Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Vierte und andern/ so schröcklichen/ so lieblichen objecti die Gestalt der Ge-burt sich geändert und nachgeahnet: Sonderlich ist berühmt die Historia jener Mörin oder Moren-Königin/ die wider die Natur der Moren ei- ne nicht schwartze Geburt/ sondern schneeweisses Kind gezeuget und ge- bohren/ Ursach/ sie hatte in ihrer Kammer das schöne weiße Bild der Andromeda, auff einer Mappa hangen/ daran vergaffte sie sich/ daß die Phantasie hernach das Kind demselben nachgebildet. Also mag auch die Natur bey dieser Aenderung der Natur der Schaaf das ihrige ge- than haben. Aber allein und seorsim die blose Natur nicht/ wann sie nicht von einem höhern principio wäre elevirt worden/ würde Jacob wol lär Stroh gedroschen haben/ und seinen Zweck nicht erreichet. Es probiere es heutiges Tages ein Schäfer und mache es nach/ was gilts/ ob es ihm gelingen wird. Darum müssen wir auff ein höheres princi- pium sehen/ von dem diese Aenderung der Natur und reicher Segen er- folgt/ nemlich der unerschaffene Engel/ Gott selbst/ der ihm zu Bethel erschienen/ der hat ihm im Traum diese Kunst geoffenbahret/ und diesel- be gesegnet/ wie er selber nicht unlauter bejachzet und bekennet. Gen. XXXI, 10. Der Engel ist ihm erschienen/ und gewiesen/ daß diese Kunst natürlich und gut sey/ sagt Lutherus, derselbe Gott hat euerm Vater sein Gut entwendet/ und mir gegeben/ als ein gerechter Richter. Weß- wegen auch dieses Kunst-Stück für kein Exempel eines Betrugs und Diebstals anzusehen/ noch unfüglich und unvernünfftig in dem Catechis- mus-Büchlein diese Histori als ein Exempel des Diebstals dem achten Gebot zuzufügen und beyzumahlen. Sintemal quod DEUS jubet, id sine omni dubitatione sanctum est & licitum. Luth. Was Gott heisset/ das ist ohne allen Zweiffel heilig und erlaubt. Gleichwie der Herr den Kindern Jsrael in Egypten würcklich recht gesprochen/ und ihre Frondienst compensirt, mit der Egypter güldenem und silbe- rem Geräth/ gleich einem rechten Richter den Heimgang gethan/ und den rechten/ wolverdienten/ bißher gehaltenen Liedlohn erstattet. Also hat die Gerechtigkeit fur Jacob gezeuget. Gen. XXX, 33. Es ist aber auch dieses Artificium ein Vorbild auff den Ertz-Bischoff und Hirten unserer Seelen/ und seine heilige Nachfolg/ den wir als den Kern und Stern der gantzen heiligen Schrifft suchen und forschen sollen/ wie billig in der gantzen heiligen Schrifft/ wo wir ihn finden können/ also auch in Jacobs Schäferey und Tränck-Rinnen. Er ist der getreue Hirt/ Ja- cobs Sohn und Antitypus, wir sind seine außerwehlte Schaaf und Lämmer/
Die Vierte und andern/ ſo ſchroͤcklichen/ ſo lieblichen objecti die Geſtalt der Ge-burt ſich geaͤndert und nachgeahnet: Sonderlich iſt beruͤhmt die Hiſtoria jener Moͤrin oder Moren-Koͤnigin/ die wider die Natur der Moren ei- ne nicht ſchwartze Geburt/ ſondern ſchneeweiſſes Kind gezeuget und ge- bohren/ Urſach/ ſie hatte in ihrer Kammer das ſchoͤne weiße Bild der Andromeda, auff einer Mappa hangen/ daran vergaffte ſie ſich/ daß die Phantaſie hernach das Kind demſelben nachgebildet. Alſo mag auch die Natur bey dieſer Aenderung der Natur der Schaaf das ihrige ge- than haben. Aber allein und ſeorſim die bloſe Natur nicht/ wann ſie nicht von einem hoͤhern principio waͤre elevirt worden/ wuͤrde Jacob wol laͤr Stroh gedroſchen haben/ und ſeinen Zweck nicht erreichet. Es probiere es heutiges Tages ein Schaͤfer und mache es nach/ was gilts/ ob es ihm gelingen wird. Darum muͤſſen wir auff ein hoͤheres princi- pium ſehen/ von dem dieſe Aenderung der Natur und reicher Segen er- folgt/ nemlich der unerſchaffene Engel/ Gott ſelbſt/ der ihm zu Bethel erſchienen/ der hat ihm im Traum dieſe Kunſt geoffenbahret/ und dieſel- be geſegnet/ wie er ſelber nicht unlauter bejachzet und bekennet. Gen. XXXI, 10. Der Engel iſt ihm erſchienen/ und gewieſen/ daß dieſe Kunſt natuͤrlich und gut ſey/ ſagt Lutherus, derſelbe Gott hat euerm