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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
ardentissimae charitatis, in quo ipse DEUS sacri amoris, Christus JE-
sus seipsum ut victimam transfert, & consumit ad honorem Patris?
Renovat enim heic totum charitatis ignem flagrantissimum, quo ejus
cor unquam vel in coena amoris externi extrema scena, vel in cruce
igniti amoris exaestuante fornace, vel in tota simul vita exarsit.
Das
allervollkommenste Brand-Opffer der feurigen Liebe/ da der
keusche Liebes-GOtt/ JEsus Christus/ sich selbst als ein
Opffer dargibt/ und zu Ehren seines Himmlischen Vaters
auffopffert. Dann hie zündet Er von neuem an das flammen-
de Liebes-Feur/ damit Er jemal entweder im H. Abendmahl/
als in der letsten äusserlichen Liebes-Handlung/ oder am
Creutz/ als der feurigen Liebe feurigen Glut/ oder in seinem
gantzen Leben gegen uns entbrandt.
Erectio scalae mysticae, quae
quotidie nobis praesto est, sacrificio mediante, ut ad coelestia ascenda-
mus: & angeli sunt heic ascendentes & descendentes, ut vota nostra
ad DEUM ferant, & dona referant.
Die Auffrichtung der geist-
lichen Himmels-Leiter/ so täglich/ vermittelst dieses Opffers/
für uns stehet/ daß wir Himmel an steigen können: hie seind
die auff- und absteigende Engel/ daß sie unsere Seuffzer/
Wunsch und Begierde für GOtt bringen/ und nachmalen
mit Gaben uns erscheinen und erfreuen.
Wann nun der arme
Lay solche Elogia höret/ sperret er das Maul auff/ hälts für das gröste
Heiligthum/ für das beste Morgen-Gebet/ das unum necessarium, an
dem alles gelegen/ höher als alle Predigten. Summa/ man hält im
Pabstum so viel auff die Messe/ daß dieselbe wol anima Papatus mag ge-
nennet werden/ und mancher ehe seine Seele fahren ließ/ als die Messe.

Wann wir aber diß vermeinte grosse Heiligthum gegen dem klaren
Liecht der himmlischen Warheit halten/ wird sichs befinden/ daß es kein
Heiligthum/ sondern ein Höllenthum/ Greuel und Scheusal sey/ ein
Spott und Hohn/ dem Sohn GOttes angethan. Wir wollen es al-
les heiter erweisen. Es ist I. Paradigma blasphemum, kein gemeiner
Spott/ sondern eine schnöde Gottes- und Christ-Lästerung/ dadurch
Christus gemacht wird 1. Salvator miser, ein elender Heyland/ der
Menschen-Hülff begierig/ für den der Meß-Pfaff beten/ den die Engel
als Eliam oder Lazari Seel in Himmel tragen müssen/ dann so lautet
der Canon, ut hostiam oblatam, hostiam puram, hostiam sanctam,

hostiam
Neunter Theil. R r

Predigt.
ardentiſſimæ charitatis, in quo ipſe DEUS ſacri amoris, Chriſtus JE-
ſus ſeipſum ut victimam transfert, & conſumit ad honorem Patris?
Renovat enim hîc totum charitatis ignem flagrantiſſimum, quo ejus
cor unquam vel in cœna amoris externi extrema ſcena, vel in cruce
igniti amoris exæſtuante fornace, vel in tota ſimul vita exarſit.
Das
allervollkommenſte Brand-Opffer der feurigen Liebe/ da der
keuſche Liebes-GOtt/ JEſus Chriſtus/ ſich ſelbſt als ein
Opffer dargibt/ und zu Ehren ſeines Himmliſchen Vaters
auffopffert. Dann hie zuͤndet Er von neuem an das flammen-
de Liebes-Feur/ damit Er jemal entweder im H. Abendmahl/
als in der letſten aͤuſſerlichen Liebes-Handlung/ oder am
Creutz/ als der feurigen Liebe feurigen Glut/ oder in ſeinem
gantzen Leben gegen uns entbrandt.
Erectio ſcalæ myſticæ, quæ
quotidiè nobis præſtò eſt, ſacrificio mediante, ut ad cœleſtia aſcenda-
mus: & angeli ſunt hîc aſcendentes & deſcendentes, ut vota noſtra
ad DEUM ferant, & dona referant.
Die Auffrichtung der geiſt-
lichen Himmels-Leiter/ ſo taͤglich/ vermittelſt dieſes Opffers/
fuͤr uns ſtehet/ daß wir Himmel an ſteigen koͤnnen: hie ſeind
die auff- und abſteigende Engel/ daß ſie unſere Seuffzer/
Wunſch und Begierde fuͤr GOtt bringen/ und nachmalen
mit Gaben uns erſcheinen und erfreuen.
Wann nun der arme
Lay ſolche Elogia hoͤret/ ſperret er das Maul auff/ haͤlts fuͤr das groͤſte
Heiligthum/ fuͤr das beſte Morgen-Gebet/ das unum neceſſarium, an
dem alles gelegen/ hoͤher als alle Predigten. Summa/ man haͤlt im
Pabſtum ſo viel auff die Meſſe/ daß dieſelbe wol anima Papatus mag ge-
nennet werden/ und mancher ehe ſeine Seele fahren ließ/ als die Meſſe.

