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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
vini speciebus instituit, & Apostolis tradidit, non tamen illa institutio
& traditio eo tendunt, ut omnes Christiani fideles, statuto Domini,
ad utramque speciem accipiendam astringantur.
Obwol Christus
der HErr im letsten Abendmahl diß hochwürdige Sacrament
unter der Gestalt Brods und Weins eingesetzt/ und den Apo-
steln gegeben/ so geht doch diese Einsatzung und Uberreichung
nicht dahin/ daß alle und jede Glaubige in Christo/ Krafft der
Einsatzung Christi/ das Abendmahl in beeder Gestalt empfan-
gen müßten.
Et cap. 3. Quamvis Redemptor noster in suprema illa
coena hoc Sacramentum in duabus speciebus instituerit & Apostolis
tradiderit, tamen fatendum esse, etiam sub altera tantum specie totum
atque integrum Christum, verumque Sacramentum sumi, ac propter-
ea quod ad fructum attinet, nulla gratia ad salutem necessaria eos de-
fraudari, qui unam speciem solam accipiunt.
Ob schon unser Er-
löser im letsten Abendmahl dieses Sacrament unter beeder Ge-
stalt eingesetzt/ und den Aposteln überreicht/ so müsse man doch
bekennen/ daß auch allein unter einer Gestalt der gantze Chri-
stus/ und das warhafftige Sacrament empfangen werde/ und
deßwegen/ was dessen Frucht anlangt/ die jenige/ die es nur
unter einer Gestalt gemessen/ um keine zur Seligkeit nöthige
Gnaden-Gab gebracht und betrogen werden.
Welchem
Wolffs-Geheul hernach alle andere Wölff nachgeheult/ Bellarminus,
Becanus,
und andere Helffers-Helffer habens mit aller Macht behau-
ptet. Massen solches alles auß benamsten Historien und Büchern so klar
und offenbar/ als die Sonn am Himmel ist.

Was sollen wir aber auß dem Handel machen? wie sollen wir dem
Kind einen Namen geben? wie können wir nun diesen Abzug und Ent-
ziehung des Kelchs und gesegneten Weins und Bluts Christi/ in statu
definitivo
anders täuffen als ein Sacrilegium? Scheinet zwar eine har-
te Anklag und grosse Injuri zu seyn. Dann wer kan leiden daß man ihn
eines Diebstals überzeugt? Aber wir wollens heiter und klar an Tag
thun. Es heisset ja Sacrilegium und Kirchen-Raub so viel/ als rei sa-
crae toti Ecclesiae communis, thesauri publici interversio monopolica,
invito Domino proprietario & usufructuario.
Wie der peculatus
anders nichts/ als boni communis, ac eatenus alieni surreptio, wann
man den gemeinen Seckel bestihlt/ und damit unter dem Hütel spielt.
Qui calicem sacrum e loco vel sacro vel non sacro surripit, proprie di-
ctum sacrilegium committit,
Wer einen geweyheten Kelch/ er sey

in
X x iij

Predigt.
vini ſpeciebus inſtituit, & Apoſtolis tradidit, non tamen illa inſtitutio
& traditio eò tendunt, ut omnes Chriſtiani fideles, ſtatuto Domini,
ad utramque ſpeciem accipiendam aſtringantur.
Obwol Chriſtus
der HErꝛ im letſten Abendmahl diß hochwuͤrdige Sacrament
unter der Geſtalt Brods und Weins eingeſetzt/ und den Apo-
ſteln gegeben/ ſo geht doch dieſe Einſatzung und Uberreichung
nicht dahin/ daß alle und jede Glaubige in Chriſto/ Krafft der
Einſatzung Chriſti/ das Abendmahl in beeder Geſtalt empfan-
gen muͤßten.
Et cap. 3. Quamvis Redemptor noſter in ſupremâ illâ
cœna hoc Sacramentum in duabus ſpeciebus inſtituerit & Apoſtolis
tradiderit, tamen fatendum eſſe, etiam ſub alterâ tantùm ſpecie totum
atque integrum Chriſtum, verumque Sacramentum ſumi, ac propter-
ea quod ad fructum attinet, nullâ gratiâ ad ſalutem neceſſariâ eos de-
fraudari, qui unam ſpeciem ſolam accipiunt.
Ob ſchon unſer Er-
loͤſer im letſten Abendmahl dieſes Sacrament unter beeder Ge-
ſtalt eingeſetzt/ und den Apoſteln uͤberreicht/ ſo muͤſſe man doch
bekennen/ daß auch allein unter einer Geſtalt der gantze Chri-
ſtus/ und das warhafftige Sacrament empfangen werde/ und
deßwegen/ was deſſen Frucht anlangt/ die jenige/ die es nur
unter einer Geſtalt gemeſſen/ um keine zur Seligkeit noͤthige
Gnaden-Gab gebracht und betrogen werden.
Welchem
Wolffs-Geheul hernach alle andere Woͤlff nachgeheult/ Bellarminus,
Becanus,
und andere Helffers-Helffer habens mit aller Macht behau-
ptet. Maſſen ſolches alles auß benamſten Hiſtorien und Buͤchern ſo klar
und offenbar/ als die Sonn am Himmel iſt.

