Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Fünffzehende Ende der Welt außzutheilen. Er war hospes philanthropos, ein freundli-licher/ leutseliger Herr/ der von keiner prosopolepsi weiß/ es ist ihm ei- ner wie der ander/ in seinem Reich/ was anlangt seine Gnaden-Gaben/ und Gutthaten/ und hat weder Mann noch Weib/ weder Lay noch Cleri- cus, einige praerogativ für dem andern; Er ladet zum Sacramentlichen Mahl ein zu der Zeit/ da Er in den grösten Flammen der Liebe gestanden/ und dieselbe seinen Jüngern und uns allen zum Exempel der Nachfolg fürgemahlt; Er ladet ein in dem Verstand der dianoiai kai eugnomos[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]en, seu aequiprudentiam admittirt/ daß wann Er noch lebte/ und von uns könte gefragt werden/ ob er auch wolte/ daß vom Genuß seines Bluts auß dem Sacramentlichen Kelch einiger Mensch solte außgeschlossen wer- den/ gewißlich mit Nein antworten würde. Weil nun dem allem also/ hat Er ja in dem Wort/ Alle/ nicht allein seine Jünger/ sondern die gantze Kirch/ und allgemeinen Hauffen der werthen Christenheit geeinet und ge- meinet. 4. Auß Christi als des Gastgebers Zweck und End- Ursach/ so da ist die Vergebung der Sünden/ als welche der fürnemste Kern und Stern/ Safft und Krafft/ Sonn und Kron/ wie des gantzen Evangelij/ also auch dieses Sacraments: Trincket alle darauß/ sagt Christus Matth. 26, 26, 28. touto gar, eben darum/ weil es vergossen zu Ver- gebung der Sünden. Hinc argumentum, Omne bibendum hoc fine, zu dem Ende/ Frucht und Nutz/ Zweck und Ziel/ promission und Verheis- sung/ daß man davon habe die Vergebung der Sünden/ das dienet zur Vergebung der Sünden/ die Niessung des Sacramentlichen Kelchs hat solchen Zweck/ Frucht/ Nutzen/ Verheissung/ etc. E. dienet sie zur Verge- bung der Sünden. Gleichwie wann ein Medicus sagte: Nimm hin diesen Artzney-Tranck/ und trincke/ das ist eine neue Artzney zur Heilung deines Fiebers/ so könte man ja nicht anders gedencken/ als es seye dieses der ei- nige und fürnemste Zweck der Artzney/ nemlich das Fieber zu vertreiben. Also wann auch Christus sagt: Trincket alle darauß/ dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut/ das für euch und für viel vergossen wird zur Vergebung der Sünden/ so kan ja nie- mand/ der sanae mentis und gesunden Verstands/ anders gedencken/ als Christus habe diß Sacrament eingesetzet nicht für die gesunden/ sondern für die Verwundeten und Krancken/ und daß es fürnemlich gewidmet sey zu Trost/ Heyl und Cur der blöden und bösen Gewissen. Worauß weiter fließt: Wen der Zweck/ Nutz und Frucht der Niessung des Sacramentli- lichen Kelchs trifft und angehet/ den gehet auch der Anspruch Christi an: Trincket alle darauß. Nun ist das exagonion, ausser allem Streit/ ge- wiß/
Die Fuͤnffzehende Ende der Welt außzutheilen. Er war hoſpes ϕιλάνθρωπος, ein freundli-licher/ leutſeliger Herr/ der von keiner proſopolepſi weiß/ es iſt ihm ei- ner wie der ander/ in ſeinem Reich/ was anlangt ſeine Gnaden-Gaben/ und Gutthaten/ und hat weder Mann noch Weib/ weder Lay noch Cleri- cus, einige prærogativ fuͤr dem andern; Er ladet zum Sacramentlichen Mahl ein zu der Zeit/ da Er in den groͤſten Flammen der Liebe geſtanden/ und dieſelbe ſeinen Juͤngern und uns allen zum Exempel der Nachfolg fuͤrgemahlt; Er ladet ein in dem Verſtand der διάνοιαι καὶ ἐυγνωμοσ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ην, ſeu æquiprudentiam admittirt/ daß wann Er noch lebte/ und von uns koͤnte gefragt werden/ ob er auch wolte/ daß vom Genuß ſeines Bluts auß dem Sacramentlichen Kelch einiger Menſch ſolte außgeſchloſſen wer- den/ gewißlich mit Nein antworten wuͤrde. Weil nun dem allem alſo/ hat Er ja in dem Wort/ Alle/ nicht allein ſeine Juͤnger/ ſondern die gantze Kirch/ und allgemeinen Hauffen der werthen Chriſtenheit geeinet und ge- meinet. 4. Auß Chriſti als des Gaſtgebers Zweck und End- Urſach/ ſo da iſt die Vergebung der Suͤnden/ als welche der fuͤrnemſte Kern und Stern/ Safft und Krafft/ Sonn und Kron/ wie des gantzen Evangelij/ alſo auch dieſes Sacraments: Trincket alle darauß/ ſagt Chriſtus Matth. 