Wann wir aber diß vermeinte groſſe Heiligthum gegen dem klaren
Liecht der himmliſchen Warheit halten/ wird ſichs befinden/ daß es kein
Heiligthum/ ſondern ein Hoͤllenthum/ Greuel und Scheuſal ſey/ ein
Spott und Hohn/ dem Sohn GOttes angethan. Wir wollen es al-
les heiter erweiſen. Es iſt I. Paradigma blaſphemum, kein gemeiner
Spott/ ſondern eine ſchnoͤde Gottes- und Chriſt-Laͤſterung/ dadurch
Chriſtus gemacht wird 1. Salvator miſer, ein elender Heyland/ der
Menſchen-Huͤlff begierig/ fuͤr den der Meß-Pfaff beten/ den die Engel
als Eliam oder Lazari Seel in Himmel tragen muͤſſen/ dann ſo lautet
der Canon, ut hoſtiam oblatam, hoſtiam puram, hoſtiam ſanctam,

hoſtiam
Neunter Theil. R r
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[313/0333] Predigt. ardentiſſimæ charitatis, in quo ipſe DEUS ſacri amoris, Chriſtus JE- ſus ſeipſum ut victimam transfert, & conſumit ad honorem Patris? Renovat enim hîc totum charitatis ignem flagrantiſſimum, quo ejus cor unquam vel in cœna amoris externi extrema ſcena, vel in cruce igniti amoris exæſtuante fornace, vel in tota ſimul vita exarſit. Das allervollkommenſte Brand-Opffer der feurigen Liebe/ da der keuſche Liebes-GOtt/ JEſus Chriſtus/ ſich ſelbſt als ein Opffer dargibt/ und zu Ehren ſeines Himmliſchen Vaters auffopffert. Dann hie zuͤndet Er von neuem an das flammen- de Liebes-Feur/ damit Er jemal entweder im H. Abendmahl/ als in der letſten aͤuſſerlichen Liebes-Handlung/ oder am Creutz/ als der feurigen Liebe feurigen Glut/ oder in ſeinem gantzen Leben gegen uns entbrandt. Erectio ſcalæ myſticæ, quæ quotidiè nobis præſtò eſt, ſacrificio mediante, ut ad cœleſtia aſcenda- mus: & angeli ſunt hîc aſcendentes & deſcendentes, ut vota noſtra ad DEUM ferant, & dona referant. Die Auffrichtung der geiſt- lichen Himmels-Leiter/ ſo taͤglich/ vermittelſt dieſes Opffers/ fuͤr uns ſtehet/ daß wir Himmel an ſteigen koͤnnen: hie ſeind die auff- und abſteigende Engel/ daß ſie unſere Seuffzer/ Wunſch und Begierde fuͤr GOtt bringen/ und nachmalen mit Gaben uns erſcheinen und erfreuen. Wann nun der arme Lay ſolche Elogia hoͤret/ ſperret er das Maul auff/ haͤlts fuͤr das groͤſte Heiligthum/ fuͤr das beſte Morgen-Gebet/ das unum neceſſarium, an dem alles gelegen/ hoͤher als alle Predigten. Summa/ man haͤlt im Pabſtum ſo viel auff die Meſſe/ daß dieſelbe wol anima Papatus mag ge- nennet werden/ und mancher ehe ſeine Seele fahren ließ/ als die Meſſe. Wann wir aber diß vermeinte groſſe Heiligthum gegen dem klaren Liecht der himmliſchen Warheit halten/ wird ſichs befinden/ daß es kein Heiligthum/ ſondern ein Hoͤllenthum/ Greuel und Scheuſal ſey/ ein Spott und Hohn/ dem Sohn GOttes angethan. Wir wollen es al- les heiter erweiſen. Es iſt I. Paradigma blaſphemum, kein gemeiner Spott/ ſondern eine ſchnoͤde Gottes- und Chriſt-Laͤſterung/ dadurch Chriſtus gemacht wird 1. Salvator miſer, ein elender Heyland/ der Menſchen-Huͤlff begierig/ fuͤr den der Meß-Pfaff beten/ den die Engel als Eliam oder Lazari Seel in Himmel tragen muͤſſen/ dann ſo lautet der Canon, ut hoſtiam oblatam, hoſtiam puram, hoſtiam ſanctam, hoſtiam Neunter Theil. R r

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/333>, abgerufen am 24.11.2024.