Was ſollen wir aber auß dem Handel machen? wie ſollen wir dem
Kind einen Namen geben? wie koͤnnen wir nun dieſen Abzug und Ent-
ziehung des Kelchs und geſegneten Weins und Bluts Chriſti/ in ſtatu
definitivo
anders taͤuffen als ein Sacrilegium? Scheinet zwar eine har-
te Anklag und groſſe Injuri zu ſeyn. Dann wer kan leiden daß man ihn
eines Diebſtals uͤberzeugt? Aber wir wollens heiter und klar an Tag
thun. Es heiſſet ja Sacrilegium und Kirchen-Raub ſo viel/ als rei ſa-
cræ toti Eccleſiæ communis, theſauri publici interverſio monopolica,
invito Domino proprietario & uſufructuario.
Wie der peculatus
anders nichts/ als boni communis, ac eatenus alieni ſurreptio, wann
man den gemeinen Seckel beſtihlt/ und damit unter dem Huͤtel ſpielt.
Qui calicem ſacrum è loco vel ſacro vel non ſacro ſurripit, propriè di-
ctum ſacrilegium committit,
Wer einen geweyheten Kelch/ er ſey

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[349/0369] Predigt. vini ſpeciebus inſtituit, & Apoſtolis tradidit, non tamen illa inſtitutio & traditio eò tendunt, ut omnes Chriſtiani fideles, ſtatuto Domini, ad utramque ſpeciem accipiendam aſtringantur. Obwol Chriſtus der HErꝛ im letſten Abendmahl diß hochwuͤrdige Sacrament unter der Geſtalt Brods und Weins eingeſetzt/ und den Apo- ſteln gegeben/ ſo geht doch dieſe Einſatzung und Uberreichung nicht dahin/ daß alle und jede Glaubige in Chriſto/ Krafft der Einſatzung Chriſti/ das Abendmahl in beeder Geſtalt empfan- gen muͤßten. Et cap. 3. Quamvis Redemptor noſter in ſupremâ illâ cœna hoc Sacramentum in duabus ſpeciebus inſtituerit & Apoſtolis tradiderit, tamen fatendum eſſe, etiam ſub alterâ tantùm ſpecie totum atque integrum Chriſtum, verumque Sacramentum ſumi, ac propter- ea quod ad fructum attinet, nullâ gratiâ ad ſalutem neceſſariâ eos de- fraudari, qui unam ſpeciem ſolam accipiunt. Ob ſchon unſer Er- loͤſer im letſten Abendmahl dieſes Sacrament unter beeder Ge- ſtalt eingeſetzt/ und den Apoſteln uͤberreicht/ ſo muͤſſe man doch bekennen/ daß auch allein unter einer Geſtalt der gantze Chri- ſtus/ und das warhafftige Sacrament empfangen werde/ und deßwegen/ was deſſen Frucht anlangt/ die jenige/ die es nur unter einer Geſtalt gemeſſen/ um keine zur Seligkeit noͤthige Gnaden-Gab gebracht und betrogen werden. Welchem Wolffs-Geheul hernach alle andere Woͤlff nachgeheult/ Bellarminus, Becanus, und andere Helffers-Helffer habens mit aller Macht behau- ptet. Maſſen ſolches alles auß benamſten Hiſtorien und Buͤchern ſo klar und offenbar/ als die Sonn am Himmel iſt. Was ſollen wir aber auß dem Handel machen? wie ſollen wir dem Kind einen Namen geben? wie koͤnnen wir nun dieſen Abzug und Ent- ziehung des Kelchs und geſegneten Weins und Bluts Chriſti/ in ſtatu definitivo anders taͤuffen als ein Sacrilegium? Scheinet zwar eine har- te Anklag und groſſe Injuri zu ſeyn. Dann wer kan leiden daß man ihn eines Diebſtals uͤberzeugt? Aber wir wollens heiter und klar an Tag thun. Es heiſſet ja Sacrilegium und Kirchen-Raub ſo viel/ als rei ſa- cræ toti Eccleſiæ communis, theſauri publici interverſio monopolica, invito Domino proprietario & uſufructuario. Wie der peculatus anders nichts/ als boni communis, ac eatenus alieni ſurreptio, wann man den gemeinen Seckel beſtihlt/ und damit unter dem Huͤtel ſpielt. Qui calicem ſacrum è loco vel ſacro vel non ſacro ſurripit, propriè di- ctum ſacrilegium committit, Wer einen geweyheten Kelch/ er ſey in X x iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/369>, abgerufen am 25.11.2024.