Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. den Tod seines Sohns/ das thut Gott hie auch/ wer sich dadurch nichtwil bewegen lassen/ dessen Hertz ist härter als ein Diamant/ und ist durch nichts als durch das höllische Feur zu erweichen. Jst der beste Weg fromm zu machen/ die Straffen und Dräuungen thuns nicht/ Forcht ist nicht in der Liebe/ ist der Liebe Gifft. In charitate und hertzlicher Liebe gegen jederman/ dieweil wir alle eines Bluts theilhafftig werden/ und also consanguinei seyn/ massen es nicht die rechte Art der Liebe/ wann sie nur in den Schrancken der leiblichen Bluts-Freundschafft bleibet/ wie- wol das gar eine barbarische Boßheit wäre/ wann einer carnem carnis, die Seinen nicht wolte versorgen; Sondern die sich auch erstreckt auff deinen Feind/ der mit den Augen auff dich funckelt/ das heißt noch lang kein Liebe/ daß ein Mensch zween oder drey außerwehlt/ die ihm gefallen/ und sonst niemand/ auch nicht die Schalcks-Liebe/ Politische Liebe/ Hoff- Liebe/ Augen-Liebe/ Hunds-Liebe/ Sirenen-Liebe/ Huren-Liebe/ quae dat sine mente sonos & sine corde manus. Weil aber die rechte Christli- che Lieb in unsern Kräfften nicht stehet/ so laßt uns inniglich zu Gott ruffen und seufftzen:
Die Eylffte Predigt/ Von Dem Blut Christi/ als dem Blut des Neuen Testaments. GEliebte in Christo. Es ist ein uhralter Brauch bey nem Neunter Theil. M m
Predigt. den Tod ſeines Sohns/ das thut Gott hie auch/ wer ſich dadurch nichtwil bewegen laſſen/ deſſen Hertz iſt haͤrter als ein Diamant/ und iſt durch nichts als durch das hoͤlliſche Feur zu erweichen. Jſt der beſte Weg fromm zu machen/ die Straffen und Draͤuungen thuns nicht/ Forcht iſt nicht in der Liebe/ iſt der Liebe Gifft. In charitate und hertzlicher Liebe gegen jederman/ dieweil wir alle eines Bluts theilhafftig werden/ und alſo conſanguinei ſeyn/ maſſen es nicht die rechte Art der Liebe/ wann ſie nur in den Schrancken der leiblichen Bluts-Freundſchafft bleibet/ wie- wol das gar eine barbariſche Boßheit waͤre/ wann einer carnem carnis, die Seinen nicht wolte verſorgen; Sondern die ſich auch erſtreckt auff deinen Feind/ der mit den Augen auff dich funckelt/ das heißt noch lang kein Liebe/ daß ein Menſch zween oder drey außerwehlt/ die ihm gefallen/ und ſonſt niemand/ auch nicht die Schalcks-Liebe/ Politiſche Liebe/ Hoff- Liebe/ Augen-Liebe/ Hunds-Liebe/ Sirenen-Liebe/ Huren-Liebe/ quæ dat ſine mente ſonos & ſine corde manus. Weil aber die rechte Chriſtli- che Lieb in unſern Kraͤfften nicht ſtehet/ ſo laßt uns inniglich zu Gott ruffen und ſeufftzen:
Die Eylffte Predigt/ Von Dem Blut Chriſti/ als dem Blut des Neuen Teſtaments. GEliebte in Chriſto. Es iſt ein uhralter Brauch bey nem Neunter Theil. M m
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Predigt.
den Tod ſeines Sohns/ das thut Gott hie auch/ wer ſich dadurch nicht
wil bewegen laſſen/ deſſen Hertz iſt haͤrter als ein Diamant/ und iſt durch
nichts als durch das hoͤlliſche Feur zu erweichen. Jſt der beſte Weg
fromm zu machen/ die Straffen und Draͤuungen thuns nicht/ Forcht
iſt nicht in der Liebe/ iſt der Liebe Gifft. In charitate und hertzlicher Liebe
gegen jederman/ dieweil wir alle eines Bluts theilhafftig werden/ und
alſo conſanguinei ſeyn/ maſſen es nicht die rechte Art der Liebe/ wann ſie
nur in den Schrancken der leiblichen Bluts-Freundſchafft bleibet/ wie-
wol das gar eine barbariſche Boßheit waͤre/ wann einer carnem carnis,
die Seinen nicht wolte verſorgen; Sondern die ſich auch erſtreckt auff
deinen Feind/ der mit den Augen auff dich funckelt/ das heißt noch lang
kein Liebe/ daß ein Menſch zween oder drey außerwehlt/ die ihm gefallen/
und ſonſt niemand/ auch nicht die Schalcks-Liebe/ Politiſche Liebe/ Hoff-
Liebe/ Augen-Liebe/ Hunds-Liebe/ Sirenen-Liebe/ Huren-Liebe/ quæ dat
ſine mente ſonos & ſine corde manus. Weil aber die rechte Chriſtli-
che Lieb in unſern Kraͤfften nicht ſtehet/ ſo laßt uns inniglich zu Gott
ruffen und ſeufftzen:
Sollen auch mein Werck dich preiſen/
Und mein Glaube ſeyn bezeugt/
Meim Naͤchſten viel Lieb beweiſen.
Ach mein Fleiſch ſich aber beugt!
Waͤrm/ O HErꝛ/ die kalte Lieb/
Laͤutere meine Wercke truͤb/
Brauch dir mich/ GOtt/ nach deim G’fallen/
Daß ich nutzlich ſeyn moͤg allen. Amen.
Die Eylffte Predigt/
Von
Dem Blut Chriſti/ als dem Blut des
Neuen Teſtaments.
GEliebte in Chriſto. Es iſt ein uhralter Brauch bey
den Heydniſchen Voͤlckern geweßt/ indem ſie ihre confœdera-
tiones, Buͤndnuſſen/ und derſelben Waͤhrung mit vergoſſe-
nem
Neunter Theil. M m
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/293>, abgerufen am 24.02.2025. |