nicht will/ uͤber den wird dies Juſtitiæ, der Tag der ſtrengen Gerechtigkeit Gottes ploͤtzlich kom- men/ damit dann auch die Barmhertzigkeit ein Ende nim̃t. Jetzt zwar hat ſie noch kein Ende/ aber alsdann werden ihrer viel an jenem Tag bey Jhme anklopffen/ und nicht hinein gelaſſen werden/ weil die Thuͤr bereits verſchloſſen. 2. Jm Glauben; Ariſtoteles ſoll auch geruffen haben: ô Ens entium miſerere mei, O du Ding aller Dinge erbarme dich mein; deßgleichen Servetus, als er Anno 1553. zu Genff wegen ſeiner Gottslaͤſte- rung verbrandt worden/ ô miſericordia, miſericordia, O Barmher- tzigkeit/ Barmhertzigkeit! Chemnit. LL. de DEO edit. in fol. p. 34. aber es hat ſie wenig geholffen/ weil jener als ein blinder Heyd/ dieſer aber als ein Ertz-Ketzer im Unglauben geſtorben. Kommen wir aber im Glau- ben/ ſo ſollen wir willkom̃ ſeyn/ mit den Armen der Goͤttlichen Barmher- tzigkeit umfaſſet/ von der gantzen Hoch-Heiligen Drey-Einigkeit und allen heiligen Engeln umarmet und gekuͤſſet werden/ da wird uns Gutes und Barmhertzigkeit in jenem Leben nachlauffen/ wie ſie uns in dieſem Leben vorgeloffen/ was wir hie Troͤpffleins weiß/ das werden wir dorten Stroms-weiß genieſſen; was wir hie nur erblicket/ das werden wir dort von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen bekommen; hier iſt die ποόγευσις und der Vorſchmack/ dort aber der voͤllige Genuß und Guß. GOtt erhalte uns alle mit ſeiner Gnade zum Ewigen Leben/ daß wir hie ſchmecken die Suͤſſigkeit ſeiner Gnade/ dort aber davon trincken/ und mit Wolluſt als mit einem Strom getraͤncket werden/ Amen. Die Q ij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/141>, abgerufen am 22.11.2024.