Vater ſein Gut entwendet/ und mir gegeben/ als ein gerechter Richter. Weß- wegen auch dieſes Kunſt-Stuͤck fuͤr kein Exempel eines Betrugs und Diebſtals anzuſehen/ noch unfuͤglich und unvernuͤnfftig in dem Catechiſ- mus-Buͤchlein dieſe Hiſtori als ein Exempel des Diebſtals dem achten Gebot zuzufuͤgen und beyzumahlen. Sintemal quod DEUS jubet, id ſine omni dubitatione ſanctum eſt & licitum. Luth. Was Gott heiſſet/ das iſt ohne allen Zweiffel heilig und erlaubt. Gleichwie der Herr den Kindern Jſrael in Egypten wuͤrcklich recht geſprochen/ und ihre Frondienſt compenſirt, mit der Egypter guͤldenem und ſilbe- rem Geraͤth/ gleich einem rechten Richter den Heimgang gethan/ und den rechten/ wolverdienten/ bißher gehaltenen Liedlohn erſtattet. Alſo hat die Gerechtigkeit fur Jacob gezeuget. Gen. XXX, 33. Es iſt aber auch dieſes Artificium ein Vorbild auff den Ertz-Biſchoff und Hirten unſerer Seelen/ und ſeine heilige Nachfolg/ den wir als den Kern und Stern der gantzen heiligen Schrifft ſuchen und forſchen ſollen/ wie billig in der gantzen heiligen Schrifft/ wo wir ihn finden koͤnnen/ alſo auch in Jacobs Schaͤferey und Traͤnck-Rinnen. Er iſt der getreue Hirt/ Ja- cobs Sohn und Antitypus, wir ſind ſeine außerwehlte Schaaf und Laͤmmer/
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und andern/ ſo ſchroͤcklichen/ ſo lieblichen objecti die Geſtalt der Ge-
burt ſich geaͤndert und nachgeahnet: Sonderlich iſt beruͤhmt die Hiſtoria
jener Moͤrin oder Moren-Koͤnigin/ die wider die Natur der Moren ei-
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bohren/ Urſach/ ſie hatte in ihrer Kammer das ſchoͤne weiße Bild der
Andromeda, auff einer Mappa hangen/ daran vergaffte ſie ſich/ daß die
Phantaſie hernach das Kind demſelben nachgebildet. Alſo mag auch
die Natur bey dieſer Aenderung der Natur der Schaaf das ihrige ge-
than haben. Aber allein und ſeorſim die bloſe Natur nicht/ wann ſie
nicht von einem hoͤhern principio waͤre elevirt worden/ wuͤrde Jacob
wol laͤr Stroh gedroſchen haben/ und ſeinen Zweck nicht erreichet. Es
probiere es heutiges Tages ein Schaͤfer und mache es nach/ was gilts/
ob es ihm gelingen wird. Darum muͤſſen wir auff ein hoͤheres princi-
pium ſehen/ von dem dieſe Aenderung der Natur und reicher Segen er-
folgt/ nemlich der unerſchaffene Engel/ Gott ſelbſt/ der ihm zu Bethel
erſchienen/ der hat ihm im Traum dieſe Kunſt geoffenbahret/ und dieſel-
be geſegnet/ wie er ſelber nicht unlauter bejachzet und bekennet. Gen.
XXXI, 10. Der Engel iſt ihm erſchienen/ und gewieſen/ daß dieſe Kunſt
natuͤrlich und gut ſey/ ſagt Lutherus, derſelbe Gott hat euerm Vater
ſein Gut entwendet/ und mir gegeben/ als ein gerechter Richter. Weß-
wegen auch dieſes Kunſt-Stuͤck fuͤr kein Exempel eines Betrugs und
Diebſtals anzuſehen/ noch unfuͤglich und unvernuͤnfftig in dem Catechiſ-
mus-Buͤchlein dieſe Hiſtori als ein Exempel des Diebſtals dem achten
Gebot zuzufuͤgen und beyzumahlen. Sintemal quod DEUS jubet, id
ſine omni dubitatione ſanctum eſt & licitum. Luth. Was Gott
heiſſet/ das iſt ohne allen Zweiffel heilig und erlaubt. Gleichwie der
Herr den Kindern Jſrael in Egypten wuͤrcklich recht geſprochen/
und ihre Frondienſt compenſirt, mit der Egypter guͤldenem und ſilbe-
rem Geraͤth/ gleich einem rechten Richter den Heimgang gethan/ und
den rechten/ wolverdienten/ bißher gehaltenen Liedlohn erſtattet. Alſo
hat die Gerechtigkeit fur Jacob gezeuget. Gen. XXX, 33. Es iſt aber
auch dieſes Artificium ein Vorbild auff den Ertz-Biſchoff und Hirten
unſerer Seelen/ und ſeine heilige Nachfolg/ den wir als den Kern und
Stern der gantzen heiligen Schrifft ſuchen und forſchen ſollen/ wie billig
in der gantzen heiligen Schrifft/ wo wir ihn finden koͤnnen/ alſo auch in
Jacobs Schaͤferey und Traͤnck-Rinnen. Er iſt der getreue Hirt/ Ja-
cobs Sohn und Antitypus, wir ſind ſeine außerwehlte Schaaf und
Laͤmmer/
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/64>, abgerufen am 16.02.2025. |