Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. behielte die sorge die vätterliche Liebe die Oberhand/ nein/ er ist mein Kind/mein Fleisch und Bein/ ich will ihn wieder auff- und annehmen; da rüh- mete sich die Barmhertzigkeit wider das Gericht. Also hat auch GOtt/ nach dem Er von Ewigkeit seine Creatur/ den verderbten Menschen/ ange- sehen/ sich seiner erbarmet/ 1. misericordia generali, ins gemein/ wenn wir singen:
Und davon ist auch eygentlich zu verstehen das Gulden Kleinod Es hat sich aber 2. Gott auch unser erbarmet misericodia speciali, gen/
Vom verlohrnen Sohn. behielte die ςοργὴ die vaͤtterliche Liebe die Oberhand/ nein/ er iſt mein Kind/mein Fleiſch und Bein/ ich will ihn wieder auff- und annehmen; da ruͤh- mete ſich die Barmhertzigkeit wider das Gericht. Alſo hat auch GOtt/ nach dem Er von Ewigkeit ſeine Creatur/ den verderbten Menſchen/ ange- ſehen/ ſich ſeiner erbarmet/ 1. miſericordiâ generali, ins gemein/ wenn wir ſingen:
Und davon iſt auch eygentlich zu verſtehen das Gulden Kleinod Es hat ſich aber 2. Gott auch unſer erbarmet miſericodia ſpeciali, gen/
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Vom verlohrnen Sohn.
behielte die ςοργὴ die vaͤtterliche Liebe die Oberhand/ nein/ er iſt mein Kind/
mein Fleiſch und Bein/ ich will ihn wieder auff- und annehmen; da ruͤh-
mete ſich die Barmhertzigkeit wider das Gericht. Alſo hat auch GOtt/
nach dem Er von Ewigkeit ſeine Creatur/ den verderbten Menſchen/ ange-
ſehen/ ſich ſeiner erbarmet/ 1. miſericordiâ generali, ins gemein/ wenn
wir ſingen:
Da jammerts GOtt in Ewigkeit/
Unſer Elend uͤber die maſſen/
Er dacht an ſein Barmhertzigkeit/
Er wolt uns helffen laſſen/
Er wand zu uns ſein Vater-Hertz/
Es war bey ihm fuͤrwar kein Schertz/
Er ließ ſein Beſtes koſten.
Und davon iſt auch eygentlich zu verſtehen das Gulden Kleinod
Johannis cap. 3. Alſo hat GOtt die Welt geliebet/ daß Er ſei-
nen Eingebohrnen Sohn gab/ auff daß alle/ die an Jhn glau-
ben/ nicht ſollen verlohren werden/ ſondern das ewige Leben
haben. Alſo hat GOtt/ nicht ein ſterblicher/ wandelbarer Menſch/
deſſen Gunſt leichter als ein Pflaum-Federlein: Er hat geliebet die
Welt/ das iſt/ ein Spittal voller Krancken/ Außſaͤtzigen und Tollen/
den Kercker voll boͤſer Buben/ das lupanar, das garſtige Hauß voll Un-
flaͤter/ die Gottloſe Sodomam/ Glaubige und Unglaubige/ nicht nur die
Außerwehlten/ ſondern omnes illos, qui periére primò, die alle/ ſo zu an-
fang durch die Suͤnde verdorben. Dann waͤren ſie alle bloß-Außerwehlte/
ſo haͤtte es die Gefahr nicht/ daß jemand verlohren wuͤrde. Was hat er
ihnen gegeben? Nicht einen Engel/ angelum ſi dediſſet, non res parva
fuiſſet, eò quod Angelus miniſter Dei fidelis & ſervus, nos autem inimici
& Apoſtatæ: Wann Er ihnen einen Engel gegeben haͤtte/ waͤre
es keine geringe Sache geweſen; darum/ dieweil die Engel
GOttes getreue Diener ſeynd/ wir aber Feinde und Mamme-
lucken. Theophyl. Sondern Filium, ſeinen Sohn/ non unum ex
muliere, ſed unigenitum, deditum in pretium & mortem.
Es hat ſich aber 2. Gott auch unſer erbarmet miſericodia ſpeciali,
inſonderheit/ nach einer ſonderlichen Barmhertzigkeit/ davon Eph. 1. v. 6.
Durch ſeine Gnade hat uns GOtt ihme angenehm gemacht
in dem Geliebten. Dann nach dem der Menſch naͤher herzu gekom-
men/ durch Buß und Glauben dem himmliſchen Vater entgegen gegan-
gen/
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