Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite
Predigt.

Ey/ möchte jemand sagen/ was martert man doch die Kirch mit sol-
chen Streittigkeiten/ ein jeder sehe für sich/ wie er es würdiglich empfahe/
was gehen uns die draussen an; so kommt zwar auffgezogen spiritus Cal-
vini
epikhairekakos, durch Massonium, der schreibet part. 3. p. 209. Soll
man sich dann um die Gottlosen so hefftig bekümmern/ und
also die Kirch GOttes unruhig machen?
Et pag. 241. Was ge-
hen uns die jenigen an/ die draussen sind? Jsts nicht gnug/ daß
wir durch Christum erlößt/ gerecht/ heilig und selig gemacht
seind?
Christliche Hertzen gedencken viel anders/ erinnern sich ihres
Bischofflichen Ampts/ quilibet homo alterius Episcopus esse debet,
und wünschen ex sugkhairos[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]e verbannet zu seyn für ihre Brüder. Ein
Vater sorget für seinen bösen Sohn/ ob er durchs Abendmahl zugewin-
nen. Sie lassen ihnen ein Angst einjagen durch die Exempel deren/ die
sich an GOttes Wolthaten und Geheimnussen vergriffen/ und schröck-
lich deßwegen gestraffet worden/ sonderlich der Jsraeliten in der Wüsten/
an denen Gott kein Gefallen gehabt/ und von Jhm nidergeschlagen
worden: Der Bethsemiten/ 1. Sam. 6. deren auff einen Tag 50000. und
70. Personen jämmerlich umkommen/ weil sie die Bunds-Lade nicht
mit gebührender Reverentz und Andacht/ auß verwegenem Frevel und
Allfentzerey/ mit ungewaschenen Händen zur Unzeit betastet/ und mit
fürwitzigen Augen angeschauet/ da dergleichen zu thun bey Leibs- und
Lebens-Straff verbotten geweßt/ Num. 4, 15. Judä des Verräthers/
dem sein Tisch zum Strick worden/ zur Vergeltung und zu einer Falle.
Psalm. 69, 33. und anderer mehr.

Cyprianus serm. de lapsis. Quaedam (inquit) sacrificantibus nobis,
latenter obrepsit, non cibum, sed gladium sumens, & velut ve-
nena quaedam lethalia inter fauces & pectus sanguinem admit-
tens: angi & anima exaestuante postmodum concludi coepit, &
pressuram non jam persecutionis, sed delicti passa, palpitans
comedit; quae fefellerat hominem, DEUM sensit ultorem. Alia
ab immundo spiritu correpta cecidit, laniavit dentibus linguam.
Ipsa sui carnifex extitit, nec diu superesse potuit, doloribus ven-
tris & viscerum cruciata. Marchant. hort. pastor. ex Baron.
tom. 10. Annal. ann. Domini 868. haec refert: Tempore Adria-
ni II. Pontif. cum Lotharius Gallorum Rex Romam profectus
honorifice ab illo fuisset exceptus, interrogat est, an Waldradam
adulteram & pellicem suam juxta praeceptum Nicolai Pontificis
& juramentum praestitum a se rejecisset? Affirmante id ipso

pro-
Predigt.

Ey/ moͤchte jemand ſagen/ was martert man doch die Kirch mit ſol-
chen Streittigkeiten/ ein jeder ſehe fuͤr ſich/ wie er es wuͤrdiglich empfahe/
was gehen uns die drauſſen an; ſo kom̃t zwar auffgezogen ſpiritus Cal-
vini
ἐπιχαιρέκακος, durch Maſſonium, der ſchreibet part. 3. p. 209. Soll
man ſich dann um die Gottloſen ſo hefftig bekuͤmmern/ und
alſo die Kirch GOttes unruhig machen?
Et pag. 241. Was ge-
hen uns die jenigen an/ die drauſſen ſind? Jſts nicht gnug/ daß
wir durch Chriſtum erloͤßt/ gerecht/ heilig und ſelig gemacht
ſeind?
