Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Neunte und stolpert/ wer aber im Geist truncken wird/ der ist fest inChristo eingewurtzelt und gegründet/ derowegen es wol eine herrliche Trunckenheit/ die eine Nüchterkeit des Gemüths würcket. August. in Psalm. 35. Cum accepta fuerit illa ineffabilis lae- titia, perit quodammodo humana mens, & inebriatur ab ubertate domus DEI. Wann die unaußsprechliche Freudigkeit des Geistes in dem Menschen erwecket/ und angezündet wird/ so erstirbt in seiner maaß das menschliche Hertz/ und wird trun- cken von den reichen Gütern des Hauses GOttes. II. Quoad assensum sigillum, gleichwie es ein sigillum favoris III. Quoad fiduciam organum. Ein kräfftiges Werckzeug dancke
Die Neunte und ſtolpert/ wer aber im Geiſt truncken wird/ der iſt feſt inChriſto eingewurtzelt und gegruͤndet/ derowegen es wol eine herꝛliche Trunckenheit/ die eine Nuͤchterkeit des Gemuͤths wuͤrcket. Auguſt. in Pſalm. 35. Cum accepta fuerit illa ineffabilis læ- titia, perit quodammodo humana mens, & inebriatur ab ubertate domus DEI. Wann die unaußſprechliche Freudigkeit des Geiſtes in dem Menſchen erwecket/ und angezuͤndet wird/ ſo erſtirbt in ſeiner maaß das menſchliche Hertz/ und wird trun- cken von den reichen Guͤtern des Hauſes GOttes. II. Quoad aſſenſum ſigillum, gleichwie es ein ſigillum favoris III. Quoad fiduciam organum. Ein kraͤfftiges Werckzeug dancke
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0276" n="256"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Neunte</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">und ſtolpert/ wer aber im Geiſt truncken wird/ der iſt feſt in<lb/> Chriſto eingewurtzelt und gegruͤndet/ derowegen es wol eine<lb/> herꝛliche Trunckenheit/ die eine Nuͤchterkeit des Gemuͤths<lb/> wuͤrcket.</hi> <hi rendition="#aq">Auguſt. in Pſalm. 35. Cum accepta fuerit illa ineffabilis læ-<lb/> titia, perit quodammodo humana mens, & inebriatur ab ubertate<lb/> domus DEI.</hi> <hi rendition="#fr">Wann die unaußſprechliche Freudigkeit des<lb/> Geiſtes in dem Menſchen erwecket/ und angezuͤndet wird/ ſo<lb/> erſtirbt in ſeiner maaß das menſchliche Hertz/ und wird trun-<lb/> cken von den reichen Guͤtern des Hauſes GOttes.</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II</hi>. Quoad aſſenſum ſigillum,</hi> gleichwie es ein <hi rendition="#aq">ſigillum favoris<lb/> Regii,</hi> wann Pharaonis Schencken getraͤumet/ wie er den Becher Pha-<lb/> rao in ſeiner Hand haͤtte/ die Beer naͤhme/ und ſie in dem Becher zer-<lb/> truckte/ und dem Pharao den Becher in ſeine Hand gebe. Das war/<lb/> ſag ich/ ein Siegel Koͤniglicher Gnade/ maſſen es Joſeph der <hi rendition="#aq">Onirocrit</hi><lb/> alſo außgelegt/ <hi rendition="#fr">uͤber drey Tag wird Pharao dein Haupt erhe-<lb/> ben/ und dich wieder an dein Ampt ſtellen/ daß du ihm den<lb/> Becher in die Hand gebeſt/ nach der vorigen weiſe/ da du ſein<lb/> Schencke wareſt.</hi> <hi rendition="#aq">Gen.</hi> 40, 13. Alſo/ ſo gewiß du den Kelch empfan-<lb/> geſt/ ſo gewiß auch das Blut/ und damit lauter Huld/ Gnad und Ver-<lb/> gebung der Suͤnden/ aller vorigen Suͤnde iſt vergeſſen/ es ſoll ihr in<lb/> Ewigkeit nicht mehr gedacht werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III</hi>. Quoad fiduciam organum.</hi> Ein kraͤfftiges Werckzeug<lb/> und Mittel das Vertrauen zu erwecken und zu ſtaͤrcken. Ey ſprichſtu/<lb/> bevorab die mit der Miltz-Kranckheit behafftet/ ich empfinde aber derglei-<lb/> chen nichts/ ich gehe zu/ der Glaub bleibt einen weg ſchwach als den an-<lb/> dern: Jch bin vielleicht ein <hi rendition="#aq">reprobus?