Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. Vater Conon eine geraume Zeit gesäuget/ und das Leben erlängert.Man hat auch wol Exempel/ daß liebhabende Personen einander für Liebe Biß gegeben/ und verwundet/ aber alle diese Liebes-Staffeln über- steiget der höchste Liebes-Gipffel der Liebe JEsu Christi/ daß Er sein Leib zu einer Speiß und sein Blut zu einem Tranck gestifftet. Es ist die Liebe selbs. Tessera consanguinitatis, ein Malzeichen der Blut-Freund- schafft. Dann wie der Sohn GOttes menschliche Natur an sich ge- nommen/ und unsers Fleisches und Bluts theilhafftig worden/ daß Er sich mit uns verbrüderte/ und mit uns in Bluts-Freundschafft geriethe: also auff daß wir auch seine Bluts-Freunde würden/ ists nicht genug an Jhn glauben/ sondern wir müssen auch seines Fleisches und Blutes theilhafftig gemacht/ und also in Jhn einverleibet werden. Wie Maria/ solte sie eine rechte Bluts-Freundin Christi werden/ mußte sie Christum im Hertzen durch den Glauben/ und durch leibliche Emfängnuß unter dem Hertzen tragen. Da Maria die Jungfrau (Verba sunt Lutheri Tom. 3. Jen. p. 362.) Christum Pignus resurrectionis & immortalitatis, ein Pfand der Unsterblich- wohnen Neunter Theil. A a a
Predigt. Vater Conon eine geraume Zeit geſaͤuget/ und das Leben erlaͤngert.Man hat auch wol Exempel/ daß liebhabende Perſonen einander fuͤr Liebe Biß gegeben/ und verwundet/ aber alle dieſe Liebes-Staffeln uͤber- ſteiget der hoͤchſte Liebes-Gipffel der Liebe JEſu Chriſti/ daß Er ſein Leib zu einer Speiß und ſein Blut zu einem Tranck geſtifftet. Es iſt die Liebe ſelbs. Teſſera conſanguinitatis, ein Malzeichen der Blut-Freund- ſchafft. Dann wie der Sohn GOttes menſchliche Natur an ſich ge- nommen/ und unſers Fleiſches und Bluts theilhafftig worden/ daß Er ſich mit uns verbruͤderte/ und mit uns in Bluts-Freundſchafft geriethe: alſo auff daß wir auch ſeine Bluts-Freunde wuͤrden/ iſts nicht genug an Jhn glauben/ ſondern wir muͤſſen auch ſeines Fleiſches und Blutes theilhafftig gemacht/ und alſo in Jhn einverleibet werden. Wie Maria/ ſolte ſie eine rechte Bluts-Freundin Chriſti werden/ mußte ſie Chriſtum im Hertzen durch den Glauben/ und durch leibliche Emfaͤngnuß unter dem Hertzen tragen. Da Maria die Jungfrau (Verba ſunt Lutheri Tom. 3. Jen. p. 362.) Chriſtum Pignus reſurrectionis & immortalitatis, ein Pfand der Unſterblich- wohnen Neunter Theil. A a a
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Predigt.
Vater Conon eine geraume Zeit geſaͤuget/ und das Leben erlaͤngert.
Man hat auch wol Exempel/ daß liebhabende Perſonen einander fuͤr
Liebe Biß gegeben/ und verwundet/ aber alle dieſe Liebes-Staffeln uͤber-
ſteiget der hoͤchſte Liebes-Gipffel der Liebe JEſu Chriſti/ daß Er ſein Leib
zu einer Speiß und ſein Blut zu einem Tranck geſtifftet. Es iſt die Liebe
ſelbs. Teſſera conſanguinitatis, ein Malzeichen der Blut-Freund-
ſchafft. Dann wie der Sohn GOttes menſchliche Natur an ſich ge-
nommen/ und unſers Fleiſches und Bluts theilhafftig worden/ daß Er
ſich mit uns verbruͤderte/ und mit uns in Bluts-Freundſchafft geriethe:
alſo auff daß wir auch ſeine Bluts-Freunde wuͤrden/ iſts nicht genug an
Jhn glauben/ ſondern wir muͤſſen auch ſeines Fleiſches und Blutes
theilhafftig gemacht/ und alſo in Jhn einverleibet werden. Wie Maria/
ſolte ſie eine rechte Bluts-Freundin Chriſti werden/ mußte ſie Chriſtum
im Hertzen durch den Glauben/ und durch leibliche Emfaͤngnuß unter
dem Hertzen tragen.
Da Maria die Jungfrau (Verba ſunt Lutheri Tom. 3. Jen. p. 362.) Chriſtum
empfieng/ und gebar/ da war Chriſtus ja ein recht leiblich ſichtbarlich
Menſch/ und nicht allein ein geiſtlich Weſen/ noch empfieng und gebar ſie
Jhn auch geiſtlich/ wie ſo? Alſo/ ſie glaubte dem Wort des Engels/ da ſie
ſolte ſchwanger werden und geberen. Mit demſelbigen Glauben in des
Engels Wort empfieng und gebar ſie im Hertzen Chriſtum geiſtlich/ zu-
gleich da ſie in ihrem Leibe empfieng und gebar leiblich. Denn wo ſie
nicht haͤtte Chriſtum in ihrem Hertzen empfangen geiſtlich/ haͤtte ſie Jhn
nimmermehr empfangen leiblich. Wiewol GOtt haͤtte moͤgen von ihrem
Leibe machen Chriſtus Leib/ in ihrem Schlaff ohn ihr Wiſſen/ wie Er
Heva von Adam macht/ aber da waͤre ſie nicht ſeine Mutter worden/ gleich-
wie Adam nicht Heva Mutter iſt.
Pignus reſurrectionis & immortalitatis, ein Pfand der Unſterblich-
keit/ und kuͤnfftigen Aufferſtehung. Dieſe Speiß iſt dem Todten-Biß
im Paradiß entgegen geſetzt. Hie iſt der Baum des Lebens. Satietatis
complementum, nach dem was David ſagt/ die Elenden werden eſ-
ſen und ſatt werden/ Pſ. 22, 27. ja truncken werden von den rei-
chen Guͤtern des Hauſes GOttes/ und mit Wolluſt getraͤn-
cket als mit einem Strom. Pſalm. 36, 9. Wann die Koͤnigin von
reich Arabia gleich lang Salomons Herꝛligkeit geſehen/ hatte ſie es doch
nicht contentirt/ aber die Mahlzeit/ da er ſie gaſtirt/ in welcher ſie warge-
nommen der Speiß fuͤr ſeinem Tiſch. 1. Reg. 10, 5. die vergnuͤgte ihr Ge-
muͤth. Alſo auch hie. Diß iſt der Vorſchmack/ dort ſoll die Fuͤlle folgen.
Darauß leicht abzunemmen/ was einem glaubigen Communicanten bey-
wohnen
Neunter Theil. A a a
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/389>, abgerufen am 16.02.2025. |