Chriſtliche Hertzen gedencken viel anders/ erinnern ſich ihres
Biſchofflichen Ampts/ quilibet homo alterius Epiſcopus eſſe debet,
und wuͤnſchen ex συγχαιροσ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ῃ verbannet zu ſeyn fuͤr ihre Bruͤder. Ein
Vater ſorget fuͤr ſeinen boͤſen Sohn/ ob er durchs Abendmahl zugewin-
nen. Sie laſſen ihnen ein Angſt einjagen durch die Exempel deren/ die
ſich an GOttes Wolthaten und Geheimnuſſen vergriffen/ und ſchroͤck-
lich deßwegen geſtraffet worden/ ſonderlich der Jſraeliten in der Wuͤſten/
an denen Gott kein Gefallen gehabt/ und von Jhm nidergeſchlagen
worden: Der Bethſemiten/ 1. Sam. 6. deren auff einen Tag 50000. und
70. Perſonen jaͤmmerlich umkommen/ weil ſie die Bunds-Lade nicht
mit gebuͤhrender Reverentz und Andacht/ auß verwegenem Frevel und
Allfentzerey/ mit ungewaſchenen Haͤnden zur Unzeit betaſtet/ und mit
fuͤrwitzigen Augen angeſchauet/ da dergleichen zu thun bey Leibs- und
Lebens-Straff verbotten geweßt/ Num. 4, 15. Judaͤ des Verraͤthers/
dem ſein Tiſch zum Strick worden/ zur Vergeltung und zu einer Falle.
Pſalm. 69, 33. und anderer mehr.

Cyprianus ſerm. de lapſis. Quædam (inquit) ſacrificantibus nobis,
latenter obrepſit, non cibum, ſed gladium ſumens, & velut ve-
nena quædam lethalia inter fauces & pectus ſanguinem admit-
tens: angi & animâ exæſtuante poſtmodum concludi cœpit, &
preſſuram non jam perſecutionis, ſed delicti paſſa, palpitans
comedit; quæ fefellerat hominem, DEUM ſenſit ultorem. Alia
ab immundo ſpiritu correpta cecidit, laniavit dentibus linguam.
Ipſa ſui carnifex extitit, nec diu ſupereſſe potuit, doloribus ven-
tris & viſcerum cruciata. Marchant. hort. paſtor. ex Baron.
tom. 10. Annal. ann. Domini 868. hæc refert: Tempore Adria-
ni II. Pontif. cum Lotharius Gallorum Rex Romam profectus
honorificè ab illo fuiſſet exceptus, interrogatꝰ eſt, an Waldradam
adulteram & pellicem ſuam juxta præceptum Nicolai Pontificis
& juramentum præſtitum à ſe rejeciſſet? Affirmante id ipſo

pro-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0411" n="391"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/>
        <p>Ey/ mo&#x0364;chte jemand &#x017F;agen/ was martert man doch die Kirch mit &#x017F;ol-<lb/>
chen Streittigkeiten/ ein jeder &#x017F;ehe fu&#x0364;r &#x017F;ich/ wie er es wu&#x0364;rdiglich empfahe/<lb/>
was gehen uns die drau&#x017F;&#x017F;en an; &#x017F;o kom&#x0303;t zwar auffgezogen <hi rendition="#aq">&#x017F;piritus Cal-<lb/>
vini</hi> &#x1F10;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C7;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C1;&#x03AD;&#x03BA;&#x03B1;&#x03BA;&#x03BF;&#x03C2;, durch <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;onium,</hi> der &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">part. 3. p.</hi> 209. <hi rendition="#fr">Soll<lb/>
man &#x017F;ich dann um die Gottlo&#x017F;en &#x017F;o hefftig beku&#x0364;mmern/ und<lb/>
al&#x017F;o die Kirch GOttes unruhig machen?</hi> <hi rendition="#aq">Et pag.</hi> 241. <hi rendition="#fr">Was ge-<lb/>
