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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
davon zu bringen/ dann also lautet die himmlische Stimme: Nun ist das
Heyl und die Krafft/ und das Reich/ und die Macht unsers
GOttes/ seines Christus worden/ weil der verworffen ist/ der
sie verklaget Tag und Nacht für GOtt/ und sie haben ihn
überwunden durch des Lamms Blut.
Apoc. 12. 10. 11. Es ist aber
auch ein Ehr- und Lust-Wein. Wie nun dieser den Menschen erfreuet
und frölich machet/ Jotham führet ihn per prosopopoeiam also redend
ein: Soll ich meinen Most lassen/ der Götter und Menschen
frölich macht?
David sagt Psal. 104, 15. Du lässest Graß wachsen
für das Vieh/ etc. daß du das Brod auß der Erden bringest/
und daß der Wein erfreue des Menschen Hertz.
Syrach stimmet
mit zu: Der Wein ist geschaffen daß er den Menschen frölich
soll machen/ der Wein zur Nothdurfft getruncken erfreuet Leib
und Seel.
Syr. 31, 34. 35. Wie er verbindet und verbrüdert/ massen beym
Wein die meisten Brüderschafften gemacht werden. Wie er endlich
gantz truncken macht: Also hat das Blut Christi eben solche Krafft und
Stärcke. Hie Nectar immortalitatis, der rechte Götter-Tranck/ GOt-
tes eigen Blut/ der Götter und Menschen frölich macht/ wer diesen
Tranck recht kostet/ und zu sich nimmt/ der tantzet vor geistlichen Freuden/
wie David für der Bunds-Lade/ sein Geist erhebet sich/ wie der Geist
Mariä/ er hupffet wie Johannes für Freuden in Mutterleib/ er ist ver-
zuckt wie Paulus/ er ist in Gott versenckt/ er weiß vor Freuden nicht
was er redet/ wie Petrus auff dem H. Berge bey der Verklärung/ daß er
wol mit David rühmen kan: Mein Haupt thustu mir salben mit deinem
Geist der Freuden-Oel/ und schenck est voll ein meiner Seel/ deiner geist-
lichen Freuden. Es verbrüdert uns Christen alle unter- und miteinan-
der: Wir sind alle/ sagt Paulus 1. Cor. 12, 13. durch einen Geist zu
einem Leib getaufft/ wir seyen Juden oder Griechen/ Knechte
oder Freyen/ und sind alle zu einem Geist geträncket.
Es ver-
ursacht eine geistliche Trunckenheit. Hinweg mit der Unfläterey der
Sauff-Brüder/ und Helden im Wein zu sauffen/ die manchmal Gesund-
heit/ Hirn und Leber/ ja Leib und Seel versauffen/ und das Podagra an
den Hals sauffen/ Weib und Kind an den Bettel-Stab bringen/ hie
wird ein andere Trunckenheit verstanden. Ambrosius l. 5. de Sacram. 3.
Vino qui inebriatur, vacillat & titubat: spiritu qui inebriatur radica-
tus est in Christo, & ideo praeclara ebrietas, quae sobrietatem mentis
operatur.
das ist: Wer vom Wein truncken wird/ der wancket/

und

Predigt.
davon zu bringen/ dann alſo lautet die him̃liſche Stimme: Nun iſt das
Heyl und die Krafft/ und das Reich/ und die Macht unſers
GOttes/ ſeines Chriſtus worden/ weil der verworffen iſt/ der
ſie verklaget Tag und Nacht fuͤr GOtt/ und ſie haben ihn
uͤberwunden durch des Lamms Blut.
Apoc. 12. 10. 11. Es iſt aber
auch ein Ehr- und Luſt-Wein. Wie nun dieſer den Menſchen erfreuet
und froͤlich machet/ Jotham fuͤhret ihn per proſopopœïam alſo redend
ein: Soll ich meinen Moſt laſſen/ der Goͤtter und Menſchen
froͤlich macht?
David ſagt Pſal. 104, 15. Du laͤſſeſt Graß wachſen
fuͤr das Vieh/ ꝛc. daß du das Brod auß der Erden bringeſt/
und daß der Wein erfreue des Menſchen Hertz.
Syrach ſtimmet
mit zu: Der Wein iſt geſchaffen daß er den Menſchen froͤlich
ſoll machen/ der Wein zur Nothdurfft getruncken erfreuet Leib
und Seel.
Syr. 31, 34. 35. Wie er verbindet und verbruͤdert/ maſſen beym
Wein die meiſten Bruͤderſchafften gemacht werden. Wie er endlich
gantz truncken macht: Alſo hat das Blut Chriſti eben ſolche Krafft und
Staͤrcke. Hie Nectar immortalitatis, der rechte Goͤtter-Tranck/ GOt-
tes eigen Blut/ der Goͤtter und Menſchen froͤlich macht/ wer dieſen
Tranck recht koſtet/ und zu ſich nim̃t/ der tantzet vor geiſtlichen Freuden/
wie David fuͤr der Bunds-Lade/ ſein Geiſt erhebet ſich/ wie der Geiſt
Mariaͤ/ er hupffet wie Johannes fuͤr Freuden in Mutterleib/ er iſt ver-
zuckt wie Paulus/ er iſt in Gott verſenckt/ er weiß vor Freuden nicht
was er redet/ wie Petrus auff dem H. Berge bey der Verklaͤrung/ daß er
wol mit David ruͤhmen kan: Mein Haupt thuſtu mir ſalben mit deinem
Geiſt der Freuden-Oel/ und ſchenck eſt voll ein meiner Seel/ deiner geiſt-
lichen Freuden. Es verbruͤdert uns Chriſten alle unter- und miteinan-
der: Wir ſind alle/ ſagt Paulus 1. Cor. 12, 13. durch einen Geiſt zu
einem Leib getaufft/ wir ſeyen Juden oder Griechen/ Knechte
oder Freyen/ und ſind alle zu einem Geiſt getraͤncket.
Es ver-
urſacht eine geiſtliche Trunckenheit. Hinweg mit der Unflaͤterey der
Sauff-Bruͤder/ und Helden im Wein zu ſauffen/ die manchmal Geſund-
heit/ Hirn und Leber/ ja Leib und Seel verſauffen/ und das Podagra an
den Hals ſauffen/ Weib und Kind an den Bettel-Stab bringen/ hie
wird ein andere Trunckenheit verſtanden. Ambroſius l. 5. de Sacram. 3.
Vino qui inebriatur, vacillat & titubat: ſpiritu qui inebriatur radica-
tus eſt in Chriſto, & ideò præclara ebrietas, quæ ſobrietatem mentis
operatur.
das iſt: Wer vom Wein truncken wird/ der wancket/

