Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Dreyzehende Predigt Thron/ Christo JEsu/ und spricht mit St. Paulo: Wir werden ohneVerdienst gerecht/ auß der Gnade GOttes/ durch die Erlöß- ung/ so durch JEsum Christum geschehen ist/ welchen GOtt hat fürgestellet zu einem Gnaden-Stuhl durch den Glauben in seinem Blut. Also machet der Glaube auch selig/ nicht meritorie, verdienstlicher weise/ sondern organice, als ein Mittel und Werckzeug. So wenig der Gang des verlohrnen Sohns die Huld seines Vaters ver- dienet/ sondern nur das Mittel dazu war; eben so wenig verdienen wir mit unserm Glauben/ daß uns Gott gnädig seyn muß. Das ist der sola fides, der allein seligmachende Glaube/ davon das Papstthum nichts wissen noch hören wil/ machet auß der ignorantia, auß der thum- men unverantwortlichen Unwissenheit ein Heiligthum/ eine heilige Gott wolgefällige Einfalt/ confundiren die fiduciam das glaubige Vertrauen mit der spe und Christlichen Hoffnung. Die es ihnen hierinnen begeh- ren nachzuthun/ die wird ihre Unwissenheit gar nicht entschuldigen. Das ist die geistliche Pilgrims-Kunst/ ligt nur an der praxi und darüber
Die Dreyzehende Predigt Thron/ Chriſto JEſu/ und ſpricht mit St. Paulo: Wir werden ohneVerdienſt gerecht/ auß der Gnade GOttes/ durch die Erloͤß- ung/ ſo durch JEſum Chriſtum geſchehen iſt/ welchen GOtt hat fuͤrgeſtellet zu einem Gnaden-Stuhl durch den Glauben in ſeinem Blut. Alſo machet der Glaube auch ſelig/ nicht meritoriè, verdienſtlicher weiſe/ ſondern organicè, als ein Mittel und Werckzeug. So wenig der Gang des verlohrnen Sohns die Huld ſeines Vaters ver- dienet/ ſondern nur das Mittel dazu war; eben ſo wenig verdienen wir mit unſerm Glauben/ daß uns Gott gnaͤdig ſeyn muß. Das iſt der ſola fides, der allein ſeligmachende Glaube/ davon das Papſtthum nichts wiſſen noch hoͤren wil/ machet auß der ignorantia, auß der thum- men unverantwortlichen Unwiſſenheit ein Heiligthum/ eine heilige Gott wolgefaͤllige Einfalt/ confundiren die fiduciam das glaubige Vertrauen mit der ſpe und Chriſtlichen Hoffnung. Die es ihnen hierinnen begeh- ren nachzuthun/ die wird ihre Unwiſſenheit gar nicht entſchuldigen. Das iſt die geiſtliche Pilgrims-Kunſt/ ligt nur an der praxi und daruͤber
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Die Dreyzehende Predigt
Thron/ Chriſto JEſu/ und ſpricht mit St. Paulo: Wir werden ohne
Verdienſt gerecht/ auß der Gnade GOttes/ durch die Erloͤß-
ung/ ſo durch JEſum Chriſtum geſchehen iſt/ welchen GOtt
hat fuͤrgeſtellet zu einem Gnaden-Stuhl durch den Glauben
in ſeinem Blut. Alſo machet der Glaube auch ſelig/ nicht meritoriè,
verdienſtlicher weiſe/ ſondern organicè, als ein Mittel und Werckzeug.
So wenig der Gang des verlohrnen Sohns die Huld ſeines Vaters ver-
dienet/ ſondern nur das Mittel dazu war; eben ſo wenig verdienen wir
mit unſerm Glauben/ daß uns Gott gnaͤdig ſeyn muß. Das iſt der
ſola fides, der allein ſeligmachende Glaube/ davon das Papſtthum
nichts wiſſen noch hoͤren wil/ machet auß der ignorantia, auß der thum-
men unverantwortlichen Unwiſſenheit ein Heiligthum/ eine heilige Gott
wolgefaͤllige Einfalt/ confundiren die fiduciam das glaubige Vertrauen
mit der ſpe und Chriſtlichen Hoffnung. Die es ihnen hierinnen begeh-
ren nachzuthun/ die wird ihre Unwiſſenheit gar nicht entſchuldigen.
Das iſt die geiſtliche Pilgrims-Kunſt/ ligt nur an der praxi und
Ubung/ daß wir demſelben begehren nachzuarten. Wolte Gott/ daß/
wie lieblich dieſes Geheimnuß in der Schrifft uns vorgetragen/ und wie
freundlich/ wie ernſtlich wir darzu vermahnet werden/ wir auch einen
gleichen Eyffer/ demſelben nicht zu widerſtreben/ bey uns ſehen lieſſen.
Soll uns demnach dienen zur Nachfolge/ ςήκετε τῇ ϖίςει, γρηγορει῀-
τε, &c. Wachet/ ſtehet im Glauben/ ſeyd mannlich und ſeyd
ſtarck/ 1. Cor. 16, 13. 2. Cor. 1, 24. ruͤhmet Paulus die Corinthier/
daß ſie im Glauben ſtehen/ und darum begehre er kein Herꝛ
uͤber ſie zu ſeyn/ ſondern ein Gehuͤlffe ihrer Freude. Wir ſol-
len in unſerer Pilgrim- und Wanderſchafft jederzeit und allenthalben
einkehren zur heiligen Hoſtia, und zum rothen Blut. Zur Warnung
aber ſoll es dienen allen/ die ſich verſaͤumen/ und auff dieſer Reiße dahin-
den bleiben/ welchen Gott geſchworen/ ſie ſollen nicht zu ſeiner
Ruhe kommen; als da ſeind 1. onere peccati adhuc preſſi, die
noch in Suͤnden todte und von dem Suͤnden-Laſt getruckte
Menſchen/ die nicht ablegen die Suͤnde/ ſo ihnen anklebet/ und ſie
traͤge macht/ und ſie verhindert zu lauffen/ durch Gedult in dem Kampff/
der ihnen verordnet iſt/ Hebr. 12, 1. Dann wo dieſe depoſitio nicht
iſt/ da iſt kein Glaube. Die nicht abtretten von der Ungerechtigkeit/
2. Tim. 2. 2. Falſo fundamento nixi, die ihrer Sachen nicht
gewiß ſeynd/ ſich halten an einen ſchwachen Rohr-Stab ihres ei-
genen Verdienſtes/ gehen auff das ſchluͤpffrige/ und ſincken endlich
daruͤber
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