hen uns die jenigen an/ die drau&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind? J&#x017F;ts nicht gnug/ daß<lb/>
wir durch Chri&#x017F;tum erlo&#x0364;ßt/ gerecht/ heilig und &#x017F;elig gemacht<lb/>
&#x017F;eind?</hi> Chri&#x017F;tliche Hertzen gedencken viel anders/ erinnern &#x017F;ich ihres<lb/>
Bi&#x017F;chofflichen Ampts/ <hi rendition="#aq">quilibet homo alterius Epi&#x017F;copus e&#x017F;&#x017F;e debet,</hi><lb/>
und wu&#x0364;n&#x017F;chen <hi rendition="#aq">ex</hi> &#x03C3;&#x03C5;&#x03B3;&#x03C7;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C3;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x1FC3; verbannet zu &#x017F;eyn fu&#x0364;r ihre Bru&#x0364;der. Ein<lb/>
Vater &#x017F;orget fu&#x0364;r &#x017F;einen bo&#x0364;&#x017F;en Sohn/ ob er durchs Abendmahl zugewin-<lb/>
nen. Sie la&#x017F;&#x017F;en ihnen ein Ang&#x017F;t einjagen durch die Exempel deren/ die<lb/>
&#x017F;ich an GOttes Wolthaten und Geheimnu&#x017F;&#x017F;en vergriffen/ und &#x017F;chro&#x0364;ck-<lb/>
lich deßwegen ge&#x017F;traffet worden/ &#x017F;onderlich der J&#x017F;raeliten in der Wu&#x0364;&#x017F;ten/<lb/>
an denen <hi rendition="#k">Gott</hi> kein Gefallen gehabt/ und von Jhm niderge&#x017F;chlagen<lb/>
worden: Der Beth&#x017F;emiten/ 1. Sam. 6. deren auff einen Tag 50000. und<lb/>
70. Per&#x017F;onen ja&#x0364;mmerlich umkommen/ weil &#x017F;ie die Bunds-Lade nicht<lb/>
mit gebu&#x0364;hrender Reverentz und Andacht/ auß verwegenem Frevel und<lb/>
Allfentzerey/ mit ungewa&#x017F;chenen Ha&#x0364;nden zur Unzeit beta&#x017F;tet/ und mit<lb/>
fu&#x0364;rwitzigen Augen ange&#x017F;chauet/ da dergleichen zu thun bey Leibs- und<lb/>
Lebens-Straff verbotten geweßt/ <hi rendition="#aq">Num.</hi> 4, 15. Juda&#x0364; des Verra&#x0364;thers/<lb/>
dem &#x017F;ein Ti&#x017F;ch zum Strick worden/ zur Vergeltung und zu einer Falle.<lb/><hi rendition="#aq">P&#x017F;alm.</hi> 69, 33. und anderer mehr.</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Cyprianus &#x017F;erm. de lap&#x017F;is. Quædam (inquit) &#x017F;acrificantibus nobis,<lb/>
latenter obrep&#x017F;it, non cibum, &#x017F;ed gladium &#x017F;umens, &amp; velut ve-<lb/>
nena quædam lethalia inter fauces &amp; pectus &#x017F;anguinem admit-<lb/>
tens: angi &amp; animâ exæ&#x017F;tuante po&#x017F;tmodum concludi c&#x0153;pit, &amp;<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;uram non jam per&#x017F;ecutionis, &#x017F;ed delicti pa&#x017F;&#x017F;a, palpitans<lb/>
comedit; quæ fefellerat hominem, DEUM &#x017F;en&#x017F;it ultorem. Alia<lb/>
ab immundo &#x017F;piritu correpta cecidit, laniavit dentibus linguam.<lb/>
Ip&#x017F;a &#x017F;ui carnifex extitit, nec diu &#x017F;upere&#x017F;&#x017F;e potuit, doloribus ven-<lb/>
tris &amp; vi&#x017F;cerum cruciata. Marchant. hort. pa&#x017F;tor. ex Baron.<lb/>
tom. 10. Annal. ann. Domini 868. hæc refert: Tempore Adria-<lb/>
ni II. Pontif. cum Lotharius Gallorum Rex Romam profectus<lb/>
