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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Willen GOttes seind wir geheiliget/ Einmal geschehen durch
das Opffer des Leibs JEsu Christi/ und ein jeglicher Priester
ist eingesetzet/ daß er alle Tag Gottesdienst pflege/ und offt-
mals einerley Opffer thue/ welche nimmermehr können die
Sünde abnemmen. Dieser aber/ da Er hat Ein Opffer für
die Sünde geopffert/ das ewiglich gilt/ sitzet Er nun zur
Rechten GOttes. Dann mit einem Opffer hat Er in Ewig-
keit vollendet/ die geheiliget werden.
Womit dann Paulus nicht
nur andeutet die Jahre/ sondern auch die perfection, wie das Wort
auch anderswo gebraucht wird. Hebr. 6, 4. Ep. Jud. . 3. Bellarminus
aber halt Paulo obstat, es sey reiterabile, welchem wollen wir nun glau-
ben? Paulo oder Bellarmino? warhafftig so wenig als zwo Sonnen am
Himmel seyn und stehen können/ eben so wenig/ ja viel weniger zwey
Opffer in dem Gnaden-Himmel.

II. Paradigma praestigiatorium, ein pur lauter Gauckel-Spiel/
da man mit den armen Layen den Cuntzen fpielt. Es wird ihm fürgebil-
det/ es seye sacrificium propitiatorium, ein Versöhn-Opffer. Was sagt
aber Paulus Hebr. 9, 22. Ohne Blutvergiessen geschicht keine
Vergebung.
Darum/ entweder vergießt der Priester Blut in der
Messe/ oder nicht/ so das erste; ist er ein Sacrilegus, ein Christ-Mörder/

Bresser. de Consc. p. 730. Si fluit sanguis ex hostia vel imagine percussa, aut
pugione confossa, quasi apertis vulnere venis Christi, id tantum exhibetur
ad significandam gravitatem istius peccati, similem illi, quo Christus vere
vulneraretur.

so nicht; so ist es kein Versöhn-Opffer. Es gemahnt mich eben an die
Comödi/ da man den Haman henckt/ oder dem Goliath den Kopff ab-
haut. Es seind praestigiae, und Gauckeleyen/ sacrificium panis pro cor-
pore Christi,
das Opffer des Brods der Vergebung der Sünden. da
es doch nichts anders ist/ als ein pur lauter Brod/ Victima inanima, so
pflegens die Marckt-Schreyer zu machen/ die quid pro quo verkauffen/
ein Bäsen-Reisel in Seiden einwickeln/ für ein köstliche Wurtzel zum
Zahnwehe. Ita mundus vult decipi. Alles ums Geld/ der vermeinte
Leib Christi wird nach dem Exempel Judä ums Geld verkaufft/ da gehet
es dann/ kupffern Geld/ kupffern Seel-Meß. Meß-Netz ist des Römi-
schen Fischers Gelt-Netz allezeit geweßt. Ein Gauckelspiel und Blen-
derey/ weil es coena monopolica. Wäre es nicht ein unleidentlich Ge-
spött/ wann einer wie Heliogabalus Gäst ladete/ setzte sich an Tisch/ esse

und
R r 2

Predigt.
Willen GOttes ſeind wir geheiliget/ Einmal geſchehen durch
das Opffer des Leibs JEſu Chriſti/ und ein jeglicher Prieſter
iſt eingeſetzet/ daß er alle Tag Gottesdienſt pflege/ und offt-
mals einerley Opffer thue/ welche nimmermehr koͤnnen die
Suͤnde abnemmen. Dieſer aber/ da Er hat Ein Opffer fuͤr
die Suͤnde geopffert/ das ewiglich gilt/ ſitzet Er nun zur
Rechten GOttes. Dann mit einem Opffer hat Er in Ewig-
keit vollendet/ die geheiliget werden.
Womit dann Paulus nicht
nur andeutet die Jahre/ ſondern auch die perfection, wie das Wort
auch anderswo gebraucht wird. Hebr. 6, 4. Ep. Jud. ꝟ. 3. Bellarminus
aber halt Paulo obſtat, es ſey reiterabile, welchem wollen wir nun glau-
ben? Paulo oder Bellarmino? warhafftig ſo wenig als zwo Sonnen am
Himmel ſeyn und ſtehen koͤnnen/ eben ſo wenig/ ja viel weniger zwey
Opffer in dem Gnaden-Himmel.

II. Paradigma præſtigiatorium, ein pur lauter Gauckel-Spiel/
da man mit den armen Layen den Cuntzen fpielt. Es wird ihm fuͤrgebil-
det/ es ſeye ſacrificium propitiatorium, ein Verſoͤhn-Opffer. Was ſagt
aber Paulus Hebr. 9, 22. Ohne Blutvergieſſen geſchicht keine
Vergebung.
Darum/ entweder vergießt der Prieſter Blut in der
Meſſe/ oder nicht/ ſo das erſte; iſt er ein Sacrilegus, ein Chriſt-Moͤrder/

Breſſer. de Conſc. p. 730. Si fluit ſanguis ex hoſtia vel imagine percuſſa, aut
pugione confoſſa, quaſi apertis vulnere venis Chriſti, id tantum exhibetur
ad ſignificandam gravitatem iſtius peccati, ſimilem illi, quo Chriſtus verè
vulneraretur.