</hi> Antwort/ es iſt nicht noͤthig/<lb/> daß du ihn empfindeſt/ <hi rendition="#k">Gott</hi> hat ihm neben dieſem Kelch auch den<lb/> Creutz-Kelch fuͤrbehalten/ der Sohn GOttes hat ſelbs darauff nichts<lb/> empfunden/ als Schrecken und Zorn GOttes. Es ſind zween Weg<lb/> das Hertz zu verſichern/ <hi rendition="#aq">à priori,</hi> und auß dem unfehlbaren Wort GOt-<lb/> tes/ wann demnach der Diener GOttes im H. Abendmahl das Brod<lb/> und den Kelch abſonderlich reicht und ſagt: das iſt der Leib fuͤr dich da-<lb/> hin gegeben; das iſt das Blut fuͤr dich vergoſſen/ glaubſtu das nicht/ ſo<lb/> ſtraffſtu <hi rendition="#k">Gott</hi> Lugen/ glaubſtu aber/ es ſey wahr und nit erlogen/ was der<lb/> Prediger ſagt/ ſo haſt du den Glauben/ dann das iſt der Glaub/ der verſie-<lb/> gelt daß <hi rendition="#k">Go</hi>tt warhafftig iſt; Kanſtu aber auch ein <hi rendition="#aq">regreſſum demonſtra-<lb/> tivum</hi> machen/ und <hi rendition="#aq">à poſteriori</hi> den Glauben fuͤhlen und empfinden/ ſo<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dancke</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0276]
Die Neunte
und ſtolpert/ wer aber im Geiſt truncken wird/ der iſt feſt in
Chriſto eingewurtzelt und gegruͤndet/ derowegen es wol eine
herꝛliche Trunckenheit/ die eine Nuͤchterkeit des Gemuͤths
wuͤrcket. Auguſt. in Pſalm. 35. Cum accepta fuerit illa ineffabilis læ-
titia, perit quodammodo humana mens, & inebriatur ab ubertate
domus DEI. Wann die unaußſprechliche Freudigkeit des
Geiſtes in dem Menſchen erwecket/ und angezuͤndet wird/ ſo
erſtirbt in ſeiner maaß das menſchliche Hertz/ und wird trun-
cken von den reichen Guͤtern des Hauſes GOttes.
II. Quoad aſſenſum ſigillum, gleichwie es ein ſigillum favoris
Regii, wann Pharaonis Schencken getraͤumet/ wie er den Becher Pha-
rao in ſeiner Hand haͤtte/ die Beer naͤhme/ und ſie in dem Becher zer-
truckte/ und dem Pharao den Becher in ſeine Hand gebe. Das war/
ſag ich/ ein Siegel Koͤniglicher Gnade/ maſſen es Joſeph der Onirocrit
alſo außgelegt/ uͤber drey Tag wird Pharao dein Haupt erhe-
ben/ und dich wieder an dein Ampt ſtellen/ daß du ihm den
Becher in die Hand gebeſt/ nach der vorigen weiſe/ da du ſein
Schencke wareſt. Gen. 40, 13. Alſo/ ſo gewiß du den Kelch empfan-
geſt/ ſo gewiß auch das Blut/ und damit lauter Huld/ Gnad und Ver-
gebung der Suͤnden/ aller vorigen Suͤnde iſt vergeſſen/ es ſoll ihr in
Ewigkeit nicht mehr gedacht werden.
III. Quoad fiduciam organum. Ein kraͤfftiges Werckzeug
und Mittel das Vertrauen zu erwecken und zu ſtaͤrcken. Ey ſprichſtu/
bevorab die mit der Miltz-Kranckheit behafftet/ ich empfinde aber derglei-
chen nichts/ ich gehe zu/ der Glaub bleibt einen weg ſchwach als den an-
dern: Jch bin vielleicht ein reprobus? Antwort/ es iſt nicht noͤthig/
daß du ihn empfindeſt/ Gott hat ihm neben dieſem Kelch auch den
Creutz-Kelch fuͤrbehalten/ der Sohn GOttes hat ſelbs darauff nichts
empfunden/ als Schrecken und Zorn GOttes. Es ſind zween Weg
das Hertz zu verſichern/ à priori, und auß dem unfehlbaren Wort GOt-
tes/ wann demnach der Diener GOttes im H. Abendmahl das Brod
und den Kelch abſonderlich reicht und ſagt: das iſt der Leib fuͤr dich da-
hin gegeben; das iſt das Blut fuͤr dich vergoſſen/ glaubſtu das nicht/ ſo
ſtraffſtu Gott Lugen/ glaubſtu aber/ es ſey wahr und nit erlogen/ was der
Prediger ſagt/ ſo haſt du den Glauben/ dann das iſt der Glaub/ der verſie-
gelt daß Gott warhafftig iſt; Kanſtu aber auch ein regreſſum demonſtra-
tivum machen/ und à poſteriori den Glauben fuͤhlen und empfinden/ ſo
dancke
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/276 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/276>, abgerufen am 16.07.2024. |