26, 26, 28. τοῦτο γὰρ, eben darum/ weil es vergoſſen zu Ver- gebung der Suͤnden. Hinc argumentum, Omne bibendum hoc fine, zu dem Ende/ Frucht und Nutz/ Zweck und Ziel/ promiſſion und Verheiſ- ſung/ daß man davon habe die Vergebung der Suͤnden/ das dienet zur Vergebung der Suͤnden/ die Nieſſung des Sacramentlichen Kelchs hat ſolchen Zweck/ Frucht/ Nutzen/ Verheiſſung/ ꝛc. E. dienet ſie zur Verge- bung der Suͤnden. Gleichwie wann ein Medicus ſagte: Nim̃ hin dieſen Artzney-Tranck/ und trincke/ das iſt eine neue Artzney zur Heilung deines Fiebers/ ſo koͤnte man ja nicht anders gedencken/ als es ſeye dieſes der ei- nige und fuͤrnemſte Zweck der Artzney/ nemlich das Fieber zu vertreiben. Alſo wann auch Chriſtus ſagt: Trincket alle darauß/ dieſer Kelch iſt das Neue Teſtament in meinem Blut/ das fuͤr euch und fuͤr viel vergoſſen wird zur Vergebung der Suͤnden/ ſo kan ja nie- mand/ der ſanæ mentis und geſunden Verſtands/ anders gedencken/ als Chriſtus habe diß Sacrament eingeſetzet nicht fuͤr die geſunden/ ſondern fuͤr die Verwundeten und Krancken/ und daß es fuͤrnemlich gewidmet ſey zu Troſt/ Heyl und Cur der bloͤden und boͤſen Gewiſſen. Worauß weiter fließt: Wen der Zweck/ Nutz und Frucht der Nieſſung des Sacramentli- lichen Kelchs trifft und angehet/ den gehet auch der Anſpruch Chriſti an: Trincket alle darauß. Nun iſt das ἐξαγώνιον, auſſer allem Streit/ ge- wiß/
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Die Fuͤnffzehende
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ner wie der ander/ in ſeinem Reich/ was anlangt ſeine Gnaden-Gaben/
und Gutthaten/ und hat weder Mann noch Weib/ weder Lay noch Cleri-
cus, einige prærogativ fuͤr dem andern; Er ladet zum Sacramentlichen
Mahl ein zu der Zeit/ da Er in den groͤſten Flammen der Liebe geſtanden/
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fuͤrgemahlt; Er ladet ein in dem Verſtand der διάνοιαι καὶ ἐυγνωμοσ_ην,
ſeu æquiprudentiam admittirt/ daß wann Er noch lebte/ und von uns
koͤnte gefragt werden/ ob er auch wolte/ daß vom Genuß ſeines Bluts auß
dem Sacramentlichen Kelch einiger Menſch ſolte außgeſchloſſen wer-
den/ gewißlich mit Nein antworten wuͤrde. Weil nun dem allem alſo/ hat
Er ja in dem Wort/ Alle/ nicht allein ſeine Juͤnger/ ſondern die gantze
Kirch/ und allgemeinen Hauffen der werthen Chriſtenheit geeinet und ge-
meinet. 4. Auß Chriſti als des Gaſtgebers Zweck und End-
Urſach/ ſo da iſt die Vergebung der Suͤnden/ als welche der fuͤrnemſte
Kern und Stern/ Safft und Krafft/ Sonn und Kron/ wie des gantzen
Evangelij/ alſo auch dieſes Sacraments: Trincket alle darauß/ ſagt
Chriſtus Matth. 26, 26, 28. τοῦτο γὰρ, eben darum/ weil es vergoſſen zu Ver-
gebung der Suͤnden. Hinc argumentum, Omne bibendum hoc fine,
zu dem Ende/ Frucht und Nutz/ Zweck und Ziel/ promiſſion und Verheiſ-
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Vergebung der Suͤnden/ die Nieſſung des Sacramentlichen Kelchs hat
ſolchen Zweck/ Frucht/ Nutzen/ Verheiſſung/ ꝛc. E. dienet ſie zur Verge-
bung der Suͤnden. Gleichwie wann ein Medicus ſagte: Nim̃ hin dieſen
Artzney-Tranck/ und trincke/ das iſt eine neue Artzney zur Heilung deines
Fiebers/ ſo koͤnte man ja nicht anders gedencken/ als es ſeye dieſes der ei-
nige und fuͤrnemſte Zweck der Artzney/ nemlich das Fieber zu vertreiben.
Alſo wann auch Chriſtus ſagt: Trincket alle darauß/ dieſer Kelch
iſt das Neue Teſtament in meinem Blut/ das fuͤr euch und fuͤr
viel vergoſſen wird zur Vergebung der Suͤnden/ ſo kan ja nie-
mand/ der ſanæ mentis und geſunden Verſtands/ anders gedencken/ als
Chriſtus habe diß Sacrament eingeſetzet nicht fuͤr die geſunden/ ſondern
fuͤr die Verwundeten und Krancken/ und daß es fuͤrnemlich gewidmet ſey
zu Troſt/ Heyl und Cur der bloͤden und boͤſen Gewiſſen. Worauß weiter
fließt: Wen der Zweck/ Nutz und Frucht der Nieſſung des Sacramentli-
lichen Kelchs trifft und angehet/ den gehet auch der Anſpruch Chriſti an:
Trincket alle darauß. Nun iſt das ἐξαγώνιον, auſſer allem Streit/ ge-
wiß/
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