Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Ein und Zwantzigste gleichwol unsichtbar seinen Leib und Blut zu essen und zu trincken/ unddasselbe vielen zugleich/ außgespendet/ darüber ein Capernait sagen mag/ skleros logos, das ist ein harte Rede/ wer kan sie hören! Christus aber spricht im gegentheil pisos logos, es seye ein theures werthes Wort/ das Fleisch ist nichts nutz. Hie stehet das Wort Christi/ Esset/ das ist mein Leib/ Trincket/ das ist mein Blut. Wir habens droben erkläret mit dem Exempel der Gegenwart Christi/ Matth. 8, 5. 13. Daß/ so der Herr mit seinem Leib dem Hauptmann ausser seinem Hauß/ und auch zugleich mit demselbigen in dem Hauß bey dem krancken Gichtbrüchigen Knecht/ gegenwärtig seyn können/ so war es auch nicht unmüglich/ daß er dazu- mal in der Stifftung des H. Abendmahls/ mit seinem Leib sichtbarlich bey seinen Jüngern am Tisch sitzen/ und unsichtbarer/ geheimer und ver- borgener/ Sacramentlicher weise/ in/ mit und unter dem gesegneten Brod und Wein gegenwärtig seyn können. Noch wunderbarer/ daß der Herr Würth und Speiß zugleich geweßt; gleichwie Er anderswo Joh. 10. der Hirt und doch die Thür des Schaaf-Stalls/ der Wegweiser und der Weg/ der Herr des Tempels und doch der Eckstein/ der Hohepriester und das Opffer/ also auch allhie der Speisemeister und die Speiß selbst. Am allerwunderbarsten aber ist der fürtringende Liebes-Zwang/ daß Er auß unvergleichlich grosser Liebe/ nicht nur sein Leib und Blut zur Ran- tzion/ sondern auch zur Speiß und Tranck und Auffenhalt/ nicht nur sei- nen Freunden/ sondern auch Feinden/ dem Judä Jscharioth/ gegeben. Deren Exempel hat man wol/ daß gute Freunde für einander das Leben gelassen; aber Leib und Blut zur Speiß und Tranck geben/ das hat ihm niemand nachgethan. Ein Mutter thut viel/ wann sie ihr Kind säugt/ aber mit Blut und eigenem Fleisch die Consanguinität bezeugen/ ist über alles/ dafür müssen Englische Zungen verstummen. Das heißt einem das Hertz im Leib schencken/ nicht ein todtes Hertz/ wie Henricus IV. sein Hertz den Jesuiten vermacht/ sondern sein lebendiges/ heiliges/ Göttliches Hertz/ das jenige Fleisch/ das Er in den Tod gegeben zum Versöhn-Opffer/ das Blut/ daß Er zur Rantzion für alle und jede Sünde vergossen. II. Thaumason, Cibi divini mirabilitas, die ist nun nicht Cleopatrae geli
Die Ein und Zwantzigſte gleichwol unſichtbar ſeinen Leib und Blut zu eſſen und zu trincken/ unddaſſelbe vielen zugleich/ außgeſpendet/ daruͤber ein Capernait ſagen mag/ σκληρὸς λόγος, das iſt ein harte Rede/ wer kan ſie hoͤren! Chriſtus aber ſpricht im gegentheil πιςὸς λόγος, es ſeye ein theures werthes Wort/ das Fleiſch iſt nichts nutz. Hie ſtehet das Wort Chriſti/ Eſſet/ das iſt mein Leib/ Trincket/ das iſt mein Blut. Wir habens droben erklaͤret mit dem Exempel der Gegenwart Chriſti/ Matth. 8, 5. 13. Daß/ ſo der Herr mit ſeinem Leib dem Hauptmann auſſer ſeinem Hauß/ und auch zugleich mit demſelbigen in dem Hauß bey dem krancken Gichtbruͤchigen Knecht/ gegenwaͤrtig ſeyn koͤnnen/ ſo war es auch nicht unmuͤglich/ daß er dazu- mal in der Stifftung des H. Abendmahls/ mit ſeinem Leib ſichtbarlich bey ſeinen Juͤngern am Tiſch ſitzen/ und unſichtbarer/ geheimer und ver- borgener/ Sacramentlicher weiſe/ in/ mit und unter dem geſegneten Brod und Wein gegenwaͤrtig ſeyn koͤnnen. Noch wunderbarer/ daß der Herr Wuͤrth und Speiß zugleich geweßt; gleichwie Er anderswo Joh. 10. der Hirt und doch die Thuͤr des Schaaf-Stalls/ der Wegweiſer und der Weg/ der Herr des Tempels und doch der Eckſtein/ der Hoheprieſter und das Opffer/ alſo auch allhie der Speiſemeiſter und die Speiß ſelbſt. Am allerwunderbarſten aber iſt der fuͤrtringende Liebes-Zwang/ daß Er auß unvergleichlich groſſer Liebe/ nicht nur ſein Leib und Blut zur Ran- tzion/ ſondern auch zur Speiß und Tranck und Auffenhalt/ nicht nur ſei- nen Freunden/ ſondern auch Feinden/ dem Judaͤ Jſcharioth/ gegeben. Deren Exempel hat man wol/ daß gute Freunde fuͤr einander das Leben gelaſſen; aber Leib und Blut zur Speiß und Tranck geben/ das hat ihm niemand nachgethan. Ein Mutter thut viel/ wann ſie ihr Kind ſaͤugt/ aber mit Blut und eigenem Fleiſch die Conſanguinitaͤt bezeugen/ iſt uͤber alles/ dafuͤr muͤſſen Engliſche Zungen verſtum̃en. Das heißt einem das Hertz im Leib ſchencken/ nicht ein todtes Hertz/ wie Henricus IV. ſein Hertz den Jeſuiten vermacht/ ſondern ſein lebendiges/ heiliges/ Goͤttliches Hertz/ das jenige Fleiſch/ das Er in den Tod gegeben zum Verſoͤhn-Opffer/ das Blut/ daß Er zur Rantzion fuͤr alle und jede Suͤnde vergoſſen. II. Θαυμαςὸν, Cibi divini mirabilitas, die iſt nun nicht Cleopatræ geli
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Die Ein und Zwantzigſte
gleichwol unſichtbar ſeinen Leib und Blut zu eſſen und zu trincken/ und
daſſelbe vielen zugleich/ außgeſpendet/ daruͤber ein Capernait ſagen mag/
σκληρὸς λόγος, das iſt ein harte Rede/ wer kan ſie hoͤren! Chriſtus aber
ſpricht im gegentheil πιςὸς λόγος, es ſeye ein theures werthes Wort/ das
Fleiſch iſt nichts nutz. Hie ſtehet das Wort Chriſti/ Eſſet/ das iſt mein
Leib/ Trincket/ das iſt mein Blut. Wir habens droben erklaͤret mit
dem Exempel der Gegenwart Chriſti/ Matth. 8, 5. 13. Daß/ ſo der Herr
mit ſeinem Leib dem Hauptmann auſſer ſeinem Hauß/ und auch zugleich
mit demſelbigen in dem Hauß bey dem krancken Gichtbruͤchigen Knecht/
gegenwaͤrtig ſeyn koͤnnen/ ſo war es auch nicht unmuͤglich/ daß er dazu-
mal in der Stifftung des H. Abendmahls/ mit ſeinem Leib ſichtbarlich
bey ſeinen Juͤngern am Tiſch ſitzen/ und unſichtbarer/ geheimer und ver-
borgener/ Sacramentlicher weiſe/ in/ mit und unter dem geſegneten Brod
und Wein gegenwaͤrtig ſeyn koͤnnen. Noch wunderbarer/ daß der Herr
Wuͤrth und Speiß zugleich geweßt; gleichwie Er anderswo Joh. 10. der
Hirt und doch die Thuͤr des Schaaf-Stalls/ der Wegweiſer und der
Weg/ der Herr des Tempels und doch der Eckſtein/ der Hoheprieſter
und das Opffer/ alſo auch allhie der Speiſemeiſter und die Speiß ſelbſt.
Am allerwunderbarſten aber iſt der fuͤrtringende Liebes-Zwang/ daß Er
auß unvergleichlich groſſer Liebe/ nicht nur ſein Leib und Blut zur Ran-
tzion/ ſondern auch zur Speiß und Tranck und Auffenhalt/ nicht nur ſei-
nen Freunden/ ſondern auch Feinden/ dem Judaͤ Jſcharioth/ gegeben.
Deren Exempel hat man wol/ daß gute Freunde fuͤr einander das Leben
gelaſſen; aber Leib und Blut zur Speiß und Tranck geben/ das hat ihm
niemand nachgethan. Ein Mutter thut viel/ wann ſie ihr Kind ſaͤugt/
aber mit Blut und eigenem Fleiſch die Conſanguinitaͤt bezeugen/ iſt uͤber
alles/ dafuͤr muͤſſen Engliſche Zungen verſtum̃en. Das heißt einem das
Hertz im Leib ſchencken/ nicht ein todtes Hertz/ wie Henricus IV. ſein Hertz
den Jeſuiten vermacht/ ſondern ſein lebendiges/ heiliges/ Goͤttliches Hertz/
das jenige Fleiſch/ das Er in den Tod gegeben zum Verſoͤhn-Opffer/ das
Blut/ daß Er zur Rantzion fuͤr alle und jede Suͤnde vergoſſen.
II. Θαυμαςὸν, Cibi divini mirabilitas, die iſt nun nicht Cleopatræ
Perlin/ die man auff viel Tonnen Goldgeſchaͤtzet/ nicht Manna/ nicht das
geroͤſtete Brod/ krafft deſſen Elias 40. Tag lang erhalten worden/ 1. Reg.
19, 8. ſondern das rechte Himmel- und Engel-Brod/ cibus ἀϑανασίας und
Speiß der Unſterblichkeit/ der Leib/ welcher der Tempel der Gottheit/ der
Baum des Lebens/ das edelſte Opffer/ theurſte Loͤß-Geld/ koͤſtlichſte Artz-
ney/ Gnaden-Thron/ Schatz und Himmels-Pfand. Corpus quod An-
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