und
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[255/0275] Predigt. davon zu bringen/ dann alſo lautet die him̃liſche Stimme: Nun iſt das Heyl und die Krafft/ und das Reich/ und die Macht unſers GOttes/ ſeines Chriſtus worden/ weil der verworffen iſt/ der ſie verklaget Tag und Nacht fuͤr GOtt/ und ſie haben ihn uͤberwunden durch des Lamms Blut. Apoc. 12. 10. 11. Es iſt aber auch ein Ehr- und Luſt-Wein. Wie nun dieſer den Menſchen erfreuet und froͤlich machet/ Jotham fuͤhret ihn per proſopopœïam alſo redend ein: Soll ich meinen Moſt laſſen/ der Goͤtter und Menſchen froͤlich macht? David ſagt Pſal. 104, 15. Du laͤſſeſt Graß wachſen fuͤr das Vieh/ ꝛc. daß du das Brod auß der Erden bringeſt/ und daß der Wein erfreue des Menſchen Hertz. Syrach ſtimmet mit zu: Der Wein iſt geſchaffen daß er den Menſchen froͤlich ſoll machen/ der Wein zur Nothdurfft getruncken erfreuet Leib und Seel. Syr. 31, 34. 35. Wie er verbindet und verbruͤdert/ maſſen beym Wein die meiſten Bruͤderſchafften gemacht werden. Wie er endlich gantz truncken macht: Alſo hat das Blut Chriſti eben ſolche Krafft und Staͤrcke. Hie Nectar immortalitatis, der rechte Goͤtter-Tranck/ GOt- tes eigen Blut/ der Goͤtter und Menſchen froͤlich macht/ wer dieſen Tranck recht koſtet/ und zu ſich nim̃t/ der tantzet vor geiſtlichen Freuden/ wie David fuͤr der Bunds-Lade/ ſein Geiſt erhebet ſich/ wie der Geiſt Mariaͤ/ er hupffet wie Johannes fuͤr Freuden in Mutterleib/ er iſt ver- zuckt wie Paulus/ er iſt in Gott verſenckt/ er weiß vor Freuden nicht was er redet/ wie Petrus auff dem H. Berge bey der Verklaͤrung/ daß er wol mit David ruͤhmen kan: Mein Haupt thuſtu mir ſalben mit deinem Geiſt der Freuden-Oel/ und ſchenck eſt voll ein meiner Seel/ deiner geiſt- lichen Freuden. Es verbruͤdert uns Chriſten alle unter- und miteinan- der: Wir ſind alle/ ſagt Paulus 1. Cor. 12, 13. durch einen Geiſt zu einem Leib getaufft/ wir ſeyen Juden oder Griechen/ Knechte oder Freyen/ und ſind alle zu einem Geiſt getraͤncket. Es ver- urſacht eine geiſtliche Trunckenheit. Hinweg mit der Unflaͤterey der Sauff-Bruͤder/ und Helden im Wein zu ſauffen/ die manchmal Geſund- heit/ Hirn und Leber/ ja Leib und Seel verſauffen/ und das Podagra an den Hals ſauffen/ Weib und Kind an den Bettel-Stab bringen/ hie wird ein andere Trunckenheit verſtanden. Ambroſius l. 5. de Sacram. 3. Vino qui inebriatur, vacillat & titubat: ſpiritu qui inebriatur radica- tus eſt in Chriſto, & ideò præclara ebrietas, quæ ſobrietatem mentis operatur. das iſt: Wer vom Wein truncken wird/ der wancket/ und

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/275>, abgerufen am 24.11.2024.