ſo nicht; ſo iſt es kein Verſoͤhn-Opffer. Es gemahnt mich eben an die
Comoͤdi/ da man den Haman henckt/ oder dem Goliath den Kopff ab-
haut. Es ſeind præſtigiæ, und Gauckeleyen/ ſacrificium panis pro cor-
pore Chriſti,
das Opffer des Brods der Vergebung der Suͤnden. da
es doch nichts anders iſt/ als ein pur lauter Brod/ Victima inanima, ſo
pflegens die Marckt-Schreyer zu machen/ die quid pro quo verkauffen/
ein Baͤſen-Reiſel in Seiden einwickeln/ fuͤr ein koͤſtliche Wurtzel zum
Zahnwehe. Ita mundus vult decipi. Alles ums Geld/ der vermeinte
Leib Chriſti wird nach dem Exempel Judaͤ ums Geld verkaufft/ da gehet
es dann/ kupffern Geld/ kupffern Seel-Meß. Meß-Netz iſt des Roͤmi-
ſchen Fiſchers Gelt-Netz allezeit geweßt. Ein Gauckelſpiel und Blen-
derey/ weil es cœna monopolica. Waͤre es nicht ein unleidentlich Ge-
ſpoͤtt/ wann einer wie Heliogabalus Gaͤſt ladete/ ſetzte ſich an Tiſch/ eſſe

und
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[315/0335] Predigt. Willen GOttes ſeind wir geheiliget/ Einmal geſchehen durch das Opffer des Leibs JEſu Chriſti/ und ein jeglicher Prieſter iſt eingeſetzet/ daß er alle Tag Gottesdienſt pflege/ und offt- mals einerley Opffer thue/ welche nimmermehr koͤnnen die Suͤnde abnemmen. Dieſer aber/ da Er hat Ein Opffer fuͤr die Suͤnde geopffert/ das ewiglich gilt/ ſitzet Er nun zur Rechten GOttes. Dann mit einem Opffer hat Er in Ewig- keit vollendet/ die geheiliget werden. Womit dann Paulus nicht nur andeutet die Jahre/ ſondern auch die perfection, wie das Wort auch anderswo gebraucht wird. Hebr. 6, 4. Ep. Jud. ꝟ. 3. Bellarminus aber halt Paulo obſtat, es ſey reiterabile, welchem wollen wir nun glau- ben? Paulo oder Bellarmino? warhafftig ſo wenig als zwo Sonnen am Himmel ſeyn und ſtehen koͤnnen/ eben ſo wenig/ ja viel weniger zwey Opffer in dem Gnaden-Himmel. II. Paradigma præſtigiatorium, ein pur lauter Gauckel-Spiel/ da man mit den armen Layen den Cuntzen fpielt. Es wird ihm fuͤrgebil- det/ es ſeye ſacrificium propitiatorium, ein Verſoͤhn-Opffer. Was ſagt aber Paulus Hebr. 9, 22. Ohne Blutvergieſſen geſchicht keine Vergebung. Darum/ entweder vergießt der Prieſter Blut in der Meſſe/ oder nicht/ ſo das erſte; iſt er ein Sacrilegus, ein Chriſt-Moͤrder/ Breſſer. de Conſc. p. 730. Si fluit ſanguis ex hoſtia vel imagine percuſſa, aut pugione confoſſa, quaſi apertis vulnere venis Chriſti, id tantum exhibetur ad ſignificandam gravitatem iſtius peccati, ſimilem illi, quo Chriſtus verè vulneraretur. ſo nicht; ſo iſt es kein Verſoͤhn-Opffer. Es gemahnt mich eben an die Comoͤdi/ da man den Haman henckt/ oder dem Goliath den Kopff ab- haut. Es ſeind præſtigiæ, und Gauckeleyen/ ſacrificium panis pro cor- pore Chriſti, das Opffer des Brods der Vergebung der Suͤnden. da es doch nichts anders iſt/ als ein pur lauter Brod/ Victima inanima, ſo pflegens die Marckt-Schreyer zu machen/ die quid pro quo verkauffen/ ein Baͤſen-Reiſel in Seiden einwickeln/ fuͤr ein koͤſtliche Wurtzel zum Zahnwehe. Ita mundus vult decipi. Alles ums Geld/ der vermeinte Leib Chriſti wird nach dem Exempel Judaͤ ums Geld verkaufft/ da gehet es dann/ kupffern Geld/ kupffern Seel-Meß. Meß-Netz iſt des Roͤmi- ſchen Fiſchers Gelt-Netz allezeit geweßt. Ein Gauckelſpiel und Blen- derey/ weil es cœna monopolica. Waͤre es nicht ein unleidentlich Ge- ſpoͤtt/ wann einer wie Heliogabalus Gaͤſt ladete/ ſetzte ſich an Tiſch/ eſſe und R r 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/335>, abgerufen am 24.11.2024.