honorificè ab illo fui&#x017F;&#x017F;et exceptus, interrogat&#xA770; e&#x017F;t, an Waldradam<lb/>
adulteram &amp; pellicem &#x017F;uam juxta præceptum Nicolai Pontificis<lb/>
&amp; juramentum præ&#x017F;titum à &#x017F;e rejeci&#x017F;&#x017F;et? Affirmante id ip&#x017F;o</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">pro-</hi> </fw><lb/>
          </quote>
        </cit>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0411] Predigt. Ey/ moͤchte jemand ſagen/ was martert man doch die Kirch mit ſol- chen Streittigkeiten/ ein jeder ſehe fuͤr ſich/ wie er es wuͤrdiglich empfahe/ was gehen uns die drauſſen an; ſo kom̃t zwar auffgezogen ſpiritus Cal- vini ἐπιχαιρέκακος, durch Maſſonium, der ſchreibet part. 3. p. 209. Soll man ſich dann um die Gottloſen ſo hefftig bekuͤmmern/ und alſo die Kirch GOttes unruhig machen? Et pag. 241. Was ge- hen uns die jenigen an/ die drauſſen ſind? Jſts nicht gnug/ daß wir durch Chriſtum erloͤßt/ gerecht/ heilig und ſelig gemacht ſeind? Chriſtliche Hertzen gedencken viel anders/ erinnern ſich ihres Biſchofflichen Ampts/ quilibet homo alterius Epiſcopus eſſe debet, und wuͤnſchen ex συγχαιροσ_ῃ verbannet zu ſeyn fuͤr ihre Bruͤder. Ein Vater ſorget fuͤr ſeinen boͤſen Sohn/ ob er durchs Abendmahl zugewin- nen. Sie laſſen ihnen ein Angſt einjagen durch die Exempel deren/ die ſich an GOttes Wolthaten und Geheimnuſſen vergriffen/ und ſchroͤck- lich deßwegen geſtraffet worden/ ſonderlich der Jſraeliten in der Wuͤſten/ an denen Gott kein Gefallen gehabt/ und von Jhm nidergeſchlagen worden: Der Bethſemiten/ 1. Sam. 6. deren auff einen Tag 50000. und 70. Perſonen jaͤmmerlich umkommen/ weil ſie die Bunds-Lade nicht mit gebuͤhrender Reverentz und Andacht/ auß verwegenem Frevel und Allfentzerey/ mit ungewaſchenen Haͤnden zur Unzeit betaſtet/ und mit fuͤrwitzigen Augen angeſchauet/ da dergleichen zu thun bey Leibs- und Lebens-Straff verbotten geweßt/ Num. 4, 15. Judaͤ des Verraͤthers/ dem ſein Tiſch zum Strick worden/ zur Vergeltung und zu einer Falle. Pſalm. 69, 33. und anderer mehr. Cyprianus ſerm. de lapſis. Quædam (inquit) ſacrificantibus nobis, latenter obrepſit, non cibum, ſed gladium ſumens, & velut ve- nena quædam lethalia inter fauces & pectus ſanguinem admit- tens: angi & animâ exæſtuante poſtmodum concludi cœpit, & preſſuram non jam perſecutionis, ſed delicti paſſa, palpitans comedit; quæ fefellerat hominem, DEUM ſenſit ultorem. Alia ab immundo ſpiritu correpta cecidit, laniavit dentibus linguam. Ipſa ſui carnifex extitit, nec diu ſupereſſe potuit, doloribus ven- tris & viſcerum cruciata. Marchant. hort. paſtor. ex Baron. tom. 10. Annal. ann. Domini 868. hæc refert: Tempore Adria- ni II. Pontif. cum Lotharius Gallorum Rex Romam profectus honorificè ab illo fuiſſet exceptus, interrogatꝰ eſt, an Waldradam adulteram & pellicem ſuam juxta præceptum Nicolai Pontificis & juramentum præſtitum à ſe rejeciſſet? Affirmante id ipſo pro-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/411
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/411>, abgerufen am 25.11.2024.